Das Portal zu Leben und Werk von Ernest Hemingway

Schlagwort: Tod

Ist Ernest Hemingway ein Mörder?

Hemingway Mörder
Erschoss Ernest Hemingway 122 deutsche Kriegsgefangene?

My dear Ernst, schreibt der amerikanische Schriftsteller Ernest Hemingway im Jahr 1946 einem Brief an seinen deutschen Verleger Ernst Rowohlt, Du hattest sicher die Hölle von einem Krieg, und ich freue mich, dass Du nicht einer der vielen Krauts warst, die wir in der Schnee-Eifel oder im Hürtgenwald umgelegt haben. So zynisch textet Ernest Hemingway: Krauts, die wir umgelegt haben.

Oft hat sich Ernest Hemingway aufgeplustert und behauptet, im Zweiten Weltkrieg deutsche Soldaten getötet zu haben. Seinem New Yorker Verleger Charles Scribner schildert er, wie er beim Einmarsch in Paris einen SS-Kraut gekillt habe. Der entwaffnete Soldat habe noch versucht, dem Tode zu entkommen und auf die Genfer Konvention hingewiesen. Du irrst Dich Bruder, sagte ich zu ihm und schoß ihm dreimal schnell in den Bauch, und dann, als er in die Knie ging, schoß ich ihm in den Schädel, so dass ihm das Gehirn aus dem Mund kam, oder aus der Nase, glaube ich.

Ernest Hemingway kann sich hineinsteigern in seine kriegerischen Gewaltphantasien. Der nächste SS-Mann, den ich verhörte, redete wie ein Wasserfall. Klar und mit intelligenter militärischer Darstellung der Lage. Er nannte mich Herr Hauptmann, entschied dann, das wäre wohl nicht genug, und nannte mich Herr Oberst (ich trug keine Abzeichen). Ich hätte ihn noch bis zum General hochtreiben können.

Einem deutschen Kindersoldaten, einem Jungen, etwa so alt wie mein Sohn Patrick zu der Zeit, so tut Ernest Hemingway es mehrmals kund, soll er in den Rücken geschossen haben, als der Bursche versucht habe, auf einem Fahrrad zu fliehen. Erst sind es nur wenige Soldaten, die der Autor erschossen haben will, später dann 26 und irgendwann steigt die Zahl auf 122 an.

Wer sich ein wenig im Militärischen auskennt, der weiß, dass die Zahl 122

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Am liebsten mag er den Herbst

Das Hemingway Memorial oberhalb von Ketchum/Idaho;
Photo: W. Stock

An der Trail Creek Road oberhalb von Ketchum, fußläufig von dem Sun Valley Resort entfernt und von den Ausläufern der Rocky Mountains umringt, steht auf einem hüfthohen Mäuerchen vor einem Steilhang das mannshohe Denkmal für Ernest Hemingway. Der einfache Stein mit einer schönen Bronzebüste auf dem meterhohen Sockel mit Schieferplatten als Fundament ist im Jahr 1966 errichtet worden, Miss Mary hat den Platz ausgesucht.

Ernest Hemingway schaut auf die hohen schneebedeckten Berge und unter ihm rauscht der schmale Bachlauf des Trail Creek, wo er früher gerne zum Angeln weilte. Wahrscheinlich hat Ernest Hemingway schon im Jahr 1939 geahnt, dass seine Seele im Tal am Ausläufer der Rocky Mountains seine letzte Ruhe finden wird, als er das Epitaph für seinen Jagdfreund Gene Van Guilder schreibt, einen bei einem Jagdunfall im Hagerman Valley bei Twin Falls ums Leben gekommenen PR-Managers der Sun Valley Lodge.

Jene Verse prangen heute in goldenen Lettern auf einer Plakette aus schwarzem Schieferstein unter dem Denkmal:

Best of all he loved the fall
The leaves yellow on the cottonwoods
Leaves floating on the trout streams
And above the hills the high blue windless skies
…Now he will be a part of them forever

Als Bestes von allen liebte er den Herbst,
das gelbgefärbte Laub der Pappelbäume
Blätter, die auf den Forellenbächen treiben
Und über den Hügeln der hohe blaue windstille Himmel
…Jetzt wird er auf immer ein Teil von ihnen sein

Am meisten – als Bestes von allen – liebte er den Herbst. Ernest Hemingway, dessen Talent nicht gerade beim Dichten der Verse liegt, schreibt zum Tod des Freundes sein allerschönstes Gedicht. Seine Verse wachsen zusammen zu einer einfachen und melancholischen Poesie, die, wenn man recht zuzuhören weiß, zugleich von ungeheuerer Lebenslust durchsetzt ist.

