Auf den Fersen von Ernest Hemingway

Kategorie: Frauen Seite 4 von 5

Ernest Hemingway & Pauline Pfeiffer

Ernest Hemingway und Pauline Pfeiffer auf ihrem tropischen Anwesen in Key West, Florida. Credit Line: Ernest Hemingway Collection. John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston.

Die Scheidung von Hadley ist im Januar 1927 durch, im Mai wird Pauline Pfeiffer dann die zweite Ehefrau von Ernest Hemingway. Die Flitterwochen verbringt das verliebte Pärchen in Le Grau-du-Roi, in der Camargue. Pauline sei eine lebenslustige Frau mit viel Humor, eine hervorragende Journalistin, so wird sie von Kollegen beschrieben, sie habe für ihre Zeitschriften großartige Geschichten geschrieben. Ernest Hemingway zeigt sich von der gewandten Frau hellauf begeistert.

Die Hemingways kehren Paris bald den Rücken und beschließen nach der Übersiedlung in die USA, sich in Florida fest niederzulassen. Die Familie wird in Key West Wurzeln schlagen, ganz an der Spitze der Keys. Das Ehepaar, nun mit den Kindern Patrick und Gregory, wohnt ab April 1931 in einem edlen Kolonialhaus an der Whitehead Street, Nummer 907. Das vornehme Anwesen hat Paulines Onkel Gustavus Adolphus Pfeiffer, der Bruder ihres Vaters, für die beiden gekauft.

Zusammen mit Pauline lebt der Schriftsteller von 1931 bis 1939 in dem Haus von Key West. Meist verbringt die Familie dort die in Florida sonnigen Wintermonate, im Sommer geht es dann nach Europa oder oft in die Berge, nach Wyoming oder Montana, wo Ernest seiner Leidenschaft, dem Jagen, nachgehen kann. Der Schriftsteller ist eine Größe in der Stadt, er hat einen beachtlichen Freundeskreis aufgebaut. Ernest Hemingway schreibt vormittags, nachmittags geht er mit den Freunden fischen im Golf von Florida und abends ist er zumeist im Sloppy Joe’s anzutreffen

Alles in allem sind es vergnügte Tage, Wochen und Monate in Key West, doch ist Ernest Hemingway in jenen Jahren wirklich glücklich? Hat er seine Mitte gefunden? We have a fine house here, and the kids are all well, schreibt er in einem Brief, das Haus sei schön und die Kinder wohlauf. Als Schriftsteller hat er sich einen ordentlichen Namen gemacht, doch Freunde bemerken an ihm eine innere Getriebenheit. Und auch die Ehe mit der kränklichen Pauline köchelt nur noch lau vor sich hin.

Während des Spanischen Bürgerkrieges fängt Ernest Hemingway eine handfeste Affäre mit der Kollegin Martha Gellhorn an. Seit der Jahreswende

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Ernest Hemingway & Hadley Richardson

Die Hochzeit in Horton Bay, Michigan, am 3. September 1921. Die Schwestern Carol und Ursula, die Braut Elizabeth Hadley Richardson, Bräutigam Ernest Hemingway, Mutter Grace, Bruder Leicester und Vater Clarence (v. l. n. r.); Credit Line: Ernest Hemingway Collection. John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston.

Im Dezember 1921 treffen Ernest und Hadley Hemingway auf dem französischen Atlantikkreuzer Leopoldina in Europa ein. Der 22-jährige Ernest Hemingway und die acht Jahre ältere Elizabeth Hadley Richardson haben drei Monate zuvor im Kreise der Familie in Horton Bay am Lake Michigan geheiratet. Das junge Ehepaar will für einige Jahre im quicklebendigen Paris sein Glück suchen und mietet sich zunächst im Hôtel Jacob et d’Angleterre ein, in der Rue Jacob, im Stadtteil Saint-Germain-des-Prés.

Die rothaarige Hadley ist eine pausbäckige herbe Schönheit und bewundert ihren Ernest, als Ehemann und als Schreiber. Seinen Wunsch, nach Paris überzusiedeln, trägt sie ohne Umschweife mit. Sie hatte ein reizend geformtes Gesicht, und ihre Augen und ihr Lächeln leuchteten bei Entschlüssen auf, als seien es kostbare Geschenke. „Wann sollen wir aufbrechen?“.

