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Schlagwort: Grace Hall

Ernest Hemingways Mutter – Bildung mit Kälte

Ernest Hemingway
Familie
Familie Hemingway im Oktober 1903: Ursula, Vater Clarence, Ernest, die Mutter Grace und Marcelline Hemingway. Credit Line: Ernest Hemingway Photograph Collection, John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston.

Ernest Miller Hemingway wird um acht Uhr morgens geboren, am 21. Juli 1899 in Oak Park, Illinois. Es wird eine Hausgeburt, im vorderen nach Süden ausgerichteten Schlafzimmer, der Vater, ein Frauenarzt, übernimmt die Aufgabe der Hebamme. Der Säugling wiegt neuneinhalb Pfund, er ist 58 Zentimeter lang und hat dunkelblaue Augen. Der neue Erdenbürger erhält den Vornamen Ernest, wie der Großvater mütterlicherseits. Er sei ein von Gott gesandtes kleines Lämmlein, meint die Mutter beglückt.

Die Mutter Grace Ernestine Hall, sie ist im Juni 1872 geboren, studiert Geige und Klavier, nimmt Gesangsstunden. Als Mädchen ist sie mit ihrer wohlhabenden Familie in den Vorort gezogen, wo sie die Oak Park High School besucht. Dort lernt sie Clarence Edmonds Hemingway kennen, den sie im Oktober 1896 heiratet. Die junge Frau bleibt zuhause, nachdem das erste Kind geboren ist, betätigt sich freischaffend als Musiklehrerin und Malerin.

Grace widmet sich ihrer Passion, der Kammermusik. Die Mutter tritt auf als eine willensstarke Person, deren Interessen vornehmlich im Hochgeistigen liegen. Die hübsche, etwas mollige Frau entstammt einer begüterten Händlerfamilie, sie beschäftigt sich am liebsten mit Opernarien oder steht vor der Staffelei. Darüber hinaus leitet sie den Kinderchor und das Orchester ihrer Kirchengemeinde, der First Congregational Church of Oak Park.

Die Hauskonzerte organisiert sie mit künstlerischer Disziplin und spannt dabei die ganze Familie ein. Es wird viel musiziert bei den Hemingways, jedem Familienmitglied wird ein Instrument zugewiesen. Ernest spielt bei der familiären Konzertmusik das Cello, nicht einmal schlecht, allerdings ohne Hingabe und Ehrgeiz. Nur mit Widerwillen nimmt er an den Musikaufführungen teil, auch an den öffentlichen Auftritten in ihrem Kirchsprengel.

Hausfrau und Mutter – es ist nicht ihr Ding. Oft hört man die Mutter klagen, sie habe den Starruhm einer Opernsängerin für die Familie und die Mutterrolle geopfert. Sie hat in New York bei der berühmten österreichischen Operndozentin Luisa Kapp-Young studiert, Grace besitzt eine schöne Altstimme und hat ihren ersten Auftritt im Madison Square Garden Theatre. In der Tat bricht sie ihre Karriere ab, der Liebe wegen, und zieht zurück nach Oak Park, um Doctor Clarence Hemingway zu heiraten.

Die Mutter Grace achtet auf eine gute kulturelle Bildung in der Familie. Ihren Kindern erklärt sie geduldig Gemälde, sie trägt Gedichte vor, lehrt sie, Lieder zu singen. Es sind Hunderte von Büchern, die sie ihren Kleinkindern vorliest. Vor allem ist es Grace zu verdanken, dass der Sohn außerordentlich belesen und mit den schönen Künsten aufwächst. Obwohl Ernest nie eine Universität besuchen wird, erhält er durch die reichhaltige Lektüre im Elternhaus eine umfassende literarische Prägung.

Auch gelingt es der Mutter, Ernests Interesse für klassische Musik zu wecken, Johann Sebastian Bach wird er zeitlebens verehren, doch seine Liebe zur Tonkunst umspannt alle Genres, von der Oper bis zum Jazz. Wahrscheinlich hätte er als Autor nicht so ein feines Gespür für die Melodie und den Rhythmus seiner Prosa ausbilden können, wenn die Mutter nicht die musikalische Vorbildung dafür gelegt hätte.

Nach außen erscheinen die Hemingways in Oak Park wie ein intakter Familienbund. Mit der bemühten Tugendhaftigkeit verdeckt die Familie jedoch eine ausgeprägte emotionale Kälte. Die zänkische Mutter ist eine Furie und schlägt die Kinder mit der Bürste. Grace, sie hat sich so sehr Zwillinge gewünscht, kleidet Ernest und die ein Jahr ältere Marcelline wie ein Zwillingspärchen ein, feminine Kleidung, dazu Pagenschnitt, und zu allem Verdruss ruft sie den Sohn Ernestine

Das Frauenbild des Ernest Hemingway steht von Kindesbeinen an unter keinem guten Stern, das Verhältnis zur Mutter sollte ein Leben lang angespannt bleiben. Die Narben sitzen tief bei ihm, dieser Mensch schleppt vielerlei Verletzungen mit sich. Mehr als einmal macht er seine Mutter für den Selbstmord des Vaters verantwortlich. Ich hasse sie, und sie hasst mich, klagt er seinem Verleger Charles Scribner auf Finca Vigía voller Groll.

Ernests Mutter Grace Hall lebt

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Ernest Hemingway und seine Mutter: Hass und viele Narben

Die Familie Hemingway im Jahr 1903: Schwester Ursula, Vater Clarence, Ernest, Mutter Grace und Schwester Marcelline. Credit Line: Ernest Hemingway Photograph Collection, John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston.

