Das Portal zu Leben und Werk von Ernest Hemingway

Autor: Wolfgang Stock Seite 17 von 68

Das tragische Leben des Gregory Hemingway

Ernest Hemingway mit seinen Söhnen Patrick (links) und Gregory (rechts), ca. 1940. Credit Line: Ernest Hemingway Photograph Collection, John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston.

Pauline Pfeiffer, die zweite Mrs. Hemingway und Mutter von Gregory, findet nur schwer in die Mutterrolle. Ebenso wie Ernest kann sie mit Kindern nur wenig anfangen, vor allem mit Kleinkindern. In den wohlhabenden Kreisen, in denen Pauline aufgewachsen ist, kümmert sich eine Armada von Kindermädchen, Erzieherinnen und Haushälterinnen um die Babys. „Gig, ich glaube, ich habe keine großen Muttergefühle“, klagt sie ihrem Sohn Gregory, „ich kann diese grauenhaften kleinen Kinder nicht aushalten, jedenfalls bis sie fünf oder sechs sind.“ 

Auch Ernest findet zu Kindern erst einen Draht, wenn sie alt genug sind, um eine Angel oder ein Gewehr zu halten. Der empfindsame Gregory, den die Familie Gig oder Gigi ruft, wird seiner überforderten Mutter nichts Wohlgefälliges hinterherrufen. Paulines größte Leistung sei gewesen, so wird der Sohn zurückblicken, ein gutes Kindermädchen für ihn angestellt zu haben.

Gerade mit Gregory, er wird im November 1931 in Kansas City geboren, wird es im Laufe der Jahre schwierig, schwierig für ihn, schwierig für die Eltern. Gegenüber Freunden bezeichnet der Vater seinen Jüngsten als  schwarzes Schaf der Familie, er komme da direkt nach ihm. Der zartfühlende Sohn ist so anders als die Jungs in seinem Alter.

Mit etwa vier Jahren beginnt Gigi die Kleider der Mutter anzuziehen, dazu fällt auf, dass er auf seine Umgebung verweichlicht wie eine Prinzessin wirkt. Jahre später, mit zehn, Gregory ist in den Schulferien beim Vater auf Kuba, ertappt ihn Ernest im Schlafzimmer der Finca Vigía in den Kleidern von Martha Gellhorn. Der Vater steht da wie angewurzelt, dreht sich dann um, und verlässt den Raum, ohne ein Wort zu sagen.

Am 29. September 1951 wird der 19-jährige Greg, vollgepumpt mit Drogen, von der Polizei auf der Damentoilette eines Kinos festgenommen, in Frauenkleidern. Ernest macht seiner ehemaligen Frau am Telefon laute Vorwürfe, sie versage in der Erziehung von Gregory, wie er meint. Pauline, bei ihrer Schwester Jinny in deren Haus in den Hollywood Hills, und mit dem Sohn in einer Arrestzelle, überfallen schlimme Bauchschmerzen. 

Gegen Mitternacht wird sie als Notfall ins St. Vincent’s Hospital eingeliefert. Ohnehin von kränklicher Natur, stößt der Tumor in jener Nacht eine solche Menge an Adrenalin aus, der zusammen mit dem hohen Blutdruck, zum fatalen Platzen von Blutgefäßen führt. Im Schockzustand verblutet Pauline innerlich auf dem Operationstisch an einer seltenen Tumorkrankheit der Nebenniere, am 1. Oktober 1951 im Alter von 56 Jahren.  

Gregory Hancock Hemingway studiert Medizin an der Medical School der University of Miami, später praktiziert er zeitweise als Arzt in Montana. Doch Alkohol und Depression, wie bei Vater und Mutter, werfen ihn aus der Bahn. Er verliert seine Approbation. Zudem hängt die Last des Namens wie ein Mühlstein um seinen Hals. Pulitzer, Alfred Nobel, der Schriftsteller des Jahrhunderts. „Ich bin nie über das Gefühl der Verantwortung für den Tod meines Vaters hinweggekommen. Und die Erinnerung daran ließ mich manchmal auf seltsame Weise handeln.“

Er heiratet viermal, lässt sich viermal scheiden. Gregory kleidet sich als Frau, lässt sich operieren, nennt sich als Transfrau nun Gloria Hemingway. Auf offener Straße fällt er auf, ohne dass man weiß, wer er ist. Mindestens dreimal wird er wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verhaftet. „Er hatte ein schwieriges Leben. Es ist nicht einfach, der Sohn eines großen Mannes zu sein“, meint Scott Donaldson, der ehemalige Präsident der Hemingway Society.

