In diesem neuen Buch zeigen sich gefeierte Autorinnen und Autoren der Weltliteratur, wie wir sie bislang noch nicht kannten: mitten im Geschehen, im Nahkampf und im Getümmel. Als Schurken, als Opfer oder als Helden. Tolstoi, Proust, Shelley, Oscar Wilde, James Joyce und viele andere Berühmtheiten in Action!
Und der Leser ist mitten drin. Als Cervantes in der Schlacht von Lepanto kämpfte. Als Tolstoi von einem Bären gebissen wurde. Als Jules Verne Achterbahn fuhr und Antoine de Saint-Exupéry vier Bruchlandungen überstand. Als die Schwestern Brontë den Weltuntergang erlebten. Als Marcel Proust sich duellierte und die Polizei nach Agatha Christie fahndete. Als Mary Shelley am Genfer See ihr Monster traf und Emily Dickinson den Sturm der Liebe erlebte. Als Bob Dylan sich in Woodstock das Genick brach und David Foster Wallace im Fitnessklub zu Boden ging.
Diese Neuerscheinung sammelt die besten Stories aus der gleichnamigen Kult-Serie in der LITERARISCHEN WELT, die von Mara Delius und Marc Reichwein herausgegeben wird. Eine andere Geschichte der Literatur, in deren Licht sich die herkömmlichen Literaturgeschichten allesamt blass und anämisch ausnehmen. Die grandiose grafische und editorische Gestaltung dieser Novität durch Paul Fretter und Manja Hellpap im Rahmen der Anderen Bibliothek im Aufbau Verlag bleibt hervorzuheben.
Auch Ernest Hemingway mischt bei diesen Actionszenen mit. Wie sollte es anders sein! Ich habe die Freude, in dem Band von seinen zwei Flugzeugabstürzen in Ostafrika zu berichten. Action genug. So schlimm, dass die beiden Unglücke im Jahr 1954 so etwas wie
Karen Blixen (1885 – 1962) ist eine dänische Schriftstellerin, die siebzehn Jahre in Kenia gelebt und dort eine Kaffeefarm aufgebaut hat. Auf dem deutschen Buchmarkt veröffentlicht sie unter dem Pseudonym Tania Blixen, die englischsprachigen Bücher weisen als Autorennamen Isak Dinesen aus, in Anlehnung an ihren Mädchennamen.
Weltberühmt wird Tania Blixen im Jahr 1937 mit ihren autobiographischen Erinnerungen Out of Africa. Als Jenseits von Afrika hat das Buch in Deutschland seit Jahren eine Renaissance erlebt. Ich hatte eine Farm in Afrika am Fuß des Ngong-Gebirges, so beginnt der Roman, wie auch die Verfilmung mit Meryl Streep und Robert Redford aus dem Jahr 1985.
Die Äquatorlinie zog sich 25 Meilen weiter nördlich durchs Hochland, doch meine Farm lag 2000 Meter über dem Meer. Mitten am Tag konnte man diese Höhe und die Nähe der Sonne wohl empfinden, aber nachmittags und abends war es klar und kühl, und die Nächte waren kalt.
Das ist ein Hemingway-Anfang. Lakonisch, authentisch, in den Naturbildern schwelgend. Beide eint die Liebe zum Kontinent. Jenseits von Afrika ist eine Liebeserklärung an den Schwarzen Erdteil und an seine Bewohner. Doch das Leben ist hart in der Buschsteppe, sie verliert den Mann, dann den Geliebten und schließlich auch ihre Farm. Für Tania Blixen, zurück in Dänemark, bleibt Afrika wie ein ferner Wunschtraum. Das Paradies ist Gottes Hab und Gut, der kleine Mensch kann nur ausborgen.
Als Ernest Hemingway 1954 den Nobelpreis für Literatur erhält, sagt der Amerikaner in seiner Dankesrede, Tania Blixen habe die Auszeichnung eher verdient als er. Daraufhin schreibt die dänische Schriftstellerin – unter dem Datum 1. November 1954 – einen Brief an den frisch gekürten Nobelpreisträger.
