Ernest Hemingway kommt nach Bergisch-Gladbach. Zur imposanten Thomas-Morus-Akademie Bensberg in der Nähe von Köln. Foto: TMA, Presse.
Jeder, der sich mit Sprache beschäftigt, kommt nicht vorbei an Ernest Hemingway. Er ist zentraler Gestalter der Literatur des 20. Jahrhunderts. In diesem Jahr feiert der bärtige Nobelpreisträger (1899 – 1961) seinen 125. Geburtstag.
Unsterblichkeit ist sein Ziel gewesen. Die hat er ja auch irgendwie bekommen, auch wenn er seit über 60 Jahren auf dem Dorffriedhof von Ketchum in den Rocky Mountains liegt. Angriffsflächen bietet ein Schriftsteller mit einem derartigen Ego genug.
Die Kritik ist hörbar: Er sei ein Macho, ein Frauenfeind, ein Tierquäler, ein Alkoholiker. Nicht viel besser sein Werk. Stiere, die zum Vergnügen abgeschlachtet werden. Antilopen, die er auf Safaris erlegt. Fische, die nach langem Kampf an den Haken kommen.
Doch Ernest Hemingway will mehr als nur eine blutige Geschichte erzählen. Seine Romane um Sieg und Niederlage wollen tief ins Innere vordringen. Letztlich geht es ihm vor allem um Liebe und Würde. In Würde verlieren, so wie sein alter Mann, der einfache Fischer Santiago. Gerade darum geht es. Jeder Mensch, das will uns Ernest Hemingway mitteilen, kann seine Würde wahren.
Wir laden Sie herzlich nach Bensberg ein. Entdecken Sie Hemingways Werk (neu), diskutieren Sie mit und bringen Sie gern auch eigene Texte in die „Schreibwerkstatt“ am Sonntag Vormittag mit.
Wir freuen uns auf Sie!
Felicitas Esser, Akademiereferentin
Programm Samstag, den 16. November 2024
14.00 Uhr Auf Abenteuerreise mit Ernest Hemingway Fünf Wochen mit dem Nobelpreisträger in Cabo Blanco, Peru
15.30 Uhr Kaffee- und Teepause
15.45 Uhr Ein Mensch mit zwei Gesichtern Psychogramm eines innerlich Zerrissenen
18.00 Uhr Abendessen
19.15 Uhr Revolutionär und Klassiker Werk und Leistung des Autors Ernest Hemingway
21.30 Uhr Ende des Veranstaltungstages
Sonntag, den 17. November 2024
ab 7.00 Uhr Frühstück für Übernachtungsgäste
8.00 Uhr Gelegenheit zum Besuch eines katholischen Gottesdienstes in der Edith-Stein-Kapelle
9.45 Uhr Schreibwerkstatt: Schreiben wie Ernest Hemingway – Wie schrieb Ernest Hemingway? (Wer unter den Teilnehmern schon veröffentlicht oder etwas in der Schublade hat: Sie sind eingeladen, Ihren Text mitzubringen.)
11.15 Uhr Kaffee- und Teepause
11.30 Uhr Der beste Reiseführer weit und breit Eine Weltreise zu Ernest Hemingways Schauplätzen
13.00 Uhr
Mittagessen 14.00 Uhr
Ende der Veranstaltung
Referent
Dr. Wolfgang Stock, Autor und Hemingway-Biograf; Gründer: www.hemingwayswelt.de
Der deutsche Boxer Max Schmeling, im Jahr 1938. Photo: C. Greene, World Telegram.
Das Boxen mochte er immer. Zumal dieser begnadete Schriftsteller sich für einen grandiosen Boxerkämpfer hält. Doch auf die Kenner der Materie wirkt der Mann aus Chicago eher wie ein Maulheld. My writing is nothing, my boxing is everything, solch einen blühenden Blödsinn sondert Ernest Hemingway gerne ab. Sein Schreiben sei nichts, seine Boxkunst alles. Es ist genau anders herum, wie sollte es auch sein, bei einem Nobelpreisträger und Star-Autoren.
Doch der Boxsport lässt Hemingway nicht kalt. Er zeigt sich gerne als Box-Kämpfer, lässt Fotos mit sich in Positur aufnehmen. Und er fightet gerne. Gegen Kollegen am liebsten. In seinen Pariser Anfangsjahren verdient er sich ein paar Francs dazu als Sparringspartner für Schwergewichtler. Boxer – wie der Kubaner Kid Tunero – gehören zu seinem engen Freundeskreis. Zeitlebens bleibt der Boxsport seine große Leidenschaft.
Wenn man sich das Oeuvre von Ernest Hemingway anschaut, merkt man über kurz oder lang, dass Boxen und auch die Boxsportler in zahlreichen Erzählungen vorkommen. Joe Louis, Georges Carpentier, Jack Walker, Kid Norfolk, Charles Ledoux, Jack Sharkey oder Max Schmeling – all diese Boxkämpfer finden sich in den Büchern des Nobelpreisträgers von 1954. In einigen seiner Kurzgeschichten geht es ebenso ums Boxen.