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Der Mann, der sich Gloria Hemingway nannte. Das Grab des Gregory Hemingway auf dem Dorffriedhof von Ketchum, in den Bergen der Rocky Mountains. Foto: W. Stock, 2018.

„Ich weiß nicht, wie die Zerstörung zustande gekommen ist“, klagt Gregory 1987 in einem Interview mit der Washington Post. „Was ist es, das einen liebevollen, dominanten, im Grunde wohlmeinenden Vater dazu bringt, so durchzudrehen?“ Sein ganzes Leben sei ein Brandherd. Seine Beziehung zu seinem Vater und zu seiner Mutter bleibt gestört, er sucht seine Identität und sein kleines Glück. Narben überall.

Der feinsinnige Gregory sehnt sich so nach Anerkennung durch den Vater, den er bewundert. Ernest vielmehr hat sich eine Tochter gewünscht. Doch es gibt auch gute Phasen. Vater und Sohn scheinen sich einige Jahre lang nahe gestanden zu haben, und Ernest gibt

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Ernest Hemingway ist Gast in der ‚Casa Cuesta‘ von Sevilla

Die Casa Cuesta, mit über 140 Jahre auf dem Buckel, ist in Sevilla bei Einheimischen wie Besuchern, ebenso bei jung und alt, beliebt. Foto: W. Stock, April 2023.

In Ufernähe des Guadalquivir, des großen Talflusses, wie das Gewässer auf Arabisch heißt, liegt in Sevilla die Casa Cuesta, ein Restaurant voller Tradition. Die gelöste Atmosphäre der andalusischen Bodega ist so ganz nach dem Gusto des bärtigen Amerikaners. Der Nobelpreisträger liebt ein ungezwungenes und bodenständiges Ambiente, gepaart mit einer herzhaften Küche und guten Prozenten. Der ideale Rückzugsort für einen lebensverliebten Weltenbummler wie Ernest Hemingway.

An einer Ecke der Calle Castilla, in einem dreigeschossigen Gebäude aus braunem Backstein und als Schutz vor der beißenden Sonne mit blauen Markisen über der Außengastronomie, trägt die Bar ihren Anteil bei zur Buntheit des Viertels. Gegenüber dieser Stätte der Ausgelassenheit erblickt man den Callejón de la Inquisición. In dieser engen Gasse hatten im Mittelalter die Richter der blutrünstigen Inquisition ihren Sitz.

Auf eine Lebensspanne von fast anderthalb Jahrhunderten kann die Casa Cuesta in der andalusischen Hauptstadt zurückblicken. Seit ihrer Gründung als Weinschänke im Jahr 1880 hat die Bar einfache Leute und später auch die Intellektuellen angezogen. Noch heute ist das Publikum alters- und klassenlos. Malocher, Studenten, Geschäftsleute – alle sitzen einträchtig nebeneinander an den Bistro-Tischen oder auf den schwarzen Holzstühlen.

Sevillas Casa Cuesta – ein stimmiger Mix aus Restaurant, Bodega und Cerveseria – befindet sich in Triana, dem Stadtteil der Seeleute, Arbeiter und Handwerker. Einfach und zweckmäßig und doch von einer lässigen Eleganz, die man eher im 6. Arrondissement von Paris vermuten würde. Man fühlt sich augenblicklich wohl in dem Lokal, das vom Modernisme, der spanischen Spielart des Jugendstils, geprägt ist.

Casa Cuesta Bar Bodega Sevilla

Wenn man mit alten Fotos vergleicht, so erkennt man, dass sich nur wenig verändert hat in der Casa Cuesta in Sevilla. Foto: W. Stock, April 2023.

Im Inneren der Casa Cuesta erstreckt sich ein schwarzer Holztresen im Art nouveau, an dem Bier getrunken wird oder kleine Gerichte verköstigt werden. Eine Wanduhr, umhüllt von Girlanden aus Blattgold und mit dem Bild einer Jungfrau, wacht über den von Reliefkacheln geschmückten Raum. In einem Kabinett, etwas abseits, findet sich ein Restaurant mit gedeckten Tischen.

