Das Portal zu Leben und Werk von Ernest Hemingway

Schlagwort: Cabo Blanco

Ellis O. Briggs und Ernest Hemingway in Cabo Blanco

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Hemingways Postkarte an Ellis O. Briggs

Es ist der 10. Mai 1956, ein Donnerstag, und über das Wochenende hat sich der amerikanische Botschafter in Lima, Ellis Ormsbee Briggs, in Cabo Blanco angesagt. Ernest kennt Ellis aus Kuba, wo der junge Briggs an der Botschaft gearbeitet hat und Ernest freut sich, diesen Freund alter Tage wieder zu sehen.

Am Morgen fahren Ernest und Mary Hemingways auf Meer hinaus und so schreibt der Autor seinem alten Freund noch eine kurze Notiz. Dazu nimmt er die Rückseite einer Photokarte – Vorderseite: Ernest Hemingway neben einem baumelnden toten Marlin –  und schreibt an Ambassador Ellis O. Briggs mit Datum 10/5/56 , wobei Ernest die spanische Schreibweise, zuerst Tag, dann Monat, und nicht die amerikanische Schreibweise, die oft den Monat an die erste Stelle setzt.

Rechts unter das Datum notiert Hemingway die Uhrzeit, 0730. Doch dann unterläuft Ernest ein flüchtiger Rechtschreibfehler, er schreibt anstatt Ellis den Vornamen mit einem falsche ellis klein, er ist ein wenig durcheinander, ein Fehler, den er dann aber mit seinem Kugelschreiber schnell dick überpinselt. Dear Ellis: The boat Petrel will pick you up at the Cabo Blanco Club and run you out to us. We will tell the club by Radio where we are. Wonderful to see you. Ernest.

Als er noch Counselor, ein junger Botschaftsrat, in Havanna war, hat Ellis O. Briggs zusammen mit dem Botschaftsangehörigen Bob Joyce den Schriftsteller unterstützt, als der im Golfstrom mit der Pilar im September 1942 Jagd auf deutsche

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Tocar el cielo con la mano

Castellers, Barcelona, im Mai 2014 Photo by W. Stock

Mit der Hand den Himmel berühren: Castellers, Barcelona, im Mai 2014
Photo by W. Stock

Manuel Jesús Orbegozo war einer der ganz großen Journalisten Perus. Das Kürzel MJO unter einem Artikel stand viele Jahrzehnte lang als festes Markenzeichen des gehobenen Journalismus in dem südamerikanischen Land.

Als Auslandsreporter für La Crónica, dann für Expreso und schließlich über 30 Jahre als Chefredakteur bei El Comercio hat Orbegozo von den Brennpunkten der Welt – von Biafra bis Vietnam – eindrucksvoll berichtet. Und später als Publizistik-Professor an der Universidad Nacional Mayor de San Marcos in Lima hat Manuel Jesús Orbegozo Generationen von erstklassigen Journalisten ausgebildet.

Im April 1956 ist Orbegozo das Reporter-Glück hold. Der junge Journalist erhält die Gelegenheit, sein Idol Ernest Hemingway zu interviewen. In Cabo Blanco, in Nordperu, wo sich Hemingway einige Wochen zur Marlin-Jagd aufhält. Orbegozo und Hemingway reden viel und lang.

Eigentlich mag Ernest Hemingway nicht gerne über Bücher und Literatur sprechen, es langweilt ihn irgendwie, viel lieber plaudert er über das Boxen, über die Frauen, das Essen, das Trinken und am allerliebsten über den Stierkampf. Das Intellektuelle mag er nicht. Er ist kein Kopfmensch, der viel nachdenkt, sondern ein Bauchmensch. Als Person und auch als Literat. Seine Prosa, diese schlichten Sätze, sie wirkt schon per se auf irgendeine Art und Weise anti-intellektuell.

Diese Sichtweise liegt Manuel Jesús Orbegozo, auch er steht mit beiden Beinen im Leben, auch er denkt nicht in den abgehobenen Kategorien der Intellektuellen. Die Gespräche mit Ernest Hemingway sollten zu Sternstunden seines beruflichen Lebens werden, die Begegnung mit Ernest Hemingway sollte Orbegozo beeindrucken wie keine andere Begegnung in seinem Leben. Manuel Jesús Orbegozo, der das Herz auf der Zunge trägt, sagt aufgewühlt

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Die Welt mit eigenen Augen sehen

Ernest Hemingway, 1956; Photo by Modeste von Unruh

Ernest Hemingway, im Jahr 1956, in Cabo Blanco, Peru; Photo by Modeste von Unruh

Unzählige Abenteuer. Dazu ein Abenteurer. Ein Mann von Welt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ich vermute, dass es auf der ganzen weiten Welt kein Autor zu finden ist, dem mehr Denkmäler, Dankplaketten, Ausstellungen, Gemälde, Büsten, Skulpturen, Inschriften und dergleichen gewidmet wurden, wie diesem Ernest Hemingway aus Oak Park, Chicago.

