Auf den Fersen von Ernest Hemingway

Schlagwort: Peru Seite 3 von 9

‚Papa‘ geht so langsam das Benzin aus

Er ist erst Mitte fünfzig, sieht aber schon aus wie ein alter Mann.
Ernest Hemingway vor Cabo Blanco, im April 1956.

Foto: Modeste von Unruh

Das Schicksal hat ihm in der letzten Zeit arg mitgespielt. Zwei Jahre vor Cabo Blanco, das Jahr 1954, es ist der Einschnitt für ihn gewesen. Im Januar hat er die beiden Flugzeugunglücke in Afrika knapp überlebt, es hat nicht viel gefehlt. Sein Körper und die Geisteskraft haben schon vorher nach und nach abgebaut, doch die starken Verbrennungen, die schweren Kopfwunden und die zahlreichen inneren Verletzungen setzen ihm heftig zu.

So ganz sollte er sich von den Flugzeugunfällen nicht mehr erholen. Und am 10. Dezember erhält er in Stockholm den Nobelpreis für Literatur verliehen. Auch davon sollte Ernest Hemingway sich nicht mehr erholen. Der entkräftete Schriftsteller in seinem tropischen Inselidyll auf Kuba kann sich nicht aufraffen, über den Atlantik in den schwedischen Winter zu fliegen. Er sieht sich körperlich und mental nicht in der Lage, überhaupt zu verreisen. Die Unfallverletzungen aus Ostafrika schmerzen noch, er fühlt sich elend und ausgebrannt. Und große Lust auf den ganzen Rummel verspürt er eh nicht.

Die Verleihung in der schwedischen Hauptstadt findet ohne ihn statt. Der US-amerikanische Botschafter in Stockholm, John M. Cabot, verliest seine kurze Dankesrede. Das Schreiben, im günstigsten Fall, ist ein einsames Geschäft. Ein Schriftsteller schreibt sein Werk zurückgezogen, und wenn er gut genug ist, muss er sich jeden Tag der Ewigkeit stellen, oder der Ermangelung davon. Das Preisgeld von 36.000 Dollar wird auf sein Konto überwiesen und die Goldmedaille nach Kuba geschickt, wo sie ihm auf der Finca Vigía vom schwedischen Geschäftsträger überreicht wird.

Kurz nach Verkündung der Nobel-Ehre kreuzt das kubanische Fernsehen auf Finca Vigía auf. Der Reporter Juan Manuel Martínez, der sich etwas windig hinter einer dunklen Sonnenbrille versteckt, fragt im gestelzten Duktus nach dem Befinden des Schriftstellers ob der guten Neuigkeit. Und Ernest Hemingway stimmt im Sender CMQ, in den 1950er Jahren eine große Radio- und TV-Station auf der Insel, einen Lobgesang auf sein Gastland Kuba an.

Der amerikanische Autor streut in seinem auf Spanisch gebrummelten Statement gar Begriffe aus dem kubanischen Spanisch ein, er sei ein cubano sato, sagt er, er sei ein kubanischer Straßenköter, eine Promenadenmischung aus USA und Kuba. Und Cojímar, wo sein Roman Der alte Mann und das Meer spielt, sei más o menos sein pueblo, sein Dorf, sein Volk, seine Heimat. Und so erweckt der US-amerikanische Schriftsteller den Eindruck, hier habe eigentlich ein Kubaner diesen Nobelpreis erhalten. Und dann sagt Ernest Hemingway es wortwörtlich: Soy el primer cubano que consigue un Premio Nobel, ich bin der erste Kubaner, der einen Nobelpreis erhält.

