Auf den Fersen von Ernest Hemingway

Kategorie: Bücher

Across the River and into the Trees

AcrosslowAls das Werk im Jahr 1950 erscheint, wird es von der Kritik fast einhellig verrissen. Eine Eigen-Parodie Hemingways sei diese Erzählung wird in den Feuilletons geschrieben, ein peinliches Altherren-Geschwätz.

Die Rede ist von Across the River and into the Trees, in dessen Mittelpunkt der amerikanische Kriegsveteran Richard Cantwell steht. Colonel Cantwell, der beide Weltkriege mitgemacht hat, trifft im Gritti seine junge Geliebte, die wunderschöne Venezianerin Contessa Renata. Der Colonel ist todkrank, verbittert und kriegsmüde. Nur die Liebe zu Renata hält ihn wach, Hemingway ist trotz harter Schale ein Romantiker, die Liebe als das Heilmittel gegen die Wunden des Krieges.

Als Über den Fluss und in die Wälder erscheint, da halten nur wenige Literaturkritiker das Werk für gelungen. Die meisten können mit dem Roman über Venedig und die Lagune wenig anfangen. Die Geschichte um den Oberst Cantwell wird bei Kritik und Lesern als zu gekünstelt abgetan. Auch die Öffentlichkeit nimmt die Erzählung als Enttäuschung auf, Ernest wirkt tief gekränkt.

Man sollte jedoch

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Ernest Hemingway und der Fisch

fisch Hemingway

Hemingway und sein Fisch

Der Vater hat ihn gelehrt zu Fischen. Und es hat ihn nie verlassen. Gerade das Fischen mit all seiner Einsamkeit und Abgeschiedenheit scheint für Ernest Hemingway der ideale Männersport.

Das Fischen – ebenso wie die Jagd – hat aus dem jungen Hemingway einen Naturburschen gemacht. Der Mann, auf sich gestellt und alleine, trägt seinen Kampf aus.

Doch warum kämpft man gegen den Fisch? Kann das Töten eines Tieres als Sport oder Freizeitvergnügen dienen? Es scheint schizophren, denn Zeit seines Lebens hat Ernest Hemingway die Schöpfung bewundert.

Sein Werk, gerade Der alte Mann und das Meer, kann als Verneigung vor der Natur gelesen werden. Doch Natur, man sollte es nicht idealisieren, bedeutet auch Kampf. Der Stärkere frisst den Schwächeren.

Warum liebt es Hemingway, Fische zu töten? Wo doch der Fisch im Katholizismus ein heiliges Tier ist. Im Christentum steht der Fisch für Leben und Wahrheit. Man denke nur an die wundersame Vermehrung der fünf Gerstenbrote und der zwei Fische zur Speisung der Fünftausend. Der Fisch symbolisiert aber auch die unter Wasser verborgene Wahrheit, die es zu fangen, also ans Licht zu holen gilt. Petrus ist von Beruf Fischer. Später Menschenfischer.

Man erinnert sich an Der alte Mann und das Meer, welches auch als eine an biblische Symbolik erinnernde Parabel gelesen werden kann. Kann es nicht sein, dass Hemingway im Fischer Santiago eine

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Ernest Hemingway und Cojímars Fischer

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Das Hemingway-Rondell am Hafen von Cojímar. Kuba, im April 1983. Photo by W. Stock

Der Taxifahrer fährt uns die fünfzehn Kilometer aus Havanna heraus, Richtung Osten, wo das Fischerdorf Cojímar liegt. Ein saphirblauer Himmel, das türkishelle Meer und das strahlende Grün der Palmen heißen den Besucher willkommen. Es ist tropisch schwül hier an der karibischen See, und na ja, die Menschen halten ziemlich lange Siesta.

Vor der menschenleeren Hafenpromenade fällt ein sechspfähliges Rondell aus hellem Stein mit einer lebensgroßen Büste ins Auge. Hier sonnt sich Ernest Hemingway. Auf Betreiben des Schriftstellers Fernando Campoamor und mit Hilfe der Fischerkooperative von Cojímar wurde diese Büste, ein Werk des Bildhauers Boada, 1962 aufgestellt, lautet die Inschrift unter dem glänzenden Bronzestein. Ernest Hemingway, steht da, 1898 – 1961.