Die Casa Cuesta hat die Hälfte ihres Lebens unter einem anderen Namen gelebt: Casa Ruiz. Denn José Ruiz Sánchez, der Gründer, tauft es 1936 auf diesen Namen, wenige Monate vor Ausbruch des Bürgerkriegs. Unter dieser Bezeichnung lernt Ernesto zwei Jahrzehnte später

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‚Hermandad‘ – Hemingways andalusische Brüderlichkeit

Auf der Feria de Abril in Sevilla zeigen sich die lokalen Hermandades mit ihren casetas, mit nur Mitgliedern und eingeladenen Gästen vorbehaltenen Festzelten. Foto: W. Stock, April 2023.

Wenn in Andalusien ein Fest gefeiert wird, dann kommen die lokalen Bruderschaften zum Zuge. Ob bei der Semana Santa oder den Ferias, ohne die Hermandades sind die Festivitäten im katholischsten Winkel Spaniens nicht denkbar. Hermandad oder zu Deutsch Bruderschaft. Brüderlichkeit ist für viele Ohren ein sehr antiquierter Begriff. Sein Inhalt jedoch bleibt aktuell: Bruderschaft bezeichnet das soziale und solidarische Verhalten in einem Zusammenschluss, der nicht auf Verwandtschaft gründet, sondern auf Gemeinsinn.

Das Konzept der Bruderschaft wurde zu Hemingways Lebzeiten in zahllosen Hermandades in Spanien und auf Kuba gelebt. In jeder spanischen Großstadt sind sie noch heute zu finden. Wie in Sevilla bei der Feria de Abril, wo man die Bruderschaften im Dutzend findet, von der Hermandad de los Gitanos bis zur Hermandad del Museo. Ernest Hemingway hat sich zeit seines Lebens stark von Spanien angezogen gefühlt. Beigetragen haben dazu auch die tradierten Werte und Riten, die dort wie sonst nirgends gelebt werden, vom Stierkampf über die Büßer-Prozessionen bis zu den Hermandades.

Die Brüderlichkeit in Spanien wird mit der Abstammung von einem Vater begründet, der Vaterschaft des christlichen Gottes beispielsweise. Brüderlichkeit als Fraternité ist – neben Freiheit und Gleichheit – eines der drei Prinzipien der Französischen Revolution gewesen. Auch die Arbeiterbewegung hat ihre Solidarität inhaltlich von der Brüderlichkeit abgeleitet. Mit der Reformation des Christentums und der Säkularisierung wird das Wirken der Bruderschaften weltweit in den Hintergrund gedrängt. Doch in Andalusien, an der historischen Schnittkante von Katholizismus und Maurentum, bleiben die Hermandades lebendig.

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Dutzende Hermandades aus Sevilla finden sich im Ausstellerverzeichnis der Feria de Abril. Foto: W. Stock, 2023.

Freunde, Vertraute, wie Brüder. In Männergesellschaft fühlt sich Ernest Hemingway am wohlsten. Unter Männern redet man ungeschminkt, und auch auf Manieren braucht man weniger zu achten. Everyone behaves badly, given the chance, lässt er Jake Barnes in The Sun Also Rises kundtun. Jedermann benimmt sich daneben, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt. Erst die Gemeinschaft verleiht Stärke und Sicherheit.

In fast allen Kulturen der Welt ist das Ideal der Brüderlichkeit bekannt. Die Idee der Brüderlichkeit gründet auf

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Ernest Hemingway tut sich schwer in Sevilla

Hotel Alfonso XIII Sevilla
Außer an den Übernachtungspreisen lässt sich wenig meckern am Alfonso XIII. Ernest Hemingway jedoch ist nicht zufrieden zu stellen in dem Luxushotel von Sevilla. Foto: W. Stock, April 2023.

Andalusien ist sein Land. Die Provinz im Süden fasziniert den Mann aus Oak Park, einem Vorort von Chicago. Málaga, Ronda, Medina-Sidonia, Conil. Mit Sevilla, der Metropole im Landesinneren, fremdelt er hingegen. In Tod am Nachmittag deutet er an, es gäbe nicht genug tapfere Matadores in Südspanien. Wie er zu diesem Urteil kommt, schleierhaft. Befinden sich doch die großen Rinderfarmen in Andalusien und die Torero-Dynastie der Familie Ordóñez aus Ronda gehörte zu seinem Freundeskreis.

