Auf den Fersen von Ernest Hemingway

Kategorie: Frauen Seite 1 von 5

Machtprobe im großen Krieg: Mr. Hemingway gegen Mrs. Hemingway

Die Collier’s-Ausgabe von 30. September 1944 veröffentlicht einen Artikel von Ernest Hemingway, wie auch einen von seiner Ehefrau Martha Gellhorn.

Sechs Artikel schreibt Ernest Hemingway für das US-Wochenmagazin Collier’s aus dem Zweiten Weltkrieg. Der damals schon berühmte Autor berichtet aus London, von der Landung in der Normandie, aus Paris, von der Front in der Schnee-Eifel. Die Reportagen werden zwischen Juli und November 1944 in der viel gelesenen Zeitschrift veröffentlicht. Cabled from Paris steht über dem Text, die Artikel werden über Funk dem Magazin durchgegeben.

Collier’s, im Jahr 1888 von Peter Fenelon Collier gegründet, ist eine linksliberale Wochenzeitschrift, mit einem guten investigativen Journalismus und Beiträgen von zahlreichen Edelfedern. Auch die Cartoons und Illustrationen gehören mit zum Besten in der damaligen Zeit. Mitte der 1940er Jahre erreicht das Wochenmagazin in den USA eine Auflage von 2,8 Millionen Exemplaren.

Anfang 1944 bietet sich Ernest dem Magazin als Kriegsreporter in Europa an. Sein Verhalten gründet einen Tiefpunkt in der Ehe mit Martha Gellhorn. Die dritte Mrs. Hemingway, eine renommierte Journalistin, hat schon für Collier’s aus dem Spanischen Bürgerkrieg berichtet. Und sie ist nicht bereit, nach der Eheschließung beruflich kürzer zu treten.

Are you a war correspondent or wife in my bed?, faucht Ernest 1943 seine Ehefrau an, als Martha ihm ihre Pläne offenbart. Sie möchte aus Europa über den Zweiten Weltkrieg berichten. Ob seine Frau eine Kriegskorrespondentin oder die Frau in seinem Bett sei, die Antwort bekommt er von der resoluten Martha postwendend. Denn die ehrgeizige Journalistin wird sich gegen seinen Willen aufmachen von ihrem sonnigen Refugium Finca Vigía auf Kuba nach Europa.

Collier's Magazine

Einträchtig steht das Ehepaar Ernest Hemingway und Martha Gellhorn im Impressum von Collier’s untereinander. Doch in Wirklichkeit scheppert es.

Was dann kommt, gleicht einer Seifenoper. Der erzürnte Ernest lässt sich in seiner Wut zu einem hundsgemeinen Winkelzug hinreißen. Auch er geht für Collier’s nach Europa, er schreibt für dasselbe Magazin und will so seine Ehefrau vor den Augen der Leser in den Schatten stellen. Und so kommt es, dass Ernest aus dem Zweiten Weltkrieg berichtet, um seiner Gattin eins auszuwischen.

Battle for Paris nennt Ernest eine Reportage, sie beginnt auf Seite 11 in der Ausgabe vom 30. September 1944. Man erwartet einiges. „Hier ist die erste Depesche des Collier’s-Korrespondenten, der selbst lange in der Stadt des Lichts lebte“, wird der Bericht angekündigt.

Während dieser Zeit wurde ich von den Kämpfern der Résistance als „Herr Hauptmann“ angesprochen. Das ist im Alter von fünfundvierzig Jahren ein sehr niedriger Rang, und so sprachen sie mich in Gegenwart von Fremden gewöhnlich mit „Herr Oberst“ an. Denn sie waren ein wenig aufgebracht und beunruhigt über meinen sehr niedrigen Rang. Und einer von ihnen, dessen Aufgabe es seit einem Jahr war, sich Minen zu schnappen und deutsche Munitionslastwagen und Stabswagen in die Luft zu jagen, fragte mich vertraulich: „Mein Hauptmann, wie kommt es, dass Sie trotz Ihres Alters, Ihrer zweifellos langen Dienstzeit und Ihrer offensichtlichen Verwundungen (verursacht in London durch den Aufprall mit einem stehenden Lastwagen mit Wassertank) immer noch nur Hauptmann sind?“ „Junger Mann“, antwortete ich ihm, „ich konnte im Rang nicht aufsteigen, weil ich weder lesen noch schreiben kann.“

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist ColliersBattle2-1-1-806x1024.jpg

Battle for Paris überschreibt Hemingway seine Reportage.

Es könnte lustig sein, wenn alles nicht so ernst wäre. Als Ungedienter, Ernest ist 1918 durch die Musterung gefallen, plagt ihn mal wieder sein Komplex eines nicht vorhandenen Offiziersrangs. Wenn es nur das wäre! Weil Ernests Gedanken vornehmlich um ihn kreisen, beißt sich Battle for Paris an Äußerlichkeiten fest. Diese selbstverliebte Geschwätzigkeit des Autors stösst mehr als einmal sauer auf. Doch Hemingway in seiner Eigensucht sieht nur sich selbst, dieser Krieg, der die Welt aus dem Fundament reißt, erscheint wie ein Ausflug zum Baseball-Match gegen die Mannschaft aus der Nachbarstadt.

