Das Portal zu Leben und Werk von Ernest Hemingway

Schlagwort: Faschismus

Ernest Hemingway: Der Faschismus ist eine Lüge

Was Faschismus bedeutet, das erfährt Ernest Hemingway am eigenen Leib. Der Schriftsteller hinter der Front bei Guadalajara, zusammen mit dem holländischen Filmemacher Joris Ivens im Spanischen Bürgerkrieg, im März 1937. Credit Line: Ernest Hemingway Collection. John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston.

Auf dem Kongress der US-Autoren hält Ernest Hemingway einen flammenden Appell. Er wird soviel Temperament in seinen Vortrag legen, wie zuvor nie. Am 4. Juni 1937 spricht der gefeierte Schriftsteller bei der linken League of American Writers in New York. Die Kollegen in der Carnegie Hall hängen an den Lippen des Kriegsreporters, der bis Anfang Mai noch in Spanien die Kämpfe zwischen loyalen Regierungstruppen und den faschistischen Putschisten beobachtet hat.

Die Rede, sie ist sieben Minuten lang, fängt grandios an: Das Problem eines Schriftstellers ändert sich niemals. Er selbst verändert sich, aber sein Problem bleibt dasselbe. Es geht immer darum, wie man wahrhaftig schreibt. Und nachdem wir das Wahre gefunden haben, es so umzusetzen, dass es zu einem Anliegen des Lesers wird.

Der Autor, der in Key West lebt, möchte seine Kollegen für den Freiheitskampf im fernen Europa sensibilisieren. Auf der Konferenz wird deshalb auch ein Ausschnitt aus dem Film The Spanish Earth gezeigt, den Joris Ivens in Spanien gedreht hat und zu dem Ernest das Drehbuch geschrieben hat. Hemingways neue Geliebte Martha Gellhorn wird auf dem Kongress ebenfalls eine Rede halten, sie hat mit ihm die iberische Halbinsel bereist. 

Seit Juli 1936 verteidigen Regierungstruppen die Republik gegen die rechten Putschisten um den General Franco. Die zwei Spanien bekämpfen einander mit grauenhafter Brutalität. Am Anfang noch unentschlossen, er hat Freunde in beiden Lagern, stellt sich Hemingway dann doch bedingungslos auf die Seite der Republik. Er ist angewidert von der Erbarmungslosigkeit der faschistischen Truppen.

Wir müssen uns darüber im Klaren sein, verkündet er, dass diese kriegerische Mordlust der Persönlichkeit eines Tyrannen entspringt, der mächtigen Gewaltherrschaft des Faschismus. Es gibt nur einen Weg, einen Tyrannen auszuschalten, und das ist, ihn zu besiegen. Und die faschistische Tyrannei wird in diesen Tagen in Spanien bekämpft.

Gegen den Faschismus zu sein, bedeutet für den Schriftsteller sogleich, gegen den Krieg zu sein. Faschismus und Krieg sind zwei Seiten einer Münze. The totalitarian fascist states believe in the totalitarian war. Der totalitäre Staat glaubt an den totalitären Krieg. Hemingway schreibt dies im Sommer 1937, er bekommt in Spanien eine Vorahnung davon, was da als Schicksal auf die Zivilisation zukommt. Er selbst ist seit seiner schlimmen Verletzung im Ersten Weltkrieg bei Fossalta im Veneto mit dem Säbelrasseln eigentlich durch. 

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Am 22. Juni 1937 wird die linke Zeitschrift New Masses die Rede Ernest Hemingways unter der Überschrift Fascism is a Lie abdrucken.

Wenn Ernest Hemingway gegen den Faschismus wettert, dann führt er nicht soziale oder politische Gründe an. Er packt den Gegner bei den Grundsätzen. Diktatoren kennen keine Ehrlichkeit und keine Wahrhaftigkeit. Im Gegenteil: Der Faschismus ist einfältig, wie ein Regierungssystem, in dem die Dümmsten und Gemeinsten das Sagen haben. Ihnen kann man nur mit Aufrichtigkeit und Geschlossenheit begegnen. In diesem Krieg (…) merkt man, wenn man die Menschen kämpfen und sterben sieht, dass es Schlimmeres gibt als den Krieg. Feigheit ist schlimmer, Verrat ist schlimmer und bequemer Egoismus ist schlimmer.

Ein guter Schriftsteller, so Ernest Hemingway, kann kein Faschist sein. Gute Literatur und Faschismus sind auf einer höheren Ebene unvereinbar. Das Schreiben geht einher mit Mühsal, Suchen und Zwiespalt. Aber da die Diktatoren Angst vor Ungewissheit und Zweifel haben, können ihre Tyrannen immer nur dieselben Stereotypen anbieten. Der Faschismus nutzt die Unsicherheit der Menschen aus und verspricht ihnen politisch und sozial ein heiles Leben. Doch bei solchen Täuschungen kann kulturell nur Sterilität herauskommen.

Der Faschismus baut auf Lügen auf, die von Tyrannen erzählt werden. For fascism is a lie told by bullies. A writer who will not lie cannot live or work under fascism. Because fascism is a lie, it is condemned to literary sterility. Ein Schriftsteller jedoch, der nicht mitlügen will, kann nicht im Faschismus leben und arbeiten. Die Kunst kann in der Despotie nicht atmen. Die Kultur wird verfallen und bloß Schablonen und Kitsch abliefern. Es gibt nur eine Regierungsform, die keine guten Schriftsteller hervorbringen kann, und dieses System ist der Faschismus.

