Ernest Hemingway in Afrika im Februar 1954, gezeichnet von den beiden Flugzeugunfällen. Credit Line: Ernest Hemingway Collection. John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston.

Ende 1933 nehmen Ernest Hemingway und seine zweite Ehefrau Pauline Pfeiffer an einer zehnwöchigen Safari in Ostafrika teil, am 9. Dezember quartiert sich das Paar im Palace Hotel von Mombasa ein. Die Amerikaner besuchen anschließend die Städte Nairobi und Machakos in Kenia, danach brechen Ernest und Pauline zur Serengeti auf und in den Tarangire-Nationalpark von Tansania, zur Jagd auf die afrikanischen Wildtiere.

Ihr Guide in der endlosen Steppe wird der berühmte englische Wildschütz Philip Percival, der legendäre weiße Jäger, der schon den amerikanischen Präsidenten Theodore Roosevelt auf dessen Safari, im Jahr 1909, begleitet hat. Im Nu lässt sich der Schriftsteller aus Chicago von der Lebenswelt des schwarzen Kontinents betören für sein neues Buchprojekt Die grünen Hügel Afrikas. Ebenso wie für seine beiden Kurzgeschichten Schnee auf dem Kilimandscharo und Das kurze glückliche Leben des Francis Macomber.

In der Tat beflügelt der fremdartige Alltag den Schriftsteller mental wie thematisch, der Kontinent hebt den Horizont des Autors auf eine neue Stufe. Zuvor war dessen Fokus auf Europa gerichtet, insbesondere auf Frankreich und Spanien. Green Hills of Africa wird 1935 veröffentlicht, The Short Happy Life of Francis Macomber erscheint dann ein Jahr später. Aus seinen von Afrika inspirierten Werken ragt eine Short Story von etwa 40 Seiten heraus: The Snows of Kilimanjaro.

In der Kurzgeschichte Schnee auf dem Kilimandscharo verarbeitet Ernest Hemingway abermals seine Safari-Erlebnisse in Kenia und Tansania, streut allerdings auch eindrucksvolle Rückblenden auf die glücklichen Jahre in Europa ein. So gut wie alles, was Ernest Hemingway auf der Seele liegt, begegnet einem in dieser Erzählung, bisweilen ein wenig camoufliert und versteckt, doch im großen Ganzen bleibt dieser Mann leicht zu enträtseln.

Die aufregende Zeit seiner ersten Reise nach Ostafrika wird Mitte Januar 1934 von einer ernsthaften Erkrankung getrübt: Ernest Hemingway zieht sich auf der Jagdreise einen schlimmen Darminfekt zu und muss nach Nairobi geflogen werden, wo er im Krankenhaus gegen die Amöbenruhr behandelt wird und wo er sich nachfolgend im Hotel von der Krankheit erholen muss. 

Bei einer zweiten Afrikareise, diesmal mit seiner vierten Ehefrau Mary Welsh, wird es Mitte der 1950er Jahre noch schlimmer kommen. Im Januar 1954 stürzt eine Cessna 180 ab mit Mary und Ernest an Bord im Nordwesten Ugandas. Ein zweites Flugzeug, eine britische De Havilland Dragon Rapide, mit dem das prominente Ehepaar am nächsten Tag von Butiaba nach Entebbe zurückkehren will, fängt beim Abflug Feuer.

Ernest und Mary überleben beide Unglücke, doch die Verletzungen stellen sich als verheerend heraus, besonders bei Ernest. Der Schriftsteller erleidet eine schwere Gehirnerschütterung, die Schulter wird ausgekugelt, Verbrennungen ziehen sich über den ganzen Körper, dazu kommen Darmquetschungen, ein Nierenriss und die Verletzung der Leber. Besonders schmerzvoll sind die Brandwunden an den Beinen, am Bauch, am rechten Unterarm, an der linken Hand und am Kopf.

Seinem Verwalter der Finca Vigía, Roberto Herrera, schreibt er am 5. Februar aus Nairobi eine kurze Notiz: Los dos cojones intactos. Hubo derrame cerebral pero contenido OK. Die beiden Eier unversehrt. Hatte Schlaganfall, aber im Schädel alles ok. Seinen Humor hat er nicht verloren, aber okay ist gar nichts, in Wirklichkeit leidet der Schriftsteller unter höllischen Schmerzen.

Der Kopf und die inneren Organe sind derart verletzt, dass er sich davon nie mehr ganz erholen sollte. Die beiden Unfälle beeinträchtigen sein Seh- und Hörvermögen, es fällt ihm fortan schwer, sich zu konzentrieren, und auch das Schreiben bereitet ihm nun Mühe. Die starken Verbrennungen, die schweren Kopfwunden und die zahlreichen inneren Verletzungen setzten ihm so heftig zu, dass nichts mehr so ist wie in den guten Jahren.

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