Das Portal zu Leben und Werk von Ernest Hemingway

Schlagwort: Adriana Ivancich

Ernest Hemingway – die Liebe des Macho

Ernest Hemingway
Ariana Ivancich
Kuba
Wenn Liebe und Tod eng beieinander liegen. Ernest Hemingway und seine platonische Geliebte Adriana beim Tontaubenschießen im Oktober 1950 auf Kuba. Credit Line: Ernest Hemingway Collection. John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston.

Ernest Hemingway hält harte Kost bereit für den Leser. The world breaks every one and afterward many are strong at the broken places. But those that will not break it kills. It kills the very good and the very gentle and the very brave impartially. So mag seine Sicht auf die Dinge des Lebens sein. Der Mensch im andauernden Kampf ums Überleben, Ausgang ungewiss. Die Welt zerbricht jeden, und nachher sind viele stark an den zerbrochenen Orten. Doch diejenigen, die nicht zerbrechen wollen, die werden getötet. Und es trifft immer die Besten und die Sanftmütigsten und die Tapfersten, ohne Unterschied.

Betont maskulin kommen seine Prosa und die Plots daher. Toreros werden aufgespießt, Unsicherheiten im Alkohol ertränkt, Schlachten werden geschlagen, Tote sind zu beweinen. Dennoch wirkt Ernestos Kosmos zart und zerbrechlich. Seine Macho-Welt scheint nicht so gefestigt, dass sie all den Herausforderungen eines Lebensweges trotzen würde. Stier und Torero sind beide todgeweiht. Diese Todesweihe wird zum Wesensmerkmal in seinem Leben und zugleich zu einer krankhaften Manie.

Kein Kraut, das dagegen gewachsen ist. Vielleicht nur die Liebe. Um diesem Mysterium auf den Grund zu gehen, ist er Schriftsteller geworden. Deshalb schreibt Ernest Hemingway über den Tod und über die Liebe und über das Leben. Hinter all den Verletzungen und Niederlagen keimt ein zarter Blütenkelch. Selbst wenn er scheitert. Diese zwiespältigen Gefühle von Hemingways Helden sind dem Leser nicht fremd, denn es sind ebenso seine Gefühle.

Der Mann vom Michigan See beschreibt das Leben, wie es ist: Die anstrengende Suche nach Liebe und Anerkennung. Versuch, Irrtum und dann der Misserfolg. Oft genug hat er es in seinem Privatleben probiert und hat Schiffbruch erlitten. Und siehe da, trotz aller Pleiten hat er einen neuen Versuch gewagt. Und ist abermals gescheitert. Was treibt ihn an und lässt ihn hoffen?

Als Vision leuchtet die Liebe, die Liebe in allen Facetten. Auch das Herumtollen in fernen Gegenden gehört zu seinem Universum der Leidenschaft. Bei Hemingway umfasst die Liebe ebenso die Liebe nach fremden Ländern. Er liebt das Reisen und den Besuch unbekannter Gefilde. Machen Sie sich einen Spaß und ersetzen den geografischen Begriff Paris in seinen Roman durch das Wort Liebe. Die Liebe ist ein Fest fürs Leben.

So wird Italien für ihn immer nach Hingabe riechen und schmecken. Nach Agnes und Adriana. Die Leichtigkeit des italienischen Alltags wird Ernest Hemingway allzeit mit einer tiefen Herzenswärme in Verbindung bringen. Mit einer Wärme, die er in seiner kalten Heimat schrecklich vermisst. Italien wird für den Mann aus Chicago zeitlebens für jene Sehnsucht stehen, die hilft, all die Verletzungen zu vergessen.

Die Liebe hebt den Druck auf das Individuum auf, denn die echte Liebe kennt keine Erwartung und stellt keine Anforderung. Sie ersetzt Einsamkeit durch Innigkeit. Einsam will er nicht sein. Sein Trauma. Ernest Hemingway hasst die Einsamkeit, denn seine Einsamkeit endet in Verlorenheit. Seine Romane können gleicherweise als Schreie gegen die Verlassenheit gelesen werden. Als Hilferufe eines Mannes, der sich tief innen einsam fühlt.

Große Literatur sei ein einsames Geschäft, hat er gesagt, und vielleicht meint er nicht nur die Literatur, sondern zugleich das Leben. Wenn zwei Menschen sich wirklich lieben, dann ist dies ein starkes Gefühl, stärker als jede Einsamkeit und Verletzung. Deshalb sucht er – wo auch immer – nach Zuneigung und nach Hingabe. Nach der unsterblichen Liebe. Nach der Liebe, die über den Tod hinaus besteht.