Die Gratulanten stehen Schlange auf seiner Farm und in den Kneipen von Havanna. Glückwunsch-Telefonate kommen aus aller Welt, Präsidenten, Schauspieler und Kollegen freuen sich mit. Das kleine Postamt von San Francisco de Paula versinkt unter einem Berg von Briefen, mehrmals am Tag kommt der alte Postbote Mancebo mit neuen Telegrammen auf die Finca Vigía. Den schönsten Glückwunsch schickt

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Weitere Pressestimmen zu ‚Cabo Blanco – Mit Ernest Hemingway in Peru‘

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Wolfgang Stock: Cabo Blanco – Mit Ernest Hemingway in Peru. BoD über amazon.de

„In den zahlreichen einzelnen Kapiteln seines Buches setzt Wolfgang Stock ein Mosaiksteinchen an das andere. Er beschreibt und analysiert, er deutet und interpretiert, und kommt am Ende seiner ausführlichen Betrachtung zu einem überraschenden Schluß, der ein völlig neues Bild auf die üblicherweise schillernde Persönlichkeit von Ernest Hemingway wirft.

Spannend ist diese beinahe investigative Erkundungsreise in die Reise von Ernest Hemingway nach Peru allemal. Sie ist zudem unterhaltsam verfasst, und gibt mit etlichem Fotomaterial ungewöhnliche Einblicke in die vielleicht entscheidendste und bedeutsamste Periode im Leben und literarischen Wirken von Ernest Hemingway. Und das obwohl gerade diese Reise nach Peru in allen Biografien so gut wie keine Rolle spielt.“ Latízon TV

„In seinem Buch Cabo Blanco – Mit Ernest Hemingway in Peru schildert Wolfgang Stock den Aufenthalt des Nobelpreisträgers und seiner Frau Mary in dem peruanischen Fischerdorf Cabo Blanco. Weshalb Hemingway gerade hier einen Marlin fangen wollte, das hat der Journalist Stock herausgefunden, als er sich auf die Spuren des Nobelpreisträgers begeben hat. Neben Dokumenten hat er sogar noch Zeitzeugen gefunden, die sich noch an „Ernesto“ erinnerten. Das Buch konstruiert das Leben eines gealterten Abenteurers mit all seinen Träumen und Hoffnungen.“
Blinker – Europas große Angelzeitschrift, Mai 2021

„Stock hat nicht irgendeinen Text veröffentlicht, sondern ein sehr tiefgründiges Buch, eine sehr lebendige Beschreibung dieser etwas mehr als 30 Tage des Ernest Hemingway in Peru.“
Oscar Sosa, in www.hemingwayoskar.com.ar

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Ein Freund ist mehr als ein Vater

The ‚Papa Pack‘ in Peru: Kip Farrington, Elicio Argüelles II, Mary Welsh Hemingway, Ellis O. Briggs, ein Marlin von 900 Pfund, Ernest Hemingway, Louis Jennings, Cloyce J. Tippett. Cabo Blanco, im Mai 1956.

Eine schöne Truppe hat der Nobelpreisträger in Cabo Blanco um sich versammelt. Nicht dass er alle eingeladen hätte, gute Freunde erscheinen einfach, sie sind plötzlich da. Wie ein Magnet zieht der Schriftsteller abenteuerliche Menschen mit spannenden Biographien an. Menschen, die etwas erreicht haben außer nur dahin zu leben, Personen, die aus dem Rahmen fallen, die unabhängig sind, nicht auf den Geldbeutel bezogen, unabhängig vor allem in der Birne.

Ernest Hemingway umgibt sich gerne mit Freunden. Um in den inneren Zirkel seines Freundeskreises vorzudringen, sind mindestens drei Voraussetzungen zu erfüllen: Zunächst muss der Kandidat verdammt gut saufen können. Dann sollte er der Jagd auf lebende Tiere etwas abgewinnen können. Und drittens, einen vollbärtigen Schriftsteller aus Chicago ein klein wenig anzuhimmeln, auch dies mag nicht ganz verkehrt sein. Einen Menschen anhimmeln, ein schönes Bild, das ausgezeichnet passt.

Manchmal, wenn die Depression ihn in Ruhe lässt, fühlt er sich wie ein kleiner Gott. Er möchte bewundert werden, gleichwohl braucht er keine Lakaien oder Stiefellecker. Leute, die anderen in den Hintern kriechen oder Menschen, die es jedermann immer und überall recht machen wollen, all das verabscheut er. Ernest Hemingway mag Mannskerle mit Mumm und auf Augenhöhe, vom Interesse, von den Vorlieben, vom Temperament. Kurz gesagt: Er will richtige Freunde.