Lieber Ernest Hemingway,
Die dänischen Zeitungen berichten, dass Sie bei der Verleihung des Nobelpreises mir die Ehre erwiesen haben, mich als eine der Autoren zu erwähnen, die den Preis eher verdient haben.
In der Hoffnung, dass diese Information wahr ist, danke ich Ihnen sehr für diese freundlichen Worte. Sie bereiten mir in diesem Moment, glaube ich, viel himmlische Freude. Wenn auch nicht so viel irdischen Nutzen, wie der Nobelpreis mir selbst gegeben hätte.
Ich habe Ihnen vielerlei zu verdanken. Ihre Bücher – seit ich zufällig „Fiesta“ in meiner Stamm-Buchhandlung in Nairobi entdeckte – haben mir sehr viel bedeutet. „Der alte Mann und das Meer“ war wie eine Heilquelle für mich oder wie eine Umarmung.
Literarisch fängt Ernest Hemingways Kurzgeschichte Schnee auf dem Kilimandscharo mit einem Erdbeben an – und steigert sich. Der Kilimandscharo ist ein schneebedeckter Berg von 6.007 Metern Höhe und soll der höchste Berg Afrikas sein. Sein westlicher Gipfel heißt in der Sprache der Massai ‚Ngàje Ngài‘, das Haus Gottes. Dicht unter dem westlichen Gipfel liegt der ausgedorrte und gefrorene Kadaver eines Leoparden. Niemand kann sagen, was der Leopard in dieser Höhe gesucht hat.
So lautet das rätselhafte Vorzitat von Schnee auf dem Kilimandscharo, das auch im Originaltext kursiv gesetzt wird. Ernest Hemingway deutet schon in dieser Einleitung eine tiefe Sehnsucht an. Den hohen Gipfel des Kilimandscharo erreichen. Hin zu Gott. Offen lässt der Autor, ob er philosophisch zu Gott strebt, weil er den Sinn in seinem Leben sucht. Oder ob er gottesgleich von oben herrschen will. Unsterblich sein, auch diesen Wunsch mag er in sich tragen.
Die Handlung ist schnell erzählt: Der Schriftsteller Harry, mit Ehefrau Helen, befindet sich auf Fotosafari in Ostafrika. Dort erkrankt er schwer, ein kleiner Dorn hat sich ins rechte Knie geritzt, der Wundbrand befällt schließlich das ganze Bein. An medizinische Hilfe ist in der einsamen Steppe nicht zu denken. Die Natur, sonst lieblich und trostreich, wirkt bei Hemingway mit einem Mal bedrohlich. Hyänen und Aasgeier tauchen auf – der Geruch des Sterbenden zieht sie an.
Auch als Lebensbeichte des Ernest Hemingway kann man diese Kurzgeschichte lesen. Harry ist seiner Ehe mit Helen, einer reichen Frau überdrüssig, seine Seele hat Fett angesetzt. Trägheit, Snobismus und Hochmut haben sich in sein Leben geschlichen. Der stolze Schriftsteller Harry ist es leid, sich aushalten zu lassen. Im richtigen Leben ist es ähnlich. Die Kurzgeschichte, im Jahr 1936 erstmals veröffentlicht, ist ein Tiefschlag für Ernests Ehe mit Pauline Pfeiffer.
Ernest Hemingway ist – wie immer – leicht zu entschlüsseln, weil er sich allen Kummer von der Seele schreibt. So auch in Schnee auf dem Kilimandscharo: Überdeutlich wird die zweite Mrs. Hemingway in der Figur der Helen nachgezeichnet. Auch Paulines Familie ist steinreich, ihr Uncle Gus zahlt dem jungen Ehepaar so ziemlich alles. Er schenkt der vierköpfigen Familie das herrschaftliche Haus in Key West, er finanziert die mehrmonatige Safari nach Afrika.