Ernest Hemingway wird im Juli 1899 hineingeboren in die Gutbürgerlichkeit von Oak Park, einem wohlhabenden Vorort von Chicago. Der Vater Clarence ist praktizierender Mediziner, die Mutter Grace Ernestine Hall studiert Klavier und nimmt Gesangsstunden. Ihre Interessen liegen vornehmlich im Hochgeistigen. Die hübsche, etwas mollige Frau entstammt einer begüterten Händlerfamilie, am liebsten beschäftigt sie sich mit Opernarien oder steht vor der Staffelei.

Hausfrau und Mutter – es ist nicht ihr Ding. Die Gestaltung des Familienalltags überlässt Grace der Hausgehilfin, um den Nachwuchs kümmern sich meist die Kindermädchen. Auch kocht sie höchst ungern, oft gibt sie solche Tätigkeiten an die Hausangestellten ab oder an ihren Ehemann, der mit Freude das Essen zubereitet. Zuweilen kümmert Clarence sich auch um die Wäsche und hilft beim Einmachen von Konserven. 

Oft hört man die Mutter klagen, sie habe den Starruhm einer Opernsängerin für die Familie und die Mutterrolle geopfert. Sie hat in New York bei der österreichischen Operndozentin Luisa Kapp-Young studiert, Grace besitzt eine schöne Altstimme und hat ihren ersten Auftritt im Madison Square Garden Theatre. Die talentierte Mittzwanzigerin erhält später gar ein Angebot des Metropolitan Opera House. Doch in der Tat bricht sie ihre Karriere ab, der Liebe wegen, und zieht zurück nach Oak Park, um Doctor Clarence Hemingway zu heiraten.

Wer in der Ehe der Hemingways die Hosen anhat, ist klar. Dem Willen von Grace haben sich alle unterzuordnen. Den Kindern verordnet sie strikte Regeln und legt ihnen genaue Pflichten auf, sie bestimmt das Freizeitverhalten und die Kulturaktivitäten. Der heranwachsende Ernest mit seinen eher sportlichen Hobbys beginnt sich mehr und mehr zu widersetzten, und nimmt die Konflikte zwischen Sohn und Mutter in Kauf.

Die Mutter Grace achtet auf eine kulturelle Bildung in der Familie. Ihren Kindern erklärt sie geduldig Gemälde, sie trägt Gedichte vor, lehrt sie, Lieder zu singen. Es sind Hunderte von Büchern, die sie ihren Kleinkindern vorliest. Vor allem ist es Grace zu verdanken, dass der Sohn außerordentlich belesen und mit den schönen Künsten aufwächst. Obwohl Ernest nie eine Universität besuchen wird, erhält er durch die reichhaltige Lektüre im Elternhaus eine umfassende literarische Prägung. 

Auch gelingt es der Mutter, Ernests Interesse für klassische Musik zu wecken. Johann Sebastian Bach wird er zeitlebens verehren, doch seine Liebe zur Tonkunst umspannt alle Genres, von der Oper bis zum Jazz. Wahrscheinlich hätte er als Autor nicht so ein feines Gespür für die Melodie und den Rhythmus seiner Prosa ausbilden können, wenn die Mutter nicht die musikalische Vorbildung dafür gelegt hätte. 

In der Familie erlebt der heranwachsende Ernest erlebt ein Wechselbad der Gefühle. Die Familie ist materiell bestens versorgt, im emotionalen Miteinander bleibt jedoch vieles auf der Strecke. Grace vermitteln ihren Kindern den klassischen Bildungskanon, man besucht Opernaufführungen und Theatervorstellungen oder geht in Museen. Mit der bemühten Tugendhaftigkeit verdeckt die Mutter jedoch eine ausgeprägte emotionale Kälte. 

Den Vater verehrt der heranwachsende Ernest sehr, Clarence bringt dem Jungen bei zu Schwimmen, zu Zelten, er zeigt ihm das Klettern und Bergsteigen, der Vater lehrt ihn zu Jagen, die Beute auszuschlachten und eine Feuerstelle anzulegen. Dennoch kann das Elternhaus mit seiner Gemütsarmut und der emsigen Strebsamkeit kein Vorbild für den energiegeladenen Ernest sein. Direkt nach der Schule, mit gerade einmal 18 Jahren, macht der abenteuerlustige Jugendliche sich schnell aus dem Staub und verlässt Oak Park auf immer.

Im Dezember 1928 erlebt Ernest Hemingway innerhalb der Familie ein schlimmes Trauma: Clarence, der geliebte Vater, erschießt sich im elterlichen Schlafzimmer. Dr. Clarence Edmonds Hemingway hat sich umgebracht, als sein Sohn Ernest 29 Jahre alt ist. Der Sohn macht Grace noch viele Jahre den Vorwurf, den Vater in den Tod getrieben zu haben. „Von den frühesten Tagen meiner Freundschaft mit Ernest“, schreibt General Charles Lanham, „sprach er von seiner Mutter immer nur als ‚diese Schlampe‘. Er hat mir sicherlich tausendfach erzählt, wie sehr und auf wie viele verschiedene Arten er sie gehasst hat.“

Das Frauenbild des Ernest Hemingway steht von Kindesbeinen an unter keinem guten Stern, das Verhältnis zur Mutter sollte ein Leben lang angespannt bleiben. Die Narben sitzen tief bei ihm, dieser Mensch schleppt vielerlei Verletzungen mit sich. Ernests Frauen dürfen

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