Viejo, weißt Du, was ein richtig guter Freund ist?, fragt der Nobelpreisträger am Morgen seinen Kapitän Gregorio Fuentes. „Sie und ich, wir sind Freunde“, antwortet der einfache kubanische Fischer dem Autor. Ernest Hemingway entgegnet ihm darauf: Viejo, ein Freund ist mehr als ein Vater und mehr als ein Bruder. Eine Freundschaft gründet auf gemeinschaftliches Erleben. Du und ich sind nun zwanzig Jahre gemeinsam an Bord der ‚Pilar‘. Woher kamen wir beide denn? Scheißegal, Viejo, eines Tages haben wir zusammen gefunden, Du mit deinem Leben, und ich mit meinem. Zwei Freunde, das ist wie zwei Leben, die zusammen finden.

In Cabo Blanco findet sich Kip Farrington an seiner Seite, ein ehemaliger New Yorker Börsenmakler. Der Mann hat von heute auf morgen seinen Beruf an den Nagel gehängt und eine Menge Geld in den Wind geblasen. Jetzt ist er glücklich, weil er an Küsten wie jener vor Nordperu große Fische fangen darf. Und ein Buch nach

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TV-Interview zu ‚Cabo Blanco – Mit Ernest Hemingway in Peru‘

Latizón TV strahlt ein TV- Programm zu Lateinamerika auf Deutsch aus.

Ein Interview über 20-Minuten zum Buch Cabo Blanco – Mit Ernest Hemingway in Peru. Die aktuelle Ausstrahlung erfolgt täglich, später dann in der Mediathek unter der Rubrik Literatur und Film. Oder alles direkt zu finden auf Latizón TV.

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Ernest Hemingway hat sich viel vorgenommen

Amazon.de oder Amazon.com (international) halten ausreichend Exemplare von Wolfgang Stock: Cabo Blanco -Mit Ernest Hemingway in Peru vorrätig.

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This Fish was caught by Elicio Argüelles

Das ikonische Foto der Modeste von Unruh, ein Original aus dem Archiv der Fotografin: Elicio Argüelles II, der Marlin von 730 Pfund und Ernest Hemingway. Im Hintergrund rechts, die Ehefrau von Kip Farrington.
Cabo Blanco, am 27. April 1956.

In Cabo Blanco kommen die Kinder des Dorfes zur Pier gelaufen, um das Schauspiel zu beobachten. Und auch die Frauen aus dem Fishing Club haben sich neugierig zum Landungssteg aufgemacht, nachdem die roten Fähnchen auf der Miss Texas den kapitalen Fang angekündigt haben. Von einer einfachen Kranhütte aus Sperrholz wird eine Ladewinde per Hand gesteuert und der leblose Monsterfisch von der Miss Texas auf die Landungsbrücke herübergezogen. Ein Riesenfisch – ein schwarzer Marlin – ist zur Strecke gebracht worden.

Im Hafen von Cabo Blanco wird am späten Nachmittag dieses 27. April 1956 der erlegte Monstermarlin kopfüber mit einem festen Seemannstau an den Querhaken der Stahlwinde aufgeknüpft, die fünf Meter hoch in den azurblauen Himmel Perus ragt. Und nun baumelt der tote König des Meeres an einem verrosteten Spreizhaken regungslos über den Planken der abgenutzten Pier herunter. Der schwarze Marlin wird jetzt gewogen, Ernest und die Freunde schauen voller Erwartung auf die Hängewaage. Die Messingnadel schlägt bei 730 Pfund aus.

Der bisher beste Fang, nicht nur für die US-Amerikaner, seit Wochen ist kein Fisch eines solchen Gewichtes in Cabo Blanco und Umgebung gefangen worden. Auch für den Nobelpreisträger stellt dieser Riesenfang einen persönlichen Rekord dar, niemals zuvor hat er einen größeren Fisch aus dem Wasser gezogen. Nach all den erfolglosen Ausfahrten, nach den Fehlschlägen und Enttäuschungen, steht der Schriftsteller am zwölften Tag auf der Pier in Cabo Blanco endlich neben der begehrten Beute.

