Ernest Hemingways Moleskine: Auf zwei Seiten Notizen zu Cabo Blanco.

Ernest und Mary Hemingway fliegen von Havanna über Miami ins südamerikanische Cabo Blanco. Fünf Wochen im April und Mai 1956 wird das prominente Ehepaar in dem winzigen peruanischen Fischerdorf verweilen. Am Pazifik wollen sie einen riesigen Marlin fangen und die Dreharbeiten der Second Unit zu dem Hollywood-Film Der alte Mann und das Meer ein wenig anleiten.

Cabo Blanco wird von dem weltberühmten Autor – zwei Jahren zuvor hat er den Nobelpreis für Literatur erhalten – gut vorbereitet. Die Reise nach Peru ist ihm wichtig. Ernest freut sich auf das fremde Meer, auf den wilden Pazifik, wo es an der Schnittstelle zwischen kaltem Humboldt-Strom und den warmen Äquatorial-Gewässern die größten Marline überhaupt geben soll. Eine Handvoll Freunde aus Kuba begleitet den Nobelpreisträger auf diesem exotischen Trip.

Auf seinen Ausfahrten in Cabo Blanco wird der Schriftsteller mehr oder weniger die gleiche Kleidung anziehen wie zwei Jahre zuvor auf der Safari in Ostafrika. Im Januar 1954 hat er zusammen mit Miss Mary Kenia und Uganda besucht, erfolgreich gejagt, war allerdings auch in zwei verheerende Unfälle mit Flugzeugabstürzen verwickelt.

Der Autor trägt eine helle Safari-Jacke aus etwas zu dicker Baumwolle, die ein Stoffgürtel über dem sichtbaren Bauchansatz zusammen hält. Dazu eine bis zu den Oberschenkel reichende Khaki-Hose und Halbschuhe aus leichtem Leder. An Bord zieht Ernest Hemingway es dann vor, meist barfuß zu laufen.

Obwohl den Autor Komplikationen an den Augen plagen, trägt er im glutheißen Nordperu auch bei prallstem Sonnenschein keine Sonnenbrille. Wenigstens zieht der Nobelpreisträger in der sengenden Sonne seine Baumwoll-Kappe an, ohne deren Schutz es in diesen Breiten böse enden kann.

Auf Finca Vigía hat Ernest Hemingway auf zwei Seiten in sein Moleskine akribisch aufgeschrieben, was er auf die Reise nach Peru mitnehmen möchte. List Cabo Blanco hat er die Blätter seines Büchleins überschrieben, und unter anderem aufgeführt: Rods, Rod Case, Headers, Hooks, Gaff, two Harpoons, Lines – das ist das Angelzeugs wie Haken, Angelschnüre und Angelruten.

Dann folgt die Auflistung der Kleidung: Hemden, eine Jacke, Caps, die Windjacke, eine Krawatte, Trenchcoat, Stiefel, eine Flanell-Hose, Sneakers, Brillen und Fishing Gloves, die Angel-Handschuhe. Und am Ende der zweiten Seite steht Books. Flott unterstrichen und dann ein dicker Punkt. Auf die Auswahl der Bücher möchte Ernest Hemingway wohl ein besonderes Augenmerk legen.

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Die zweite Seite von Hemingways Liste für Cabo Blanco.

Die Reise nach Peru soll ein Erfolg werden. Wir schreiben Mitte April 1956, es geht körperlich langsam bergab mit ihm, und auch das Schreiben fällt ihm schwer. Er braucht den Erfolg. In Peru, aber er braucht den Erfolg vor allem in sich drin. Das Schicksal hat ihm in den letzten Jahren schlimm mitgespielt.

Er ist erst Mitte 50 und sieht doch schon aus wie ein alter Mann. Sein Körper und seine Geisteskraft haben schon vor den Flugzeugabstürzen in Afrika nach und nach abgebaut, doch die starken Verbrennungen, die schweren Kopfwunden und die zahlreichen inneren Verletzungen setzen ihm so heftig zu, dass nichts mehr so ist wie in den guten Jahren.

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