Die Streitereien zwischen Harry und Helen wirken zunächst wie die Aufforderung an ihn selbst, sein Leben nicht durch Komfort und Bequemlichkeit zu vergeuden. Wo andere dem Ehepartner die Scheidungspapiere schicken, schickt Ernest Hemingway eine Kurzgeschichte. Der kernige Abenteurer hat die Schnauze voll von der erzkatholischen Pauline und dem wohlfeilen Gepränge. Sein Blick richtet sich auf Wichtigeres – den Bürgerkrieg in Spanien – und auf eine neue Frau. Martha Gellhorn.
Diese wunderbare short story, eine der besten aller Zeiten, verdichtet Hemingways Themen: Leben, Liebe und Tod. Unverblümt findet in Schnee auf dem Kilimandscharo unter den Augen der gesamten Leserschaft ein persönliches Tabula rasa statt. Ein – trotz aller Erfolge – an sich zweifelnder, unzufriedener Ernest Hemingway unterzieht sein Denken, sein Verhalten und seine Werte einer schonungslosen Prüfung, so als habe seine letzte Stunde geschlagen. Und er scheut nicht, eigene Fehler einzugestehen.
Insofern verwundert es nicht, dass der im Sterben liegende Harry zahlreiche Rückblenden auf seinen – ergo Hemingways – Lebensweg einbaut. Der Schriftsteller Harry erinnert sich in poetischen Rückschauen an seine Anfangsjahre in Paris mit der ersten Ehefrau, an die Schneeurlaube im österreichischen Winter, an Triberg im Schwarzwald und an seine erotischen Eskapaden in Konstantinopel.
Der bärtige Autor aus Chicago, jener Leopard unter den Schriftstellern, will das
Von August 1953 bis März 1954 dauert die zweite Jagdreise Ernest Hemingways nach Ostafrika. Sie führt ihn durch Belgisch Kongo, Uganda und Kenia. Der legendäre Jäger Philip Percival wird aus dem Ruhestand in Machakos geholt, die kenianische Regierung unterstützt das Vorhaben in der Hoffnung auf dollarschwere Touristen. Finanziert wird die Exkursion durch das Hochglanz-Magazin LOOK, der bekannte Schriftsteller soll in dem Magazin über Afrika berichten. Starfotograf Earl Theisen wird die Expedition begleiten und für grandiose Fotos sorgen.
Die Hemingways besuchen zunächst Ernests Sohn Patrick, der sich seit kurzem in Tanganjika als Farmer und Safari-Veranstalter niedergelassen hat. Danach geht es auf die Jagd, es ist wie immer. Löwen schießen, Nashörner, Leoparden, Antilopen. Ernest Hemingway – der Großwildjäger, der Macho-Mann und der Säufer. Wie schon in Spanien beim Stierkampf kultiviert der bärtige Autor sein Image als stahlharter Abenteurer und erfolgreicher Jäger. Und als Gebieter über die Tiere. Trotzdem bleibt Ehrfurcht: The man is not a great thing in front of the great birds and the wild animals.
Ernest Hemingway befindet sich auf dem Höhepunkt seiner Popularität. Doch die zweite Safari des weltbekannten Autors, genau zwei Jahrzehnte nach seiner ersten, endet im Desaster. Bei den Murchison Falls erleidet das Ehepaar Ende Januar zwei Flugzeugunglücke in Folge, Ernests Leben hängt am seidenen Faden. Er überlebt, doch die inneren Verletzungen werden ihn bis an sein Lebensende plagen.