Nicht nur die Kriegsschlacht und der Stierkampf sind zentrale Motive seines Werkes. Auch das Boxen passt gut in die Erzählstränge seiner Romane. Denn anhand dieses Sports lassen sich die Tugenden und Ideale festmachen, über die Ernest Hemingway schreibt. Tapferkeit, Tollkühnheit, Kampfeslust und den Willen, niemals aufzustecken.
Einen Boxer bewundert er vor allem. Den Deutschen Max Schmeling. Am 22. Juni 1938 fliegt Ernest Hemingway von seinem Wohnort Key West nach New York, um sich den Kampf von Joe Louis gegen Max Schmeling im Yankee Stadium anzusehen. Der Schriftsteller mag beide Boxer. Herkunft, Hautfarbe, Reisepass, völlig schnurz für einen Fan wie ihn. Jubel in ganz Amerika, als Joe Louis dem Deutschen in der ersten Runde einen K.o.-Schlag verpasst. Beide Boxer werden trotz aller Rivalität zu Freunden.
Max Schmeling, der im September 1905 in Klein Luckow in Vorpommern geboren wird und der im Februar 2005 im niedersächsischen Wenzendorf stirbt, ist der populärste deutsche Schwergewicht-Boxer. Zwischen 1930 und 1932 ist er Box-Weltmeister. Ein Comeback als World Champion gelingt ihm nicht, trotz eines Sieges im Jahr 1936 gegen Joe Louis. Im entscheidenden Rückkampf vom Juni 1938 geht er mit Pauken und Trompeten unter. Seiner Popularität tut die Niederlage keinen Abbruch.
Bis heute gilt er als tadelloser Sportsmann, nicht nur in seiner Heimat. Gerade Max Schmeling, den er verehrt und häufig erwähnt, ist als Persönlichkeit wichtig: Der Box-Weltmeister zeigt Hemingway und der Welt in dieser schwierigen Zeit ein differenziertes Bild von Deutschland. Der Schwergewichtler lebt vor, dass man
Ernest Hemingway im April 1956 in Cabo Blanco. Foto: Modeste von Unruh. Archiv Dr. Stock (colorized).
Am 21. Juli 1899 wird er in Oak Park, einem biederen Vorort von Chicago, geboren. Zum 125. Geburtstag von Ernest Hemingway ein Blick auf das angespannte Verhältnis des amerikanischen Nobelpreisträgers zu den Deutschen
Von Wolfgang Stock
Er kann ein paar Brocken Deutsch, nichts Weltbewegendes, am liebsten Schimpfwörter wie Schieber und Schweinehund. Die Ausdrücke hat er bei seinen mehrmonatigen Winteraufenthalten im österreichischen Schruns aufgeschnappt und sie hier und da in seine Prosa eingebaut. Genau 291 deutsche Wörter und Begriffe findet man in Ernest Hemingways Werk. Ein wunderbarer Fundus, um Widerlinge zu beschreiben oder seiner Wut ein wenig Luft zu machen.
Der Amerikaner aus Chicago und das Land der Germanen – es ist sicherlich keine Liebe auf den ersten Blick, wie bei Spanien und Italien. Vielmehr gestaltet sich die Beziehung zwischen Ernest Hemingway und Deutschland so wechselhaft wie das Wetter im April. Kühl, manchmal stürmisch und dazwischen ein paar Sonnentage. Die Deutschen sind bei einer Allensbach-Umfrage gefragt worden, wer die zwei bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts seien. Am meisten genannt: Thomas Mann und Ernest Hemingway. Es gibt sie also, die Verehrung und Zuneigung der Deutschen zu dem bärtigen Autor, der am 21. Juli 1899 in einem Vorort von Chicago geboren wurde und der seit Juli 1961 auf dem Dorffriedhof von Ketchum in Idaho begraben liegt.
Trotz literarischer Bewunderung schlägt dem Nobelpreisträger von 1954 reichlich Ablehnung entgegen, in Deutschland polarisiert kein anderer Autor derart. Als Prototyp eines Egomanen und politisch Inkorrekten zieht Ernest Hemingway die Kritik an wie ein Magnet. Besonders an seinem Charakter wird kein gutes Haar gelassen, es geht weniger gegen das Werk. Der Stierkampf-Liebhaber sei ein eigensüchtiger Sprücheklopfer, ein Hallodri durch und durch, ein Macho aus der Mottenkiste, ein grausamer Tierquäler, ein Deutschland-Hasser obendrein.
Schauen wir uns die Sache von seiner Seite an. Zu Ende des Ersten Weltkriegs wird der Sanitätsfahrer Hemingway im italienischen Fossalta schwer verwundet, getroffen von österreichischen Granatsplittern. Im Frühjahr 1933 verbrennen die Nazis seine Bücher, er steht auf der Schwarzen Liste. Und im Zweiten Weltkrieg sieht er als Kriegsreporter das Grauen an der Front im Hürtgenwald bei Aachen. Auch persönlich setzten die Deutschen dem US-Schriftsteller zu. In den Vogesen wird im Oktober 1944 sein ältester Sohn Jack von der Wehrmacht festgenommen und ein halbes Jahr im Kriegsgefangenenlager Moosburg an der Isar inhaftiert. Alles keine gute Grundlage für überschäumende Sympathie.