In einem Brief an F. Scott Fitzgerald aus dem Jahr 1926 schildert er einen Matador aus Sevilla, der sich wie ein hinterlistiger Metzger aufführe. Doch in Wirklichkeit ist dieser Stierkämpfer – Diego Mazquiarán, alias Fortuna –  ein Baske gewesen. Der bärtige Mann aus Chicago hegt indes seine Vorurteile. Die andalusischen Stiere, nicht so hochgezüchtet wie jene im Norden, seien für den Kampf weniger geeignet.

Eine Abneigung steckt dahinter. Ernest Hemingway kann der Stadt nichts abgewinnen. Die Aufmerksamkeit, die Sevilla dem jungen Journalisten zukommen lässt, mag eine Ursache für seine Antipathie sein. Im Jahr 1923, auf seiner ersten Spanien-Reise, mit seinem Freund und Verleger Robert McAlmon, kommt er auch in Sevilla vorbei. Große Beachtung lässt er der Hauptstadt Andalusiens schon damals nicht teilwerden.

Leider Gottes hat Sevilla den Nobelpreisträger in einer schwachen Stunde erwischt. Er, der doch so ein genialer Beobachter ist, findet keinen Blick für die Schönheiten der Stadt. Die lebensfrohe Metropole, die vor allem von einer christlichen und maurischen Tradition beeinflusst ist, bietet mit ihren engen Gassen und den alten Bauwerken in der Altstadt, zugleich Tausende Winkel und Ecken zum Genuss und zur Entzückung.

Doch die Stadt, in der es schon im Frühling höllisch heiß werden kann, gefällt dem Schriftsteller einfach nicht. In späteren Jahren wird es nicht besser. Er kommt 1954 zurück auf die iberische Halbinsel, nachdem der Bann nach dem Bürgerkrieg gegen ihn aufgehoben ist. Ernest Hemingway, erneut in Spanien, besucht auch Andalusien.

Spanischer Bürgerkrieg

Das Trauma des Bürgerkrieges ist selbst nach fast 90 Jahren noch sichtbar in Sevilla. Foto: W. Stock, April 2023.

Sein Freund José Luis Castillo-Puche schildert eine skurrile Episode von Hemingways Reise. Die Wunden des Bürgerkrieges sind nicht verheilt, die Spanier wissen, dass der Schriftsteller sich sehr für die republikanische Sache eingesetzt hat. “Viva la República”, flüstert auf der Straße in Sevilla ein unbekannter Passant Hemingway zu. Und der Amerikaner antwortet leise mit dem Schlachtruf der Loyalisten: “No pasarán”.

Fünf Jahre später, am 28. Mai 1959, fährt Ernest Hemingway von Málaga nach Sevilla und quartiert sich im Luxushotel Alfonso XIII ein. Er will in der andalusischen Metropole während der Feria einer Corrida von Antonio Ordóñez beiwohnen. Das Alfonso XIII., in Wirklichkeit ein

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Ernest Hemingway – Soñando del Mar

Dr. Wolfgang Stock
Hemingway y el Mar
Conil de la Frontera
Vortrag auf der Konferenz Hemingway y el Mar im spanischen Conil de la Frontera, April 2023. Foto: Joaquín Recio Martínez.

Teilnahme an der fünftägigen Konferenz Hemingway y el Mar im andalusischen Conil de la Frontera. Am ersten Kongresstag, dem 19. April 2023, hatte ich die Ehre und das Vergnügen, in der Casa de la Cultura zu diesem Themenspektrum einen Vortrag zu halten.

In der knapp einstündigen Präsentation Ernest Hemingway – Soñando del Mar befasse ich mich mit der Frage, welche Bedeutung das Meer für

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Ernest Hemingway im ‚El Pasaje‘ von Conil de la Frontera

Die Hemingway-Ecke im El Pasaje. Conil, im April 2023. Foto: W. Stock.

An einem Sommertag im Jahr 1959 besuchen Ernest Hemingway und der Torero Antonio Ordóñez während eines Aufenthalts im südspanischen Conil de la Frontera das Restaurant El Pasaje. Es ist Juni und der Nobelpreisträger weilt zu Besuch auf der Ranch seines Freundes Antonio in Medina-Sidonia. Von dort fahren sie zur Feria von Algeciras am 15. bis 21. Juni. Und von Medina-Sidonia ist es nur ein Katzensprung zur Küste bei Conil.

