
Im August 1959 verfasst Ernest Hemingway auf dem pompösen Landgut La Cónsula in Málaga einen handschriftlichen Brief an seinen Sohn Patrick in Übersee. Dieses Schreiben sprüht nur so vor Glückseligkeit, der Nobelpreisträger möchte seine Welt teilen. Der bärtige Schriftsteller schwärmt von Andalusien, besonders die Region um Cádiz hat es ihm angetan. Das ist eine Gegend, die ich noch nicht gekannt habe, und sie würde Dir sehr gefallen.
Patrick wird im Juni 1928 in Kansas City geboren, per Kaiserschnitt. Es wird für die schlanke Pauline Pfeiffer eine ausgesprochen schwierige Geburt, über 18 lange Stunden. Sie muss sich tagelang im Krankenhaus von den Geburtsstrapazen erholen. Einige Wochen später wird der Neugeborene in der Privatkapelle der betuchten Pfeiffer-Familie in Piggott von einem Priester katholisch getauft, die Hemingways sind nun zu dritt. Ernests erstgeborener Sohn John lebt bei seiner Mutter Hadley in Chicago.
Mit dem kleinen Patrick setzen Pauline und Ernest ihr Nomadenleben fort. Immer nur wenige Tage oder Wochen halten sie sich auf in Wyoming, in Saint Louis, in Chicago, in Massachusetts oder in Manhattan. Des Umherreisens überdrüssig, beschließen Pauline und Ernest, sesshaft zu werden. Die Familie mietet ein Haus in Key West, an der 1425 Pearl Street.
Die Hemingways, verwöhnt von der Tropensonne und dem blauen Meer, beginnen sich schnell heimisch zu fühlen in Südflorida und wollen in Key West Wurzeln schlagen. Die Familie wohnt ab April 1931 in einem edlen Kolonialhaus an der Whitehead Street, Nummer 907, das Paulines Onkel Gustavus Adolphus Pfeiffer, der Bruder ihres Vaters, für die beiden gekauft hat. Uncle Gus finanziert dem Ehepaar die Immobilie, als verzögertes Hochzeitsgeschenk, wie er gönnerhaft anmerkt.
Behütet und umsorgt wächst Patrick auf in Key West, damals eine Kleinstadt von 12.000 Bewohnern. Sie gilt als lebensfrohes Fleckchen mit einer geerdeten und hemdsärmeligen Bevölkerung. Nach der Scheidung von Pauline sieht Ernest die Kinder nur in den Sommerferien, welche die drei Söhne meist beim Vater auf Kuba verbringen. Auch wenn John, Patrick und Gregory bei ihren Müttern aufwachsen, bleibt das Verhältnis zum Vater innig und fürsorglich.
Das Talent zu Schreiben wie Gott hat allerdings keiner der Söhne vom Vater geerbt. Man merkt es schnell, die Söhne versuchen erst gar nicht in die großen Fußstapfen zu treten. So geht jeder Sohn seinen eigenen Weg. Patrick studiert an der Stanford University und in Harvard Geschichte und Literatur. In der Familie wird er Mouse gerufen, weil er so ein knuffiges Mausegesicht aufziehen kann.
Nach Ernest Tod und dem seiner Witwe Mary fällt Patrick die Aufgabe zu, über den reichen Nachlass des Nobelpreisträgers zu wachen. Später wird er alleiniger Nachlassverwalter, weil er die beiden anderen Brüder – John und Gregory – überlebt. In den letzten Jahrzehnten kann keine Neuausgabe erscheinen und kein Merchandising-Artikel ersonnen werden, ohne dass Mouse seine Unterschrift unter den Vertrag setzt.
Der Name Hemingway ist Auszeichnung und Bürde zugleich. Sicherlich, der Bankdirektor grüßt freundlich, aber man hat auch Erwartungen zu erfüllen. „An ihm gemessen zu werden, ist beinahe erdrückend“, hat Patrick einmal über Ernest gesagt. Doch die Verehrung und die Hochachtung für den Vater bleiben ein Leben lang. Patrick meint, sein Vater sei für die Literatur jenes, was Einstein für die Physik gewesen sei.
Als der Schriftsteller sich in seinem Haus in Ketchum den