Neugier ist immer da gewesen. Von Dezember 1921 bis zum März 1928 lebt Ernest Hemingway mit Ehefrau Hadley in Paris. Seinen Unterhalt bestreitet der Jungvermählte mit journalistischen Artikeln, er hat einen Vertrag mit der kanadischen Zeitung Toronto Star alsEuropa-Korrespondent. Von Paris aus bereist der junge Reporter den Kontinent, mehrmals erkundet er Deutschland. Dabei arbeitet sich der US-Amerikaner fleißig an Stereotypen über die Germanen ab. Wir sahen Mütter, die ihren rosigwangigen Kindern Bier aus großen Halbliterkrügen zu trinken gaben. In Bayern, so möchte man rasch anfügen, sind es Einliterkrüge!
Klamaukig gerät auch die Schilderung, wie Hemingway in Triberg von den Bürokraten in den Amtsstuben ein Angelschein verwehrt wird. Und er sich trotzdem auf den Weg macht zu seinem Forellenbach im Schwarzwald. Wir stellten fest, dass man selbst auf einem der wilderen und abgelegeneren Wege keine zwanzig Schritte gehen konnte, ohne auf sechs bis acht Deutsche zu stoßen, die mit rasierten Schädeln, nackten Knien, Hahnenfedern am Hut, Sauerkraut im Atem, Wanderlust im Blick und einer gegen ihre Beine klappernden Sammlung von Aluminiumgeschirr des Weges zogen.
Seine Leserschaft merkt, dieser junge Autor vermag pointiert zu schreiben, pflegt zugleich mit Vergnügen die Vorurteile. Gemahl speist zuerst, Weibchen kriegt die Krümel! heißt die Überschrift seiner launigen Reportage über eine Bahnfahrt von Frankfurt nach Köln. Besser als jede akademische Sozialstudie beleuchtet Hemingway, wie grobschlächtig sich deutsche Ehemänner gegenüber ihren Frauen benehmen. In seinen frühen Zeitungsartikeln mag er, dick aufzutragen. Das Publikum daheim wird seine Impressionen mit Kurzweil goutiert haben.
Als ehrgeiziger Korrespondent nimmt der Amerikaner seine Profession ernst, ihn zeichnet ein enormer Arbeitseifer aus. Man mag es kaum glauben, bei seinem Lebenswandel. Obwohl er sich zahlreichen Verlockungen dahingibt, die auf einen kernigen Burschen am Wegesrand lauern, schreibt Ernest Hemingway emsig. Er recherchiert gründlich, baut Kontakte auf und geht textlich in die Details. Diese Disziplin sollte er bis zum Ende seines Lebens bewahren.
Die Kabinettstückchen aus Deutschland für den Toronto Star, allesamt aus dem Jahr 1922, sind aus einem weiteren Blickwinkel aufschlussreich. Denn sie zeigen eine stilistische Eigenart, die den 23-Jährigen schon damals auszeichnet. Auch wenn er manches überzeichnet, der junge Journalist entwickelt in seinen Texten eine
Dateline: Toronto. Die gesammelten Berichte des jungen Reporters Ernest Hemingway für die kanadische Zeitung Toronto Star.
Nach gut drei Urlaubswochen im Schwarzwald begeben sich Ernest Hemingway und Ehefrau Hadley im August 1922 nach Frankfurt. Der junge Reporter aus den USA macht große Augen in Deutschland. Und bedient fleißig alle Klischees. Die Schraube dreht er bis zum Anschlag. Man sollte dabei nicht alles für bare Münze nehmen. Wir sahen Mütter, die ihren rosigwangigen Kindern Bier aus großen Halbliterkrügen zu trinken gaben. Solches schreibt er am 1. September 1922 im Toronto Star.
In der ersten Klasse fahren die beiden Amerikaner mit der Bahn in Richtung Mainz. Es ist der erste Besuch des jungen Mannes aus Chicago in Deutschland, Ernest fremdelt merklich mit Germany. Das ganze Land ächzt unter der Last des verlorenen Ersten Weltkrieges. Nichts klappt reibungslos, man verwaltet den Mangel und ist froh, wenn es einigermassen läuft.
Auf dem Bahnsteig des Frankfurter Hauptbahnhofs erblickt Hemingway das ganze Elend. Die Bahn verliert Geld mit jeder Fahrt, und deshalb sieht man ein Minimum an Wagen und ein Maximum an Passagieren. Die Reisenden stehen in den Korridoren wie die Stifte in einer Box. Am Gleis wartet der Express nach Amsterdam, voll wie man sich nur vorstellen kann, aber irgendwie, auf den Fluren und Gängen, kommen alle Passagiere unter.
