Ernest Hemingway und Pauline Pfeiffer auf dem Hochzeitsfoto, in Paris am 10. Mai 1927; Credit Line: Ernest Hemingway Collection. John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston.

Die wohlhabende Amerikanerin Pauline Pfeiffer arbeitet Korrespondentin der Modezeitschrift Vogue in Paris, sie und ihre Schwester Virginia schmeißen in der Stadt an der Seine mit dem Geld nur so um sich. Die 30-jährige Pauline erweist sich als eine lebenshungrige, lockere Frau, die stramm auf ihr Ziel zusteuert. Und ihr Ziel heißt Ernest. Pauline lockt und ködert ihn mit allem, was einer freizügigen Frau so als Köder gegeben ist, Ernest verhält sich in solchen Situation wie immer, er zeigt sich ziemlich hilflos.

Die fesche Pauline sieht aus wie einer Ausgabe der Vogue entsprungen. Modisch, ausgefallen, ein wenig androgyn, flachbrüstig, schwarzes Haar im Kurzschnitt, knallrote Lippen. Pauline und der angehende Schriftsteller lernen sich in Paris kennen und es wird eine leidenschaftliche Affäre. Der Sex mit Pauline sei sensationell, berichtet Ernest begeistert, das Blut des jungen Journalisten gerät in Wallung. Explosiv, ungeniert und laut, sie bestimmt, wo es langgeht, sie steigt auf mich drauf und kriegt ihren Höhepunkt, als wäre es ein Gewittersturm.

Ernest Hemingway hat seiner ersten Ehe mit der patenten Hadley bereist einen Tiefschlag verpasst, er hat zuvor eine Affäre mit einer extravaganten Engländerin, Duff Twysden, in Pamplona 1924, die den hochgewachsenen Journalisten ohne Scheu ins Bett zerrt. Wie ein emotionaler Trottel wird Ernest Hemingway zwischen den Frauen hin und her gerissen. Er mag es, umgarnt zu werden, und doch fühlt er sich nicht wohl, wie er in Paris hat kein Ende, am Ende seines Lebens, schreibt. Man lügt und hasst es, es zerstört einen, und von Tag zu Tag wird es gefährlicher, aber man lebt von einem Tag zum anderen wie im Krieg.

Am 3. Februar 1926 fährt Ernest von Cherbourg auf der Mauretania nach New York zu den Buchverhandlungen. Am 17. Februar 1926 unterzeichnet Ernest seinen ersten Vertrag mit Scribner’s and Sons für die beiden Werke Torrents of Spring und The Sun Also Rises. Ab jetzt wird die Autorenkarriere des Ernest Hemingway wie eine Rakete steil und glitzernd in die Luft abgehen. Die treue Hadley, seine erste Ehefrau und große Liebe, hat recht gehabt, er wird einmal als ein gefeierter Schriftsteller dastehen.

Die Frau, die an ihn geglaubt hat, sitzt nun alleine in der gemeinsamen Wohnung in Paris und ihr Ehemann lässt keine Gelegenheit aus, sie rücksichtslos zu betrügen. Ernest kann nicht treu sein, nicht seiner Ehefrau, und ebenso wenig seiner Geliebten. Böse Zungen munkeln, dass Ernest bei den Pfeiffers zweigleisig fahre und zur gleichen Zeit auch Paulines Schwester Ginny, so lässt sich Virginia rufen, zugetan sei.

Pauline Pfeiffer, genannt Fife, wird im Mai 1927 in Paris die Ehefrau Numero Zwei, seine neue Flamme ist vier Jahre älter als Ernest. Die burschikose Frau entstammt einer steinreichen katholischen Dynastie, ihrer Familie gehört halb Piggott in Arkansas. Die Familie gilt als streng katholisch und hat sich eine kleine Privatkapelle auf das gewaltige Anwesen bauen lassen. 

Aus Liebe zu Pauline konvertiert der Autor, der aus einer freikirchlichen Familie kommt, nun auch offiziell zum Katholizismus. Ernest zeigt sich von der eigensinnigen Frau hellauf begeistert. Zumal Fife sich für eine stramme Katholikin als sexuell ziemlich munter erweist. Die Söhne Patrick und Gregory werden geboren, die Familie lebt fortan in einem großen herrschaftlichen Haus in Key West, das Paulines Familie gehört.

Der Schriftsteller genießt die sonnigen Tage am Meer vor Florida, er geht fischen oder ist im Sloppy Joe’s anzutreffen. Doch schon bald geht ein tiefer Riss durch die Partnerschaft. Pauline sympathisiert als überzeugte Katholikin mit den Nationalisten im Spanischen Bürgerkrieg, während Ernest mit Verve die linken und liberalen Loyalisten unterstützt. Und so hat man prompt den Spanischen Bürgerkrieg am ehelichen Küchentisch.

Dazu kommt, dass der testosterongesteuerte Ernest keiner Frau treu sein kann. Und so bleibt zum bitteren Ende auch Pauline Pfeiffer das Schicksal ihrer Vorgängerin nicht erspart. „Ich glaube, Ernest gibt dem Fräulein Gellhorn gerade wieder Nachhilfe im Schreiben“, meint sie spitz, als ihr Ehemann mehr und mehr außer Haus zu finden ist.

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