Die massigen Berge und die aschfahle Wüste, die Cabo Blanco umzingeln, scheinen das schmale Fischerdorf geradezu ins Meer drücken zu wollen. Schroff fallen die grauen Wüstenhügel direkt ins Meer, vom Berg bis zum Wasser bleiben oft keine fünfzig Meter. Aus diesem Grund sieht man in Cabo Blanco so gut wie kein grün, wenig Palmen und kein exotisches Strauchwerk, es regnet zu wenig in diesen Breiten.
Tagsüber scheint die Sonne mörderisch, die brennend heiße Luft beißt sich trocken in die Lunge und wenn der Wind weht, legt sich ein feiner Staub auf die Landschaft wie ein blasses Tuch. Das wüstenhafte Klima im Norden Perus mit seinen glühenden Sonnenstrahlen und der trockenen Luft haut selbst zähe Mannsbilder um, die abends so angeknockt ins Bett fallen, als hätte der Gegner ihnen ein Bügeleisen vor den Kopf geknallt.
Auch der Nobelpreisträger kann einen Zipfel des Ruhmes erhaschen. Am Ende des Aufenthaltes in Cabo Blanco wird Ernest Hemingway schließlich vier Riesenfische – zwei Schwertfische und zwei Marline – gefangen haben. Die beiden Pez Espada sind eher klein, die beiden Marline jedoch überzeugen mit beachtlichem Gewicht. Als Trophäe lässt man den erlegten Fisch an einer Seilwinde über die Pier von Cabo Blanco hängen.
Die Statistik über Black Marlin caught by Members and Guests of the Cabo Blanco Fishing Club weist bei dem Stichwort Ernest Hemingway, Havana, Cuba aus: Zwei Fänge, 680 und 750 Pfund. Elicio Argüelles findet sich im Register des Klubs mit den Marlin-Fängen von 730 Pfund und mit einem Fang von 900 Pfund im Mai 1956 wieder. Zusätzlich zu dem Marlin von über tausend Pfund, der auf der Rekordtafel des Thousand Pound Club auftaucht.
Nach 36 Tage in Cabo Blanco verabschiedet sich Don Ernesto im Mai 1956 vom peruanischen Pazifik. Cabo Blanco, die bescheidene Wüstenlandschaft zwischen Meer und Wüste, haben dem alternden Schriftsteller einiges abverlangt. Das weiße Kap im Norden Perus hat der weitgereiste Autor als einen Landstrich erlebt, wo die Natur mit übermächtiger Schöpfungskraft aufbraust, wo es tagsüber brennend heiß werden kann und bitterkalt in der Nacht, wo am Morgen der Hurrikan tobt und am Nachmittag die schönste Sonne strahlt.
Cabo Blanco ist das Leben, nicht jenes aus Plastik, sondern das echte Leben, dem wir uns voller Demut unterzuordnen haben. Dort, wo aus dem kalten Humboldt-Strom der schwarze Marlin auftaucht, dieser König des Meeres, wird der Jäger auf das Äußerste herausfordert. Hemingway mag, wenn er die Natur auf der Haut spürt, wenn die Sonnenstrahlen und das Salz des Meeres sein Gesicht befallen, denn an solchen Orten weiß er, dass er richtig lebt.
Das ruppige Cabo Blanco und der wilde Pazifik vor der Küste Perus haben den Schriftsteller zugleich gelehrt, er kommt allmählich an seine Grenzen, als Kerl und als Jäger. Cabo Blanco liegt dem Schriftsteller, es ist wie ein Eldorado, ein Mann kann hier siegen, jedenfalls solange er jung ist und die Kraft reicht und falls auch ein wenig Glück dazu kommt.
M. Van Doort
Schrecklich diese macho Attitüde von Hemingway. Einfach aus Lust und Laune töten. Denn so einen Fisch kann man doch nicht essen. Oder?