Der US-Amerikaner deutet die Ursache der Misere an. Die Reparationszahlungen machen es unmöglich to recover into a properous nation. Derart geknebelt sei eine Erholung zu einer Nation mit Wohlstand nicht möglich. Dazu kommen dann noch die Inflation, die sozialen Unruhen und die politischen Turbulenzen. Die Zugfahrt nutzt der junge Korrespondent für ein paar Charakterstudien.
Ihm fällt einiges auf im Zusammenleben der Deutschen. Am meisten, dass viele Männer ihre Frauen schlecht behandeln. Der deutsche Mann entert als Erster das Zugabteil oder nimmt der Frau direkt einen Sitzplatz weg. Die Ehefrauen lassen die Herabsetzung mehr oder weniger über sich ergehen und schweigen. Ganz anders würde eine Französin in seiner Wahlheimat Paris reagieren, nämlich mit lautstarkem Protest.
Der deutsche Mann drängelt sich gerne vor, auf Kosten seiner Frau. Hubby Dines First, Wifie Gets Crumbs! Gemahl speist als erster, Frauchen kriegt die Krümel! So überschreibt Ernest Hemingway eine Reportage über Essgewohnheiten in der Bahn für den Toronto Daily Star, die am 30. September 1922 in der kanadischen Tageszeitung veröffentlicht wird.
Ernest beobachtet einen Mann, der zur Mittagszeit alleine in den Speisewagen geht. Anderthalb Stunden später kommt er, mit Bierfahne, zurück ins Abteil. In der Hand ein angeknabbertes Käsebrötchen für die Gemahlin, die sich gierig über das kleine Stück Brot hermacht. Die Familie hat gespeist, lautet Hemingways trockenes Fazit.
Doch dem US-Amerikaner ist klar, als Ausländer einer Siegermacht sollte er nicht all zu laut auftreten oder gar einen Streit anfangen. Düstere Gedanken schießen ihm durch den Kopf. Ein Land, das einen Walther Rathenau – den liberalen Reichsaußenminister, der im Juni 1922 von Rechtsradikalen ermordet wurde – tötet, würde nicht zögern, auch ihn ins Jenseits zu befördern.
Kein Wunder, dass Hemingway nicht so recht warm wird mit seinem Gastland. Über das deutsche Idyll macht er sich lustig:
Vor der Hochschule in Köln sind Bodenplatten gegen den braunen Terror eingemeißelt. Nebst einer erklärenden Gedenktafel am Portal. Foto: W. Stock.
Am Rheinufer, am Platz vor dem Gebäude in der Claudiusstraße 1, findet vor der Universität im Frühjahr 1933 ein abscheuliches Ereignis statt. Wenige Monate nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten erlebt auch das liberale und lebensfrohe Köln das gleiche widerwärtige Schauspiel wie andere deutsche Universitätsstädte.
In Feuer und Rauch werden am 17. Mai 1933 die Werke von Schriftstellern verbrannt, deren Weltbild nicht in das Nazi-Dogma passt. Die Bücher von jüdischen, marxistischen und anderen politisch unliebsamen Autorinnen und Autoren werden öffentlich in einer hysterischen Zeremonie aufgerufen und unter dem Gejohle der Studenten in die Flammen geschmissen.
Organisiert wird die Kampagne unter der Bezeichnung Wider den undeutschen Geist vom Teilen der deutschen Studentenschaft. Öffentliche und akademische Bibliotheken sollen von zersetzendem Schrifttum gesäubert werden. Unter dem Jubel geifern sich Studenten, wissenschaftliches Personal und Professoren an dem Feuer-Spektakel.
In unserer Zeit residiert in der Claudiusstraße die Fachhochschule, Campus Südstadt. Auf dem Platz vor dem Haupteingang der ehemaligen Universität – dem heutigen Sitz der TH Köln Technology, Arts and Sciences – erinnert ein Mahnmal an die Bücherverbrennung durch die Nazis. Im Jahr 2001 hat der Kölner Kunstkritiker Walter Vitt das Memorial konzipiert. Steinmetz-Lehrlinge des Berufskollegs Ulrepforte haben die Namen von 95 Autorinnen und Autoren, deren Werke 1933 symbolisch vernichtet wurden, in Bodenplatten aus Basalt eingemeißelt.
Ernest Hemingway darf nicht fehlen, wenn es um die Gegner der Nationalsozialisten geht. Die Hemingway-Bodenplatte an der Hochschule zu Köln. Foto: W. Stock.
Die Liste der Autoren, die in Köln in die Flammen geworfen worden sind, ist lang. Schriftsteller, die zur Elite der Welt gehören, finden sich darunter: Bertolt Brecht, Erich Kästner, Egon Erwin Kisch, Heinrich Mann, Erich Maria Remarque, Kurt Tucholsky, Lion Feuchtwanger, Claire Goll, Maxim Gorki, Joachim Ringelnatz, Anna Seghers, Stefan Zweig, Franz Kafka, Robert Musil, Arthur Koestler, Oskar Maria Graf, B. Traven, Vicki Baum, Upton Sinclair, Arthur Schnitzler und Hannah Arendt. Und Ernest Hemingway.