Als der LOOK-Fotograf Earl Theisen vorzeitig abreist, geschieht etwas Merkwürdiges: Ernest scheint von einem Tag auf den anderen wie ausgewechselt. Er verliert das Interesse an der Jagd, befasst sich mehr mit den Tieren, der Flora und wendet sich den Massai zu. Der Mann aus Chicago taucht ein in ihre Welt, ergründet ihre Fertigkeiten und entschlüsselt die Bräuche der Halbnomaden, ihre Tänze und die Musik. Es ist für ihn mental ein trotziges zurück zum Einfachen und Ursprünglichen. Zur Natur, wie in den Kindheitstagen am Lake Michigan.
In den flachen Steppen Ostafrikas, bei den Massai, lernt er das Umherschleichen, es gibt keinen besseren Jäger als einen Massai mit seinem Speer. Die Massai trinken saroi, das Blut ihrer Rinder, das sie
In seinem Leben unternimmt Ernest Hemingway zwei große Afrika-Reisen. Die erste im Jahr 1933, die zweite zwei Jahrzehnte später im Jahr 1953. Man darf sich solche Reise nicht als Wochenendaufenthalte vorstellen, wie heute. Vielmehr lassen sich Hemingway und seine Entourage monatelang in den Steppen und Savannen des Kontinents treiben. Auch die Kosten haben es in sich, die erste Reise nach Ostafrika schlägt mit 25.000 Dollar zu Buch, auf heutige Kaufkraft umgerechnet muss man den Betrag um das achtfache anheben. Glücklicherweise öffnet Paulines Uncle Gus seinen prallen Geldbeutel.
Am 22. November 1933 brechen Ernest Hemingway, seine zweite Ehefrau Pauline und Charles Thompson, ein Freund aus Key West, zur Safari-Reise auf. Von Paris aus geht es nach Marseille, wo sie die General Metzinger besteigen, das Schiff wird sie nach Mombasa bringen. Am 9. Dezember treffen sie in Kenias Hafenstadt ein und logieren eine Nacht im Palace Hotel. Am nächsten Tag geht es dann nach Nairobi, wo sie im New Stanley Hotel unterkommen.
Vier Tage vor Heiligabend brechen die Hemingways im Anschluss auf zu ihrer Safari. Der Jagdausflug wird von Philip Percival geleitet, dem legendären weißen Jäger, der im Jahr 1909 schon Jagdführer von Theodore Roosevelt gewesen ist. Percival meint, der Schriftsteller ähnele von der Physiognomie dem ehemaligen US-Präsidenten. Hemingway ist gerührt, denn Teddy Roosevelt zählt zu seinen Jugendidolen.
Doch dann haut es Ernest Hemingway um. Mitte Januar erkrankt der Autor an Amöbenruhr, einer widrigen Infektion des Darmtrakts. Er wird mit dem Flugzeug zurück nach Nairobi geflogen, wo er sich nach einem kurzen Krankenhaus-Aufenthalt im New Stanley Hotel erholt. Nach einer Woche stösst er dann wieder zum Safari-Trupp in der Serengeti hinzu.
Die Jagdgesellschaft zieht weiter in Richtung Süden, bis nach Tansania. Besonders der Kilimandscharo, dessen Gipfel ganzjährig von einem Schneegletscher gekrönt wird, beeindruckt den Schriftsteller. Am Lake Manyara und im Tarangire Nationalpark geht es dann weiter auf die Großwildjagd.
Schon am Morgen, noch bevor die ganze Schar aufbricht, greift Ernest Hemingway zur Whiskeyflasche. Dennoch wird
Vor 60 Jahren beendete der Weltautor sein Leben, ein Auslöser ereignete sich sieben Jahre früher.
Von Frankreich aus reisen im August 1953 Ernest Hemingway und seine Frau Mary zu einer mehrmonatigen Safari nach Ostafrika. Zuvor haben sie im Juli das Bullenrennen der Sanfermines in Pamplona besucht, das alljährliche Spektakel wird zu einem heiligen Termin im Kalender des US-Autors.