An der Eckwand des Restaurants El Pasaje, neben jenem Tisch, wo der Nobelpreisträger und sein Freund aus Ronda gesessen haben, erinnern die Besitzer seit kurzem an den berühmten Gast aus Übersee. Mit einem Zeitungsausschnitt, Fotos und einer Inschrift hat Tomás González diese Erinnerungsecke gestaltet.

Die Inhaberfamilie Sánchez, die das beliebte Restaurant an der Avenida de la Playa seit 1929 Jahren nun bereits in vierter Generation betreibt, zeigt sich stolz auf den prominenten Besucher von einst. Die volkstümliche Gaststätte, die in erster Linie zum Meer liegt, weckt die Erinnerung an den Schriftsteller zu neuem Leben. Erinnerungen, die vorher als Anekdoten von Generation auf Generation mündlich übertragen worden sind.

Die Tageszeitung Diario de Cádiz erinnert am 12. Juli 1961 an den Besucher des El Pasaje. Der Nobelpreisträger hat sich Tage zuvor in Ketchum das Leben genommen. Foto: W. Stock.

Im Jahr 1929 hat Diego Sánchez Moreno einen Ausschank in einer einfachen Hütte am Strand von Los Bateles in Conil de la Frontera eröffnet. Fast hundert Jahre später ist das El Pasaje ein gastronomisches Juwel, das aus Conil nicht wegzudenken ist. Die privilegierte Lage an der breiten Strandpromenade zieht Einheimische ebenso wie Touristen an.

José im Speisesaal und drei Köche im Küchentrakt legen Wert auf genussreiche Speisen und einen guten Service. Das El Pasaje steht für eine bodenständige Qualitätsküche, hochwertig, jedoch ohne abgehoben zu sein. Regionale Produkte werden mit einer innovativen Kulinarik verbunden. Vor allem die populären Fischspeisen aus Andalusien werden gerne bestellt.

Traditionelle Gerichte, ohne Schnickschnack, findet man auf der Speisekarte. Zu den Highlights gehört der

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Ernest Hemingway besucht Conil de la Frontera – den schönsten Ort Spaniens

Conil de la Frontera
Der Fischfang prägt das Bild der weißen Stadt Conil de la Frontera in Andalusien. Foto: W. Stock, April 2023.

Am 5. August 1959 verfasst Ernest Hemingway auf dem pompösen Landgut La Cónsula in Málaga einen langen handschriftlichen Brief an seinen Sohn Patrick in Übersee. Dieses Schreiben sprüht nur so vor Heiterkeit, der Nobelpreisträger lebt auf in seinem Traumland Spanien. Mit den Freunden Antonio Ordóñez und Bill Davis ist der Amerikaner häufig unterwegs und erkundet den Süden der iberischen Halbinsel.

Der bärtige Schriftsteller schwärmt von Andalusien, besonders die Region um Cádiz hat es ihm angetan. Das ist eine Gegend, die ich noch nicht gekannt habe, und sie würde Dir sehr gefallen. In diesem Landstrich werden wir uns in einem Küstenort namens Conil etwas Land kaufen. Das ist noch alles so wie in den alten Tagen, bevor alles kaputtgemacht wurde. Ein prächtiger Strand, nette Leute, eine echt arabische Stadt und gute Fischer wie in Cojímar.

Mit dem Torero Antonio Ordóñez ist Ernest Hemingway im Juni 1959 in Conil gewesen. Der Stierkämpfer besitzt eine Farm in Medina-Sidonia, 40 Kilometer im Landesinneren, von dort sind es 40 Autominuten bis ans Meer. Conil de la Frontera, das Städtchen an der Küste, hat es dem Amerikaner, der auf Kuba lebt, besonders angetan. Es erinnert ihn an Cojímar, Ernesto liebt den genügsamen und geerdeten Alltag am großen Wasser.

In Conil de la Frontera am spanischen Atlantik leben heute 23.000 Personen, im Sommer steigt die Zahl an auf über 100.000. Es ist ein pittoreskes Fleckchen südlich von Cádiz, mit engen Gassen und bunten Patios. An der Costa de la Luz endend dieses Pueblo Blanco, eines jener weißen Städtchen, die so typisch sind für Andalusiens. Die Menschen in Conil, sie leben überwiegend vom Tourismus und dem Fischfang, haben sich eine unprätentiöse Gangart bewahrt.