Diese wunderbaren Verse auf den Jagdfreund dienen ihm vor allem als Spiegelbild. Den Menschen, den Ernest Hemingway dort so naturverbunden und mit erdhafter Hingabe skizziert, das ist er selbst. In diesem Gedicht hat er

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Das Leben, die Liebe und der Tod

Marlene Carol Liebe

Ernest Hemingway und die Schauspielerin Martine Carol ballern auf Finca Vigía herum, Kuba 1956

Man muss lange suchen, um einen Schriftsteller zu finden, der so tief ins Leben gesprungen ist wie Ernest Hemingway. Alles übermässig und alles ungebremst. Ohne Rücksicht auf Verluste. Bei sich und anderen. An Körper und Seele.

Das Leben, die Liebe und das Sterben. Geburt und Tod. Dazwischen die Leidenschaft. Damit ist der Bogen des Lebens gezogen. Und auch der Bogen von Hemingways Leben. Und alles – das ist die Tragik des Menschen – scheint miteinander verwoben. Leben und Liebe, Leben und Tod, Liebe und Tod.

Der Tod gehört zum Leben. Und er gehört ins Leben. In einfachen Sätzen beschreibt Ernest Hemingway diese Tragik des menschlichen Daseins. Und das Motiv von Leben und Tod zieht sich in Abwandlungen durch das ganze Werk Hemingways fort.

Er trage seinen Tod auf der Schulter, hat José Luis Castillo-Puche, ein spanischer Kollege und Freund, in Madrid 1954 zu Ernest Hemingway gesagt. Dieses spanische Sprichwort trifft es besser als alles andere. Una vida con la muerte al hombro.

Warum habe ich so viele Tiere getötet, fragt

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Hemingways Liebe, ewig und länger

DietrichTaschenErnest Hemingway bewundert Marlene Dietrich. Ihre Unverblümtheit, ihren Mut, das Unkonventionelle, ihre freche Berliner Schnauze, die Angriffslust. Sie ist der Typ Frau, den er mag.

Hemingways Frauen ähneln dem Abbild seiner männlichen Bedürfnisse. Einmal, Ernest Hemingway weilt mit seiner Frau zu Besuch bei ihr, da läuft Marlene durch ihr Apartment, pudelnackig, so wie Gott sie erschuf, als sei es das natürlichste auf der Welt. Später bügelt sie die Wäsche und da hat sie immer noch nichts an. Hemingway gefällt es sehr, seiner Frau weniger.

Marlene hat einen großen Männerverschleiß: Gary Cooper, James Stewart, Erich Maria Remarque, Jean Gabin, Orson Welles, George Raft, Ray Milland, Fritz Lang, Michael Wilding, wahrscheinlich ist die Liste länger. Nur Männer? Marlene deutet an, dass sie zwischen Männlein und Weiblein als Partner nun keinen großen Unterschied macht. Auch das gefällt Hemingway.

Von der androgynen Aura der Dietrich fühlt Ernest sich magisch angezogen. Dieses Verschwimmen von Maskulinität und Feminität bei Marlene, das mag er. Ob er sie darum beneidet? Ob Hemingway die eigene Neigung mit seinem Macho-Gedöns zukleistert? Oder ob er sich selbst vielleicht mehr liebt als andere?

Nun schätzt es Ernest Hemingway nicht gerade, wenn eine Frau ihm Kontra gibt. Doch bei Marlene ist er da an der Richtigen. Oft leidet er

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Hemingway kicks a can

Mein Lieblingsphoto mit Ernest Hemingway? Nun, leichte Frage, Hemingway kicks a can. He kicks eine Dose Bier, um genau zu sein. Aufgenommen von John Bryson, am 1. Februar 1959. In Ketchum. Fabelhaftes Photo!

