Das Kunstwerk The Blacklist/Die Schwarze Liste von Arnold Dreyblatt erinnert seit dem 6. Mai 2021 am Münchner Königsplatz an die Bücherverbrennung. Foto: W. Stock, Mai 2021.

Auf dem Königsplatz in München fanden am 6. und am 10. Mai 1933 öffentliche Bücherverbrennungen  statt. Unter dem Gejohle völkisch-nationalistischer Studenten wurden im Rahmen einer Bücherverbrennung in vielen deutschen Städten die Werke kritischer Autoren in die lodernden Flammen geworfen und die Namen der Verfemten laut verlesen. Die Bücherverbrennungen bildeten den Auftakt zur systematischen Entfernung unliebsamer Literatur aus Bibliotheken, Buchhandlungen und dem Literaturbetrieb.

Bücher wurden von den Nationalsozialisten nicht nur verboten, sondern eben auch verbrannt. Zuerst brannten Bücher, dann die Menschen. Es muss immer und immer wieder an dieses dunkle Kapitel deutschen Geistesleben erinnert werden. Auf dem Königsplatz in München findet sich dazu nun ein würdiges Mahnmal. Der Künstler Arnold Dreyblatt übernahm für seinen Entwurf die wohl umfangreichste und bekannteste Schwarze Liste.

Der Bibliothekar und Nationalsozialist Wolfgang Herrmann hatte sie im Frühjahr 1933 im eigenen Auftrag erstellt, als Anleitung zur Säuberung von öffentlichen Büchereien. Im Frühjahr 1933 wandte sich die Deutsche Studentenschaft an Herrmann mit der Bitte, seine Liste mit der Literatur wider den undeutschen Geist als Grundlage der Bücherverbrennung benutzen zu dürfen. 

The Blacklist/Die Schwarze Liste befindet sich zentral in der halbrunden Fläche vor der Treppe der Staatlichen Antikensammlungen mit etruskischer und römischer Kunst. Die begehbare Kreisform hat einen Durchmesser von acht Metern, die Textspirale aus circa 9.600 Buchstaben ist gut lesbar in die Bodenplatte eingelassen. Alle verbotenen Bücher fließen nahtlos ineinander.

„Diese Textfragmente kollidieren und aktualisieren für uns heute neue Bedeutungen in einer spiralförmigen Komposition, die auch an die Rauchsäulen in den historischen Abbildungen der Bücherverbrennungen von 1933 erinnert“, meint der geborene New Yorker Arnold Dreyblatt, der seit 2009 als Professor für Medienkunst an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel lehrt.

Als Textspirale, ohne Interpunktion, werden als fortlaufender Text 310 Buchtitel von verbotenen Autoren aufgelistet. Erich Maria Remarque, John Reed, Ludwig Renn, Gustav Regler, Joachim Ringelnatz, Joseph Roth, Walther Rathenau – es ist nur der Buchstabe R, und nur eine Auswahl. Unter den 310 Büchern befindet sich auch: In einem anderen Land. Ein Roman von Ernest Hemingway, in Deutschland im Jahr 1930 verlegt.

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Ernest Hemingways In einem anderen Land auf der Schwarzen Liste. Die Nazis haben den Roman verstanden: gegen den Krieg und für die Liebe. Foto: W. Stock, Mai 2021.

In einem anderen Land – eine weitere Übersetzung lautet In einem andern Land – ist der zweite große Roman des US-Amerikaners, er erscheint 1929 bei Scribner’s in New York unter dem Titel A Farewell to Arms. In diesem Anti-Kriegsroman, der schon alle Eigenschaften einer großen Hemingway-Erzählung besitzt, lässt

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