Während der Sanfermines in Pamplona eilt Ernest Hemingway zum Paseo de Sarasate, einer breiten mit Bäumen gesäumten Allee, dort zur Hausnummer 6, gegenüber vom Monumento a los Fueros. Der US-Autor öffnet die Tür des Las Pocholas, tritt ein und setzt sich im Gasthaus an den gleichen Tisch wie immer, direkt neben dem Eingang, unter die Büste des Namensgebers, des Rey Carlos III El Noble.
In Wirklichkeit heißt das Restaurant an der Prachtstrasse Hostal del Rey Noble, aber jedermann in Pamplona kennt es als Las Pocholas. Seit der Amerikaner aus Chicago das Las Pocholas während seiner zweiten oder den dritten Sanfermines entdeckt hat, ist es neben dem Café Iruña seine Lieblingslokalität in der baskischen Metropole.
Der Schriftsteller setzt sich immer an den Tisch mit der internen Nummerierung 1. Er beobachtete gerne die Leute, die eintraten, erinnern sich die Besitzer Josefina und Conchita Guerendiáin an den berühmten Gast. Ansonsten machte er nicht viel Aufhebens um seine Person, jedenfalls wenn er alleine kam.
Ein anderer Nobler, jener von 1954, fällt in Pamplona noch ein wenig stärker ins Auge als der König. Foto: W. Stock, 2024.
Ein Lokal für besondere Anlässe. Der Schriftsteller und der Stierkämpfer Antonio Ordóñez feiern im Las Pocholas am 10. Juli 1953 bei einem Abendessen einen grandiosen Sieg. Der Torero aus dem andalusischen Ronda hat seinen erlegten Bullen vier Ohren abscheiden dürfen, ein denkwürdiger Tag für einen Matador.
Im Jahr 2000 schließt das Las Pocholas, doch das Luxushotel La Perla schnappt sich kurzerhand die Büste von Carlos III und was sonst nicht niet- und nagelfest ist und lässt es ins Hotel schleppen. Und so darf
Der Amerikaner kennt die Stadt seit seinem Besuch im August 1927, als er und Pauline Nordspanien erkunden und bis nach Santiago de Compostela und La Coruña fahren. Im Sommer 1931 kommt er zurück ins Baskenland. Bilbao is a rich, solid city of great sportsmen and women in which I have numerous friends. So schreibt Ernest Hemingway in The Dangerous Summer. Er habe in dieser reichen und gediegenen Stadt mit den vielen Sportsmännern und Sportsfrauen zahlreiche Freunde.
Bilbao ist in der Tat eine wohlhabende Handelsmetropole an der Küste, mit einem rauen Wetter. Es kann dort, so schreibt Ernest, heiß werden wie in St. Louis am Mississippi. Von allen spanischen Großstädten ist sie wohl die europäischste, mit einer Nähe zu Frankreich. Und dennoch behält diese Kapitale ihr iberisches Flair. Der Schriftsteller aus Chicago mag die Stadt und kann sich gut in ihr bewegen.
Er hat viele Freunde im Baskenland. Juan Duñabeitia, Padre Andrés Untzaín, den Maler José María de Ucelay aus Bermeo. Der Amerikaner ist angetan von der Kultiviertheit der Stadt, Bilbao ist seit jeher ein Fleckchen voller Kunst und Kultur. Architektur und Malerei spielen dort eine große Rolle, heute mehr denn je. Von seinen Tantiemen kauft Hemingway zahlreiche Kunstwerk, er hat auf Finca Vigía eine außerordentliche Collection spanischer Maler an den Wänden hängen.
Am Abend geht der Amerikaner in das lebhafte Stadtviertel Casco Viejo. In den Siete Calles der mittelalterlichen Altstadt finden sich die traditionellen Bars und Restaurants. Die Silhouette der am Nervión gelegenen Markthalle Mercado de la Ribera erinnert an ein Schiff. Die gotische Kathedrale aus dem 14. Jahrhundert wird von zahlreichen Pintxo-Kneipen umklammert. Ernest mag die Fischlokale wie das Victor Montes an der Plaza Nueva.
Demut. Iván Fandiño als Skulptur vor der Plaza in Bilbao. Der baskische Torero stirbt durch eine cornada bei einem Stierkampf 2017 im französischen Aire-sur-l’Adour. Foto: W. Stock, 2024.
Auf seiner Rundreise während der Temporada bucht sich Ernest Mitte August 1959 ins Hotel Carlton von Bilbao ein. Zu jeder Plaza de Toros zieht es ihn wie magisch. Die Stierkampfarena von Bilbao stehe jenen in Pamplona, San Sebastián oder Biarritz in nichts nach. Besonders lobt der Kenner Hemingway die Qualität der Bullen im Baskenland. Antonio wollte seinen Kampf in Bilbao austragen, der schwierigsten Arena in Spanien. Hier sind die Stiere größer, das Publikum strenger und härter.