Das Photo wird zum ersten Mal in LIFE veröffentlicht, am 14. Juli 1961. Unter dieses Photo schreibt das Magazin: At 60 and still full of the Old Nick, Papa Hemingway booted a beer can high in the air along a Idaho road. This was, he said, “the best picture I ever had taken.”

Am 2. Juli 1961 schießt sich Ernest Hemingway in Ketchum eine Ladung Schrot ins schwermütige Hirn. Und LIFE bringt zu seinem Nachruf genau dieses Photo. Mit Brysons Schnappschuss, zwei Jahre vor seinem Tod aufgenommen, will Ernest Hemingway wohl noch einmal ein kraftvolles Lebenszeichen von sich geben. Das dynamische Wegkicken der Dose, dieser elastische Ausfallschritt, soll uns die Botschaft übermitteln, hier seht ihr keinen fast 60-Jährigen, sondern noch immer einen jungen Kerl.

John Brysons Photo wirkt auf mich auch deshalb so betörend, weil es Hemingway letzte Heimat, die Winterberge Idahos, nicht

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Ernest Hemingway im Spiegel

SpiegelHemlowAm 12. Juli 1961 – damals erschien DER SPIEGEL noch mittwochs – war Ernest Hemingway Titelgeschichte des Nachrichtenmagazins. Auf acht Seiten, von Seite 45 bis 52, berichtete das Hamburger Nachrichtenmagazin – ohne Autorennennung, wie damals üblich – über das Leben und den Tod des amerikanischen Schriftstellers.

Hemingway – wem die Stunde schlägt ist der Artikel überschrieben. Die Fotos in DER SPIEGEL, der damals eine DM kostete, zeigen Hemingway überwiegend als Raubein. Mit Gewehr, mit Toreros, als Piloten, mit einem gefangenen Schwertfisch.

Anlass der Titelgeschichte war Hemingways Selbstmord am 2. Juli in Ketchum, in seinem Haus in den Bergen Idahos. Das ist nun genau 52 Jahre her, und mit dem zeitlichem Abstand eines guten halben Jahrhunderts kann man die Berichterstattung des SPIEGEL einem Urteil unterziehen.

Der Schuß fiel morgens früh um halb acht, so springt der Artikel ohne Umschweif direkt hinein ins Geschehen. So als hätte Hemingway in seinem schnörkellosen Stil einen seiner Romane angefangen. Man erkennt eine SPIEGEL-Schreibe, die noch heute gepflegt wird. Handlungsstränge, die plastisch erzählt werden, wechseln sich ab mit analysierenden Passagen. Die Akteure haben alle Name und ein Gesicht, die ganze SPIEGEL-Geschichte kommt sehr lebendig daher.

Der Artikel ist Hemingway gegenüber nicht unkritisch, besonders den

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Schmutziger Krieg in lieblichem Land

Hemingway in FossaltaBuch

Fossalta di Piave, im September 2009
Photo by W. Stock

Diese Landschaft ist zu schön zum Sterben. So lieblich dieses Fossalta am Ufer des Piave-Flusses ruht, so sollte sich in diesem Örtchen eine tragische Begebenheit im Leben des Ernest Hemingway abspielen. Hier wäre um Haaresbreite dem jungen Leben ein jähes Ende gesetzt worden. Auch wenn er hier knapp dem Tode entrann, die Geschehnisse in diesem Dorf sollten des Schriftstellers Leben – das literarische wie das persönliche – prägen wie kaum etwas anderes. Ohne Fossalta ist Ernest Hemingway nicht zu verstehen.

Die Piave ist ein idyllischer kleiner Fluss, der den Alpen entspringt und in scharfen Mäandern bei Jesolo in die Adria mündet. Das flache Delta des Veneto wird bestimmt vom Fischfang und Weinbau, entlang den engen Chausseen stehen die für diese Landschaft typischen Pinienbäume, deren Duft in der Luft verströmt. Eigentlich ist dies eine karge Landschaft mit nicht allzu viel Vegetation, doch das Grün blüht trotzig und das Blau des Himmels strahlt in jenem Azur, das zu Italien passt. An Herbsttagen erscheint dieses Idyll wie ein Paradies, blau und grün, und reich von der Sonne verwöhnt.

Bei klarer Sicht erkennt man

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