Die richtige Liebe unterscheidet nicht mehr zwischen Körper und Geist und Seele. Die Liebe ist mehr als Trieb, Herz und Leidenschaft. Die wahre Liebe umarmt alles: das Verlangen, alle Gefühle, die Naturverbundenheit, das Ideal. Als Romantiker hört Ernest nicht auf, an das

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Die Geliebte Adriana Ivancich gratuliert dem noblen Ernest Hemingway mit Kisses

Lola gratuliert Professor Unrat per Telegramm zum Nobelpreis. Glücklich und stolz Deine Freundin zu sein, einst, jetzt und für ewig. Küsse. Credit Line: Ernest Hemingway Papers Collection, Museum Ernest Hemingway, Finca Vigia, San Francisco de Paula, Cuba

Der Schriftsteller, er geht stramm auf die 50 zu, verliebt sich gleich beim ersten Zusammentreffen im Veneto in die schwarzhaarige Adriana Ivancich. Obwohl das Mädchen mit den tiefschwarzen langen Haaren, den grünen Augen, der markanten Nase und den vollen Lippen da gerade erst 18 Jahre alt ist. Doch Ernest Hemingway gibt sich wie sein Oberst Cantwell, seine Romanfigur, die Leidenschaft flammt unlöschbar auf. Einerlei woher man kommt oder welche Jahreszahl in der Geburtsurkunde steht.

Bei einem weiteren Europa-Besuch des Schriftstellers, zusammen mit Ehefrau Miss Mary, weicht Adriana im Frühjahr 1950 wochenlang nicht von seiner Seite, nicht in Venedig und nicht in Paris. Ich liebe Dich aus tiefstem Herzen, eröffnet ihr der liebeskranke Autor, und ich kann nichts dagegen tun. Der alternde Ernest Hemingway blüht auf in der Zweisamkeit mit der jungen Italienerin, er findet wieder Gefallen am Leben und das Schreiben geht ihm leichter von der Hand.

In Paris offenbart der Autor sich ein weiteres Mal der hübschen Venezianerin. „Aber Du hast Mary“, entgegnet Adriana halbherzig. Der unrettbare Romantiker Ernest Hemingway steckt wieder einmal tief im Gefühlssumpf. Ach ja, Mary, erwidert der vernarrte Schriftsteller, sie ist natürlich nett und solide und tapfer. Aber ein Paar kann einen Teil des Weges gemeinsam gehen und dann unterschiedliche Richtungen einschlagen. Das ist mir schon passiert.

Der 50-jährige Schriftsteller ist bereit, für Adriana alles aufzugeben. Ich liebe Dich in meinem Herzen, und ich kann nichts dagegen tun. Er habe nur beste Absichten, beteuert er. Ich weiß, was Du brauchst, um glücklich zu sein. Ich werde fortan leben, um Dich glücklich zu machen, säuselt Ernest Hemingway wie ein verknallter Oberprimaner.

Der Schriftsteller steht unter Testosteron und vermag keinen klaren Gedanken zu fassen. Ich liebe Dich mehr als den Mond und den Himmel und ich werde Dich so lieben, solange ich lebe. Selbst das Schreiben scheint ihm nebensächlich, zum Abschied lädt er sie auf seine Farm Finca Vigía nach Kuba ein und schenkt der jungen Muse seine Royal-Schreibmaschine.

Zum Nobelpreis gratuliert ihm Adriana per Telegramm Ende Oktober 1954 mit Kisses. Die italienische Lola kokettiert heftig mit dem alternden Autor und lässt sich gerne den Hof machen, möglicherweise gibt es sogar ein paar unschuldige Küsse. Mehr wohl nicht. Doch der liebestolle Ernest hört nicht auf und

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Hanns-Josef Ortheil: Der von den Löwen träumte

Hanns-Josef Ortheil: Der von den Löwen träumte.
Lucherhand, 2019

Auf die Neuerscheinung eines deutsche Autors gilt es aufmerksam zu machen. Hanns-Josef Ortheil schildert in seiner Erzählung den Besuch Ernest Hemingways in Venedig im Jahr 1948. Der berühmte Schriftsteller befindet sich in einer Schaffenskrise, er hat seit langem nichts mehr veröffentlicht.

Schwermut überfällt ihn und die Zweifel nagen, ob er überhaupt ein großer Autor ist. Können die Traumstadt Venedig und eine schöne Venezianerin dem Amerikaner aus der Krise helfen?

Hanns-Josef Ortheil, ein Kölsche Jung und Literatur-Professor, verwebt im Wesentlichen drei Handlungsstränge: der Besuch des prominenten Autors in Italien, die reale Liebelei mit der blutjungen Aristokratentochter Adriana Ivancich und die fiktionale Entstehungsgeschichte von Der alte Mann und das Meer mit dem Fischerjungen Paolo. Ortheil ist ein ganz famoser Schreiber, mit Gespür für Rhythmus und Tempo, Langatmigkeit kann da keine aufkommen. 