Welch ein Unterschied zu seinen Reportagen aus dem Spanischen Bürgerkrieg! Sechs Jahre zuvor hat er leidenschaftliche Berichte aus Spanien geliefert, detailgenau und anschaulich, die Sprache ist engagiert und packend. Im Spanischen Bürgerkrieg erreicht der Journalist Hemingway wohl den Höhepunkt seiner Kreativität. Doch nun – im Zweiten Weltkrieg – plätschern seine Reports an der Oberfläche, dieser begnadete Stilist und Beobachter bleibt störrisch, er geht nicht in die Tiefe.

Ganz anders Martha Gellhorn, die derweil in Europa auf eigenen Spuren wandelt. In der Collier’s-Ausgabe vom 30. September 1944 kommt es unfreiwillig zu einem Showdown. In diesem Heft wird ein langer Artikel von Ernest, als auch eine dreiseitige Reportage von Martha veröffentlicht. Hemingway gegen Hemingway. Er erzählt

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Gemein! Wie Ernest Hemingway seiner Frau den Job wegnahm

Die gesammelten Kriegsreportagen von Martha Gellhorn erschienen als Buch unter dem Titel The Face of War.

Martha Gellhorn, die dritte Mrs. Hemingway, arbeitet nach Hochzeit mit Ernest im November 1940 weiterhin mit voller Energie an ihrer Karriere. Beruflich ist die renommierte Journalistin ständig auf Achse. Guam, die Philippinen, überall wird die neue Mrs. Hemingway hofiert wie eine Filmdiva aus Hollywood.

In der Branche und auch bei den Lesern festigt sie ihre Reputation als unerschrockene Berichterstatterin, es gibt nicht wenige Kenner, die in Martha Gellhorn die beste Kriegsreporterin aller Zeiten sehen. Die ehrgeizige Journalistin schreibt unentwegt, veröffentlicht ihre Artikel und publiziert Bücher, bis an ihr Karriereende sollten es insgesamt 20 an der Zahl werden.

„I followed the war wherever I could reach it“, verrät die couragierte Autorin ihr Motto, ein wenig mutet sie an wie die Variation eines Ernest Hemingway im Rock. Ich bin hin zu dem Krieg, wo immer es möglich war. Martha erweist sich als Reporterin jedoch hartnäckiger als Ernest, kenntnisreicher, sie bohrt sich in ihre Themen, geht dorthin, wo es wehtut. Hemingstein als Journalist hingegen schnüffelt und schnuppert zu oft nur an der Oberfläche, Marty indes beißt tief hinein. 

Die tropische  Finca Vigía in San Francisco de Paula auf Kuba bildet den Lebensmittelpunkt des Paares, ein durchweg kümmerlicher Punkt allerdings, denn Martha Gellhorn turnt ohne Unterlass in der Weltgeschichte herum, meist alleine. Die zielstrebige Journalistin nimmt ihre Akkreditierungen ernst und bleibt oft monatelang weg aus dem gemeinsamen Domizil im Süden von Havanna. 

Die blonde Amerikanerin aus  St. Louis ist eine Draufgängerin, eine Reporterin mit Haut und Haaren. Im Zweiten Weltkrieg versteckt Martha Gellhorn sich im Badezimmer eines zivilen Krankenhaus-Schiffes, um zu recherchieren, ein andermal verkleidet sie sich als Krankenpflegerin, schnappt sich eine Tragbahre und geht auf Erkundungstour.

Ernest Hemingway bleiben die journalistischen Erfolge seiner Ehefrau natürlich nicht verborgen, der Schriftsteller fühlt sich zurückgesetzt. Er reagiert zunehmend nörgelig und fängt auf Finca Vigía an, Martha zu schikanieren. Als die Journalistin im März 1944 erneut als Kriegskorrespondentin nach Europa reisen will, versucht ihr Ehemann, sie davon abzuhalten. Vergeblich. Daraufhin lässt Ernest sich zu einem perfiden Winkelzug hinreißen. 

Auch Hemingway beschießt, nach Europa zu gehen. Und heuert im April 1944 als Kriegskorrespondent bei Collier’s an, als Starschreiber kann er sich seinen Auftraggeber selber aussuchen. Collier’s allerdings ist genau jene Wochenzeitschrift, bei der Martha Gellhorn seit 1937 unter Vertrag steht. Die Akkreditierungs-Richtlinien der US Army erlauben jedoch nur einem Reporter pro Magazin, mit an die Front zu kommen.

„Ich war total blockiert“, meint eine frustrierte Martha, „indem er Collier’s gewählt hatte, ruinierte er automatisch meine Chancen, über das Kampfgeschehen zu berichten.“ Mit Ellenbogen hat sich Ernest auf Kosten seiner Ehefrau rücksichtslos nach vorne gedrückt. Man kann es auch so sehen, dass Hemingway seiner Partnerin den Job geklaut hat. Doch Martha ist kein Mensch, der sich entmutigen lässt. 

