Auf den Fersen von Ernest Hemingway

Schlagwort: Kurzgeschichten

Die 10 besten Kurzgeschichten von Ernest Hemingway

Platz 10 – Up in Michigan
Oben in Michigan. Ernest Hemingways erste Kurzgeschichte aus dem Jahr 1921. Der Schmied Jim Gilmore trifft auf seine Flamme Liz Coates – es fliegen die Funken. Und endet schlimm.
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Wie schreibt man eine gute Kurzgeschichte? Keinen Absatz mit mehr als 25 Wörtern, meint dieser Schriftsteller. Das sei der beste Tipp, den er in der Redaktion des Kansas City Star als Anfänger bekommen habe. Und Ernest Hemingway erzählt von seinen ersten Schritten als Journalist. Wie er direkt nach der Oak Park High School im Jahr 1917 als Achtzehnjähriger auf Vermittlung eines Onkels eine Laufbahn als Lokalreporter bei der Tageszeitung in Kansas City begonnen hat, wo er dann sechs Monate geblieben ist.

Kurze Sätze, Leute, kurze Sätze. Nur in der Genauigkeit liegt die Wahrheit. Geht achtsam mit der Sprache um, verkneift euch all die Schlenker und Abstecher. Beim Kansas City Star hat man den Novizen am ersten Arbeitstag ein Style Book in die Hand gedrückt. Dies sei kein Stil-Buch gewesen, sondern ein bedrucktes Blatt Papier, auf dem die eisernen Regeln gestanden haben, wie man bei der Tageszeitung die Texte zu formulieren hat.

Im ersten Abschnitt ist zu lesen: Schreibe ein kräftiges Englisch! Dann: Sei positiv, nicht negativ! Und: Lasse alles Überflüssige weg! Das war keine schlechte Schule für meine Geschichten, erklärt der Nobelpreisträger, es sei eine ausgezeichnete Anleitung gewesen, um sich einen guten Schreibstil anzueignen. Sprachliche Knappheit, das ist wie eine blutige Revolution, denn das Unnütze muss abgesäbelt werden. Die Wahrheit liegt genau dort. Kurze Sätze und auf den Punkt. 

Die einfachen Regeln, die dem unerfahrenen Reporter beim Kansas City Star eingebläut werden, dienen fortan als Grundierung von Hemingways Texten. Im Dezember 1921 siedelt Ernest mit Ehefrau Hadley nach Paris über, für sechs Jahre. Hier kommt der US-Amerikaner mit französischen Literaten in Berührung, die bei ihm einen tiefen Eindruck hinterlassen.

Vor allem fasziniert ihn Charles Baudelaires Les Fleurs du Mal und Marcel Prousts Großroman À la recherche du temps perdu. Die filigrane Kunstfertigkeit der französischen Prosa und Lyrik bestärkt ihn in der Wichtigkeit des le mot juste, des richtigen und treffenden Wortes. 

In dem literarischen Salon von Gertrude Stein in der Rue de Fleurus 27 perfektioniert der wissbegierige Kerl aus den Vereinigten Staaten seinen journalistischen Romanstil. Vor allen Dingen vervollkommnet er in Paris den hochraffinierten Effekt seiner Handwerkskunst: Ernest Hemingways Wörter und Sätze klingen eingängig und nahezu harmlos, die tiefere Bedeutung hinter dem Geschriebenen erweist sich jedoch als komplex und vielschichtig.

Ab Mitte der 1920er Jahre ist Ernest Hemingway nicht nur ein guter Autor mit eigenem Stil, sondern auch ein sprachlicher Erneuerer. Seine Art zu schreiben, ist unverbraucht. Seine Sätze klingen frisch, ebenso wie seine Themen nicht gedrechselt wirken. Ernest Hemingway besteigt die Bühne der Literatur wie ein sehnlichst herbeigewünschter Revolutionär, er wird zum Schrittmacher, der einer verunsicherten Generation eine neue Sprache und ein neues Selbstbewusstsein gibt.