Der Sohn John kommt im Oktober 1923 bei einem Aufenthalt in Kanada in Toronto zur Welt. Mit Hadley und Bumby reist der angehende Schriftsteller zurück nach Paris, wo die kleine Familie mittlerweile im Quartier Latin in einer Wohnung in der Rue du Cardinal Lemoine 74 lebt. Es ist eine einfache Wohnung, mit Bad im Zwischengeschoss, sehr preiswert, denn die Familie muss mit dem wenigen Geld haushalten.

Als freier Korrespondent der kanadischen Tageszeitung Toronto Star soll sich Hemingway in Europa umschauen, es ist ein Kontinent, der durchgerüttelt wird von politischen und wirtschaftlichen Erschütterungen. Hadley und Ernest erkunden Europa, sie entdecken Spanien für sich, die Hemingways reisen nach England, in die Schweiz und nach Italien. Der Korrespondent schickt scharfsinnige Reportagen an den Toronto Star aus Griechenland, aus Bulgarien oder aus dem Ruhrgebiet.

Ernest, bei seiner Hochzeit gerade einmal 22 Jahre alt, ist trotz großer Klappe doch ziemlich ahnungslos in Liebesdingen. Die Liebe zu Hadley erfüllt ihn, ebenso die Geburt des Sohnes. Ich habe dich gesehen, Schöne, und jetzt gehörst du mir, auf wen auch immer du wartest, selbst wenn ich dich niemals wiedersehe, dachte ich. Du gehörst mir, und ganz Paris gehört mir, und ich gehöre diesem Notizbuch und diesem Bleistift.

Der junge Ernest Hemingway, seinem strengen Elternhaus entflohen, wird in Frankreich zum

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Ernest Hemingway, der rastlose Jäger, auf der Pirsch

Der unersättliche Jäger und das zarte Reh: Ernest Hemingway und das Model Jean Patchett. Auf Finca Vigia, im Herbst 1950. Photo: Clifford Coffin.

In Sachen Liebe ist Ernest Hemingway über die Jahre zum Zyniker geworden. Denn die große, die absolute Liebe im Leben hat er nicht finden können. Weder bei seinen vier Ehefrauen, noch bei seinen zahlreichen Liebschaften und schon gar nicht bei den schnellen Nummern. Liebe ist ein Misthaufen, klagt sein Alter Ego Harry in Schnee auf dem Kilimandscharo verbittert, und ich bin der Hahn, der drauf steigt und kräht.

Etliche Frauen schwirren um ihn herum. Ehefrauen, Freundinnen, Verehrerinnen, Musen, Mätressen. Man mag sie seinen zweiten Zirkelkreis nennen, denn sie erfüllen eine andere Aufgabe als der erste Zirkel seiner männlichen Freunde. Frauen sind für ihn Wesen, die erobert werden wollen, die zum Mann gehören, jedoch nicht unbedingt beim Saufen und beim Jagen. Hemingways Frauen sind zarte Rehe auf der Lichtung, sie begründen das Verlangen des Jägers. Der gierige Jäger, das ist er.

Neben seinen Ehefrauen hält sich der Autor ein Bataillon an Liebschaften. In Havanna wartet seine Gespielin Leopoldina jeden Tag auf ihn. Was ihn nicht abhält, jedem Besuch mit blonden Haaren und langen Beinen den Schreibturm – vulgo: sein Liebesnest – auf Finca Vigía zu zeigen. So wie diesem Vogue-Model Jean Patchett, das er im November 1950 als Pascha prompt halbnackt empfängt.

Ernest Hemingway und Jean Patchett sitzen sich im Wohnzimmer der Finca Vigía auf dem Sofa gegenüber. Zu Hemingways Füssen liegt Black Dog und mit der rechten Hand krault er Ecstacy, eine seiner vielen Katzen. In der anderen Hand hält der Schriftsteller ein Glas voll mit Daiquirí. Ernest Hemingway begegnet dem zarten Model mit seinem nackten wuchtigen Oberkörper, mit kurzer Hose und barfuss. Spannung knistert in der Luft.

Natürlich verletzt es Miss Mary, wie angriffslustig ihr Ehemann fremde Frauen bezirzt. Und was er in Havanna so treibt, wenn sie nicht dabei ist, sie will es erst gar nicht wissen. Die Liste seiner Seitensprünge, das weiß Ehefrau Mary nur zu gut, ist ellenlang. Es gibt Tage, da ist er mit

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Adriana Ivancich, die späte Muse, lässt Ernest Hemingway völlig durchdrehen

Auch wenn seine blonde Ehefrau Mary dabei ist, hat Ernest Hemingway nur Augen für Adriana. Havanna, im Oktober 1950; Credit Line: Ernest Hemingway Collection. John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston.