Auf eigene Faust fährt sie am 13. Mai 1944 als einziger ziviler Passagier auf einem Frachtschiff, das Dynamit geladen hat, von New York aus Richtung Europa. Ernest Hemingway nimmt vier Tage später den PanAm-Linienflug und kommt so noch vor seiner Ehefrau in London an.

Doch Martha Gellhorn schafft es auf ein

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Der schönste Hemingway-Satz: Hadley, die Glückliche

Hemingway Ernest Hadley Paris
Die Geschichten in diesem Buch sind erfunden. Ich habe viel weggelassen und verändert und herausgestrichen, und ich hoffe, Hadley versteht das. Sie wird sehen, warum ich das hoffe. Sie ist die Heldin und die Einzige, die ein Leben hatte, das gut ausgegangen ist .
Ernest Hemingway: Paris – Ein Fest fürs Leben

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Ernest Hemingway, der Rastlose

Ernest Hemingway und Lauren Bacall in Bayonne, im August 1959.
Credit Line: Ernest Hemingway Photograph Collection. John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston.

Die Suche des Ernest Hemingway nach der reinen Liebe hätte möglicherweise bereits bei Hadley, seiner ersten Ehefrau, enden können. Doch zu häufig hat er betrogen und gelogen in Sachen Liebe, ist die Zuneigung erstorben im Gemenge seiner Wutausbrüche und seines Narzissmus, zu oft hat er die Liebe erdrosselt im Gewimmel seiner Liebschaften und Seitensprünge.

Ernesto ist in Sachen Liebe über die Jahre zum Zyniker geworden. Vielleicht ist es auch das Feld, auf dem er krachend gescheitert ist. Denn die große, die absolute Liebe im Leben hat er nicht finden können. Weder bei seinen vier Ehefrauen, noch bei seinen Liebschaften und schon gar nicht bei den schnellen Nummern. Liebe ist ein Misthaufen, klagt Harry in Schnee auf dem Kilimandscharo bitter, und ich bin der Hahn, der draufsteigt und kräht.

In der hoffnungslosen Lebensbeichte des sterbenden Schriftstellers Harry in Schnee auf dem Kilimandscharo, unschwer vermag man Züge und Lebensstationen des Ernest Hemingway ausmachen, geht er besonders mit der Liebe hart ins Gericht. Die Liebe, bloß ein Gespinst aus galanter Schwindelei und gefühlsduseligem Hokuspokus? Als er nicht mehr meinte, was er sagte, hatte er mit seinen Lügen bei Frauen mehr Erfolg als früher, wenn er ihnen die Wahrheit gesagt hatte.

Etliche Frauen schwirren um ihn herum. Ehefrauen, Freundinnen, Verehrerinnen, Musen, Mätressen. Er selbst ist kein Kind von Traurigkeit, unzähligen Frauen macht Ernest Hemingway den Hof. An manchen Tagen kommt er mit drei Frauen zusammen. Ernesto, die Berühmtheit, braucht nur mit dem Finger zu schnippen.

Dennoch sucht er bei anderen Partnerinnen weniger das Körperliche, sondern eher das Spirituelle. Die bestmögliche Mischung aus körperlicher Befriedigung und spiritueller Beglückung erlebt er ironischerweise am intensivsten bei seiner kubanischen Mätresse Leopoldina. Deshalb erstaunt nicht groß, dass Ernest ihr länger verbunden bleibt als mit den meisten seiner Ehefrauen.

Die Sehnsucht nach der umfassend erfüllten Liebe quält ihn jedenfalls sein ganzes Leben. Seine Rastlosigkeit vernebelt wohl einen Mangel an seelischer Erfüllung. Weil er die reine Liebe nicht gefunden hat, weil er keinen tiefen Glauben empfinden kann, weil er vom Paradies träumt und dennoch immer wieder auf dem Hosenboden landet.

Sein körperlicher Appetit bleibt bis in seine 1950er enorm, befindet sich eine attraktive Frau in seiner Nähe, gerät dieser Ernest Hemingway postwendend unter Starkstrom. Eléctrico. Der Schriftsteller in seinem kubanischen Refugium stachelt die Frauen mit seiner Aura an und fängt die armen Geschöpfe flugs und unrettbar ein wie in einem Spinnennetz.

Und nun als Höhepunkt jenes Schauspiels, das die Sehnsucht nach der großen Liebe schreibt, fügt er am Ende seiner Suche noch die eine oder andere alberne Klamotte an. Etwas Gutes hat dieses Possenspiel mit Adriana und Valerie vielleicht. Er merkt in letzter Konsequenz wohl, dass er in Sachen Liebe ein Gescheiterter ist.

