Ernest Hemingway USA Key West
Ernest Hemingway, Bra Saunders und Waldo Peirce auf dem Meer vor Key West, 1928. Photo Credits: Ernest Hemingway Collection of the John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston.

Von Key West brechen Mitte Mai 1928 Ernest Hemingway und ein paar Freunden mit einem Boot auf zu den Marquesas Keys. Die Marquesas Keys sind eine zu Florida gehörende Gruppe aus zehn kleinen unbewohnten Inseln, die etwa 30 Kilometer westlich von Key West liegt. Zur Ausflugstruppe des Schriftstellers gehören der Maler Waldo Peirce und Bill Smith und Bra Saunders aus Key West.

Wenn das Wetter mitspielt, will man weiter zu den Dry Tortugas schippern, die nochmals die gleiche Stecke westlich liegen, eine Bootsstrecke für die man zehn Stunden braucht. Seit einigen Wochen ist Ernest Hemingway wieder in den USA, nach sieben Jahren in Paris. Es hat ihn ans Meer verschlagen, das er so sehr liebt.

Nach den Jahren in Europa hat Ernest Hemingway vor, mit seiner zweiten Frau Pauline am südlichsten Zipfel der USA Wurzeln zu schlagen. Die im achten Monat schwangere Pauline ist zu ihren Eltern nach Piggott in Arkansas gefahren, 2.000 Kilometer mit dem Zug, einen Monat später wird der Sohn Patrick zur Welt kommen.

Das intellektuelle Klima in der Stadt an der Seine hat ihn geprägt, doch nun will der erdige Bursche mit Freunden mal wieder auf den Putz hauen. Der Erfolg seines Erstlings – The Sun Also Rises – zwei Jahre zuvor und sein Durchbruch als Autor stacheln ihn zusätzlich an. Die jungen Männer wollen die unbewohnten Inseln mit ihren weißen Stränden und den Mangroven-Wäldern erkunden und im Golf von Mexiko ausgiebig fischen.

Im Golf lassen sich große Schwertfische, Segelfische, Tarpune und Marline fangen. Der Mob oder the Family, wie Hemingway den Freundeskreis nennt, fischt und abends wird der Fang auf offenem Feuer zubereitet. Dazu gibt es Makrelen und Muschelsalat. Zwei weitere Mitglieder des Mob, Burge Saunders und Charles Thompson, sind mit einem größeren Motorboot nachgekommen und lassen die Männergruppe auf sechs anwachsen.

Die Heimfahrt gestaltet sich dann allerdings schwierig. Die Ausflügler werden von schlechtem Wetter überrascht, ein starkes Sturmtief zieht auf, und alle müssen über Nacht auf den verlassenen Inseln verbleiben. Doch davon lassen sich die Kerle nicht die Laune vermiesen.

Die Freunde machen, fernab der Zivilisation, eine Menge Quatsch. Jenen Unsinn, den Männer halt machen, wenn sie unter sich sind. Besonders der 28-jährige Ernest ist für jeden Spass zu haben. Aufgekratzt toben die Kerle außer Rand und Band umher, voller Übermut drehen die Burschen auf wie auf einem Kindergeburtstag.

Im Adamskostüm setzt er sich eine breite Schildkröten-Schale auf dem Kopf und schnallt sich den Schaft einer Angelrute um das Gemächt. Die Angelrute dient als Phallus, dieser Ernest Miller Hemingway aus Oak Park bei Chicago bleibt der Archetyp für jeden lernwilligen Psychologiestudenten im ersten Semester.

Waldo Peirce schickt das Foto an einen Freund, den Schriftsteller Max Eastman. Der ist zwar ein Gegner von Ernest Hemingway, verehrt ihn allerdings als Autor. Auf der persönlichen Ebene gibt es den einen oder anderen Zwist aus gemeinsamen Pariser Tagen – typische Eifersüchteleien unter männlichen Künstlern. Es geht vor allem um Macho-Allüren, den Stierkampf und Maskulinität. 

Max Eastman wird das Foto aufbewahren und in seinen Memoiren, nach Hemingways Tod, veröffentlichen. Die Widmung zeigt die Ausgelassenheit jener Tage. The great Pescador hiding his light under a but-rest. Der große Angler, schreibt Waldo Peirce an seinen Freund Max auf die Rückseite des Fotos, der sein Licht unter einer ruhenden Rute versteckt.   

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