Der bärtige US-Autor schreibt im Sommer 1959 an seiner üppigen Reportage über das Mano a Mano für die Zeitschrift LIFE. Das Schlusskapitel von The Dangerous Summer spielt in Bilbao. Der Nobelpreisträger wohnt hier dem Zweikampf seines Freundes Antonio Ordoñez mit dem Rivalen Luis Miguel Dominguín bei. Doch in der Arena von Bilbao wird der Kampf kein gutes Ende nehmen.
Die Ernüchterung wird groß, in jeder Hinsicht. Die Ehefrau des von ihm verhassten Diktators, Carmen Polo de Franco, ist Ehrengast in der Arena. Und Luis Miguel Dominguín wird von einem Kampfbullen so blutig aufgespießt, dass der Matador auf dem Notoperationstisch landet. Der Wettkampf ist damit beendet. Und auch für den Gefährlichen Sommer findet Ernest keinen guten Schluß.
Ein Zitat von Ernest Hemingway befindet sich hoch neben dem Eingangsportal der Plaza de Toros von Bilbao. Foto: W. Stock, 2024.
Doch alles kommt an sein Ende. Im Juli 1961 nimmt sich Ernest Hemingway aus dem Leben. Zwei Monate nach seinem Tod macht auch die Arena in Bilbao dicht. Als wolle sie ihm folgen. Im Jahr 1962 eröffnet die neue Plaza de Toros. Dort, direkt links neben dem Eingang, prangt über Kopfhöhe eine Plakette mit einem Zitat des Schriftstellers. Auf Spanisch und auf Baskisch ist dort zu lesen:
Wenn euch die Hitze nicht abschreckt – diese wirklich schwere und dumpfige Hitze aus den Blei- und Zink-Bergwerken – und wenn ihr gewaltige und stattliche Stiere sehen wollt, atemberaubende Tiere, dann solltet ihr nach Bilbao kommen, während der Feria im August.
Jeder, der durch das Hauptportal die Arena betritt, der kommt heute an Ernest Hemingway vorbei. Als ob es ein krampfhaftes Festhalten an bessere Zeiten symbolisieren möchte. Denn dieser Tage ist der Stierkampf in Bilbao eine tote Leiche. Also doppelt hinüber. Die Gegend um die Plaza de Toros sackt beständig ab, das Areal wird nun als Parkplatz genutzt.
Seit 2013 ist das Estadio de San Mamés die Spielstätte des spanischen Spitzenklubs Athletic Bilbao. Foto: C. Stock, 2024.
Ganz anders ein paar hundert Meter weiter, wo sich das futuristische Stadion des Fußballklubs Athletic Bilbao befindet. Jungs bolzen auf dem Vorplatz herum, ein Fußball-Museum lockt und der Merchandising-Shop macht prächtige Umsätze. Hier spielt die Musik, bekommt der Betrachter unbefangen präsentiert, das Stier-Spektakel ist aus der Zeit gefallen.
Zwar kommt der gesamte Stierkampf in Spanien an seinem Schutzpatron aus Chicago nicht vorbei. Die Afionados zwischen Baskenland und Andalusien beten ihn an und lieben ihn, weil er so schön über ihre Passion schreiben konnte. Doch Ernesto liegt seit über 60 Jahren auf dem Dorffriedhof von Ketchum in den Rocky Mountains. Und kriegt nicht mehr mit, wie trostlos das Ende von The Dangerous Summer in Wirklichkeit hätte ausfallen müssen.
Im Juli 1923 machen sich Hemingways Romanfiguren Jake Barnes und Bill Gorton mit dem Bus auf ins ländliche Hinterland von Pamplona, um im Bergbach Irati viele Bachforellen zu angeln. Das Ziel der beiden Freunde: der baskische Marktflecken Burguete. In seinem Erstling Fiesta aus dem Jahr 1926 erzählt der Amerikaner ausführlich über den Ausflug seiner Protagonisten in die Pyrenäen.
Die grüne Ebene dehnte sich. Sie war von Zäunen durchschnitten, und das Weiß der Straße schimmerte zwischen den Stämmen der Doppelreihe von Bäumen, die nach Norden hin die Ebene kreuzte. Als wir ans Ende der Anhöhe kamen, sahen wir die roten Dächer und weißen Häuser von Burguete vor uns in der Ebene aufgereiht und in der Ferne an der Flanke des ersten dunklen Bergs das graue, mit Metall verkleidete Dach des Klosters von Roncesvalles.
Die beiden Freunde finden Unterschlupf im Hotel Burguete, wo Hemingway 1924, 1925 und 1931 absteigt. Es ist einfaches Landgasthaus, heute heißt es Hostal Burguete. Welches Zimmer Hemingway zugewiesen bekommt, lässt sich nicht mehr zweifelsfrei nachvollziehen, zumal das Hotel in den 1930er Jahren aufgestockt worden ist. Es könnte die Kammer mit der Nummer 8 sein, heute ist es die Numero 23. Da Hemingway der einzige Gast gewesen ist, müsste es das beste Zimmer in der oberen Etage, mit Ausblick auf den Pyrenäenkamm gewesen sein.