Die Liebesbeziehungen des Menschen, wenn sie denn scheitern, lesen sich meist als Trauerspiel. Im Alter, wenn die Gefühle sich nochmals trotzig aufbäumen, können solche Tragödien allerdings schon mal zum Schwank ausarten. Ernest Hemingway bleibt von einer solcher Erfahrung nicht verschont. Ihr Name lautet Adriana. Adriana Ivancich.

Ernest verliebt sich in die 18-jährige Schönheit Adriana und befördert sie zu seiner Muse. Die junge Adriana vermag in dem alternden Schriftsteller bestenfalls eine Art väterlichen Bewunderer zu sehen, sie kokettiert mit ihm und lässt sich gerne den Hof machen. Ernest Hemingway, als liebestrunkener alter Knabe von bald 50 Jahren, torkelt unbeirrt durch sein Liebesabenteuer. Bei aller Schwärmerei für Adriana merkt Ernest Hemingway nicht, dass diese Eskapade im Herbst seines Lebens ihn in seiner Umgebung mehr und mehr der Lächerlichkeit preisgibt. 

Im Oktober 1950 kommt Adriana Ivancich dann mit ihrer Mutter Dora für vier Monate auf die Finca Vigía und Ernest Hemingway kauft sich im El Encanto, Havannas feinem Kaufhaus, brandneue Kleidung, moderne Guayaberas, Hosen, Shorts und neue Schuhe. Er nimmt das junge Mädchen mit in seine Welt, zu Ausfahrten auf der Pilar, zum Jagen in den Club de Cazadores del Cerro in Rancho Boyeros, ins Floridita. Adrianas gestrenge Mutter schaut missbilligend drein, doch der liebestolle Ernest balzt lustig weiter. 

Und Adriana lässt den von Frühlingsgefühlen übermannten Ernest weiterhin um sich herumschwirren. Was die junge Frau allerdings nicht davon abhält, auf

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Ernest Hemingways heimliche Liebschaft mit einer Prostituierten

Ernest Hemingway und Leopoldina Rodríguez trinken ihre Daiquirís im El Floridita. Havanna zu Beginn der 1950er Jahre.

Häufig sieht man Ernest Hemingway mit einer aufreizenden Kubanerin an der Bar des El Floridita. Es wird dann kräftig getuschelt, denn die attraktive Dame an der Seite des berühmten Schriftstellers gilt in Havanna als eine Frau von nicht gerade bestem Leumund. Sie heißt Leopoldina Rodríguez und die Kubanerin verdient ihr Geld, indem sie nett ist zu den Männern. Diese Leopoldina sieht einfach göttlich aus, sie betört jedermann mit ihrer makellosen Schönheit.

In Inseln im Strom verfremdet Ernest Hemingway die Figur der Liliana ein wenig, er macht ihre Hüften breiter, die Schminke dicker, es kann nicht schaden, wegen Mary. Sie hatte ein hübsches Lächeln, wunderbar dunkle Augen und schönes schwarzes Haar. Ihre Haut war sanft wie olivfarbenes Elfenbein, falls es so etwas gab, auf dem ein leichter rosa Schimmer liegt. Ihr Teint leuchtet wie frisches Mahagoniholz, man kann die Augen nicht von ihr lassen. Das war also dieses schöne Gesicht, das ihm die Theke herunter entgegen schaute. Die Liliana des Romans ist im wirklichen Leben die rassige Leopoldina.

Der verheiratete Schriftsteller lernt Leopoldina Rodríguez Anfang der 1940er Jahre im El Floridita kennen. Irgendetwas zieht ihn magisch zu dieser Frau hin. Jedermann war zuvorkommend zu ihr, und beinahe jeder, den sie ansprach, war irgendwann einmal in den letzten 25 Jahren in sie verliebt gewesen. Und es lässt sich nicht aufhalten, auch Ernest Hemingway verliebt sich in die attraktive Kubanerin. Leopoldina ist eine Frau mittlerer Größe, mit afrikanischem und asiatischem Blut, mit heller Haut, und sie ist um die 40, so genau weiß das keiner. Sinnliche Lippen, eine feine Nase, funkelnde Augen, die Männer hängen an ihr wie der Alkoholiker an der Schnapsflasche.