Trotzdem – als Romantiker durch und durch – hört er nicht auf, an das reine Gefühl zu glauben, an die vollkommene Liebe. Auch wenn er es zum wiederholten Male verbockt hat oder sich vor aller Welt affig aufführt, er jagt seinem Ideal über alle Konventionen und über alle Vernunft hinweg nach. Vier Ehefrauen, unzählige Liebschaften, er macht das alles nicht aus Spaß.

Denn die Liebe erscheint ihm als

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Adriana – Ernest Hemingways amour fou

In ihren Memoiren La Torre Bianca schreibt Adriana über ihre Begegnungen mit Ernest Hemingway.

Anfang Dezember 1948, der Schriftsteller befindet sich mit seinem italienischen Freund Carlo Kechler auf einer Ausfahrt rund um den Landsitz des Grafen bei Latisana, da steigt ein blutjunges Mädchen, tropfnass von einem heftigen Regenschauer, in den blauen Buick. Ernest Hemingway, auf dem Beifahrersitz neben dem Chauffeur, hat einen direkten Blick auf die Rückbank, wo die junge Frau Platz genommen hat.

Sie grüßt nett, man unterhält sich und es stellt sich heraus, dass sie weder Hemingway als Person, noch seine Bücher kennt. Und prompt ist es geschehen um den armen Mann. Der Autor, er geht stramm auf die 50 zu, verliebt sich bei diesem ersten Zusammentreffen augenblicklich in die schwarzhaarige Schönheit mit den grünen Augen und den vollen Lippen. Obwohl die junge Frau da gerade erst 18 Jahre alt geworden ist.

Marlene Dietrich hat eine amour fou berühmt gemacht, in Der Blaue Engel, dem UFA-Spielfilm des Josef von Sternberg aus dem Jahr 1930. Immanuel Rath, ein verschrobener greiser Gymnasialprofessor, der von seinen Schülern Professor Unrat gerufen wird, verliebt sich in eine blutjunge Tingelltangel-Sängerin namens Lola Lola, und wird von dieser an den Rand des Verstandes gebracht.

Ernest Hemingways Lola Lola heißt Adriana Ivancich. Der amerikanische Autor ist bis über beide Ohren verknallt in die aparte Aristokratentochter mit der markanten Nase und befördert sie zu seiner Muse. Er versucht, sie einzubinden in sein Leben. Der Autor lässt sie Grafiken für seine Bücher entwerfen, gibt ihr Manuskripte, fragt sie aus über Italien.

Bei einem weiteren Europa-Besuch des Schriftstellers im Frühjahr 1950 weicht Adriana wochenlang nicht von seiner Seite, nicht in Venedig und auch nicht in Paris. Ich liebe Dich aus tiefsten Herzen, offenbart sich ihr der liebeskranke Schriftsteller, und ich kann nichts dagegen tun. Der alternde Ernest blüht auf in der Zweisamkeit mit der jungen Italienerin, er findet wieder Gefallen am Leben und auch das Schreiben geht ihm leichter von der Hand.

Seiner jungen Muse schenkt Ernest zum Abschied seine Royal-Schreibmaschine. Liebe? Die junge Adriana vermag in dem alten Ernesto bestenfalls eine Art väterlichen Bewunderer zu sehen, sie kokettiert heftig und lässt sich gerne den Hof machen, möglicherweise gibt es ein paar unschuldige Küsse. Mehr nicht.

Im Oktober 1950 kommt Adriana Ivancich dann mit ihrer Mutter Dora für vier Monate auf die Finca Vigía. Ernesto auf seinem tropischen Landsitz nahe Havanna wirft sich in Schale, zeigt den Ivancichs die Schönheit der Insel, rückt seine Schokoladenseite ins Licht. Jeder merkt, was los ist. Doch Mutter Dora passt auf wie ein Wachhund.

Ich liebe nur Adriana, sagt der Schriftsteller zu seinem Arzt José Luis Herrera auf Finca Vigía in einem melancholischen Anfall, ich werde mich für sie erschießen. Gut, antwortet der Doktor, der ahnt, dass er in Ernest Hemingway einen aussichtslosen Fall vor sich hat, gut, erschieß Dich nur! Wo ist das Gewehr? Sag’s mir. Ich werde es persönlich laden und dann beobachten, wie Du den Abzug drückst.

Der liebestolle Ernest balzt weiter und lässt sich

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Valerie – der letzte Schwarm des Ernest Hemingway

Die Erinnerungen von Valerie an Ernest Hemingway werden auf Englisch und Spanisch veröffentlicht.

Als es mit Ernest Hemingways Lebensenergie steil bergab geht, trifft er auf Valerie. Und Valerie wird sein Schwarm, sein letzter. Valerie Danby-Smith, so der Mädchenname der Irin vom Jahrgang 1940, kommt aus Dublin und lernt den Schriftsteller im Mai 1959 in Madrid kennen, während des San Isidro Festivals.

In Spanien arbeitet die 19-Jährige als Kindermädchen und freie Journalistin und will nun den Nobelpreisträger für die Irish Times interviewen. Ernest Hemingway bittet ins Hotel Suecia, Suite 809, wo er mit Mary residiert. Der 59-jährige Ernest wird im Nu von dem herben Charme der jungen Frau entflammt. Auch wenn ein Altersunterschied von 40 Jahre zwischen den Beiden liegen.

