Ein Gringo auf Kuba, der gerade in Deutschland polarisiert. Grafik: Filippo Imbrighi, Roma

Wenn jemand ein solches Portal wie Hemingways Welt über zehn Jahre betreibt, dann erhält man zu seinem Protagonisten ein Feedback der unterschiedlichsten Art. Jede Menge des Zuspruchs zur Person, viel Sympathie und ein neugieriges Interesse an Werk und Eigenart des Nobelpreisträgers von 1954.

Allerdings auch das glatte Gegenteil: schroffe Ablehnung und Stürme der Abscheu gegen den bärtigen Mann aus Oak Park in Chicago. Nicht nur gesittete Kritik, sondern hier und da auch ein paar Schläge unter die Gürtellinie.

An dieser Stelle möchte ich ein paar wenig charmante Charakterisierungen aus Leserzuschriften zusammentragen, die im Laufe der Zeit bei Hemingways Welt so eingetrudelt sind. Liebenswürdig klingt irgendwie anders. Der US-Amerikaner, der auf Kuba lebte, muss in Deutschland eine breite Schulter ausfahren.

Er sei ein Großmaul, Hemingways Welt ergehe sich in einer endlosen Kakophonie der Beweihräucherung. Kollege Borges hätte ihm alle Zähne ausschlagen sollen. Dieser Hemingway sei zum Fremdschämen.

Und es geht lustig weiter: Hemingway sei ein verfetteter, links-bourgeoiser Angeber, ein Minderwertigkeitskomplex auf zwei Beinen, ein fetter Trottel, er verhalte sich pubertär, ein Depp, ein dicker Trottel, ein Volltrottel, ein Volldepp. 

Oder: eine elendige Gestalt, ein Deutschland-Hasser, ein Mörder, ein geistiger Brandstifter. Hemingway sei ein selbstverliebter Schwachkopf, ein Macho, ein Angeber. Kurz: ein Arschloch.

Wortwörtlich. Alles dabei. Übrigens, nur von Männern.

Sei’s drum. Man arbeitet sich an diesem Mannsbild ab. Und das ist auch ok so. Ich mag Dispute und Debatten. Meine Meinung ist eine andere. Und die kleinen Jauche-Spritzer zeigen eines: Ernest Hemingway regt zum Widerspruch an. Denn ein guter Schlagabtausch kann uns weiterbringen.

Sei’s drum. Hauptsache, man schreibt seinen Namen richtig.

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