Der einheimische Maat Máximo Jacinto Fiestas bindet das Maul des Schwarzmarlins mit einer dünnen Kordel zusammen, die Knopfaugen des toten Tieres haben sich geweitet und stechen hervor. Das Auge des Fisches blickte so starr wie die Spiegel in einem Periskop oder wie ein Heiliger in einer Prozession. Der Monsterfisch hängt mit dem Kopf voran an der Seilwinde nach unten, mit seiner spitzen Lanze eine Hand breit über den Holzbohlen der Landungsbrücke. Auf der Mole ist ein Schienenpaar eingelassen, das eine flache Lore mit Gütern zwischen Hafenkai und den Anlegeplätzen der Boote hin und her transportiert.

Auf dem langen Landungssteg, der auf Holzpfählen über hundert Meter in den Pazifik hinein ragt, schießt Modeste von Unruh nun ein Foto nach dem anderen. Die Fotografin wählt für ihre Fotos meist die Land-Perspektive und stellt sich für ihre Aufnahmen mit dem Rücken zum Meer. Das untergehende Sonnenlicht sorgt dafür, dass der tote Marlin auf den Bildern kraftvoll und kontrastreich vor den grauen Wüstenhügeln Nordperus baumelt. Es ist ein milder Spätnachmittag in Cabo Blanco, die Sonne neigt sich im Westen, ein dünner Wolkenteppich taucht das satte Blau des Himmels über dem Pazifik in ein mattes Licht.

Die beiden Männer stellen sich – erschöpft und voller Stolz – in das Fotomotiv, der erlegte Monsterfisch wird in die Mitte genommen. Ernest Hemingway platziert sich links des Marlins und packt den toten Fisch bei der dünnen Bauchflosse. Und Elicio Argüelles bringt sich rechts neben den kapitalen Fang in Positur, eine Hand ruht fest auf der mächtigen Rückenflosse des Tieres. Die Frauen der Amerikaner, zahlreiche Einheimische und die vielen Kinder schauen dem Spektakel voller Staunen zu. Modeste von Unruh schießt mehrere Dutzend Fotos des erlegten Marlins mit dessen beiden Bezwingern.

Ein solches Siegerfoto besitzt eine lange Tradition in Cabo Blanco. Das Ritual läuft immer gleich ab: An der Seilwinde wird der tote Fisch an der Schwanzflosse emporgezogen, anschließend wird er gewogen und dann baumelt er, Schwert und Kopf voran, nach unten über der Landungsbrücke. Der leblose Körper des Fisches muss sodann für die Statistik herhalten. In weißer Farbe wird das Gewicht aufgepinselt, hierauf das Datum, dann der Fangort Cabo Blanco. Und zum guten Schluss werden die Schnappschüsse für die Nachwelt geschossen.

Ernest Hemingway ist froh, eine professionelle Fotografin in Cabo Blanco an seiner Seite zu wissen. In den Tagen der Fehlschläge hat es nichts zu reportieren gegeben, der gescheiterte Versuch gleicht für ihn einer Niederlage. Nach einem Erfolg allerdings sorgt er dafür, dass die Menschen auf dem Globus die richtigen Bilder aus seiner Macho-Sphäre zu Gesicht bekommen. Die Kultfigur, zu der er sich über die Jahre aufgebaut hat, ist nicht zuletzt all den ikonischen Darstellungen zu verdanken, die von Top-Fotografen aufgenommen worden sind…(Anfang von Kapitel 18 der Neuerscheinung Cabo Blanco – Mit Ernest Hemingway in Peru. Eine weitere Leseprobe: hier klicken).

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Interview mit Holger Ehrsam über Ernest Hemingway in Peru

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Das Meer blutet

An Bord der ‚Miss Texas‘: Ernest Hemingway, Jesús Ruiz More, Elicio Argüelles (oben), Kip Farrington, Miguel Custodio, Gregorio Fuentes, Máximo Jacinto Fiestas (unten). Cabo Blanco, im April 1956.