Ernesto bittet Valerie, ihn zu begleiten. Er lädt sie ein zum Encierro nach Pamplona. Kurz darauf stellt er sie als seine Sekretärin ein, für 250 Dollar im Monat. Die blutjunge Valerie weicht nicht mehr von Hemingways Seite. Beide fahren nach Málaga, zum Landgut La Cónsula, in die Provence, nach Paris. Und im Januar 1960 zieht Valerie Danby-Smith in die Gästewohnung der Finca Vigía ein.

Auf Kuba erhält die junge Frau tiefen Einblick in das Spätwerk des Schriftstellers, in seine Briefe und seine Manuskripte. Valerie wird zur engen Vertrauten des hinfälligen Nobelpreisträgers, Ernestos Augen funkeln in Anwesenheit der jungen Frau. Ob er sie noch liebe, fragt die verzweifelte Mary in einer ruhigen Minute ihren Ehemann, ihr bleiben die Avancen des Gatten nicht verborgen. Was sie als Paar denn noch zusammen halte? Ja, antwortet Ernest dann glaubhaft, er liebe Mary sehr.

Doch er kann auch als gebrechlicher Mann nicht die Augen lassen von anderen Frauen, die Ehe von Ernest und Mary schlittert mehr und mehr dem Abgrund zu. Vielleicht merkt er, dass ihm etwas fehlt, um loszulassen vom Leben. Möglicherweise wird ihm bewußt, dass er gescheitert ist an der Liebe. Er klammert sich an jeden Strohhalm und er klammert sich an Spanien.

España es el último buen país, diktiert Ernest Hemingway einem Reporter der Tageszeitung Dario de Navarra ins Notizbuch. Spanien sei das letzte gute Land weit und breit. Vermutlich meint der Schriftsteller damit, Spanien sei ein gutes Land, um zu sterben. Spanien kann ihm Trost geben und auch die Erinnerung an die jungen Tagen. 

Ernest Hemingway möchte in Spanien bleiben, immer öfter träumt er vom Tod. Unter dem Himmel stelle ich mir eine große Stierkampfarena vor, mit zwei ständig für mich reservierten Plätzen an der Barrera, während draußen ein Forellenbach vorbei rauscht, in dem ich und meine Freunde angeln dürfen. Ein leiser Tod in der weißen Stadt Andalusiens, man wünscht es auch dieser verzweifelten Seele. Doch das Schicksal will es nicht leise.

Nach Hemingways Selbsttötung wird es Valerie zufallen, zusammen mit der Witwe Mary nach Kuba zu fahren und auf Finca Vigía die literarische Hinterlassenschaft des Nobelpreisträgers zu sichten. In den folgenden vier Jahren wird Valerie dann jeden Brief und jede Aufzeichnung in die Hand nehmen und lesen, in einem von Scribner’s eigens zur Verfügung gestellten Büro im New Yorker Verlagsgebäude an der Fifth Avenue.

Fotos sortieren, Notizen entziffern, Manuskripte ordnen, Artikel aufbereiten – es gibt keine andere Person, die sich so verdient gemacht hat um den literarischen Nachlass des Nobelpreisträgers wie Valerie Hemingway. Den Nachnamen Hemingway erhält Valerie übrigens

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Welche Frau war die beste Mrs. Hemingway?

1. Hadley Richardson - die erste große Liebe
Hadley Richardson. Die Mütterliche. Die Pariser Frau. Sie hat ihn unterstützt, als er noch ein kleines Licht war. Doch ein dämlicher Ernest versemmelt das Glück.
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Wer von den vier Frauen war die beste Gefährtin für Ernest Hemingway? Einfache Frage, schwierige Antwort. Versuchen wir es.

Ernest Hemingway begreift sich, besonders in den jungen Lebensjahren, als ein körperlicher Mann. Der Mann aus Chicago nimmt mit, was er nur kriegen kann. Vier Ehen, dazu zahlreiche Affären. Denn mit der ehelichen Treue hält er es, weshalb auch immer, zeitlebens locker bis oberlocker. Ehepartnerinnen, Zweitfrauen, Freundinnen, Gespielinnen, sein Appetit auf Liebesabenteuer kennt keine Grenzen, der Frauenverschleiß dieses Nobelpreisträgers für Literatur ist enorm, das Angebot ist für einen erfolgreichen Schriftsteller gewaltig. 

In der Enge des amerikanischen Mittelwestens ist es für einen jungen Mann schwer, eine gesunde Identität zu finden. Im Hause der Familie Hemingways in Oak Park herrschen die rigiden Vorgaben einer calvinistischen Freudlosigkeit. Strebsamkeit, Arbeitseifer, ein tiefer Gottesglaube. Liebe kommt da nicht vor, noch nicht einmal beim Nachwuchszeugen. 