Hoppla, 1898 als Geburtsdatum, da lassen Cojímars Fischer ihren Don Ernesto allerdings ein Jahr zu früh auf die Welt kommen als in Wirklichkeit. Ein Jahr mehr. Es hätte diesen lebensfrohen Menschen erfreut. Des Dichters Blick zur unendlichen See ist durch die Erosion mit Meersalz leicht getrübt.

In der Nachbarschaft zum Rondell findet sich ein winziger Park. Ernest-Hemingway-Park, weist eine liebevoll angebrachte Widmung aus. Dem unsterblichen Autor von „Der alte Mann und das Meer“, eingeweiht am 21. Juli 1962, seinem 63. Geburtstag. In dankbarem Andenken. Die Bevölkerung von Cojímar.

An jener berühmtesten Erzählung Hemingways, dieser einfachen und ehrlichen Liebeserklärung an den Fischer und das Meer, ist nun wirklich alles kubanisch. Merkwürdigerweise nur

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Sehr nobel: Der alte Mann und das Meer

tomats, nobel preis The Old Man and the Sea, das noble Werk, ist auf Englisch von einem Amerikaner geschrieben. Aber eigentlich kann es als kubanischer Roman durchgehen.

Denn Der alte Mann und das Meer handelt auf Kuba, die Hauptrollen spielen Kubaner und möglicherweise ist ja auch die Weisheit dieses Buches kubanisch. Ohne Kuba jedenfalls wäre Hemingways Opus Magnum schwer vorstellbar.

Der alte Mann und das Meer ist ein Kurzroman, der Titel sagt schon alles, über den Menschen und das Meer. Über den Kampf, über Sieg und Niederlage. Ein Roman über das Leben. William Faulkner meint kurz nach Erscheinen im Überschwang, mit diesem Roman und just an diesem Ort auf Kuba habe Ernest Hemingway Gott gefunden.

Das Göttliche entdeckt und das Ideal vollendet, was mag man mehr von Literatur verlangen? Die Zukunft wird zeigen, dass dies das beste Stück Literatur ist, das beste von uns allen wohlgemerkt. Das Göttliche? In Der alte Mann und das Meer finden sich zahlreiche Anspielungen auf die Bibel, manche Leser sehen in dem alten Mann Santiago, der des Abends den Segelmast mit seinen geschundenen Händen sein Dorf hinauf trägt, gar das Abbild Jesu mit dem Kreuz. Auf jeden Fall, unter den kargen Zeilen findet sich ein tiefer Grund.

Als The Old Man and the Sea auf den Markt kommt, da schlägt die Story in den USA ein wie

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Der Pudel von Nobel

Nobelpreis-Literatur-MedailleDas Jahr 1954, es wird zum Schicksalsjahr des Ernest Hemingway. Im Januar hat er zwei Flugzeugunglücke in Afrika knapp überlebt, in Belgisch-Kongo und in Entebbe ist er Millimeter am Tode vorbei geschrammt, er zieht sich Verbrennungen, schwere Kopfwunden und innere Verletzungen zu. So ganz sollte er sich nicht mehr erholen.

Und am 10. Dezember erhält er in Stockholm den Nobelpreis für Literatur. Auch davon sollte er sich nicht mehr erholen. Er ist dann auch nicht hingeflogen nach Schweden zur Preisverleihung, die Unfälle und eigentlich hatte er auf den ganzen Rummel auf keine große Lust.

Dieser Nobelpreis, das ist natürlich der Höhepunkt im Leben eines Schriftstellers. Ein Lorbeerkranz, der grell leuchtet in der Autorenwelt. Nobel hat sein Ego gestreichelt. Und Kohle gibt es obendrauf. Wer will da schon nein sagen?

Aber was soll nach Nobel nur kommen? Es kann doch nur in eine Richtung gehen. Bergab. Den Nobelpreis in Empfang nehmen und zur selben Stunde umfallen, platsch, tot wie eine vom Stein erschlagene Maus, das wäre es gewesen. Doch so muss er sich noch Jahre als Nobelpreisträger durchs Leben schleppen. So als ob er sein Leben an diesen verdammten Nobelpreis verhökert hat.

