Ben Fourie, Charles Thompson, Philip Percival und Ernest Hemingway mit dem Geweih einer Kudu-Antilope in Tanganjika, Tansania, im Februar 1934. Credit Line: Ernest Hemingway Photograph Collection, John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston.

In seinem Leben unternimmt Ernest Hemingway zwei große Afrika-Reisen. Die erste im Jahr 1933, die zweite zwei Jahrzehnte später im Jahr 1953. Man darf sich solche Reise nicht als Wochenendaufenthalte vorstellen, wie heute. Vielmehr lassen sich Hemingway und seine Entourage monatelang in den Steppen und Savannen des Kontinents treiben. Auch die Kosten haben es in sich, die erste Reise nach Ostafrika schlägt mit 25.000 Dollar zu Buch, auf heutige Kaufkraft umgerechnet muss man den Betrag um das achtfache anheben. Glücklicherweise öffnet Paulines Uncle Gus seinen prallen Geldbeutel.

Am 22. November 1933 brechen Ernest Hemingway, seine zweite Ehefrau Pauline und Charles Thompson, ein Freund aus Key West, zur Safari-Reise auf. Von Paris aus geht es nach Marseille, wo sie die General Metzinger besteigen, das Schiff wird sie nach Mombasa bringen. Am 9. Dezember treffen sie in Kenias Hafenstadt ein und logieren eine Nacht im Palace Hotel. Am nächsten Tag geht es dann nach Nairobi, wo sie im New Stanley Hotel unterkommen.

Vier Tage vor Heiligabend brechen die Hemingways im Anschluss auf zu ihrer Safari. Der Jagdausflug wird von Philip Percival geleitet, dem legendären weißen Jäger, der im Jahr 1909 schon Jagdführer von Theodore Roosevelt gewesen ist. Percival meint, der Schriftsteller ähnele von der Physiognomie dem ehemaligen US-Präsidenten. Hemingway ist gerührt, denn Teddy Roosevelt zählt zu seinen Jugendidolen.

Doch dann haut es Ernest Hemingway um. Mitte Januar erkrankt der Autor an Amöbenruhr, einer widrigen Infektion des Darmtrakts. Er wird mit dem Flugzeug zurück nach Nairobi geflogen, wo er sich nach einem kurzen Krankenhaus-Aufenthalt im New Stanley Hotel erholt. Nach einer Woche stösst er dann wieder zum Safari-Trupp in der Serengeti hinzu.

Die Jagdgesellschaft zieht weiter in Richtung Süden, bis nach Tansania. Besonders der Kilimandscharo, dessen Gipfel ganzjährig von einem Schneegletscher gekrönt wird, beeindruckt den Schriftsteller. Am Lake Manyara und im Tarangire Nationalpark geht es dann weiter auf die Großwildjagd.

Schon am Morgen, noch bevor die ganze Schar aufbricht, greift Ernest Hemingway zur Whiskeyflasche. Dennoch wird die Jagd mit gehörigem Ehrgeiz angegangen. Nashörner, Löwen, Büffel – sie alle werden erlegt, die Trophäen dann als Prestigeobjekte eingesammelt. Haut, Schädel und Hörner werden fortan die Häuser des Ernest Hemingway – in Key West, später auf Kuba – imposant zieren.

Der Schriftsteller, so sagt Percival, sei ein „ziemlich guter Schütze“. Selbst aus 300 Metern Entfernung habe Ernest die Beute erlegt. Er selbst rechtfertigt das Töten der Tiere, es sei sauber und das Fleisch diene als Nahrung. Zudem, so der Autor trocken, wir alle müssen sowieso einmal sterben. 

Und dennoch ist die Safari mehr als nur Jagen, Protzen und Saufen. Hemingway erkundigt sich bei den eingeborenen Scouts nach den Ortschaften und den Regionen, er versucht mehr über die eingeborenen Stämme und ihre Sitten zu erfahren. Man merkt bei dem Amerikaner den Respekt und die Bewunderung für die Afrikaner, obwohl er sie als „Wilde“ bezeichnet.

Am 28. Februar 1934 nehmen die Hemingways den schwedischen Luxusliner Gripsholm zurück nach Frankreich. Die Safari ist ein Erfolg gewesen, nicht nur wegen der Trophäen. Der wissbegierige Autor hat zahlreiche Neuigkeiten zu Afrika gesammelt, der schwarze Kontinent inspiriert ihn für seine Erzählung Die grünen Hügel Afrikas, die er sofort nach seiner Rückkehr angeht und die im Oktober 1935 erscheint. Die Kurzgeschichten Schnee auf dem Kilimandscharo und Das kurze glückliche Leben des Francis Macomber folgen ein Jahr später.

Die Liebe zum Kontinent ist in dem US-Amerikaner entfacht. Wir hatten Afrika noch nicht verlassen, aber wenn ich nachts aufwachte, lag ich lauschend da, bereits voller Heimweh danach. Und noch etwas: Die Safari in Afrika mit den Triumph-Geschichten und den martialischen Fotografien festigt Hemingways Image in der Öffentlichkeit als das eines großen Jägers und eines kernigen Naturburschen. 

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