Aus diesem Raum fällt der Blick auf das weiter nördlich gelegene Dorf Roncesvalles, dessen Augustinerkloster aus dem Jahr 1132 – die Real Colegiata de Santa María – den Pilgern des Camino de Santiago als Rast- und Übernachtungsstation dient. Der Marsch über die Pyrenäenpässe wird von den Jakobspilgern gerne genutzt, um die Küstenroute mit den vielen Flussüberquerungen zu vermeiden. In Roncesvalles laufen gleich drei Wanderstrecken des Jakobswegs zusammen, von hier sind es noch 700 Kilometer bis zur Grabeskirche des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela. Gerne machen die Pilger auch im Hostal Burguete Rast, das 12 Doppelzimmer zur Übernachtung anbietet.
Bunte Landkarten zeigen im Hostal Burguete die Pilgerstrecke von Roncesvalles nach Pamplona, für die man zwei Tage braucht. Foto: W. Stock, 2024.
Marieta, die damalige Besitzerin des Hotel Burguete, beschreibt Hemingway in seinem Roman Fiesta durchaus mit einem feinen Schuss Spott. Heute wird das Hostal in der Calle San Nicolás 71 von Marietas Urenkel Iñaki Urdiduz geleitet. In Hemingways altem Zimmer hängt ein Portrait von ihm. Im Erdgeschoss gibt es ein Klavier, an das sich Bill setzt und spielt, so beschreibt es Ernest in Fiesta.
Wir wuschen uns, zogen Pullover an und gingen nach unten in den Speiseraum. Der hatte einen Steinfußboden, eine niedrige Decke und eichenvertäfelte Wände. Die Fensterläden standen alle offen, und es war so kalt, dass man seinen Atem sehen konnte. (…) In einer Ecke hinter den Holztischen stand ein Klavier, und Bill ging hin und begann zu spielen. „Ich muss mich warm halten“, sagte er.
Fiesta ist in weiten Teilen autobiografisch, wenn auch leicht verfremdet. Jedenfalls ist Ernest Hemingway wirklich in Burguete gewesen ist, allerdings mit Hadley. Wahrscheinlich ist es seine Ehefrau, die das Klavier gespielt hat, sie beherrscht das Instrument seit Jugendtagen. Das Klavier steht noch heute da, im Frühstücksraum mit der dunklen Holztäfelungen. Wenn man die Tastenklappe öffnet, kann man eine Gravur entdecken:
E. Hemingway 25 – 7 – 1923
Höchstselbst habe der Schriftsteller sich mit seinem Namen auf dem Korpus des Klaviers verewigt, sagt Iñaki. Mit einem spitzen Messer, selbst eingeritzt. Bei seinem ersten Besuch im Jahr 1923. Danach sei er nochmals drei weitere Male nach Burguete gekommen und habe im Hostal übernachtet.
Ein wenig scheint der Radiergummi über die letzte Silbe beim Namen Hemingway am Klavier im Hostal Burguete gefahren zu sein.
Doch würde ein Amerikaner das Datum so schreiben? Wohl eher 7 – 25 – 1923. Und dann kommen weitere Zweifel. Ernest erster Besuch in Burguete ist für das Jahr 1924 belegt, mit seiner Ehefrau Hadley und zwei Freunden, dem Journalisten-Kollegen Bill Bird und dem Verleger Robert McAlmon.
Auch kommt einem das Piano aus dem Hostal Burguete wie ein richtiges Wunderding daher. Denn am 25. Juli 1923 ist Ernest Hemingway nachweislich in Paris gewesen. Irgendwie erscheint diese Gravur als ein Werk der Metaphysik. Als der US-Autor Robert F. Burgess das Hostal im Jahr 1997 besucht und die Gravur stolz gezeigt bekommt, reibt er sich verwundert die Augen.
E. Heminway 25 – 7 – 1923
steht da. Da konnte jemand Hemingways Name nicht richtig schreiben, sagt Robert zu Iñaki. Der Name Hemingway ist in der Tat
Ein Lebemann wie Ernest Hemingway ist dafür bekannt, in den besten Hotels abzusteigen. Das Ritz in Paris, das Pera Palace in Konstantinopel oder das Gritti in Venedig. In Pamplona soll seine Wahl auf das Hotel La Perla gefallen sein. Wie könnte es anders auch sein. Majestätisch thront der rechteckige Hotelkomplex auf dem zentralen Platz der Stadt, der Plaza del Castillo.
Das Gran Hotel La Perla verfügt über 44 Zimmer, alle mit kleinem Balkon zur Calle Estafeta oder zum Hauptplatz. Einige Zimmer sind historischen Persönlichkeiten gewidmet, die in ihnen gewohnt haben, wie die Suite, die nach Ernest Hemingway benannt ist. Oder Zimmer, die Orson Welles, die Matadores Manolete und Cayetano Ordóñez, den Maler Ignacio Zuloaga und das Filmgenie Charles Chaplin als Gäste gesehen haben.