Von den Phöniziern gegründet, erobern im Laufe der Jahrhunderte die Tartessos, die Römer, schließlich die Muslime den Ort am Meer. Jede Kultur hinterlässt in Conil de la Frontera ihre Spuren in der Form von Brunnen, Türmen und Gebetshäusern, manche sind noch heute zu bewundern. Architektonisch merkt man dem Dorf besonders seine arabische Tradition an. Der Stil der Mauren, der sich durch einfache Materialien und eine an die widrige Natur angepasste Bauweise auszeichnet, ist weiterhin präsent.

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Conil de la Frontera – ein zu entdeckendes Juwel. Foto: W. Stock, April 2023.

Die Mauren gründen Schulen und fördern die Wissenschaft. In der Landwirtschaft führen die Araber Bewässerungssysteme ein, um das trockene Land fruchtbar zu machen. Ab dem 9. Jahrhundert entwickelt sich der Islam für 600 Jahre zur einflussreichen Religion in Spanien, doch Juden als auch Katholiken können in der convivencia ihrem Glauben nachgehen. In dieser Zeit des friedlichen Zusammenlebens bereichern sich die Religionen gegenseitig mit Ideen und Neuerungen.

Nach der Reconquista verschreibt sich Andalusien einem

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Ernest Hemingway hat es selbst erlebt. Believe him.

Ernest Hemingway vor der Burg Manzanares el Real in der Sierra de Guadarrama, Spanien, 1959. Credit Line: Ernest Hemingway Collection. John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston.

Der sonst eher kritische afroamerikanische US-Autor Ralph Ellison urteilte über den bärtigen Kollegen aus Oak Park: „When Ernest Hemingway describes something, believe him: He’s been there.“ Wenn Ernest Hemingway etwas beschreibt, man kann ihm glauben: Er hat es selbst erlebt.

Damit sind wir beim großen Aktivposten in Hemingways Werk. Seine Romane und Erzählungen sind wahr und authentisch. Alles selbst gesehen, alles selbst erlebt und vieles selbst erlitten. Er ist kein Fabulierer, der sich irgendeinen Plot aus den Fingern saugt. Er erfindet nichts oder will dem Leser irgendeinen Bären aufbinden.

Die grünen Hügel Afrikas hat er von nahem gesehen, im Spanischen Bürgerkrieg hat er mehrmals die Todesglocken läuten gehört, im Ersten Weltkrieg wäre es um ein Haar vorbei gewesen, nicht nur mit der Karriere als Schriftsteller. Und der alte Mann ist ein ihm bekannter Fischer aus Cojímar, jenem kleinen kubanischen Dorf, wo auch er sein Boot liegen hatte. Literarischer Hochstapelei, sie bleibt bei diesem Autor mit der Lupe zu suchen.

Ernest Hemingway ist keiner wie Karl May, der Ammenmärchen vom Wilden Westen zusammenphantasieren konnte, ohne jemals einen Cowboy gesehen zu haben. Dr. Karl May, ein angebliches Genie in Fremdsprachen, soll sich im Orient und Mexiko getummelt haben, dann im Wilden Westen Amerikas, bei den Apatchen seines indianischen Blutsbruders Winnetou. Dabei ist der Mann nicht groß über Radebeul hinausgekommen. Seine zahlreichen Erzählungen – alles ein hübscher Schwindel, ebenso wie sein Doktortitel. 

Nicht so unser Mann aus Oak Park. Die Liste der Länder, die Ernest Hemingway bereist hat, ist lang. Und zwar wirklich bereist, nicht nur mit dem Finger über den Globus. Mit Haut und Haaren eingetaucht in die fremde Welt. Der Amerikaner aus Chicago hat 21 Jahre auf Kuba gelebt, sieben Jahre in Paris. Italien und Spanien kennt er wie seine Westentasche. Dutzende Länder in Europa hat er kreuz und quer durchstreift. Afrika und Asien hat er besucht für viele Monate. 

Seine Erzählungen sind verbrieft. Ernest Hemingway ist kein Autor, der vom Pferd erzählt. Natürlich, ein wenig Aufplustern und Aufblasen. Große Reden schwingen und auf den Putz hauen, auch das kann er. Allerdings mehr im wirklichen Leben als in seinem Werk. Den dicken Maxe macht er an der Theke, nicht zwischen zwei Buchdeckeln.

