Schreiben, so gut wie Ernest Hemingway. Nun ja, wir werden ihn niemals erreichen. Doch den einen oder anderen Tipp von ihm können wir beherzigen und uns vom Handwerk des Maestros ein wenig abschauen. Nach jahrzehntelanger Beschäftigung mit dem Nobelpreisträger und seinem Werk kann man einige stilistische Besonderheiten festmachen. Hier sind aus meiner – natürlich subjektiven – Sicht die zehn wichtigsten Schreib-Tipps für Autoren im Sinne von Hemingway:
1. Aufrichtig schreiben!
Mein Ziel ist, eine Prosa zu schreiben, die noch niemals geschrieben worden ist – ohne Tricks und Schwindel. So lauten die zentralen Werte seiner Philosophie: Exaktheit, Offenheit, Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit. Alles old school. Aber ehrlicher als jede Betroffenheits-Lyrik oder peinliche Selbstbeweihräucherung.
2. Beobachten und zuhören!
Ernesto verfügt über eine phänomenale Beobachtungsgabe. Mit einer Liebe zum Detail erschafft er lokales und szenisches Kolorit. Atmosphäre und Ambiente stehen als Ergebnis. Beobachten und – ebenso wichtig – aufmerksam zuhören. Es sind die Königseigenschaften eines guten Autors.
3. Le mot juste.
Er pflegt einen einfachen und lakonischen Stil. Diese gewollte Reduzierung bedeutet allerdings auch: Man muss um jeden Begriff ringen. Der Mann aus Chicago hat sich von den französischen Dichtern das Konzept des le mot juste abgeschaut. Ziel muss ein, genau das richtige, das passende Wort zu finden. Wie in der Poesie. Ein falsches Wort kann den Vers zerstören – gleiches gilt für die Erzählkunst.
4. Die musikalische Klangfarbe der Prosa.
Melodik und Rhythmus des Textes müssen stimmen. Der Autor sollte die Wörter und Sätze – wie mit der Hand eines Arrangeurs – zu einer Symphonie zusammenfügen. Ob dies gelungen ist? Mit einem einfachen Kniff lässt es sich feststellen: Lies den Text laut vor! Und du merkst, ob die Prosa melodische Tiefe besitzt.
5. Show – don’t tell!
Der Leser steht im Mittelpunkt, nicht der Autor. Der Leser und die Leserin werden zum Beobachter des Geschehens. Ein kluger Schreiber nimmt sich in diesem Prozess zurück. Er muss Gefühle aufzeigen, nicht verraten. Der allwissende Erzähler wird überflüssig und wird abgelöst durch den akkuraten Beobachter.
6. Kurze Sätze!
Lange Sätze zeugen von Unsicherheit und technischer Unzulänglichkeit. Kurze Sätze hingegen erzeugen Spannung, Rasanz und Vorwärtsdrang. Und Wiedererkennung.
7. Sparsam mit Adjektiven und Adverbien!
Sprachliche Knappheit wirkt wie eine Auflehnung gegen gestelzte Sprachgirlanden. Wenn Du einem Adjektiv begegnest, dann schlag es tot! Dieser Ausspruch wird Mark Twain zugeschrieben. Und auch Ernest Hemingway empfindet die allermeisten Eigenschaftswörter als unnütz. Sie bringen nichts Neues und helfen auch nicht weiter.
8. Einfach schreiben!
Wenn ich anfing, kompliziert zu schreiben oder wie einer, der etwas bekanntmachen oder vorführen will, erkannte ich, dass ich die Schnörkel oder Ornamente ausmerzen und wegwerfen und mit dem ersten wahren einfachen Aussagesatz anfangen konnte, den ich geschrieben hatte. So Ernest Hemingway in seinem wunderbaren Paris – Ein Fest fürs Leben. Pablo Picasso hat das Prinzip in seiner Malerei ebenfalls beherzigt: Kunst ist das Unnützige auszulassen.
9. Menschen – keine Figuren.
Der Grat zwischen Kunst und