Antonio Meilán, ein Barkeeper im El Floridita und stiller Zeuge dieser ungewöhnlichen Romanze, erinnert sich im Jahre 1992 gegenüber dem kubanischen Journalisten Ciro Bianchi Ross: „Sie war eine schöne, elegante Mulattin mit einem schillernden Lächeln, endlos langen Beinen, mit runden Hüften, kleinen Brüsten und mit einem Gesicht, in dem sich all das Schelmische und all das Würdevolle der kubanischen Frau ausdrückte. Sie war ein Superweib, das den Teufel im Leib hatte!“

Leopoldina steht voll im Leben, Daiquirís, Zigaretten, Männer, Sex, alles wunderbar. Una mujer de mala vida, wie man so schön im Spanischen umschreibt, wenn man den Begriff Hure vermeiden will. Eine Frau mit schlechter Lebensführung, doch Ernest Hemingway schert sich wenig um gesellschaftliche Konventionen. Wenn ihr Haar anfing, weiß zu werden an den Wurzeln entlang der Stirn und der Scheitellinie, würde sie Thomas Hudson um Geld bitten, um es in Ordnung zu bringen, und wenn sie vom Färben zurückkam, war es glänzend und so natürlich und reizvoll wie die Haare eines jungen Mädchens.

Man mag es kaum glauben, aber es ist, wie es ist. Der weltberühmte Schriftsteller, verheiratet mit einer angesehenen Journalistin, teilt sein Leben mit einer Prostituierten, aus freien Stücken und bei vollem Verstand, das sind die Tatsachen. Ihm jedenfalls bleibt es schnurzegal, was andere hinter vorgehaltener Hand von sich geben oder im Getratsche lästern, er steht zu Leopoldina. Die heißblütige Kubanerin wird zu Hemingways Geliebten, zu einer Vertrauten und auch zu einer richtigen Freundin.

Bei Leopoldina kann der Schriftsteller so ziemlich alles in den Beziehungsbeutel packen, was ihm

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Miss Mary – die vierte und letzte Ehefrau

Mary Welsh, die aparte Mrs. Hemingway Nummer 4.
Photo by Modeste von Unruh

Im September 1921, mit jungen 22 Jahren, heiratet Ernest Hemingway zum ersten Mal. Drei weitere Hochzeiten werden folgen. Der Übergang zwischen den einzelnen Ehen erfolgt fließend, praktisch lebt der Schriftsteller immer mit einer Frau zusammen – auch wenn es nicht dieselbe gewesen ist. Dieses eheliche Band ist eine Konstante in einem ansonsten ruhelosen Leben, Ernest Hemingway braucht stets eine Frau an seiner Seite.  

Doch über der vierten Ehe von Ernest Hemingway scheint nicht nur die Sonne der Glückseligkeit. Die selbstbewusste Mary Welsh gibt ihrem Mann fleißig Kontra, und dies ist das Letzte, was Ernest braucht. Die von ihm zu oft verletzte Mary setzt ihrem Gatten ziemlich zu, sie nimmt unter vier Augen kein Blatt vor den Mund. In der Öffentlichkeit allerdings lassen weder Miss Mary noch Ernest ein böses Wort über den anderen fallen.

Die tapfere Miss Mary muss als Ehepartner einiges ertragen, seine Trunksucht, die schlimmen Wutausbrüche und vor allem seine zahlreichen Liebesabenteuer. Auch wenn der Schriftsteller seine Mary nach Strich und Faden betrügt, irgendwie braucht er diese Frau, vielleicht als Anker gegen seine Einsamkeit im Alltag, vielleicht auch, um nicht ganz abzurutschen.

Trotz aller ehelichen Turbulenzen darf man Mary Welsh wohl als Glücksfall für den launenhaften Schriftsteller bezeichnen. Obwohl, wenn man sich so umhört, auch dazu gibt es mehr als eine Meinung. Der Journalist Mario Saavedra aus Lima, der sie als auch ihn tagelang in Cabo Blanco beobachtet hat, empfindet ihr Auftreten und ihren Charakter als sehr „deutsch“, der Peruaner meint es nicht als Kompliment. 

Coram publico nimmt Mary Welsh sich in den Jahren der Partnerschaft mit dem Schriftsteller sehr zurück, es macht ihr nichts aus, sich intellektuell im Hintergrund zu halten. In den anderthalb Jahrzehnten ihres Zusammenlebens hat sie schnell gemerkt, dass es gegen die öffentliche Brillanz ihres Mannes eh kein Anleuchten gibt, sie versucht es deshalb erst gar nicht.

