Sanft umfasst die kräftige Hand des Nobelpreisträgers den zierlichen Oberarm seiner Ehefrau. Und Miss Mary schaut liebevoll auf zu ihm, während sie seine Krawatte zurecht zupft. Ernest trägt selten Schlips, höchstens bei offiziellen Anlässen oder auf Reisen. Der Schriftsteller hat seine blaue Krawatte mal wieder viel zu kurz gebunden, trostlos baumelt das gute Stück vor seinem karierten Tweed-Jackett.
Auch Mrs. Hemingway kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Das Ehepaar Hemingway wirkt an diesem Abend wie aufgekratzt, die beiden zieht es von Neuem hinaus in die Welt. An diesem Sonntagabend legen Ernest Hemingway und seine Frau Mary Welsh einen Zwischenstopp auf dem Miami International Airport ein. Das Ehepaar ist aus Kuba, wo die Hemingways auf Finca Vigía, in der Nähe von Havanna, ihren Wohnsitz halten, herüber nach Florida geflogen.
Smiling Ernest Hemingway gets a final touch-up from his wife Mary, just before leaving Miami Sunday night for Talara, Peru wird die lokale Tageszeitung, der Miami Herald, unter das Foto schreiben, das den Schriftsteller in bester Laune zeigt. Ein lächelnder Ernest Hemingway erhält von seiner Frau Mary eine letzte Nachbesserung, kurz bevor sie Sonntagabend Miami verlassen, Richtung Talara in Peru.
Der hübsche Schnappschuss im Flughafen von Miami strahlt eine warmherzige Vertrautheit aus, vielleicht ist die Liebe des Ehepaares ja doch nicht ganz und gar aufgebraucht. Die beiden sind zu diesem Zeitpunkt seit zehn Jahren verheiratet und bislang sind keine unschönen Meldungen aus ihrem Ehealltag nach außen gedrungen, höchstens ein paar boshafte Gerüchte, doch wie sollte es anders sein, wenn ein Mann zum vierten Mal verheiratet ist.
Immer wenn es ans Meer geht, hellt sich die Gemütslage des Nobelpreisträgers auf. Der Kalender zeigt den 15. April des Jahres 1956. Aus dem Lautsprecher der Airport-Lounge tönt der Sänger Perry Como mit einem ungewohnt hämmernden Rhythmus, Oh! Jukebox Baby, my Jukebox Baby. Diese neuartige Musik, die mit dem ruppigen Beat des Rock ‚n‘ Roll gegen die alte Spießigkeit aufbegehrt, verkörpert ein neues Lebensgefühl, das Ernest Hemingway jedoch irgendwie fremd geblieben ist.
Auch im Kino hat James Dean vor einigen Monaten in dem Filmstreifen Rebel Without a Cause den Protest der Halbstarken gegen die biedere Welt der Eltern in das brave Amerika hinausgebrüllt. All dies ist an den Hemingways mehr oder weniger vorbei gegangen, weil sie zurückgezogen auf einer tropischen Farm im kubanischen Dorf San Francisco de Paula weitab von Gut und Böse leben.
Mr. und Mrs. Hemingway steigen