Und dies nicht nur an einem Ort, seinem Geburtsort meinetwegen, nein, sondern verstreut über alle Kontinente. In Pamplona und Ronda, tief in den Alpen, in der Karibik, in einem Fischernest in Nordperu, in den Rocky Mountains oder auch in Afrika wird man entsprechend fündig. Dieser Mann hat sein Wirken weit gestreut.

Ernest Hemingways Revier war nicht der Elfenbeinturm, sondern die große und bunte Welt. Er hielt sich mit Vorliebe dort auf, wo es etwas zu erleben gab: an vorderster Frontlinie im Ersten Weltkrieg, im Spanischen Bürgerkrieg, im Paris, als die deutschen Besatzer verjagt wurden, bei der Schlacht im Hürtgenwald, in den Steppen Westafrikas, bei Fidel Castros kubanischer Revolution.

Ernest Hemingway ging raus, dort hin, wo sich das Leben zutrug. Als Autor war er das schiere Gegenteil eines desk editors, eines Schreibtischschreibers, im Gegenteil, für die literarischen Bettnässer in den feinen Feuilletons hatte er nur Verachtung übrig. So ging nicht seine Sicht der Dinge. Du kannst eine Sache nicht richtig begreifen, wenn du sie nicht mit eigenen Augen gesehen hast, meinte er – und er musste die Welt mit eigenen Augen sehen.

Es gibt wohl keinen anderen Schriftsteller weltweit, der

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Im Cabo Blanco Fishing Club

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Ernest Hemingway auf dem Meer vor Cabo Blanco, im Mai 1956;
Photo by Modeste von Unruh.

Kaum ist Ernest Hemingway im Cabo Blanco Fishing Club angekommen, zieht der Amerikaner sein dickes Sakko aus, wirft die Krawatte in den Koffer, holt die weißen Shorts heraus, ein kurzärmeliges weites Hemd, dunkle Schlappen, packt seine Angelsachen und macht sich auf. Der Nobelpreisträger tritt aus seinem kleinen Zimmer, geht über die Veranda in Richtung Strand.

Cabo Blanco ist, neben Máncora, Punta Sal und Colán, eines der kleinen Seebäder, die sich an der Nordküste Perus wie eine Perlenkette aneinanderreihen. In dieser Gegend ist das Klima verdammt rau, die Sonne drückt, ein trockener Wind weht und das Meer zeigt sich ungebändigt. Wenn El Niño wütet, dann sucht er sich diesen spröden Landstrich vor der Wüste von Sechura aus.

Just vor Cabo Blanco fließen zwei Strömungen des pazifischen Ozeans zusammen, hier klatschen von Süden der kalte Humboldt-Strom und von Norden die warmen tropischen Gewässer Ecuadors zusammen. Eine wundersame Kapriole der Natur, die für krachende Brecher und reiche Fischgründe sorgt. Nur hier lassen sich die größten Marline dieses Erdballs fangen.

Bei Kilometer 1.137 an der Panamericana liegt Cabo Blanco, etwas versteckt und unscheinbar. Bei El Alto muss man in Richtung Westen abbiegen und die Serpentinen zur Küste hinunterfahren. In den 1950er und 1960er Jahren war das winzige Fischerdorf ein bekannter Treffpunkt der internationalen Hochsee-Angler gewesen. Heute wirkt der Ort verfallen und heruntergekommen, wie das ganze Land.

Doch wer in den guten alten Tagen nach Cabo Blanco kam, der stieg in diesem Cabo Blanco Fishing Club ab, einem exklusiven Klubhotel, das Kip Farrington und Tom Bates im Jahr 1951 in den herben Landstrich direkt an der Küste bauen ließen. Das Grundstück gehörte der Lobitos Oil Company, darauf wurde die zweistöckige Hotelanlage, ein eher schlichter Kubus-Bau, errichtet.

Verwalter war in jenen Tagen der exilierte Pole Zygmunt Plater, der zusammen mit seiner Frau den Betrieb aufrecht erhielt. Etwa 20 reiche Mitglieder, unter Präsident Enrique Pardo Heeren, leisteten sich das Hobby und hielten mit 10.000 Dollar Jahresbeitrag den exklusiven Club am laufen. Im Cabo Blanco Fishing Club fand

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