Für einen Schriftsteller ist Ernest Hemingway ein ziemlich

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Liebesgeplänkel zwischen Marlene Dietrich und Ernest Hemingway

Marlene Dietrich

Toi and moi have lived through about as bad times as ever were. I don’t mean just wars. Wars are spinach. Life in general is the tough part.
Ernest Hemingway, Juni 1950

„Beloved Papa, I think it is high time to tell you that I think of you constantly. I read your letters over and over and speak of you with a few
chosen men. I have moved your photograph to my bedroom and mostly look at it rather helplessly.“
Marlene Dietrich, 1951

Du und ich haben so schlimme Zeiten erlebt, wie es sie noch nie gegeben hat. Ich meine nicht nur Kriege. Kriege sind wie Spinatkraut. Das Leben im Allgemeinen ist der harte Teil.
Ernest Hemingway, Juni 1950

„Geliebter Papa, ich denke, es ist höchste Zeit, dir zu sagen, dass ich ständig an dich denke. Ich lese deine Briefe immer wieder und spreche mit ein paar
ausgewählten Männern. Ich habe dein Foto in mein Schlafzimmer gestellt und betrachte es meist ziemlich hilflos.“
Marlene Dietrich, 1951

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Tú y yo hemos vivido casi tan malos tiempos como siempre. No me refiero sólo a las guerras. Las guerras son espinacas. La vida en general es la parte dura.
Ernest Hemingway, junio de 1950

„Querido papá, creo que ya es hora de decirte que pienso en ti constantemente. Leo tus cartas una y otra vez y hablo de ti con unos pocos
hombres elegidos. He trasladado tu fotografía a mi dormitorio y casi siempre la miro con cierta impotencia“.
Marlene Dietrich, 1951

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Toi et moi avons traversé des périodes aussi difficiles que celles que nous avons connues. Je ne parle pas seulement des guerres. Les guerres sont des épinards. C’est la vie en général qui est dure.
Ernest Hemingway, juin 1950

„Papa bien-aimé, je pense qu’il est grand temps de te dire que je pense constamment à toi. Je lis tes lettres encore et encore et je parle de toi avec quelques hommes choisis.
quelques hommes choisis. J’ai déplacé votre photographie dans ma chambre à coucher et je la regarde le plus souvent d’un air plutôt impuissant.“
Marlene Dietrich, 1951

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Ernest Hemingway: Macho-Mann am Ende der Träume

Der kernige Sportfischer stemmt sich gegen das Schicksal. The Fisherman, Januar 1958.

Man kann seine Person nicht von seinem Werk trennen. Dieser Mensch – ein sehr bipolarer Alpha-Mann – lebt wie eine seiner Romanfiguren und stirbt als eine von ihnen. William Faulkner, ebenfalls Nobelpreisträger, sagte damals, wahrscheinlich ein wenig neidisch: Für die wenigen, die ihn gut kannten, war er fast so viel wert wie die Bücher, die er als Mann schrieb.

Einigen Beobachtern, vor allem Frauen, kann Ernest Hemingway mit seinem gigantischen Ego manchmal abschreckend erscheinen, geradezu wie der Idealtypus eines Macho-Mannes. Kriegsberichterstatter, Frauenheld, Choleriker, Trinker – dieser Kerl tut viel für sein übles Image. Aber Vorsicht, der Mann mit dem grauen Bart ist kein Hochstapler oder Angeber.

Er hat Wunden in Hülle und Fülle erlitten, er selbst ist kein Unschuldslamm. Vielleicht versucht er, die Narben seiner Seele mit starken Sprüchen zu verbergen. Dieser Autor muss um seinen Erfolg kämpfen wie ein Löwe, nichts ist ihm vergönnt, weder in der Literatur, noch im Leben. Und der Preis, den er schließlich für seinen Weltruhm zu zahlen hat, fällt hoch aus.

Im Alltag des 1899 geborenen Mittfünfzigers ziehen seit den späten 1950er Jahren immer mehr dunkle Wolken auf. Wenn er in den Spiegel schaut, sieht er einen erschöpften Graukopf. Seine wilden Jahre liegen hinter ihm. Die üblichen Altersbeschwerden – von Diabetes über Erektionsstörungen bis hin zu Hämorrhoiden – haben ihn im Griff. Und seit Jahrzehnten schleppt er ein schlimmes Bein und einen schlimmen Rücken mit sich herum.

Seine Ehe mit Miss Mary, sie ist die vierte Mrs. Hemingway, dümpelt so vor sich hin. Oft reagiert Ernest gereizt und ausfallend, mehr als einmal ist Mary drauf und dran, ihn zu verlassen. Doch am nächsten Tag ist er

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