In Kapitel 6 seines Romans über den Spanischen Bürgerkrieg zeigt Ernesto wie er denkt. In Wem die Stunde schlägt entspinnt sich ein Dialog zwischen dem Amerikaner Robert Jordan und der Partisanin Maria. Die schöne Freiheitskämpferin will wissen

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Der schönste Hemingway-Satz: Faschismus

Ernest Hemingway faschismus

«Bist du Kommunist?»
«Nein. Ich bin Antifaschist.»
«Schon lange?»
«Seit ich den Faschismus verstanden habe.“

Ernest Hemingway:
Wem die Stunde schlägt, 1940

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Ernest Hemingway und Guernica

Heute erinnert eine Skulptur des baskischen Künstlers Eduardo Chillida im Friedenspark von Guernica an den Horror des Bombardements. Foto: W. Stock, 2024.

Im Spanischen Bürgerkrieg stellt sich das Nazi-Regime in Berlin auf die Seite der Putschisten um den General Franco. Am 26. April 1937, an einem Marktmontag, bombardieren Kampfflugzeuge der deutschen Legion Condor zusammen mit der italienischen Luftwaffe die Stadt Guernica im Baskenland. Die Militäraktion der Wehrmacht ist ohne jede militär-strategische Bedeutung. Am Ende sind 1.654 zivile Opfer in Guernica zu begraben.

Ernest Hemingway, mit seiner neuen Geliebten Martha Gellhorn, befindet sich zu diesem Zeitpunkt in Madrid, im Hotel Florida, das seit Tagen dem Beschuss der Putschisten standhält. Als der Korrespondent die Nachricht aus dem Baskenland erfährt, ist er schockiert von der Brutalität der Gewalttat, die Grausamkeit in Guernica lässt seine Empathie für das baskischen Volkes weiter wachsen. 

Im Spanischen Bürgerkrieg ist Ernest Hemingway eigentlich neutraler Beobachter, er hat einen Vertrag mit der Nachrichtenagentur NANA. Seine Depeschen von der iberischen Halbinsel gehören mit zu den besten Kriegsreportagen überhaupt. Zugleich ist der Schriftsteller aber auch mit vollem Herzen auf Seiten der republikanischen Regierung, die sich verzweifelt gegen den Umsturz wehrt.

Die Barbarei in Guernica wird für den Amerikaner aus Chicago zum Sinnbild für das Leid und Elend dieses Krieges unter Brüdern. Die zwei Spanien stehen sich erbarmungslos gegenüber. Links gegen rechts, liberal gegen faschistisch, Tagelöhner gegen Latifundistas. In manchen Fällen geht der Riss quer durch die Familien.

Der Schriftsteller ahnt, dass nun die Desinformation einsetzen wird, er will mit seinen Artikeln dagegen halten. In einem Brief an die Mutter seiner Ehefrau Pauline stellt Ernest die Lage so dar: Gerade machen sie eine riesige Anstrengung, um zu belegen, dass Franco nicht hinter dem Bombardement von Guernica steckt. Gut, ich bin nicht in Guernica gewesen, aber ich war an der Front in Mora del Ebro, in Tortosa, in Reus, in Tarragona, in Sagunto und in vielen weiteren Orten, wo genau dasselbe passiert ist, was er nun bei Guernica abstreitet.

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Nur noch der Stumpf ist von dem historischen Baum der Basken verblieben. Einige Meter weiter hat man 2015 einen neuen Baum gepflanzt, den fünften in Generation. Foto: W. Stock, 2024.

Am 4. Juni 1937 hält Ernest Hemingway auf dem Kongress der amerikanischen Schriftsteller in New York einen Vortrag unter dem Titel Faschismus ist eine Lüge. Seine These: Totalitarismus ziehe den totalen Krieg nach sich. Einfach erklärt bedeutet dies, wenn das faschistische Militär eine Schlacht verliert, nehmen sie dafür Rache an unbewaffneten Zivilisten. Es gibt aber auch Hoffnung für den Amerikaner. Eine Sache ist, Guernica zu zerstören. Eine andere Sache ist, es nicht zu schaffen, Bilbao einzunehmen.

Den Überlebenswillen des Baskenvolkes symbolisiert eine Eiche. In Guernica, auf Baskisch Gernika, steht der Gernikako Arbola, der Baum von Guernica. Dieser Baum wacht über die Freiheit und Unabhängigkeit der Basken. José María Iparraguirre hat im Jahr 1853 ein Lied komponiert, das zur inoffiziellen baskischen Nationalhymne wurde. 

Gesegnet sei der Baum von Gernika,
geliebt von allen Basken.
Trage und verbreite deine Frucht in alle Welt,
wir verehren dich, Heiliger Baum.

Als die Franco-Truppen dann Ende April 1937 in Guernica einmarschieren, da finden sie eine Stadt vor, die in Schutt und Asche liegt. Zahlreiche Bewohner haben eine Wache um die Eiche gebildet. Um sie vor den Falangisten zu schützen, die das Wahrzeichen des baskischen Nationalismus fällen wollen.

Der Gernikako Arbola ist für die Basken unantastbar. Die Früchte des Baumes sollen

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