Im Jahr 1881 beginnt die Geschichte des La Perla. Es ist das einzige Fünf-Sterne-Hotel in Pamplona. Die privilegierte Lage im Herzen der Stadt macht es zu einem königlichen Wohnzimmer. Elegant steht das Gran Hotel Perla da, in der nordöstlichen Ecke der Plaza del Castillo, klassisch und in zeitloser Architektur. Optisch in klarer Farbe und in der Haltung selbstbewusst.
Das Hotel ist nicht besondern groß und imposant, doch geht der Laufweg der Bullen während der Sanfermines an einer Seite des Hotels vorbei. Foto: W. Stock, April 2024.
Bei den ersten Besuchen reicht das Geld bei den Hemingways nicht für das Luxushotel, erst in späten Jahren soll der dann berühmte Schriftsteller im La Perla das Zimmer mit der Nummer 217 bewohnt haben. Heute trägt nach Renovierungen dieser Raum die Nummer 201. Der Blick vom Balkon geht auf die Calle Estafeta, wo er während der Sanfermines jeden Morgen den Bullenauftrieb beobachten konnte.
Das Hotel La Perla steht nicht am Anfang seiner Aufenthalte in Pamplona. Beim ersten Besuch im Juli 1923 steigen Ernest und Hadley in einer billigen Pension im vierten Stock der Calle Eslava ab, Nummer 5, das Geld sitzt bei dem weitgehend unbekannten Journalisten nicht locker. Ein Jahr später kann das Ehepaar sich das Hotel Quintana leisten – eine Unterkunft der guten Mittelklasse.
Das Gran Hotel La Perla macht nicht viel Aufsehen über seine fünf Sterne. Es ist einfach da, an dem großen Platz in Pamplona. Foto: W. Stock, April 2024.
Auch das Hotel Quintana befindet sich an der Plaza del Castillo. In Hemingways Roman Fiesta heißt die Herberge Hotel Montoya, es gehört Juanito Quintana. Der Hotelbesitzer wird zu einem guten Freund, in seiner Erzählung nennt der Schriftsteller ihn Señor Montoya. In diesem Hotel kommt er auch die nächsten Jahre unter, zu den Sanfermines von 1924, 1925, 1926, 1927, 1929 und im Jahr 1931. Die ehemaligen Hotelzimmer befinden sich über einer Bierklause, von außen sieht alles aus wie damals.
Es ist Juanito Quintana, der den Amerikaner in die Zirkel einführt. Ernest lernt Cayetano Ordóñez kennen, el Niño de la Palma, einen der besten Matadores seiner Zeit. Mit ihm und seinem Sohn Antonio Ordóñez entwickelt Hemingway eine enge Freundschaft. Der US-Autor und Quintana teilen die Begeisterung für den Stierkampf und sind beide politisch auf Linie der liberalen und linken Republik. Später, als es im Jahr 1936 zum Ausbruch des Bürgerkrieges kommt, wird
Zu Anfang seines Besuches in Deutschland lässt Ernest Hemingway es richtig krachen. Er schreibt sich in das beste Haus am Platz ein, in den Frankfurter Hof. Das Einzelzimmer in dem Luxus-Hotel kostet 51.000 Mark pro Nacht. Doch dies ist nicht der Endpreis. Auf dem Zimmer hängt eine Übersicht mit den zusätzlichen Gebühren. Zunächst einmal 40 Prozent Kommunalsteuern, dann 20 Prozent für den Service, dann 8.000 Mark für Heizung. (..) Ich blieb diese eine Nacht und den halben folgenden Tag. Die Rechnung betrug 145.000 Mark.
Als Reporter des Toronto Star ist der Amerikaner Ende März 1923 für zehn Tage nach Deutschland gekommen. Über seine Reise wird der junge Journalist in seiner Zeitung zehn launige Depeschen veröffentlichen. Das Land, das fünf Jahre zuvor einen furchtbaren Krieg verloren hat, leidet unter Reparationsforderungen, Wirtschaftskrisen und einer Hyperinflation. Eine Million Mark ist schnell ausgegeben, so lautet Hemingways Artikel, der am 5. Mai 1923 in der kanadischen Tageszeitung abgedruckt wird.
In Hemingways Artikel erfährt man, dass die Entlohnung eines Gymnasiallehrers bei 200.000 Mark im Monat liegt, damit gehört er zu den Glücklichen in der Weimarer Republik. Scheinbar ein gutes Gehalt. Doch was kriegt man für das Geld? Ein Ei kostet 4.000 Mark. Ein Hemd kostet 85.000 Mark. Weit kommt der Schulmeister mit seinem Salär nicht, es entspricht gerade einmal 10 Dollar. Anderen geht es richtig dreckig.