Ernest ist ein hochgewachsener, attraktiver Jugendlicher, der seine Klassenkameraden um ein, zwei Kopflängen übertrifft. Er wird zum Schwarm der Mädchen seines Jahrgangs und des darüber. In der Schule verzeichnet Nesto, wie er von den Mitschülern gerufen wird, die eine oder andere unschuldige Schwärmerei, es tut sich nicht viel.

Als er mit 22 Jahren in seine erste Ehe geht, ist Ernest Hemingway ein vollständig Ahnungsloser. Seine Auserwählte, Hadley Richardson, ist fast ein Jahrzehnt älter, ein eher mütterlicher Typ. Mit ihr geht er nach Paris.

In der französischen Hauptstadt erlebte das Ehepaar das brutale Kontrastprogramm zur Enge des Mittleren Westens. Solch ein freizügiges Denken und das offene Ausprobieren neuer Lebensformen kennt er aus seiner Heimat nicht, ein neuer Horizont an Selbstverwirklichung und Lebensfreude eröffnet sich ihm. Ernest ist begeistert. 

Doch das freie Leben in Paris inspiriert den jungen Amerikaner. Mit Hadley hat er einen mütterlichen Frauentyp geheiratet. Er ist glücklich, auch weil er geliebt wird, aber es reicht ihm nicht. Mit der androgyn auftretenden Pauline lässt er sich auf ein Experiment ein. Die Modejournalistin ist klein, dünn, flachbrüstig, überhaupt nicht sein Typ, doch irgendetwas zieht ihn an. Er will etwas ausprobieren, weil er nichts verpassen will in Paris.

Seine dritte Ehefrau Martha fasziniert ihn wegen der platinblonden Haare, voll und ganz sein Beuteschema. Dass er eine selbstbewusste und emanzipierte Erfolgsautorin heiratet, merkt er erst, als es schon zu spät ist. In Mary, der vierten Mrs. Hemingway, scheint er einen Querschnitt seiner drei verflossenen Ehefrauen gefunden zu haben. 

Ernest Hemingway heiratet früh, mit 22 Jahren, mit 27 ist er bereits

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Ernest Hemingway – ein körperlicher Mann

Ernest Hemingway. Ein großer Angler vor dem Herrn.

Der Schriftsteller kokettiert gerne mit seiner Nacktheit. Nicht wenige Fotos lassen sich von Ernest Hemingway finden, die ihn bar jeder Kleidung zeigen. In seinem letzten Haus in Ketchum sucht man beispielsweise vergeblich nach Hinweisen auf seinen Nobelpreis. Eingerahmt hängt dafür an der Wohnzimmerwand ein kleines Foto, das einen jungen Ernest Hemingway beim Angeln zeigt. Und dieser Angler, splitterfasernackt ohne einen einzigen Fetzen am Leib, reckt sich stolz und streckt dem Publikum seinen blanken Allerwertesten hin.

Sexualität ist eine maßgebliche Triebfeder im Leben des Schriftstellers. Auch in seinen Werken findet man viel Erotik zwischen Mann und Frau, auch wenn Ernest Hemingway den Sex kunstvoll zwischen den Zeilen verstecken muss. So sind halt die Zeiten. In Über den Fluss und in die Wälder aus dem Jahr 1950, als Contessa Renata und Colonel Cantwell zusammen sind und the great bird had flown out of the closed window. Der große Vogel ist durch das geschlossene Fenster nach draußen geflogen. Ein flatternder Vogel durch’s Fenster, in Filmen fahren bei entsprechenden Szenen die Züge mit vollem Tempo in einen Tunnel. 

Renata. Schon der Name. Re-Nata. Entlarvend, denn im Italienischen bedeutet der Name die Wiedergeborene. In Wirklichkeit dient der Sex in seinen Büchern dazu, ihn – Ernest Hemingway – wieder zu gebären. Dahinter steckt sein Traum nach ewiger Jugend, nach grenzenloser Kraft, letztlich nach Unsterblichkeit. Und je mehr er merkt, dass dies ein ziemlich törichter Traum ist, desto mehr steigt sein Verlangen. 

Im richtigen Leben nimmt der Mann aus Chicago mit, was er nur kriegen kann. Keine Frau ist vor ihm sicher. Selbst die Kollegin Simone de Beauvoir, eine kluge französische Autorin und Feministin, fällt auf seine Masche rein. Er vernascht sie während des Zweiten Weltkriegs auf die Schnelle im Ritz, als er gerade zurück nach Paris ist von den schrecklichen Kämpfen in der Schnee-Eifel. Vier Ehen, zahlreiche Affären. In der Altstadt von Havanna wohnt Leopoldina, seine Dauergeliebte für 15 Jahre. Casa chica, das kleine Haus, wie die Kubaner zu sagen pflegen, wenn es was Ernstes ist. 

Es gibt nicht wenige Tage im Leben des Ernest Hemingway, da ist er vormittags mit seiner Ehefrau Mary auf Finca Vigía zusammen, am Nachmittag bei seiner Dauergeliebten Leopoldina in der Calle Infanta und abends kommt dann noch eine schnelle Zufallsnummer hinzu. Drei Frau, für die Allermeisten reicht es fürs ganze Leben, Ernest Hemingway braucht keine 24 Stunden dafür.