Obwohl das Wetter in Cabo Blanco sich nun gebessert hat, bekommen die Amerikaner und die Kubaner auf der Miss Texas am vierten Tag ebenfalls keinen einzigen schwarzen Marlin zu Gesicht. Neun Stunden weilt man auf dem Meer, das Boot fährt mittlerweile weiter hinaus auf den Pazifik, ohne Erfolg. Manuel Almenara, der an diesem Tag mitgekommen ist, berichtet beim Abendessen im Fishing Club, dass auf dem Ozean dann auch noch der Radiofunk ausgefallen ist.

Neben all dem Anglerpech fordern die rauen Lebensumstände in Nordperu ihren Tribut. In dem Expeditionstrupp treten die ersten gesundheitlichen Beschwerden auf. Der 50-jährige William Classen, der bei Hollywood-Klassikern wie Der Schatz der Sierra Madre und Jenseits von Eden hinter der Kamera stand, zieht sich eine Nierenvergiftung zu. Der Kameramann muss ins Krankenhaus von El Alto gebracht werden, wo er von Dr. Jackson behandelt wird.

Der fünfte Tag auf dem Ozean läuft ein wenig besser, zwei bocanegras und einige sierras werden gefangen. Das Klima spielt an diesem Apriltag verrückt. Die Sonnenstrahlen treffen bei der Ausfahrt senkrecht auf das Wasser, die Hitze kocht hoch wie in einer asiatischen Waschküche. Durch die hohen Temperaturen dehnen sich die Luftmassen aus und steigen auf. Passatwinde brausen nun auf, der Pazifik am Äquator wird aufgewühlt. Wiederum kein Marlin in Sicht.

Auf der Miss Texas macht sich allmählich Resignation breit, selbst bei den Einheimischen. Wenn an einem Tag nichts geangelt wird, dann blickt die peruanische Crew missmutiger drein als die US-Amerikaner. Die Stimmung an Bord der Schiffe trübt sich mehr und mehr ein. Am schlimmsten erwischt es den Schriftsteller: Ernest Hemingways Gemütszustand bricht geradezu ein.

Am sechsten Tag schließlich gibt es einen Hoffnungsschimmer. Das Wasser ist nun ruhig und am frühen Nachmittag machen die peruanischen Bootsmänner auf der Miss Texas einen riesigen merlín rayado aus. Über eine Stunde folgt das kleine Schiff dem Streifenmarlin. Die Filmleute auf der Pescadores Dos halten ihre Handkameras in Anschlag. Doch der alte Fisch will den Köder nicht beißen.

Solch ein fortwährendes Anglerpech ist ungewöhnlich für Cabo Blanco und deshalb spielt Kip Farrington mit einem verwegenen Gedanken. Sollte auch in den nächsten Tagen nichts gefangen werden, dann wird der US-Amerikaner in Talara ein Propellerflugzeug chartern. Aus der Luft will er so Ausschau auf dem Meer halten und als Lotse die Boote zu dem schwarzen Marlin leiten.

Der siebte Tag endet ebenfalls mit einer Enttäuschung. Bereits mittags um 13 Uhr kommt die Miss Texas in den Hafen zurück. Wieder einmal ohne Marlin. Gregorio Fuentes hat zumindest einen Mero gefangen, einen Zackenbarsch, ein imposantes Tier mit einem Gewicht von mehr als 50 Kilo. Der Küchenchef des Cabo Blanco Fishing Clubs freut sich am meisten über den Fang.

Ernest Hemingway und die Freunde halten sich bereits seit einer Woche in Cabo Blanco auf und der Erfolg liegt in den Sternen. Zu oft ist man hinaus gefahren und ohne Beute zurückgekehrt. Der Schriftsteller erfährt von den Peruanern, dass selbst einheimische Fischer seit 17 Tagen nichts gefangen haben. Der merlín negro hat sich zurückgezogen in die weiten und tiefen Wasser des Ozeans. (Anfang von Kapitel 15 der Neuerscheinung Cabo Blanco – Mit Ernest Hemingway in Peru. Eine weitere Leseprobe: hier klicken).