Der Korrespondent berichtet von einem Hotelbesitzer, der eine gute Saison hinter sich hat. Sämtliche Zimmer sind ausgebucht gewesen, es ist das beste Jahr seiner Geschichte. Doch dann nimmt das Unglück seinen Lauf. Im Oktober begann die Mark zu fallen, und im Dezember reichte das Geld, das wir im Sommer eingenommen hatten, nicht einmal mehr aus, um für die nächste Saison Marmelade und Gelee einzukaufen.
So wie es Verlierer gibt, so gibt es auch Gewinner. Der 23-jährige Journalist aus Chicago zählt sie auf. Exporteure von Rohstoffen zum Beispiel, die ihre Ware für Dollars ins Ausland verkaufen und ihre Arbeiter in Mark bezahlen. Oder Bauern, eh schon Selbstversorger, die darüber hinaus hohe Preise für die Nahrungsmittel verlangen können. Auch Menschen, die Kapital in der Schweiz gebunkert haben, sind fein raus. Und die Banken. Banken sind immer reich. Die Banken sind wie die Regierung. Sie bekommen gutes Geld für schlechtes und sitzen auf dem guten Geld.
Der alleinige Verursacher von Hyperinflation jedoch ist der Staat. Mit dem dauerhaften Anwerfen der Notenpresse vermehrt er den ungedeckten Geldumlauf. Jede Inflation führt zum Ausweichen in Sachwerte und zur Kapitalflucht. Durch die Unsicherheit und wegen des Vertrauensverlustes bleiben
Er hat ein schönes Zuhause. Finca Vigía, für ihn das Paradies auf Erden, dient als Idyll des Rückzugs und der Tollheit zugleich, ein tropischer Garten Eden auf Kuba, der alles bietet, was ein Mann zum glücklich sein so braucht. Ernest Hemingway liebt die Hitze, Klimaanlagen oder Ventilatoren bleiben bei ihm meist ausgeschaltet. Die glutheißen Tropen sind seine Sonnen-Tankstelle für die kühle Welt da draußen.
Für seine Reisen nach Italien und Spanien, für seine Abenteuer und Eskapaden. Die Liste der Länder, die Ernest Hemingway bereist, ist lang. Und zwar wirklich bereist, nicht nur mit dem Finger über den Globus. Mit Haut und Haaren eingetaucht in die fremde Welt. Der Amerikaner aus Chicago hat 21 Jahre auf Kuba gelebt, sieben Jahre in Paris. Italien und Spanien kennt er wie seine Westentasche. Dutzende Länder in Europa hat er kreuz und quer durchstreift. Afrika und Asien hat er besucht für viele Monate.
Seine Erzählungen sind verbrieft. Ernest Hemingway ist kein Autor, der vom Pferd erzählt. Natürlich, ein wenig Aufplustern und Aufblasen. Große Reden schwingen und auf den Putz hauen, auch das
Ernest Hemingway ist kein Literat für den Elfenbeinturm. Ohne Bodenhaftung fühlt sich dieser kernige Naturbursche nicht wohl, ebenso wenig beim Plausch innerhalb der intellektuellen Crème de la Crème. In der Ferne findet er den Balsam für seine Seele, mitten unter bescheidenen Fischern, zünftigen Schankwirten und bodenständigen Ladenbesitzern, in den Restaurants mit den vorzüglichen Speisen. Auf Kuba, vor den Keys, in Barcelona und Andalusien, in Venedig oder Paris.
In den Restaurants schreibt Hemingway und hier findet er seine Themen. Er grübelt nach über die wichtigen Themen seiner Welt: Über die Lust am Leben und über die wahre Liebe. Hier macht er sich ebenso seine Gedanken über das Sterben. Die Liebe, das Leben und der Tod – es sind Herausforderungen, die jeden umtreiben. Und es sind die Themen seiner Bücher. Diese Vertrautheit zum Individuum und zu dessen Nöten mag erklären, warum dieser Nobelpreisträger solch enorme Spuren hinterlassen hat, während man sich an die Namen anderer Nobelkollegen jener Jahre kaum mehr erinnern kann.
Ernest Hemingway, der sich von Freunden gerne Papa rufen lässt, ist nicht unbedingt ein Schreiber für die gebildete Hautevolee. Im Gegenteil. Er geht hinaus in die Welt und hinein in das Leben. Und so tut sich ein beschwingtes Panorama auf vor Ernest Hemingway. Gaumenfreude in allen Variationen, Bier und Wein, ein nie gekanntes Schlaraffenland. Kneipen, Cafés, Bistros, Brasserien, Restaurants. Dazu Pâtisserien und Boulangerien. Speisen und Getränke – besser geht es nicht auf dieser Welt.
Insbesondere wenn man sich vor Augen hält, dass in seiner Heimat in jenen Jahren eine freudlose Prohibition herrscht. Zu zahlreich sind die kulinarischen Versuchungen, denen ein Amerikaner wo auch immer ausgesetzt wird. Doch er baut nicht nur die Lokalitäten auf als Szenerie, vielmehr fügt er sie in aller Selbstverständlichkeit ein in seinen Alltag. All die wunderbaren Orte und Plätze der Lebensfreude werden somit zu Akteuren seiner Erzählungen.