Am 23. Januar 1954 gerät die gemietete Cessna mit dem Ehepaar Hemingway an Bord im Nordwesten Ugandas ins Trudeln. Bei Murchison Falls, einem Bergsturz am Viktoria-Nil, der auf dem Landweg schwer zu erreichen ist. Zuvor haben die Hemingways einige Runden über dem Wasserfall gedreht, der 42 Meter in die Tiefe stürzt. Fünf Kilometer unterhalb des Katarakts kracht der einmotorige Propellerflieger dann mit einer Bruchlandung zu Boden.
Ein zweites Flugzeug, eine britische De Havilland Dragon Rapide, mit dem das verletzte Ehepaar am nächsten Tag von Butiaba nach Entebbe zurückkehren will, fängt beim Abflug Feuer. Der Pilot Reginald Cartwright und Miss Mary, die vorne sitzen, winden sich flink aus dem zweimotorigen Doppeldecker. Doch bei Ernest, der auf der Rückbank kauert, klemmt die Hintertür. Mit Schulter und Schädel als Rammbock findet schließlich auch der Schriftsteller nach draußen.
Die Nachrichtenagentur United Press schickt am 24. Januar 1954 eine Eilmeldung samt Foto um den Globus. „Kampala, Uganda, Afrika: Der bärtige Pulitzer-Gewinner, der Autor Ernest Hemingway, und seine Frau sind vermutlich bei einem Crash mit ihrem gecharterten Flugzeug im Urwald von Uganda ums Leben gekommen. Ein Flieger, der die Unglücksstelle überflog, konnte kein Lebenszeichen ausmachen.“
Die Hemingways jedoch überleben beide Flugunglücke, die Verletzungen stellen sich allerdings als verheerend heraus, besonders bei Ernest. Der Schriftsteller erleidet eine schwere Gehirnerschütterung, die Schulter wird ausgekugelt, dazu kommen Darmquetschungen, ein Nierenriss und die Verletzung der Leber. Schmerzvoll sind die Verbrennungen an Beinen, am Bauch, am rechten Unterarm und am Kopf.
Zeitungen in den USA drucken, meist riesig auf der Titelseite, Meldungen vom Tod des Schriftstellers. Und Ernest Hemingway darf im fernen Afrika seinen eigenen Nachruf lesen. Trotz seiner Verletzungen trägt der Autor sein Schicksal mit Galgenhumor. Die schlimmste Explosion war die, als die Carlsberg Bierflaschen hochgingen, der Grand Macnish Scotch machte auch einen gehörigen Krach, aber am lautesten explodierte der Gordon’s Gin, schildert er seinem Freund A. E. Hotchner in der Biografie Papa Hemingway, die 1966 erscheinen wird.
Seine gute Laune hat er nicht verloren, in Wirklichkeit jedoch leidet der Schriftsteller unter höllischen Schmerzen. Die Unfälle beeinträchtigen sein Seh- und Hörvermögen, es fällt ihm schwer, sich zu konzentrieren und auch das Schreiben bereitet ihm Mühe.
Der Abenteurer wirkt nicht mehr so kernig wie früher. Er ist erst Mitte fünfzig und sieht doch
Der amerikanische Schriftsteller braucht die Zurückgezogenheit auf seiner Finca Vigía in San Francisco de Paula. Von seinem kubanischen Refugium aus bereist Ernest Hemingway die Welt. Es war lange Zeit ein schönes Leben, und es ist immer noch eine schöne Zeit, wenn man uns in Ruhe lässt. Wir werden immer hierher zurückkehren, wohin wir auch gehen mögen. Das hier ist unser Zuhause. Und du lässt dein Zuhause niemals im Stich, du kämpfst darum. Spanien und Afrika sind gute Länder, aber sie sind von Touristen überlaufen.