Der Stil seiner Geschichten wird wegweisend: Kühl reiht der US-Amerikaner Beobachtung an Beobachtung und Dialog an Dialog. Bisweilen wirkt seine Beschreibung der Details arg

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Ernest Hemingway: The Killers – Warten auf den Schweden

Edward Hopper Nighthawks, 1942. Einsame Nachtschwärmer. Credits: Public Domain.

The door of Henry’s Lunch-Room opened and two men came in. So trocken beginnt Ernest Hemingways Kurzgeschichte The Killers. Zehn Seiten, pure Lakonik. Nüchtern und kühl, ohne jeden Schnörkel. Nicht zu viel wird geschrieben, aber auch nicht zu wenig. Die Tür von Henry’s Esslokal öffnete sich, und zwei Männer traten ein. Nur schwer kann man sich dieser wortfaulen Spröde entziehen.

Eigentlich passiert in dieser Kurzgeschichte nicht allzuviel. Al und Max, zwei Berufskiller, betreten um fünf Uhr nachmittags Henry’s Lunch-Room, weil sie es auf Ole Andreson abgesehen haben. Im Auftrag sollen sie den Schweden umlegen, wahrscheinlich irgendeine alte Rechnung aus Chicago. Der Ex-Schwergewichtsboxer komme bekanntlich jeden Tag vorbei, so gegen 6 Uhr abends, zum Essen.

Nick Adams – der Junge und gleichzeitig Hemingways Alter Ego in seinem Frühwerk – beobachtet dies alles als einziger weiterer Gast der Kneipe. Um 18 Uhr 55 sagt George, der Gastwirt, der Schwede werde heute wohl nicht kommen. Kurz darauf ziehen die beiden Ganoven wieder ab. Der Vorhang fällt, man ist so schlau wie zuvor.

Diese Kurzgeschichte über den ehemaligen Boxer Ole, der umgebracht werden soll, schreibt Ernest Hemingway in Europa. Sie geht ihm flott von der Hand. An einem Vormittag in einem Madrider Hotelzimmer ist diese short story von 3.000 Wörtern vollendet. Im März 1927 erscheint sie erstmals im New Yorker Scribner’s Magazine.

Die Handlungsarmut der Erzählung wird von dem damals 27-jährigen Ernest grandios umschrieben. Der US-Amerikaner wohnt seit über fünf Jahren in Paris, er ist noch kein gefeierter Autor, die wenigsten kennen seinen Namen. Aber The Killers wird ein frühes Meisterwerk. Es eignet sich vorzüglich, um Hemingways Erzählstil – den Eisberg – zu studieren. Nur wenig wird verraten, der Leser muss sich das meiste selbst zusammenreimen.

Das Kolorit von Hemingways Prosa wirkt kühl und distanziert, es ist die Zeit der Prohibition und des Aufblühens der Mafia in den Vereinigten Staaten. Die Dialoge der Erzählung geraten zynisch und mutlos. Das Warten auf den Schweden kommt einem vor wie das Warten auf Godot. Aber auf was wird eigentlich gewartet?

Über der ganzen Kurzgeschichte liegen eine verkrampfte Hoffnungslosigkeit und ein spürbarer Fatalismus, sie passen genau hinein in die späten 1920er Jahre. Der große Wirtschaftsknall kündigt sich so langsam an, die sozialen Konflikte wachsen, es ist insgesamt eine freudlose Dekade für die Amerikaner. Ernest Hemingway, im quirligen Paris, besitzt ein feines Gespür für den Zynismus dieses trübseligen Jahrzehnts.

Hollywood hat den Stoff zweimal verfilmt, einmal 1946 unter der Regie von Robert Siodmak mit Burt Lancaster und Ava Gardner, das andere Mal 1964 von Don Siegel mit Lee Marvin und Ronald Reagan. In den Kinos bestaunen die Zuschauer mit Vorliebe den Film noir, dunkle Krimis mit einem sarkastischen Unterton. Im Text funktioniert es, ebenso im Kinofilm, jedoch auch in der Malerei. 

Edward Hopper hat einmal verraten, dass

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