Beispielsweise entwickeln die Kellner in seinen Erzählungen ein Eigenleben, sie werden von diesem Schriftsteller behandelt wie antike Götterboten. In der Kurzgeschichte Ein sauberes, gutbeleuchtetes Café – die Geschichte spielt zwar etwas später in Spanien, ist von der Machart für Hemingway allerdings schlechthin stilbildend – rücken sie mit einem Mal zu Hauptakteuren auf.
Ernest entwickelt ein gutes Gespür für Menschen. Andernorts ein Job für Aushilfen, verfügt ein Garçon in den eleganten Pariser Restaurants und Brasserien über eine Stellung, die von Kultiviertheit und Tradition geprägt ist. Er kleidet sich auch nicht wie vom Flohmarkt, sondern umhegt den Gast in einem weißen Hemd mit Binder, einer Weste und einer Schürze. Diese Gepflogenheit mag
Zum wiederholten Male stolpere ich über einen Ausspruch aus der gewaltigen Zitatentruhe des Ernest Hemingway: Fahren Sie gar nicht erst woanders hin, ich sag‘ es Ihnen, es geht nichts über München. Alles andere in Deutschland ist Zeitverschwendung. Schriftsteller Ernest Hemingway (1899-1961).
So lauten berühmte Sätze, die seit Jahren durch die Gazetten und die Zitatenwelt rauschen. Ernest Hemingway und seine fabelhafte Lobpreisung Münchens. Der spätere Literaturnobelpreisträger sei gefragt worden, so lese ich woanders, welche deutsche Stadt am schönsten sei. München, so die Antwort, es gehe nichts über München. Wow!
Sogar? Ernest Hemingways berühmtes Zitat über München – leider mit einem kleinen Schönheitsfehler.
Im englischen Original lautet die Textstelle: Let me tell you. Do not go anywhere else. Anywhere else in Germany is a waste of time. There is only Munich. Diese honigsüßen Streicheleinheiten besitzen leider einen kleinen Schönheitsfehler. Die Worte gehen zwar auf Ernest Hemingway zurück, jedoch kommen sie nicht aus seinem Mund.
Am 2. Mai 1923 veröffentlicht Hemingway im Toronto Daily Star unter der Überschrift Getting into Germany einen langen Artikel aus Offenburg über seine Reise ins von Inflation und Wirtschaftskrisen geplagte Nachkriegs-Deutschland. Das ganze Land sehe nicht gerade fröhlich aus, so der Eindruck des Europa-Korrespondenten, Germany did not look very cheerful.
Als der junge Journalist im Bahnhof von Kehl auf seinen Zug nach Offenburg wartet, hilft er einer Frau beim Tragen von Paketen mit Hüten. Wörtlich schreibt Ernest Hemingway dann in seinem Artikel: – Geht es auch nach München?, fragte die Dame und puderte sich die Nase. – Nein. Nur Offenburg. – Oh, wie schade. München ist einzigartig. Sind Sie nie da gewesen? – Nein, bisher nicht. – Fahren Sie gar nicht erst woanders hin, ich sag‘ es Ihnen. Alles andere in Deutschland ist Zeitverschwendung. Es geht nichts über München.
Im Dialog mit dem 23-jährigen US-Amerikaner kommt die Würdigung Münchens aus dem Mund der Frau mit den Hut-Paketen. Insofern fällt das Zitat dieser namentlich unbekannten Dame zu, nicht Ernest Hemingway.
München kommt im Leben des späteren Nobelpreisträgers des öfteren vor, obwohl er, so wie es aussieht, niemals dort gewesen ist. In einem Brief an Howell G. Jenkins verrät Ernest Hemingway am 2. Februar 1925, dass er aus der Bergwelt im österreichischen Schruns ohne Visa mit den Ski nach Bayern herunterfahren könne. I’m going up to Munich to do some work, blickt er voraus.
Am 14. Dezember 1925 schreibt er aus dem Hotel Taube in Schruns an seine Mutter Grace in Chicago, man werde sich nach München aufmachen, dort einen Privatflieger mieten, und sich über die Alpen zum Hochplateau der Silvretta fliegen lassen. Das Flugzeug werde von einem berühmten deutschen Jagdflieger geflogen, der Spaß koste 75 Mark. Von oben gehe es dann auf Skiern ins Tal.
Schon als junger Kerl zeigt sich Ernest als ein Meister im Aufplustern und im geografischen Namedropping. Obwohl, wo er recht hat, da hat er recht. München ist die beste deutsche Großstadt. Ein Zugereister, der viel von der Welt gesehen hat, mag es beurteilen können. Und Ernest Hemingway, gerade er, besitzt ein feines Gespür für interessante Orte. Paris, Venedig, Pamplona, Ronda, Key West, Havanna. Willkommen in Hemingways Welt!
