The Old Man and The Sea, verfremdet und neu ins Leben gebracht von dem römischen Grafiker Filippo Imbrighi.

Der bärtige Filippo Imbrighi arbeitet in seinem Atelier in Rom am liebsten an bunten Collagen. Der Italiener, Jahrgang 1975, nennt eine seiner Kunstlinien ICON PAGES, weil er Ikonen unserer modernen Welt wie Twiggy, Liz Taylor oder Pablo Picasso durch Überlappungen auf Papier zu neuer Lebendigkeit erweckt. Und bei den Ikonen dieses Globus darf ein Ernest Hemingway natürlich nicht fehlen.

Filippo Imbrighi hat sich bei Hemingway an ein ikonisches Bild gemacht, jenes Foto, das Modeste von Unruh im April 1956 im peruanischen Cabo Blanco von dem Nobelpreisträger geschossen hat. Ernest Hemingway steht mit seinem kubanischen Kumpel Elicio Argüelles am Kai von Cabo Blanco, in ihrer Mitte ein riesiger Schwarzer Marlin, der als erlegte Tagesbeute mausetot an einer Seilwinde hängt.

Die Mischtechnik – Druck und Aquarell im Taschenbuch-Format mit einem Decklack als Schutz – gründet auf einer Vintage-Seite von The Old Man and the Sea. Filippo Imbrighi hat eine schöne Seite dafür auswählt, wahrscheinlich zufällig, wobei ja jede Seite dieser Novelle voller Anmut steckt.

The old man’s head was very old though and with his eyes closed there was no life in his face. Ernest Hemingway besitzt die wunderbare Gabe, mit scheinbar einfachen Sätzen das ganze Panorama eines Lebens auszubreiten. Der Kopf des alten Mannes war allerdings sehr alt und bei geschlossenen Augen war da kein Leben in seinem Gesicht.

Auf den grauen Druck hat der Maler kräftige Federkleckse angesetzt in blauer, gelber und roter Farbe. Recto ist die kleinformatige Grafik vom Maler mit Filippo Imbrighi 2019 gestürzt signiert und datiert. Auf Verso findet sich dann die darauf folgende Seite von Hemingways wohl berühmtesten Roman. 

In seinem Atelier in Rom experimentiert der Italiener gerne mit Farbfragmenten auf Zeitungspapier oder auf Textseiten eines Buches. Die bunten Print-Collagen von Filippo Imbrighi mit ihrer reflexhaften und fleckigen Anmutung überzeugen als ansprechendes Grafikdesign, das Althergebrachtes zu frischer Lebenslust verhilft. 

Die Collagen von Imbrighi nähern sich jedoch noch einer weiteren Ebene. Sie sind Kompositionen, die eine Geschichte erzählen. A vintage book comes back to life and then old icons find new contemporary stories to be told, meint der Italiener. Eigentlich ist die Technik einfach: Elemente ausschneiden, zusammenführen und so bearbeiten, bis die Verknüpfung eine neue Geschichte zu erzählen weiß.

Ernest Hemingway, ein reger Freund der modernen Malerei, hätte seinen Spass an Imbrighis Bild gehabt. Mit seinen bunten Federstrichen macht der Grafiker aus Italien den Alten auch ein wenig wieder lebendig. Für seine Collage hat sich Filippo Imbrighi jedenfalls die richtige Person ausgesucht. Denn dass dieser Ernest Hemingway es ziemlich bunt trieb – wer mag daran zweifeln?

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