Diskretion ist seine Sache normalerweise nicht. Für viele hören sich seine erotischen Prahlereien an den Kneipentheken nach übertriebenem Maulheldentum an, doch in Sachen Frauen und Sex stapelt Ernest eher tief. Dieser Mann wird stante pede elektrisch, wenn eine Frau in sein Beuteschema passt. Einen aktiveren Nobelpreisträger? Ich glaube,

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Ernest Hemingway – Sex als Kontrapunkt

Ernest Hemingway in den 1930er Jahren: Ein Angler, der seine Angelrute oft und weit wirft. Credit Line: Public Domain.

Neben seiner krankhaften Alkoholsucht und seiner rastlosen Gier nach attraktiven Frauen treibt ihn vor allem der Gedanke an den Tod um. Die Beschäftigung mit dem eigenen Ende und der Geschlechtstrieb scheinen offensichtlich als seine stärksten Kräfte. Alles andere kommt in seiner Werte-Skala weiter hinten. Die platonische Liebe? Ein romantischer Trugschluss. Kinder? Nur wenn sie so werden wie er. Geld? Unwichtig. Das Saufen? Nötig, um die Angst, vor dem eigenen Tod halbwegs auszuhalten.

Eigentlich schreibt dieser Mann, weil er nicht sterben will und weil er von den Frauen geliebt werden möchte. Aber, diese Frage plagt ihn im Alter, was passiert, wenn er nicht mehr im Stande ist, zu schreiben? Und, genauso schlimm, was passiert, wenn dieser Angler seine Angelrute nicht mehr hochkriegt. Im Alter wird der Schriftsteller des Öfteren von Potenzstörungen geplagt und es fühlt sich für ihn genauso an, wie wenn er eine leere Seite nicht mit Wörtern und Sätzen füllen kann.

Das körperliche Verlangen wird für Ernest Hemingway eine der Energien, die ihn am Leben hält. Gleichzeitig spürt er die Faszination des Todes. Und vielleicht ist diese morbide Faszination noch stärker als der Liebestrieb. Ernest Hemingway möchte lieben und er möchte im gleichen Sinne über Leben und Tod bestimmen. Lieben und töten. Auch so erklären sich seine unkontrollierten Wutausbrüche gegenüber Frauen und Freunden, sein gelegentlicher Hass auf jedermann, den er liebt. Oder auch die Vernichtung von anderen Lebewesen, seien es die Fische, die Vögel oder die Stiere.

Manchmal wünscht sich Ernest Hemingway, beim Liebesspiel, genau auf dem Gipfel der Lust, rumms, mausetot umzufallen. Welch prachtvoller Exitus! Für Ernest Hemingway gehören Libido und Tod irgendwie zusammen. Der Gedanke an die Sexualität führt den Schriftsteller nicht gerade selten an den Gedanken des Todes. Und umgekehrt genauso. Vielleicht deshalb, weil beide Empfindungen zugleich als die beiden Pole seines Lebens wirken.

Körperliches Verlangen ist die Voraussetzung für die Entstehung neuen Lebens, und der Tod bildet den unumstößlichen Schlusspunkt desselben Lebens. Der Liebes-Trieb und der Todes-Trieb erweisen sich als die zwei Pole derselben Lebensenergie, als ein Anzünden und als ein Erlöschen der Dynamik allen Lebens. Und für Ernest Hemingway besteht eine emotionale Verbindung zwischen diesen beiden Polen.

Doch der Antrieb für seine sexuelle Rastlosigkeit sitzt tiefer: Ihn schmerzt, dass die Gestaltungsmöglichkeiten des Menschen so begrenzt bleiben. Der Sex lenkt ihn ab und tröstet ihn zugleich. Die körperliche Explosion ist so etwas wie der Kontrapunkt zum Tod. Nach dem Geschlechtsakt fühlt sich Ernest Hemingway oft wie neugeboren. Bei wirklich gutem Sex ist es, wie wenn sich der Geist vom Körper trennt. Ein kleiner Teil des Lebens muss erst absterben und Platz machen für etwas Neues.

Es ist ein kleiner Tod, den man stirbt, bei jedem guten Orgasmus. Aber jeder erfolgreiche Orgasmus erzeugt auch ein neues kleines Leben. Man kann diese Argumentation auch ein wenig wenden. Solange er zu solchen Gefühlsausbrüchen fähig ist, solange ist er

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Vor genau 100 Jahren: Ernest Hemingway trifft Gertrude Stein zum ersten Mal

Die Telefonkarte der Gertrude Stein in Paris.

Am 8. Februar 1922 besuchen Ernest Hemingway und seine Ehefrau Hadley Richardson die amerikanische Schriftstellerin Gertrude Stein, sie sind zum Nachmittagstee eingeladen. Das junge Ehepaar ist neu in Paris, mit einem Empfehlungsschreiben des Schriftstellers Sherwood Anderson werden dem unbekannten Journalisten die Türen zu der wohlhabenden Kunstsammlerin geöffnet.