Und schließlich München. Ziemlich viel München jedenfalls bei einem, der niemals dort gewesen ist. Seine Faszination zur bayerischen Metropole bleibt lebendig, vielleicht hat die Zeit gefehlt. Möglicherweise lag die bayerische Metropole ein wenig abseits seiner üblichen Routen.
Ein letzter Versuch, Hemingway und München zusammenzubringen. Wenn er in die großen Städte kommt, so
In seinem Leben unternimmt Ernest Hemingway zwei große Afrika-Reisen. Die erste im Jahr 1933, die zweite zwei Jahrzehnte später im Jahr 1953. Man darf sich solche Reise nicht als Wochenendaufenthalte vorstellen, wie heute. Vielmehr lassen sich Hemingway und seine Entourage monatelang in den Steppen und Savannen des Kontinents treiben. Auch die Kosten haben es in sich, die erste Reise nach Ostafrika schlägt mit 25.000 Dollar zu Buch, auf heutige Kaufkraft umgerechnet muss man den Betrag um das achtfache anheben. Glücklicherweise öffnet Paulines Uncle Gus seinen prallen Geldbeutel.
Am 22. November 1933 brechen Ernest Hemingway, seine zweite Ehefrau Pauline und Charles Thompson, ein Freund aus Key West, zur Safari-Reise auf. Von Paris aus geht es nach Marseille, wo sie die General Metzinger besteigen, das Schiff wird sie nach Mombasa bringen. Am 9. Dezember treffen sie in Kenias Hafenstadt ein und logieren eine Nacht im Palace Hotel. Am nächsten Tag geht es dann nach Nairobi, wo sie im New Stanley Hotel unterkommen.
Vier Tage vor Heiligabend brechen die Hemingways im Anschluss auf zu ihrer Safari. Der Jagdausflug wird von Philip Percival geleitet, dem legendären weißen Jäger, der im Jahr 1909 schon Jagdführer von Theodore Roosevelt gewesen ist. Percival meint, der Schriftsteller ähnele von der Physiognomie dem ehemaligen US-Präsidenten. Hemingway ist gerührt, denn Teddy Roosevelt zählt zu seinen Jugendidolen.
Doch dann haut es Ernest Hemingway um. Mitte Januar erkrankt der Autor an Amöbenruhr, einer widrigen Infektion des Darmtrakts. Er wird mit dem Flugzeug zurück nach Nairobi geflogen, wo er sich nach einem kurzen Krankenhaus-Aufenthalt im New Stanley Hotel erholt. Nach einer Woche stösst er dann wieder zum Safari-Trupp in der Serengeti hinzu.
Die Jagdgesellschaft zieht weiter in Richtung Süden, bis nach Tansania. Besonders der Kilimandscharo, dessen Gipfel ganzjährig von einem Schneegletscher gekrönt wird, beeindruckt den Schriftsteller. Am Lake Manyara und im Tarangire Nationalpark geht es dann weiter auf die Großwildjagd.
Schon am Morgen, noch bevor die ganze Schar aufbricht, greift Ernest Hemingway zur Whiskeyflasche. Dennoch wird
Wenn man von der Meşrutiyet Caddesi-Strasse in die Welt von Konstantinopel eintritt, wird dem Gast von einer zuvorkommenden Hotelangestellten, bevor die Formalitäten anfangen, zunächst ein kleines Glas mit frischem Tee gereicht. Und einen besseren Tee habe ich in den besten Häusern nicht getrunken. Das Pera Palace achtet mit Bedacht seine Tradition. Pera, so lautet der Name eines Stadtteils nördlich vom Goldenen Horn im europäischen Teil der Stadt, heute heißt der Stadtbezirks Beyoğlu. Alleine der Name Pera Palace Hotel ist insofern eine Ansage.
Glückliche Fügungen sorgen dafür, dass die reiche Tradition nicht zerbröselt, zumal sich akkurate Zeitgenossen finden, die in den Erhalt eines solchen Prachtstückes investieren. Ein ehrwürdiges Grand Hotel braucht mit der Zeit eine technische Generalüberholung, in den Jahren von 2006 bis 2010 schließt das Pera Palace komplett und unterzieht sich einer gründlichen Renovierung. Die 115 Zimmern und 16 Suiten glänzen nun hell und hinter all der Patina steckt ein moderner Standard, der Zeit angepasst, ohne das Flair der guten Tage zu verlieren. Lobby, Orient Bar, die Restaurants, eine Patisserie, das SPA glänzen nun mit dem Angebot von heute und mit dem Esprit der Gründertage.
Glaskuppeln wie im Sultans-Palast erhellen das Pera Palace. Foto: W. Stock, Februar 2020
Das Hotel Pera Palas, international Pera Palace apostrophiert, wird Anfang des 20. Jahrhunderts schnell zum ersten Haus am Platz. Eigentlich ist es für die Kunden des Orient-Express gebaut worden. Die Gäste, die aus Paris im Luxuszug anreisen, verlangen auch am Reiseziel nach einer entsprechenden Unterkunft.