Aus Walker in Minnesota stammt Mary Welsh, sie hat an der Northwestern University studiert, sie ist neun Jahre jünger als Ernest, und eine Frau, die

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Martha Gellhorn – Ehe Numero 3

Martha Gellhorn

Mit Martha Gellhorn erfolgt die Vermählung Ende 1940. Die Amerikanerin aus St. Louis hat sich da bereits einen Namen gemacht als Journalistin und Autorin. Sie hat für United Press in Paris gearbeitet, sie schreibt für das Wochenmagazin Collier’s über den Spanischen Bürgerkrieg und sie ist der einzige weibliche Kriegsberichterstatter, der mit den Amerikanern am D-Day, dem 6. Juni 1944, in der Normandie landet.

Im Spanischen Bürgerkrieg finden die beiden dann endgültig zueinander. In den Wirren der Schlacht um Madrid erleben die Kollegen auch den privaten Ernest Hemingway, er macht kein Geheimnis daraus. Die Ehe des Autors mit Pauline Pfeiffer befindet sich in einer Sackgasse und da kommt die platinblonde Martha Gellhorn gerade recht daher.

Der Schriftsteller hat die attraktive Korrespondentin des Wochenmagazins Collier’s an Weihnachten 1936 in Key West kennengelernt, sie kommt mit Mutter und Bruder ins Sloppy Joe’s in einem schwarzen Kleid, das ihre blonden Haare noch blonder aussehen lässt. Ernest Hemingway, der mit dem Auge denkt, ist nicht mehr zu retten.

Bald teilt die amerikanische Journalistin in Madrid mit Ernest das Hotelzimmer, Martha wird seine Geliebte. Zunächst erweist sich Martha Gellhorn als eine Frau ganz nach seinen Bedürfnissen, weil die Vorlieben sich so wunderbar überschneiden. „I followed the war wherever I could reach it“, sagt die blonde Frau, sie mutet an wie die Variation eines Ernest Hemingway im Rock. Ich bin zu dem Krieg hin, wo immer ich ihn auch packen konnte. Es dauert jedoch nicht lange und Ernest und Martha haben den Krieg im heimischen Wohnzimmer.

Martha Gellhorn erweist sich zwar als Frau zum Pferdestehlen, wie man so schön sagt. Und Pferdestehlen kommt

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Pauline Pfeiffer – die zweite Ehe

Ernest Hemingway und Pauline Pfeiffer auf dem Hochzeitsfoto, in Paris am 10. Mai 1927; Credit Line: Ernest Hemingway Collection. John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston.

Die wohlhabende Amerikanerin Pauline Pfeiffer arbeitet Korrespondentin der Modezeitschrift Vogue in Paris, sie und ihre Schwester Virginia schmeißen in der Stadt an der Seine mit dem Geld nur so um sich. Die 30-jährige Pauline erweist sich als eine lebenshungrige, lockere Frau, die stramm auf ihr Ziel zusteuert. Und ihr Ziel heißt Ernest. Pauline lockt und ködert ihn mit allem, was einer freizügigen Frau so als Köder gegeben ist, Ernest verhält sich in solchen Situation wie immer, er zeigt sich ziemlich hilflos.

Die fesche Pauline sieht aus wie einer Ausgabe der Vogue entsprungen. Modisch, ausgefallen, ein wenig androgyn, flachbrüstig, schwarzes Haar im Kurzschnitt, knallrote Lippen. Pauline und der angehende Schriftsteller lernen sich in Paris kennen und es wird eine leidenschaftliche Affäre. Der Sex mit Pauline sei sensationell, berichtet Ernest begeistert, das Blut des jungen Journalisten gerät in Wallung. Explosiv, ungeniert und laut, sie bestimmt, wo es langgeht, sie steigt auf mich drauf und kriegt ihren Höhepunkt, als wäre es ein Gewittersturm.