Der Autor aus Chicago fürchtet, dass auch sein Afrika von der Moderne überrollt wird. In Afrika findet er seine Welt wieder, ursprünglich, unverfälscht, fokussiert. Die Jagd nach den Antilopen und den Büffeltieren während der wochenlangen Safaris elektrisiert ihn. Warum habe ich so viele Tiere getötet, fragt der passionierte Jäger Hemingway selbstkritisch seinen Schwarm Ava Gardner, die Hollywood-Schönheit. Vielleicht war es nicht richtig, die Tiere zu töten. Aber wenn ich sie nicht getötet hätte, hätte ich mich wahrscheinlich selber getötet.
Im Jahr 1933 nehmen Hemingway und seine Ehefrau Pauline Pfeiffer an einer zehnwöchigen Safari in Ostafrika teil. Uncle Gus, der reiche Bruder von Paulines Vater, zückt sein Portemonnaie. Der US-Autor mit Wohnsitz Südflorida lässt sich von der afrikanischen Steppe inspirieren für seine neuen Buchprojekte, für Die grünen Hügel Afrikas, ebenso wie für seine beiden Kurzgeschichten Schnee auf dem Kilimandscharo und Das kurze glückliche Leben des Francis Macomber.
Das Ehepaar besucht die Städte Mombasa, Nairobi und Machakos in Kenia, danach brechen Ernest und Pauline in der Serengeti und in den Tarangire-Nationalpark von Tansania auf, zur Jagd auf die Wildtiere. Ihr Guide in der endlosen Steppe wird der berühmte englische Wildschütz Philip Percival, der legendäre weiße Jäger, der schon den amerikanischen Präsidenten Theodore Roosevelt auf dessen Safari, im Jahr 1909, begleitet hat.
Die aufregende Zeit in Ostafrika wird von einer ernsthaften Erkrankung getrübt: Ernest Hemingway zieht sich
Im Jahr 1954 wird der Schriftsteller in zwei beinahe tödliche Flugzeugunglücke verwickelt, es hat nicht viel gefehlt. Das Ehepaar Hemingway befindet sich auf einer mehrmonatigen Safari-Reise in Ostafrika. Im Januar stürzt eine Cessna 180 ab mit Mary und Ernest Hemingway an Bord über Murchison Falls im Nordwesten Ugandas, nachdem der kleine einmotorige Propellerflieger die Leitungen eines Telegraphenmastes berührt hat.
Ein zweites Flugzeug, eine britische De Havilland Dragon Rapide, mit dem das Ehepaar am nächsten Tag von Butiaba nach Entebbe zurückkehren will, fängt beim Abflug Feuer. Der Pilot Reginald Cartwright und Mary, die beide vorne sitzen, winden sich flink aus dem zweimotorigen Doppeldecker. Doch bei Ernest, der auf der Rückbank hockt, klemmt die verkrümmte Hintertür. Mit Schulter und seinem dicken Schädel als Rammbock findet schließlich auch Ernest im letzten Moment nach draußen.
Die Nachrichtenagentur United Press schickt am 24. Januar 1954 eine Eilmeldung um den Globus. Kampala, Uganda, Afrika: Der bärtige Pulitzer-Gewinner, der Autor Ernest Hemingway und seine Frau sind vermutlich bei einem Crash mit ihrem gecharterten Flugzeug im Urwald von Uganda ums Leben gekommen. Die Zeitungen in den USA drucken, meist riesig auf der Titelseite, die Meldungen von seinem Tod.
Ernest Hemingway darf im fernen Afrika seinen eigenen Nachruf lesen. Er nimmt es mit Humor, das Überleben seines eigenen Todes amüsiert ihn. Mein Glück ist mir weiterhin treu, dementiert er am nächsten Tag gegenüber der Presse lässig sein Ableben. Trotz schwerster Verletzungen trägt der Autor die Abstürze zunächst mit dem üblichen Galgenhumor.
Das prominente Ehepaar überlebt beide Unglücke, jedoch die Verletzungen stellen sich als verheerend heraus, besonders bei Ernest. Der Schriftsteller erleidet eine schwere Gehirnerschütterung, die Schulter wird ausgekugelt, dazu kommen Darmquetschungen, ein Nierenriss und die Verletzung der Leber. Besonders schmerzvoll sind die Verbrennungen an den Beinen, am Bauch, am rechten Unterarm, an der linken Hand und am Kopf.