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Pressestimmen zu ‚Cabo Blanco – Mit Ernest Hemingway in Peru‘

Wolfgang Stock: Cabo Blanco – Mit Ernest Hemingway in Peru. BoD über amazon.de

„Nun legt Wolfgang Stock nach drei mehrwöchigen Recherchen in den USA und Peru eine Fleißarbeit vor. Auf 360 Seiten hat er eine wenig bekannte Episode aus dem Leben von Ernest Hemingway akribisch nachgezeichnet. Das packend geschriebene Psychogramm „Cabo Blanco – Mit Ernest Hemingway in Peru“ rekonstruiert den Aufenthalt eines sympathischen Abenteurers mit Träumen und Hoffnungen.“
BuchMarkt, 05.09.2020

„Das Buch Cabo Blanco – Mit Ernest Hemingway in Peru (..) zeichnet aber auch das Bild eines gealterten Mannes, der mehr und mehr zerrieben wird von seinen Ängsten und Widersprüchen.“
Peru Vision, 02.09.2020

„Wolfgang Stock folgt der Fährte von Hemingways Expedition nach Cabo Blanco und spürt zahlreiche Textdokumente und Fotografien auf. Er befragt Fischer, hoch in den Achtzigern, die sich an Ernest Hemingway erinnern, als sei alles gestern gewesen. Wolfgang Stock hat Archive entstaubt, nach Informationen in Zeitungen und Zeitschriften gesucht und sich voll in den Sandstrand dieses peruanischen Fischerdorfes hineingebohrt. Ich wünsche, dass diese Anstrengungen sich in den Verkaufszahlen niederschlagen.“
José María Gatti, La Pipa de Hemingway, Buenos Aires

„Vor mehr als sechs Dekaden kam der damals berühmteste Schriftsteller dieses Planeten nach Peru, in das Fischerdorf Cabo Blanco, um hier einige Wochen mit Fischen und den Abenteuern auf dem Meer zu verbringen. Wolfgang Stock hat gerade ein Buch veröffentlicht, das diese legendäre Reise des Ernest Hemingway nachzeichnet.“
Raúl Cachay, Revista COSAS, Lima, Oktober 2020

„Stock belässt es keineswegs auf der Schilderung der paar Wochen in Cabo Blanco, sondern entwickelt daraus eine nahezu komplette Biografie. Das bewegte Leben Hemingways als Kriegsberichterstatter, Großwildjäger, Frauenheld und Alkoholiker lässt der Autor unter philosophischen, psychologischen, geografischen und zeitgeschichtlichen Aspekten Revue  passieren. Und er glänzt mit tiefem Wissen und prägnanten Interpretationen der wichtigsten literarischen Werke Hemingways. Dadurch entsteht ein sehr differenziertes, menschliches Bild des Schriftstellers und seiner Romane. Das macht Cabo Blanco authentisch und fast zeitlos. (…) Ein Buch über Hemingway der etwas anderen Art. Es ist so locker und dennoch tiefschürfend geschrieben und aufgebaut, dass nicht nur Fans des großen amerikanischen Schriftstellers zu ihrem Recht kommen, sondern auch Leser, bei denen die Lektüre der Hemingway-Werke schon lange zurückliegt.“ 
Hans G. Linder, www.finanzjournalisten.de, 16.12.2020

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Tanz mit dem Tod

Mario Saavedra und Ernest Hemingway verstehen sich bestens.
Obwohl der Nobelpreisträger für gewöhnlich mit Interviews geizt, versucht der junge Redakteur des ‚El Comercio‘ erneut sein Glück.
Cabo Blanco, im April 1956.

Als Mario Saavedra beim amerikanischen Autor im Cabo Blanco Fishing Club anfragt, ob er für ein weiteres Interview zur Verfügung stehe, diesmal ausschließlich über den Stierkampf, reagiert Hemingway begeistert. Da brauche er nicht nachzudenken, das freue ihn, und der Nobelpreisträger sagt spontan zu. Eine Stunde unterhalten sich die beiden im Speiseraum des Klubs über die Welt der corridas, für den Schriftsteller ist es eine wohltuende Ablenkung von den Angelpleiten. Ernest lebt auf, wie immer, wenn er über den Stierkampf reden kann.