Wenig überraschend, möchte man denken. Denn Ernest Hemingway ist den Nazis verhasst. Er, der in der Öffentlichkeit heute gerne als Bellizist gesehen wird, ist in Wirklichkeit ein Gegner des Krieges und der Gewalt. Seit seiner traumatischen Verletzung im Ersten Weltkrieg bei Fossalta ist er jemand, der sich in neben die Unterdrückten einreiht und als Anhänger unbedingter Freiheitsliebe laut aufschreit.
Im Spanischen Bürgerkrieg ist er engagierter Beobachter, mit Herz für die freie Republik. Im Zweiten Weltkrieg marschiert er ein als Korrespondent in das befreite Paris und erlebt dann das Grauen an der tiefblutigen Front des Hürtgenwaldes bei Aachen. Nein, für die Schlacht ist dieser Mann nicht gemacht, obwohl er sich in seinen Kneipenmonologen bisweilen so aufführt. Ernest Hemingway liebt die Freiheit und das Leben zu sehr, als dass er auf tyrannische Bauernfänger und despotische Schufte hereinfallen könnte.
Über das Bodendenkmal informiert eine von dem Kölner Bildhauer Heribert Calleen entworfene Tafel an der Gebäudewand der Hochschule. Das gesamte Mahnmal ist eine Abrechnung mit der braunen Willkür. Und es ist ein Plädoyer für das freie Denken. Zugleich zeigt das Monument aber auch, welche Stärke die Wörter und Ideen entfalten können. Dabei zeugt das Schauspiel der Bücherverbrennung vom wunden Punkt jeder Diktatur. Die Pompösität der Randale soll die Furcht des Despoten vor der Kraft des Wortes verdecken.
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Mehrfach hat sich Ernest Hemingway aufgeplustert und behauptet, im Zweiten Weltkrieg deutsche Soldaten getötet zu haben. Erst sind es nur wenige Soldaten gewesen, die der Schriftsteller erschossen haben will, später dann 26. Mit der Zeit steigt die Zahl der Todesopfer auf 122 Deutsche.
Was ist dran an diesen Selbstbezichtigungen des Nobelpreisträgers von 1954? Ist es Realität oder Fiktion? Das sind die Fakten: Bei den US-Streitkräften ist der damals schon berühmte Autor als Pressekorrespondent für die Zeitschrift Collier’s akkreditiert gewesen.
Nach der Landung in der Normandie ist Ernest Hemingway der US-Army über Paris bis an die Westfront gefolgt. Dort, in der Schnee-Eifel und im Hürtgenwald bei Aachen wird er Augenzeuge der blutigsten Schlacht des Zweiten Weltkriegs.
Doch hat Ernest Hemingway im Krieg gegen die deutsche Wehrmacht wirklich den Finger am Abzug gehabt? Hat er ganz persönlich Schuld auf sich geladen? Oder ist er bloß ein Wichtigtuer, ein Sprücheklopfer und ein großer Maulheld?
So lauten die Fragen, die seit Jahren einer Klärung bedürfen. Denn hier und da werden die Anschuldigungen, die Ernest Hemingway selbst in die Welt gesetzt hat, aufgegriffen und politisch instrumentalisiert. Die Unschärfe um diesen Themenkomplex steht zudem einem nachhaltigen Wohlwollen zwischen Autor und Land irgendwie im Wege.
In einem ausführlichen Artikel auf spiegel.de leuchte ich ab dieser Woche das oft gehörte Narrativ über von Hemingway getötete Deutsche in all seinen Facetten aus. Den Artikel kann
In einem andern Land. Übersetzt von Annemarie Horschitz-Horst. Der Rotationsroman erscheint bei Rowohlt im Dezember 1946. Archiv Dr. Stock.
In the late summer of that year we lived in a house in a village that looked across the river and the plain to the mountains. So beginnt Ernest Hemingways grandioser Roman A Farewell to Arms, der 1929 bei Scribner’s in New York erscheint. In einem andern Land, so lautet die deutsche Fassung des Buches. Im Spätsommer jenes Jahres lebten wir in einem Haus in einem Dorf mit Blick über den Fluss und die Ebene zu den Bergen.
Das Buch beginnt mit der Liebesgeschichte zwischen dem amerikanischen Sanitätsoffizier Frederic Henry und der englischen Krankenschwester Catherine Barkley. In dem Werk verarbeitet Hemingway seine Erlebnisse an der Front des Ersten Weltkriegs, wo er als 18-jährige Sanitätsfahrer bei Fossalta di Piave schlimm verwundet worden ist. Dieser Anti-Kriegsroman ist in seiner Herangehensweise nicht so drastisch wie beispielsweise Erich Maria Remarques zeitgleich veröffentlichtes Im Westen nichts Neues.