Der türkisch-französische Architekt Alexandre Vallaury lässt den Hotelkomplex, der sich über einen ganzen Strassenzug erstreckt, ab dem Jahr 1892 erbauen, 1895 wird das Haus eröffnet. Das Luxushotel mit Blick auf den Bosporus beherbergt forthin Monarchen, Staatsoberhäupter, Wirtschaftskapitäne und berühmte Schriftsteller.
Die Fassade ist im Neo-Rokoko gestaltet, das ist jener Stil, bei dem es mit den Schnörkeln immer ein wenig übertrieben wird. Innen überwältigt den Gast ein Mix aus Modernisme und orientalischem Prunk wie im Sultans-Palast. Glitzernde Kronleuchter, Lichtkuppeln in Art déco, feinste Polstermöbel, der Geist Konstantinopels hat sich im Pera Palace festgebissen und will nicht weichen.
Da es zu Ende des 19. Jahrhunderts mit der Motorisierung noch nicht so weit her ist, werden die geneigten Gäste am Zielbahnhof des Orient-Express, dem Sirkeci Garı, abgeholt und einzeln in hauseigenen Sänften die zweieinhalb Kilometer in die Luxusherberge getragen. Später reist das Klientel mit der Limousine an. Die Gästeliste des Pera Palace ist an Wohlklang nicht zu überbieten: Greta Garbo, Sarah Bernhardt, Mata Hari, Alfred Hitchcock nächtigen in dem Hotel.
Eine Sänfte, in der die Gäste des Orient-Express vom Bahnhof ins Luxushotel getragen wurden, lässt sich im Pera Palace noch heute bestaunen. Foto: W. Stock, Februar 2020.
In der Türkei hat das Pera Palace Standards an Komfort und Eleganz gesetzt. Als erstes Hotel überhaupt erhält es 1895 einen Fahrstuhl, mit dem Schindler-Aufzug aus der Schweiz kann man noch heute die sechs Stockwerke befahren. Es ist dies der allererste Elevator in der Türkei gewesen und der zweite in Europa überhaupt.
Die Britin Agatha Christie hat Anfang der 1930 Jahre in Zimmer 411 ihren packenden Kriminalroman Mord im Orient-Express geschrieben. Das ist ein Krimi von klassischer Raffinesse: Der Orient-Express, auf der Fahrt von Istanbul nach Paris, bleibt in Jugoslawien in einer Schneeverwehung stecken, ein amerikanischer Reisender wird mit zwölf Messerstichen ermordet aufgefunden. Der Mörder kann den Zug nicht verlassen haben, ein Fall für den belgischen Meisterdetektiv Hercule Poirot.
Der Vater der modernen Türkei, Mustafa Kemal Atatürk, ist oft im Pera Palace Gast gewesen. Sein Zimmer mit der Nummer 101 ist heute ein Museumsraum zu Ehren des Staatsgründers. Im Wohnzimmer der Atatürk-Suite hängt ein geknüpfter Teppich, ein Staatsgeschenk während eines Indienbesuches. Eine gewebte Ornament-Uhr zeigt auf 9 Uhr und 7 Minuten, darunter befinden sich zehn Kerzen. Der Gründungsvater der modernen Türkei wird acht Jahre später, am 10. November 1938 in Istanbul sterben, um 9 Uhr und 7 Minuten.
Es ist jedoch der spätere Nobelpreisträger Ernest Hemingway, der das Pera Palace unsterblich machen wird. In seiner Kurzgeschichte Schnee auf dem Kilimandscharo widmet er 1936 dem Hotel einen ganzen Absatz. Der Schriftsteller Harry – das Alter Ego von Hemingway – zerzaust von der heftigen Schlägerei mit einem britischen Kanonier und mit einem leichten Mädchen im Schlepptau streunt durch das nächtliche Konstantinopel.
Gleich zweimal – als Foto und als Textauszug – hängt Ernest Hemingway in der Suite des Pera Palace über dem kleinen Sekretär. Foto: W. Stock, Februar 2020.
Sie nahmen ein Taxi und fuhren zur Rumelischen Festung am Bosporus, machten kehrt, fuhren in der kühlen Nacht zurück und gingen ins Bett, und sie fühlte sich so überreif an, wie sie aussah, aber weich, rosenblättrig, honigsüß, ihr Bauch weich, die Brüste groß, und sie brauchte kein Kissen unterm Hintern, und er verließ sie, bevor sie aufwachte, reichlich verludert im ersten Tageslicht, und betrat das Pera Palas mit einem blauen Auge, den Mantel überm Arm, weil ein Ärmel fehlte.
Der Amerikaner Ernest Hemingway ist so etwas wie der gute Geist im Pera Palace. Gleich vier Suiten sind nach ihm benannt. Diese 3-Raum-Suiten mit
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