Seinem Verwalter Roberto Herrera schreibt er am 5. Februar aus dem New Stanley Hotel in Nairobi einen Brief: Everybody is okay. Und Ernest Hemingway fügt dann handschriftlich hinzu: Los dos cojones intactos. Hubo derrame cerebral pero contenido OK. Die beiden Eier unversehrt. Hatte Schlaganfall, aber innen drin alles ok. Seinen Humor hat er nicht verloren, aber okay ist gar nichts, in Wirklichkeit leidet der Schriftsteller unter höllischen Schmerzen.
Der Kopf und die inneren Organe sind derart verletzt, dass er sich davon nie mehr ganz erholen sollte. Die beiden Unfälle beeinträchtigen sein Seh- und Hörvermögen, es fällt ihm fortan schwer, sich zu konzentrieren, und auch das Schreiben bereitet ihm nun Mühe. Die beiden Flugzeugunglücke sind eine Zäsur in seinem Leben, nichts wird mehr so sein wie vorher.
Bitter wird er nun auf die Gewissheit gestossen, dass ein solcher Pfundskerl wie er doch nicht für die Ewigkeit gebaut ist. Auch seine Uhr tickt, die Zeit, sich etwas vorzulügen, scheint vorüber. Er wird fortan kein Buch mehr veröffentlichen und in den verbleibenden sieben Lebensjahren mehr Krankenzimmer von innen sehen, als er sich in seinen schlimmsten Träumen vorzustellen wagte.
Der große Ernest Hemingway ist schlecht beieinander ab dem Schicksalsjahr 1954. Sein opus magnum, die Novelle Der alte Mann und das Meer, ist geschrieben und veröffentlicht, doch er ist ausgepumpt und angeschlagen. Ab jetzt geht es körperlich rapide bergab – und geistig erst recht.
Ende 1933 nehmen Ernest Hemingway und seine zweite Ehefrau Pauline Pfeiffer an einer zehnwöchigen Safari in Ostafrika teil, am 9. Dezember quartiert sich das Paar im Palace Hotel von Mombasa ein. Die Amerikaner besuchen anschließend die Städte Nairobi und Machakos in Kenia, danach brechen Ernest und Pauline zur Serengeti auf und in den Tarangire-Nationalpark von Tansania, zur Jagd auf die afrikanischen Wildtiere.
Ihr Guide in der endlosen Steppe wird der berühmte englische Wildschütz Philip Percival, der legendäre weiße Jäger, der schon den amerikanischen Präsidenten Theodore Roosevelt auf dessen Safari, im Jahr 1909, begleitet hat. Im Nu lässt sich der Schriftsteller aus Chicago von der Lebenswelt des schwarzen Kontinents betören für sein neues Buchprojekt Die grünen Hügel Afrikas. Ebenso wie für seine beiden Kurzgeschichten Schnee auf dem Kilimandscharo und Das kurze glückliche Leben des Francis Macomber.
In der Tat beflügelt der fremdartige Alltag den Schriftsteller mental wie thematisch, der Kontinent hebt den Horizont des Autors auf eine neue Stufe. Zuvor war dessen Fokus auf Europa gerichtet, insbesondere auf Frankreich und Spanien. Green Hills of Africa wird 1935 veröffentlicht,The Short Happy Life of Francis Macomber erscheint dann ein Jahr später. Aus seinen von Afrika inspirierten Werken ragt eine Short Story von etwa 40 Seiten heraus: The Snows of Kilimanjaro.
In der Kurzgeschichte Schnee auf dem Kilimandscharo verarbeitet Ernest Hemingway abermals seine Safari-Erlebnisse in Kenia und Tansania, streut allerdings
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