Hemingways Annäherung ist vielmehr ein subtiles Anpirschen, das düstere Fatum hängt über der ganzen Geschichte, man spürt mit jedem Kapitel, es wird nicht gut ausgehen. Das Resümee des Amerikaners ist klar und deutlich. The world breaks every one and afterward many are strong at the broken places. But those that will not break it kills. It kills the very good and the very gentle and the very brave impartially.
Dieser Krieg, der von 1914 bis 1918 gedauert hat, ist schrecklich gewesen, denn er vernichtet. Die Welt zerbricht jeden, und nachher sind viele stark an den zerbrochenen Orten. Doch diejenigen, die nicht zerbrechen wollen, die werden getötet. Und es trifft immer die Besten und die Sanftmütigsten und die Tapfersten, ohne Unterschied.
So etwas gefällt den Nazis nicht. Im nationalsozialistischen Deutschland werden die Bücher von Ernest Hemingway verboten. Das Machwerk sei Wehrkraft-zersetzend, urteilten die braunen Zensoren, womit man ihnen recht geben muss. Bei der Bücherverbrennung im Mai 1933 wird In einem andern Land, dieser zweite große Roman des US-Amerikaners, von aufgeputschten Studenten in die Flammen geworfen.
Ernest Hemingway findet zwischen 1933 und 1945 in Deutschland nicht statt. Die Fronten sind klar. Die Nazis mögen ihn nicht, er mag die Nazis nicht. Doch der braune Spuk währt nicht ewig. Im Mai 1945 liegt die Nazi-Diktatur – und mit ihr Deutschland – in Trümmern. Der Schriftsteller lebt auf Kuba, weit weg von der Apokalypse. Doch wie geht es weiter mit Ernest Hemingway in Deutschland?
Die Rowohlt-Fassung beginnt mit einem Zitat von Christopher Marlowe. Dieses fehlt in der US-Originalausgabe, vermag jedoch die Titeländerung zu erklären.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieg gründet die Familie Rowohlt, das traditionelle Verlagshaus des Ernest Hemingway, ihr Unternehmen neu. In Stuttgart erhält Heinrich Maria Ledig, der älteste Sohn von Ernst Rowohlt, Anfang 1946 von den Amerikanern eine Verlagslizenz. Im März 1946 bekommt auch Vater Ernst Rowohlt von den Briten in Hamburg eine Lizenz für eine Verlags-Neugründung.
Wegen des Mangels an Buchpapier druckt der Verlag von 1946 bis 1949 die ersten Romane im großen Zeitungsformat auf einer Rotationsmaschine. Im Dezember 1946 erscheinen bei Rowohlt die ersten
Im US-amerikanischen Magazin Collier’s vom 18. November 1944 veröffentlicht Ernest Hemingway über vier großformatige Seiten eine Reportage aus dem Krieg.
Anfang September 1944 sitzt der Schriftsteller in Paris auf gepackten Koffern. Er kann es nicht mehr erwarten, denn zum ersten Mal geht es für Ernest Hemingway an die Front des Zweiten Weltkriegs. Von der französischen Hauptstadt steuert er über Belgien in Richtung deutsche Westgrenze. Ziel der Alliierten ist es dort, die Siegfried-Linie aufzubrechen, jenen Wall von Holland bis zur Schweiz mit seinen Bunkern, Stollen und Panzersperren. Erst dann können die Amerikaner bis zur strategisch wichtigen Rheingrenze vorstoßen.
Die Infanterie durchbrach die Siegfried-Linie. Sie knackte sie an einem kalten, regnerischen Morgen, als nicht einmal die Krähen flogen, geschweige denn die Luftwaffe. Zwei Tage zuvor, am letzten Tag vor dem Einbruch des Schlechtwetters, waren wir am Ziel des Rattenrennens angelangt. Es war eine schöne Rattenjagd von Paris bis nach Le Cateau, mit erbitterten Kämpfen bei Landrecies, die nur wenige gesehen haben und an die sich noch weniger erinnern können. Dann waren die Pässe des Ardennenwaldes bezwungen worden, in einer Landschaft, die den Illustrationen zu Grimms Märchen glich, nur viel grimmiger.
Ernest Hemingway schlägt sein Quartier zunächst nicht hinter der Frontlinie im Hürtgenwald auf, sondern weiter südlich, mitten in der Schnee-Eifel, in kleinen Ortschaften wie Schweiler und Buchet. Die vorrückende US-Army nimmt Dorf für Dorf ein, sie ist den deutschen Truppen materiell und personell überlegen, doch aufgrund des unebenen Geländes geht es nur langsam voran. Der Widerstand der Wehrmacht ist in der ländlichen Eifel heftig, der Diktator hat ein Halten der Linien bis zum letzten Mann befohlen.
Als Kriegsberichterstatter für das Wochenmagazin Collier’s begleitet Hemingway den Vormarsch der Fourth Infantry Division’s 22nd Regiment im Gebiet der belgisch-deutschen Grenze. Der Autor bewegt sich hinter der Kampflinie, auf luxemburgischem Territorium, in der Schnee-Eifel und schließlich weiter nördlich in der Nähe von Aachen. Der prominente Schriftsteller schließt sich meist den Truppen von Colonel Charles Lanham an, den alle Freunde Buck nennen. Bis Ende 1944 sollte Hemingway mehrmals zwischen Paris und den Frontabschnitten pendeln, im November und Dezember kommt er auf insgesamt 18 Einsatztage.