Der Buchtitel ist wunderbar gewählt und widersteht der Verlockung mit beispielsweise Hemingway in Venedig stärkere Verkaufsimpulse zu setzen. Denn es geht in erster Linie um Ernest Hemingway, um jenen Der von den Löwen träumte. Der Satz spielt an auf eine Sequenz in der Der alte Mann und das Meer, man kann die Metapher über sein ganzes Leben legen. Er selbst wollte immer so stark sein wie ein Löwe, der Löwe als das Symbol für Kraft und Jugend, ja in letzter Konsequenz, er wollte unsterblich sein. 

Ortheils Roman ist kenntnisreich und erfrischend lebendig geschrieben, ganz ohne Phrasen aus dem Poeten-Stübchen. Diese Nähe lässt sich nur erreichen, wenn der Autor die Wege des Ernest Hemingway in Venedig quasi nachgegangen ist. Dies hat Hanns-Josef Ortheil mit Sicherheit getan, sonst könnte man nicht so anschaulich über das Gritti, über Torcello und die versteckten caffetterias dieser Stadt schreiben.

Vielleser des Ernest Hemingway werden den feinen Humor bemerken, mit dem sich der Kölner dem Mann aus Oak Park nähert. Dabei skizziert er den Menschen Hemingway überaus sympathisch und liebevoll. Nicht über die sattsam bekannten Klischees des Säufers, Weiberhelden oder des Raubeins, vielmehr porträtiert Ortheil ihn – zurecht – als

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Adriana Ivancich, die späte Muse, lässt Ernest Hemingway völlig durchdrehen

Auch wenn seine blonde Ehefrau Mary dabei ist, hat Ernest Hemingway nur Augen für Adriana. Havanna, im Oktober 1950; Credit Line: Ernest Hemingway Collection. John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston.

Die Liebesbeziehungen des Menschen, wenn sie denn scheitern, lesen sich meist als Trauerspiel. Im Alter, wenn die Gefühle sich nochmals trotzig aufbäumen, können solche Tragödien allerdings schon mal zum Schwank ausarten. Ernest Hemingway bleibt von einer solcher Erfahrung nicht verschont. Ihr Name lautet Adriana. Adriana Ivancich.

Ernest verliebt sich in die 18-jährige Schönheit Adriana und befördert sie zu seiner Muse. Die junge Adriana vermag in dem alternden Schriftsteller bestenfalls eine Art väterlichen Bewunderer zu sehen, sie kokettiert mit ihm und lässt sich gerne den Hof machen. Ernest Hemingway, als liebestrunkener alter Knabe von bald 50 Jahren, torkelt unbeirrt durch sein Liebesabenteuer. Bei aller Schwärmerei für Adriana merkt Ernest Hemingway nicht, dass diese Eskapade im Herbst seines Lebens ihn in seiner Umgebung mehr und mehr der Lächerlichkeit preisgibt. 

Im Oktober 1950 kommt Adriana Ivancich dann mit ihrer Mutter Dora für vier Monate auf die Finca Vigía und Ernest Hemingway kauft sich im El Encanto, Havannas feinem Kaufhaus, brandneue Kleidung, moderne Guayaberas, Hosen, Shorts und neue Schuhe. Er nimmt das junge Mädchen mit in seine Welt, zu Ausfahrten auf der Pilar, zum Jagen in den Club de Cazadores del Cerro in Rancho Boyeros, ins Floridita. Adrianas gestrenge Mutter schaut missbilligend drein, doch der liebestolle Ernest balzt lustig weiter. 

Und Adriana lässt den von Frühlingsgefühlen übermannten Ernest weiterhin um sich herumschwirren. Was die junge Frau allerdings nicht davon abhält, auf

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Across the River and into the Trees

AcrosslowAls das Werk im Jahr 1950 erscheint, wird es von der Kritik fast einhellig verrissen. Eine Eigen-Parodie Hemingways sei diese Erzählung wird in den Feuilletons geschrieben, ein peinliches Altherren-Geschwätz.

Die Rede ist von Across the River and into the Trees, in dessen Mittelpunkt der amerikanische Kriegsveteran Richard Cantwell steht. Colonel Cantwell, der beide Weltkriege mitgemacht hat, trifft im Gritti seine junge Geliebte, die wunderschöne Venezianerin Contessa Renata. Der Colonel ist todkrank, verbittert und kriegsmüde. Nur die Liebe zu Renata hält ihn wach, Hemingway ist trotz harter Schale ein Romantiker, die Liebe als das Heilmittel gegen die Wunden des Krieges.

Als Über den Fluss und in die Wälder erscheint, da halten nur wenige Literaturkritiker das Werk für gelungen. Die meisten können mit dem Roman über Venedig und die Lagune wenig anfangen. Die Geschichte um den Oberst Cantwell wird bei Kritik und Lesern als zu gekünstelt abgetan. Auch die Öffentlichkeit nimmt die Erzählung als Enttäuschung auf, Ernest wirkt tief gekränkt.

Man sollte jedoch

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