Gegen 17 Uhr treffen die Hemingways in dem Apartment in der Rue de Fleurus 27 ein, wo Gertrude Stein mit ihrer Lebensgefährtin Alice Toklas lebt. Stein ist zu jenem Zeitpunkt 48 Jahre alt, Ernest Hemingway gerade mal 22. Es wird der erste Besuch von vielen, Gertrude Stein nimmt fortan die Rolle einer Mentorin ein für den jungen Mann aus Chicago, ein wenig vielleicht auch die Mutterrolle in der Fremde.

Gertrude Stein ist selbst eine Schriftstellerin, zwar mit mäßigem Erfolg, doch von ungeheuerem Fleiß und mit Mut zur Innovation. Sie veröffentlicht originelle Erzählungen und Bühnenwerke, auch der Umfang ihres Briefwechsels bleibt beachtlich. Mit ihrer experimentellen Erzählweise – wie in ihrem über tausend Seiten dicken Hauptwerk The Making of Americans. Geschichte vom Werdegang einer Familie – setzt sie sich über die üblichen grammatikalischen Konventionen hinweg, verzichtet weitgehend auf Satzzeichen und baut endlose Variationen und Satzwiederholungen ein.

Eine neue Welt für Ernest Hemingway. Eigentlich ziemlich grün hinter den Ohren, durchlebt der 22-Jährige während seiner sechs Jahre in Paris eine dreifache Wandlung. Er wird vom Amerikaner zum Weltbürger, er wechselt vom Journalismus zur Schriftstellerei und er wandelt sich vom Zyniker zum Romantiker. Die Metamorphosen des Ernest Hemingway haben vor allem mit den Menschen zu tun, die in Paris zu seinem Freundes- und Bekanntenkreis gehören.

In ihrem literarischen Salon schart Frau Stein die experimentierfreudigen Künstler jener Zeitepoche um sich, interessante Menschen mit spannenden Ideen. Die Maler Pablo Picasso, Henri Matisse und Georges Braque gehen bei ihr ein und aus, auch die Schriftsteller Ezra Pound, F. Scott Fitzgerald und James Joyce oder die Komponisten Darius Milhaud und Arthur Honegger. Zu ihnen gesellt sich ab Februar 1922 dieser unbekannte Journalist aus Chicago namens Ernest Hemingway, der hochgewachsene Korrespondent für die kanadische Tageszeitung Toronto Star fällt auf durch ein gesundes Selbstbewusstsein und höhere Ambition.

Die Mäzenin aus Pittsburgh ist eine Person von Einfluss und Erfahrung in den Pariser Künstlerkreisen, sie findet Gefallen an dem kernigen Kerl und fördert seine Begabung als Autor. Die bodenständige Hadley allerdings wird mit der eigenwilligen Künstlerin nicht warm und fühlt sich in deren Gesellschaft unwohl. Sprachlos reagiert sie, als Gertrude Stein vorschlägt, Hadley solle ihr schönes langes Haar doch kurz schneiden lassen. Ernest hingegen, in der Engstirnigkeit von Oak Park aufgewachsen, amüsiert die Blickerweiterung, auch die erotische, die Paris zu bieten hat.

Gertrude Stein wird zu einer klugen Lehrmeisterin für Ernest. Sie liest seine Entwürfe, korrigiert, regt Verbesserungen an. Als sie das Manuskript Up in Michigan durcharbeitet, bezeichnet sie es als unpublizierbar. Gertrude Stein hält Hemingways Schauplätze für passé, das meiste spielt sich in der Seenlandschaft des ländlichen Nordens seiner Heimatregion ab. Er möge doch nicht über Themen schreiben, die keiner lesen will. Vielmehr solle er sich mit dem Neuen befassen, das er im lebhaften Paris und in Europa vorfinde.

Darüber hinaus sensibilisiert sie Hemingway für die Wichtigkeit der Wörter, erklärt ihm die Bedeutung von Wortwiederholungen, drängt ihn zu einer minimalistischen Erzählweise, seine lakonischen Sätze zeigen ihren Einfluss. Ernest Hemingway lernt schnell, ab 1924 ist er nicht mehr auf die Ratschläge der Frau Stein angewiesen, seine Sicht der Dinge, seine Themenkreise und sein Stil beginnen sich zu festigen.

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Gertrude Stein mit dem Hemingway-Baby John, Paris 1924. Credit Line: Public Domain.

Privat vertieft sich die Freundschaft zunächst. Gertrude Stein und Alice Toklas werden Taufpatinnen von Sohn John, der 1923 geboren wird und in Paris aufwächst. Liebevoll kümmert sich das lesbische Paar um den Sprössling der Hemingways, geht mit ihm spazieren, besucht die Spielplätze und die Parks, wie den Jardin du Luxembourg, der von der Rue de Fleurus um die Ecke liegt.

Gertrude Stein erkennt klar und deutlich

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