Wie ein scharfes Schwert schwebt diese Auszeichnung über seinem Kopf, alles und jedes wird sich künftig an ihr messen. Eines Nobelpreisträgers nicht

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Paris – ein Fest, das niemals zu Ende geht

parisParis, ein Fest fürs Leben. Dieses Buch von Ernest Hemingway erlebt eine etwas gewundene Entstehung. Grundlage bilden Hemingways Notizen und Aufzeichnungen, die er bei seinen Paris-Aufenthalten zwischen 1921 und 1926 verfasste. Diese Notizen deponierte er 1928 in einem Koffer, den er im Hotel Ritz einlagern ließ.

Als er 1956 wieder in Paris weilt, bekommt er im Ritz diese zwei kleine Koffer ausgehändigt. Auf Finca Vigía in Kuba, später in Ketchum, überarbeitet er die biographischen Notizen zu Manuskriptseiten. Doch er findet nicht den Mut, das Manuskript zu veröffentlichen. Zu tief wohl die Kluft zwischen den juvenilen Paris-Jahren und den Gebrechen des Alters. Das Buch jedenfalls wird zu seinen Lebzeiten nie erscheinen.

Erst 1964, drei Jahre nach seinem Tod, erscheint das Werk unter dem Titel A Moveable Feast. Auf Deutsch: Paris, ein Fest fürs Leben. Es lohnt, dieses Buch zu lesen. Nicht nur, weil es in einer neuen vorzüglichen Übersetzung von Werner Schmitz erscheint, sondern auch als Reiseführer, wenn man beispielsweise vor hat, mit seiner Liebsten nach Paris zu reisen.

Dabei ist das Buch eigentlich kein Roman, sondern ein Sammlung von Kurzgeschichten. Ernest Hemingway berichtet von Paris, von seinem jungen Leben dort, er erzählt seine Geldsorgen, beschreibt die versnobten Literaturzirkeln an der Seine, er plaudert über F. Scott Fitzgerald oder über Gertrude Stein.

Der Tatsache geschuldet, dass

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The Great Blue River

Holiday Magazine, July 1949

Holiday Magazine, July 1949

Heute erscheint diese Publikation nicht mehr, aber Mitte des letzten Jahrhunderts war HOLIDAY eine vielgerühmte Monatszeitschrift mit Millionenauflage. Das Magazin im Überformat, das im Verlag Curtis Publishing aus Philadelphia erschien, gefiel durch künstlerische Cover und exzellente Autoren. Einer von ihnen hieß Ernest Hemingway.

Im Juli 1949 erscheint aus Hemingways Feder der Artikel The Great Blue River in HOLIDAY. Dies ist eine Reportage über das Fischen, in Wirklichkeit jedoch eine Hommage an seine neue Heimat Kuba. Einige hübsche Photos von George Leavens zeigen auch optisch den Reiz der Tropeninsel und die Schönheit des Golfstroms.

The Great Blue River offenbart uns einen Ernest Hemingway in Meisterlaune. Eine hinreißende Geschichte des Journalisten und Schriftstellers über Kuba, über sein neues Paradies. Und über das Fischen, über sein Farmhaus und über das Meer. Das Urteil brillant geschrieben, wäre ziemlich untertrieben.

Der Artikel fängt schon wunderbar an. People ask you why you live in Cuba and you say it is because you like it. Und dann zählt Hemingway ein paar Gründe auf, wo es schwer fällt, zu widersprechen. You could tell them that you live in Cuba because you only have to put shoes on when you come into town. Man merkt, er mag seine neue Heimat. Auch weil er hinter die Telefonklingel auf seiner Finca Vigía ein Stückchen Papier klemmen kann und dann seine Ruhe hat.

Ja, meint Ernest Hemingway, das seien alles triftige, aber doch irgendwie vordergründige Antworten. Die Motivation, weshalb er – Hemingway – auf Kuba lebe, sei eine andere. Und er nennt den Grund:

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