WAR IN THE SIEGFRIED LINE heißt Ernest Hemingways Reportage von der Front des Zweiten Weltkriegs in Collier’s. BY RADIO VIA PARIS.
Im Winter 1944 gelangen die amerikanischen Bodentruppen an den Hürtgenwald im Süden zwischen Aachen und Düren, wo ihr Vormarsch zum Stehen kommt. Das zerklüftete Gebiet erlebt von Oktober 1944 bis Februar 1945 blutige Gemetzel mit hohen Verlusten auf beiden Seiten. Das unebene Gelände mit den dichten Waldungen ist militärisch schwer zu nehmen, die Kämpfe, Mann gegen Mann, sind an Grausamkeit kaum zu überbieten. Ernest Hemingway hätte also einiges zu berichten in die Heimat.
Die Ansätze sind da, wie eine mehrseitige Reportage für die Collier’s-Ausgabe vom 18. November 1944 unter Beweis stellt. Zunächst skizziert Ernest Hemingways Prosa – wie so häufig – ein Landschafts-Panorama aus Bergen, Wäldern und Bächen. Der kleine Mensch in der großen Natur. Das Naturreich begrenzt als Rahmen das gewaltige Gemälde, der winzige Mensch irrt kopflos in der Pracht der Schöpfung umher. Das kann Ernest sehr gut, wie immer, es ist gekonnt.
Wir befanden uns auf einer Anhöhe, außerhalb des Waldes, und all die sanften Hügel und Wälder, die wir vor uns sahen, waren Deutschland. Aus dem Tal eines Baches unter uns ertönte ein schweres, vertrautes Dröhnen, als die Brücke gesprengt wurde. Und hinter der schwarzen Rauch- und Trümmerwolke, die aufstieg, sah man zwei feindliche Halbkettenfahrzeuge, die die weiße Straße hinauffuhren, die in die deutschen Berge führte.
Doch urplötzlich fällt seine Reportage in ein Loch. Ernest Hemingway hört auf,
Für sieben Dollar ins Luxus-Hotel: Ernest Hemingway lässt es sich gutgehen im Frankfurter Hof, im Frühjahr 1923. Photo: Andreas Praefcke, Creative Commons.
Zu Anfang seines Besuches in Deutschland lässt Ernest Hemingway es richtig krachen. Er schreibt sich in das beste Haus am Platz ein, in den Frankfurter Hof. Das Einzelzimmer in dem Luxus-Hotel kostet 51.000 Mark pro Nacht. Doch dies ist nicht der Endpreis. Auf dem Zimmer hängt eine Übersicht mit den zusätzlichen Gebühren. Zunächst einmal 40 Prozent Kommunalsteuern, dann 20 Prozent für den Service, dann 8.000 Mark für Heizung. (..) Ich blieb diese eine Nacht und den halben folgenden Tag. Die Rechnung betrug 145.000 Mark.
Als Reporter des Toronto Star ist der Amerikaner Ende März 1923 für zehn Tage nach Deutschland gekommen. Über seine Reise wird der junge Journalist in seiner Zeitung zehn launige Depeschen veröffentlichen. Das Land, das fünf Jahre zuvor einen furchtbaren Krieg verloren hat, leidet unter Reparationsforderungen, Wirtschaftskrisen und einer Hyperinflation. Eine Million Mark ist schnell ausgegeben, so lautet Hemingways Artikel, der am 5. Mai 1923 in der kanadischen Tageszeitung abgedruckt wird.
In Hemingways Artikel erfährt man, dass die Entlohnung eines Gymnasiallehrers bei 200.000 Mark im Monat liegt, damit gehört er zu den Glücklichen in der Weimarer Republik. Scheinbar ein gutes Gehalt. Doch was kriegt man für das Geld? Ein Ei kostet 4.000 Mark. Ein Hemd kostet 85.000 Mark. Weit kommt der Schulmeister mit seinem Salär nicht, es entspricht gerade einmal 10 Dollar. Anderen geht es richtig dreckig.
Der Korrespondent berichtet von einem Hotelbesitzer, der eine gute Saison hinter sich hat. Sämtliche Zimmer sind ausgebucht gewesen, es ist das beste Jahr seiner Geschichte. Doch dann nimmt das Unglück seinen Lauf. Im Oktober begann die Mark zu fallen, und im Dezember reichte das Geld, das wir im Sommer eingenommen hatten, nicht einmal mehr aus, um für die nächste Saison Marmelade und Gelee einzukaufen.
