Hemingway desconocido, der unbekannte Hemingway, so lautet der Titel einer peruanischen Neuerscheinung über den US-amerikanischen Nobelpreisträger. Cuatro crónicas secretas sobre el escritor en el Perú y el mundo. Vier geheime Berichte über den Schriftsteller in Peru und in der Welt, so heißt es etwas reißerisch im Untertitel.

Geschrieben hat dieses spanischsprachige Buch der Journalist Omar Zevallos, ein Buchautor und Karikaturist aus dem südperuanischen Arequipa, ein Mann vom Jahrgang 1958. Und Omar ist natürlich ein eingefleischter Aficionado des Ernesto Hemingway, man merkt es dem Werk an, das Herzblut steckt zwischen den Seiten. 

Der Nobelpreisträger besuchte im April und Mai 1956 das peruanische Fischerdorf Cabo Blanco und in der Tat gibt es über diese fünfwöchige Episode in Hemingways Biografie vergleichsweise wenig Informationen. Mario Saavedra, der Reporter vom feinen El Comercio, hat im Jahr 2005 ein großformatiges Büchlein herausgebracht, mit wunderbaren Fotos, denn Mario war Zeuge mit Ohr und Auge in Cabo Blanco. Ansonsten wird man nicht viel Gescheites finden.

Nun merkt man dem Buch von Omar Zevallos die große Fleißarbeit an, denn er hat über die Jahre nicht nur vor Ort im Norden Perus recherchiert, sondern auch die Zeitungsarchive in Lima und bei der Ernest Hemingway Collection in Boston gewälzt. Und er hat die damals noch lebenden Zeitzeugen, insbesondere Mario Saavedra und Manuel Jesús Orbegozo von La Crónica ausführlich befragt. 

Omar Zevallos überzeugt mit Hemingway desconocido als ein eleganter Stilist, er schreibt leicht und spannungsreich, so dass seine vier Kabinettstückchen runter gehen wie warmer Honig. Seine Episode Hemingway en el Perú ist zwar relativ kurz gehalten, gerade einmal zwanzig Seiten lang, das allerdings muss kein Nachteil sein. Zevallos konzentriert sich auf die wesentlichen Vorkommnisse und fängt dadurch das Ambiente in Cabo Blanco atmosphärisch dicht ein.

Die drei weiteren Chroniken berichten über den Hausgeist auf Hemingways Farm Finca Vigía in Kuba, über Hemingways Geliebte Leopoldina Rodríguez aus Havanna und über die platonische Dauer-Liaison mit der deutschen Schauspielerin Marlene Dietrich. Alle vier literarischen Reportagen dieses Buches, das bei Penguin Random House in Lima Miraflores erschienen ist, sind flott, kenntnisreich und stets aus einer überraschenden Perspektive geschrieben.

Wer des Spanischen mächtig ist, sollte sich dieses Kleinod, das in Europa am einfachsten über Amazon als E-Book bezogen werden kann, schnell besorgen. Der Peruaner Omar Zevallos entführt uns mit seinen vier Berichten in die geheimnisvolle Welt des Ernest Hemingway aus Chicago und verleiht dem Leben dieses nobelgekrönten Tausendsassas einige kräftige Farbkonturen zusätzlich.   

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