Wie ein Teenager kommt der Buchautor ins Schwärmen, als er mit dem Reporter von El Comercio über toros und toreros fabuliert. „Hemingway hatte richtig Ahnung vom Stierkampf“, sagt Mario Saavedra. Der Mann aus Chicago und der Peruaner sprechen in Cabo Blanco vor allem über Antonio Ordóñez Araujo, den legendären spanischen Stierkämpfer, der ein guter Freund des Amerikaners ist. Ernest kennt noch dessen Vater, Cayetano Ordóñez, über den er schon geschrieben hat und den man in Spanien El Niño de la Palma nennt.

Mario Saavedra ist ebenfalls vom Fach, er zeichnet als cronista taurino des El Comercio. Im Wechsel mit anderen schreibt er regelmäßig in seiner Zeitung über den Stierkampf in Peru, es ist eine heiß begehrte Position für einen jungen Redakteur. In jenen Jahren finden viele berühmte toreros den Weg zur Plaza de Acho in Lima, wo Amerikas älteste Stierkampf-Arena steht, nach der Plaza de Toros de la Maestranza in Sevilla die zweitälteste der Welt überhaupt.

Auf einer vollen großformatigen Seite veröffentlicht Mario Saavedra-Pinón in El Comercio vom 23. April 1956 sein ausführliches Interview Charlando de Toros con Hemingway. Mit Hemingway über Stiere plaudern. In Cabo Blanco treffen sich zwei Liebhaber, deren Passion der Stierkampf ist. „Mit einem Kopf, rot wie eine Tomate, wegen der Sonne“, so beginnt der Peruaner nassforsch seinen Artikel, doch dann merkt man schnell, hier haben sich zwei Brüder im Geiste zur Fachsimpelei getroffen.

Ich mag den Stierkampf, sagt Ernest Hemingway zu Mario Saavedra, soy aficionado. Schon bei seinem ersten Besuch in Spanien, da ist er 23 Jahre alt und kommt mit Freunden aus Paris, erliegt der Mann aus Chicago der Faszination des Stierkampfes. Den ersten Stierkampf, a good corrida, sieht er Ende Mai 1923 in Aranjuez, das eine knappe Stunde südlich von Madrid liegt.

Ernest, ein junger Kerl aus dem Mittleren Westen der USA, erkundet diese vollkommen fremde Welt und reist zwei Wochen staunend durch das Land. Es dauert nicht lange, da verliebt er sich in Spanien, in seine Landschaft, in die Gastfreundschaft der Menschen und in die Kultur. In Ronda, in Sevilla, in Granada und in Madrid wohnt er dem blutigen Spektakel mit den Stieren bei.

Das war eine goldene Epoche des Stierkampfes mit toreros wie Joselito, El Gallo, Juan Belmonte und Granero. Bis der Spanische Bürgerkrieg ausbrach, habe ich über 1.600 Corridas besucht. Durch den Krieg ist das abgebrochen. Nach Spanien bin ich dann nicht mehr gekommen, bis vor drei Jahren, im Jahr 1953, und da bin ich direkt wieder zum Stierkampf.

Über 1.600 Corridas besucht? Na, wenn das nicht ein wenig geflunkert ist. All die Aufschneiderei beiseite, ein aficionado ist der US-Amerikaner in der Tat, daran bestehen keine Zweifel. Einmal, so wird berichtet, habe er sich sogar selbst als torero versucht, denn es gefällt ihm, den matador zu spielen. Sein torero-Versuch jedenfalls soll sehr zur Belustigung seiner Umgebung beigetragen haben.

Am liebsten mag Ernest Hemingway den Stierkampf, wenn sich eine schöne Frau in seiner Begleitung befindet. Schönheit und Tod, beides fasziniert ihn.(Anfang von Kapitel 14 der Neuerscheinung Cabo Blanco – Mit Ernest Hemingway in Peru. Eine weitere Leseprobe: hier klicken)

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