So wie es Verlierer gibt, so gibt es auch Gewinner. Der 23-jährige Journalist aus Chicago zählt sie auf. Exporteure von Rohstoffen zum Beispiel, die ihre Ware für Dollars ins Ausland verkaufen und ihre Arbeiter in Mark bezahlen. Oder Bauern, eh schon Selbstversorger, die darüber hinaus hohe Preise für die Nahrungsmittel verlangen können. Auch Menschen, die Kapital in der Schweiz gebunkert haben, sind fein raus. Und die Banken. Banken sind immer reich. Die Banken sind wie die Regierung. Sie bekommen gutes Geld für schlechtes und sitzen auf dem guten Geld.
Der alleinige Verursacher von Hyperinflation jedoch ist der Staat. Mit dem dauerhaften Anwerfen der Notenpresse vermehrt er den ungedeckten Geldumlauf. Jede Inflation führt zum Ausweichen in Sachwerte und zur Kapitalflucht. Durch die Unsicherheit und wegen des Vertrauensverlustes bleiben
Ernest Hemingway: Reportagen 1920 bis 1924. Rowohlt Verlag, 380 Seiten, Übersetzt von Werner Schmitz.
Von Dezember 1921 bis März 1928 lebt Ernest Hemingway mit Ehefrau Hadley in Paris. Seinen Lebensunterhalt bestreitet der Jungvermählte mit journalistischen Artikeln, er hat einen freien Vertrag mit der kanadischen Zeitung Toronto Star, bei der er als Europa-Korrespondent firmiert. Von Paris aus bereist der junge Pressevertreter den Kontinent, besonders oft sieht man ihn in Italien, in der Türkei, der Schweiz, Spanien und in Deutschland.
Über 80 Berichterstattungen aus jener Zeit sind in dem Band Reportagen 1920 – 1924 gesammelt. Seine frühen Reportagen sind ein faszinierender wie vergnüglicher Lesestoff, zumal in Paris die Weichen gestellt werden für seine Zukunft. Als Persönlichkeit und als Schreiber. Man darf nicht vergessen, Journalismus hat Hemingway weder studiert (wenn dies überhaupt möglich ist), noch von der Pike auf praktisch gelernt. Er hat ein paar nette Sachen geschrieben in der Schülerzeitung von Oak Park, dazu ein kurzes Intermezzo beim Kansas City Star als Polizeireporter. Dann ruft das Abenteuer: 22 Jahre jung, geht er nach Übersee, nach Paris.
Dort schreibt er viel aus und über Europa. Für einen Deutschen sind natürlich Hemingways Schilderungen aus Deutschland interessant. Der Mann aus Chicago hat sein Bild von den Teutonen, die acht Jahre zuvor mit Hurra in einen Krieg gezogen sind, und diesen vor gerade einmal vier Jahren verloren haben. Große Sympathie darf man da nicht erwarten, zumal die USA auf der anderen Seite der Front im Schützengraben lagen. Auch in Person eines 18-jährigen Sanitätsfahrers namens Ernest Hemingway.
Und so wundert es wenig, dass der US-Amerikaner sich fleißig an den Stereotypen über die Germanen abarbeitet. Wie sahen Mütter, die ihren rosigwangigen Kindern Bier aus großen Halbliterkrügen zu trinken gaben. Aha! Ob er es wirklich so gesehen hat, oder ob es im Nationalcharakter der Deutschen liegt, ihre Kinder mit Bier abzufüllen, das sei mal dahingestellt. Auf jeden Fall lesen sich Ernest Hemingways Eindrücke aus Süddeutschland – nun ja – ein wenig drollig.
Klamaukig gerät auch die Schilderung, wie Hemingway in Triberg von den Bürokraten in den Amtsstuben ein Angelschein verwehrt wird. Und er sich trotzdem auf den Weg macht zu seinem Forellenbach im Schwarzwald. Wir stellten fest, dass man selbst auf einem der wilderen und abgelegeneren Wege keine zwanzig Schritte gehen konnte, ohne auf sechs bis acht Deutsche zu stoßen, die mit rasierten Schädeln, nackten Knien, Hahnenfedern am Hut, Sauerkraut im Atem, Wanderlust im Blick und einer gegen ihre Beine klappernden Sammlung von Aluminiumgeschirr des Weges zogen.
Wie auch immer, die Leserin und der Leser merken, dieser Schreiber pflegt mit Nachdruck seine Vorurteile. Gemahl speist zuerst, Weibchen kriegt die Krümel! heißt eine andere Reportage über eine Zugfahrt von Frankfurt nach Köln. Es geht gegen deutsche Ehemänner, die sich wenig galant zeigen gegenüber ihren Ehefrauen. Es ist so oft wie bei einer Reportage von ihm. Die Hälfte mag stimmen, die andere Hälfte ist zumindest genial geschrieben. Das Publikum daheim wird es mit Heiterkeit gelesen haben.
Diese frühen Kabinettstückchen aus Deutschland für den Toronto Star, allesamt aus dem Jahr 1922, sind in anderer Hinsicht aufschlußreich. Denn sie verraten, wie der damals 23-jährige Ernest Hemingway als Schreiber funktioniert. Der junge Journalist besitzt eine
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