Fernando Campoamor

Ernest Hemingway und Fernando Campoamor

Ernest Hemingway sitzt im El Floridita. Man erkennt den typisch braun-schwarzen geschwungenen Bartresen der Rum-Kneipe. Links neben ihm, Fernando Campoamor, ein junger kubanischer Journalist und Schriftsteller. Hemingway sieht auf dem vergilbten Photo noch jung und frisch aus, ich schätze es auf Mitte bis Ende der 40er Jahre.

Dieser Fernando Campoamor ist in jenen Tagen ein ziemlich bunter Hund. Fernando González Campoamor Díaz, wie er mit vollem Namen heißt, wird auf der Karibikinsel im Juni 1914 in Artemisa geboren. Seit seinem 17. Lebensjahr schreibt er, zunächst für die Lokalpresse, später für Zeitungen in Havanna, wo er auch studiert. Campoamor wird Redakteur beim Diario Nacional und bei der Tageszeitung Pueblo. Am häufigsten veröffentlicht er in Bohemia, der großen Illustrierten Kubas, aber auch in Paris Match und anderen internationalen Medien finden sich Korrespondenzen aus seiner Feder.

Hemingway und Campoamor, das ist wie Pott und Deckel. Wenn es ein Fest zu organisieren gilt, so macht das Fernando für Ernesto. Als 1956 im Garten der Cervecería Modelo in Cotorro die Verleihung des Nobelpreises gefeiert wird, geht die Hommage auf Fernando Campoamor zurück. Und weil Ernest Hemingway auf dieser Sause so gerührt ist von der Verehrung, drückt er Fernando in diesen Mittagsstunden seine noble Medaille in die Hand.

Fernando Campoamor hat viel über den Rum und seine Geschichte philosophiert, weshalb er auf der Insel auch El Historiador del Ron genannt wird. Mehr als ein Dutzend Bücher hat dieser tropische Intellektuelle geschrieben und sein letztes Werk heißt El Floridita de Hemingway. Es kommt 1993 in Havanna heraus.

So wie Ernest Hemingway das publizistisches Finale von Campoamor darstellt, so kreuzen sich ihre Weg des öfteren, selbst posthum. Fernando Campoamor wird nach dem Tod des Autors 1961 der erste Direktor des Museo Hemingway, nachdem die Finca Vigía von der Castro-Regierung in eben dieses gewandelt wird.

Am 9. Dezember 2001 stirbt Fernando Campoamor in Havanna. Eine lebenslange Verehrung und Freundschaft geht zu Ende, und doch trotz sie allem Vergänglichen. Denn immer wieder stolpert man über Fernando. Unten am Hafen von Cojímar finde ich das sechspfähliges Rondell mit der lebensgroßen Büste. Mitten im Rund und mit Blick auf Hafen und Meer sonnt sich seit Jahrzehnten ein Ernest Hemingway aus hellem Stein. Auf Betreiben des Schriftstellers Fernando Campoamor und mit Hilfe der Fischerkooperative von Cojímar wurde diese Büste, ein Werk des Bildhauers Boada, 1962 aufgestellt, lautet die Inschrift unter dem glänzenden Bronzestein.

The ugly bastard and his friend E. H., deren Freundschaft steht für die Huldigung eines Menschen, aber auch einer ganzen Insel zu dem Gringo Hemingüey. Und trefflicher als Fernando Campoamor selbst hat es keiner gesagt. Auf der Nobelpreis-Feier ruft er dem Schriftsteller auf Englisch zu: „Hemingway, Cuba loves you like a mother.”

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