Ernest Hemingway hat seiner ersten Ehe mit der patenten Hadley bereist einen Tiefschlag verpasst, er hat zuvor eine Affäre mit einer extravaganten Engländerin, Duff Twysden, in Pamplona 1924, die den hochgewachsenen Journalisten ohne Scheu ins Bett zerrt. Wie ein emotionaler Trottel wird Ernest Hemingway zwischen den Frauen hin und her gerissen. Er mag es, umgarnt zu werden, und doch fühlt er sich nicht wohl, wie er in Paris hat kein Ende, am Ende seines Lebens, schreibt. Man lügt und hasst es, es zerstört einen, und von Tag zu Tag wird es gefährlicher, aber man lebt von einem Tag zum anderen wie im Krieg.

Am 3. Februar 1926 fährt Ernest von Cherbourg auf der Mauretania nach New York zu den Buchverhandlungen. Am 17. Februar 1926 unterzeichnet Ernest seinen ersten Vertrag mit Scribner’s and Sons für die beiden Werke Torrents of Spring und The Sun Also Rises. Ab jetzt wird die Autorenkarriere des Ernest Hemingway wie eine Rakete steil und glitzernd in die Luft abgehen. Die treue Hadley, seine erste Ehefrau und große Liebe, hat recht gehabt, er wird einmal als ein gefeierter Schriftsteller dastehen.

Die Frau, die an ihn geglaubt hat, sitzt nun alleine in der gemeinsamen Wohnung in Paris und ihr Ehemann lässt keine Gelegenheit aus, sie rücksichtslos zu betrügen. Ernest kann nicht treu sein, nicht seiner Ehefrau, und ebenso wenig seiner Geliebten. Böse Zungen munkeln, dass Ernest

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Hadley Richardson – die erste Ehefrau

Ein Schatten liegt schon über der Ehe: Hadley Hemingway, John Bumby Hemingway und Ernest Hemingway in Schruns, Österreich, im Jahr 1926. Credit Line: Ernest Hemingway Collection. John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston.

Die erste Ehe schließt Ernest Hemingway im September 1921 mit Elizabeth Hadley Richardson, einer acht Jahre älteren pausbäckigen Rothaarigen aus St. Louis. Die herbe Hadley bewundert ihren Ernest, als Ehemann, als Vater und als Schreiber. Der Sohn John kommt im Oktober 1923 im kanadischen Toronto zur Welt. Mit Hadley reist der angehende Schriftsteller nach Paris, wo das Ehepaar im Quartier Latin eine spärliche Wohnung in der Rue du Cardinal Lemoine 74 bezieht.

Das Ehepaar hat nur wenig Geld, Ernest kein geregeltes Einkommen. Die Hemingways leben von einer kleinen Erbschaft, die Hadley einbringt. In Paris lernt der junge Amerikaner die Avantgarde der europäischen Künstler kennen. Picasso, Juan Gris, Jean Cocteau, Joan Miró. Der Journalist aus Chicago ist begeistert vom kulturellen Aufbruch der neuen Generation.

Doch Ernest, der mit seinem neuen puristischen Schreibstil durchaus für Aufsehen in Paris sorgt, findet keinen Verleger. Hadley tröstet ihren Mann und spricht ihm Mut zu. Seine Stories seien einzigartig, eines Tages würde sich schon ein Verleger finden, der die Geschichten druckt, und sie würden ein großartiger Erfolg werden. Und in den Buchhandlungen würde seine Portrait hängen, Ernest mit einem Lächeln und mit einer Pfeife im Mund.

In dem letzten Kapitel von Paris – Ein Fest fürs Leben hat der junge Schriftsteller die beglückenden Tage in Paris und in Schruns, auf Skiurlaub, liebevoll festgehalten. Paris hat kein Ende, nennt er das Kapitel, und wenn man sich in den Text fallen lässt, spürt man das unbefangene Glück, das Ernest Hemingway und Hadley und der kleine John, Bumby genannt, im Montafon erleben. Wenn man will, kann man in Hemingways Text ‚Paris‘ auch durch den Begriff

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Inge Schönthal – die kecke Fotografin

Der alte Mann und das attraktive Mädchen

Irgendwann im Frühjahr des Jahres 1953 ist eine junge deutsche Fotojournalistin bei ihm auf Kuba aufgekreuzt, sie arbeitet für die Hamburger Zeitschrift Constanze. Die junge Frau hat sicherlich ein dutzendmal auf der Finca Vigía angerufen, er hat sie abgewimmelt oder sich verleugnen lassen, bis die Reporterin ihn dann schließlich doch selbst an die Strippe kriegt. „Dann kommen Sie zum Lunch. Ich schicke Ihnen meinen Fahrer. Und bringen Sie einen Badeanzug mit“, gibt Ernest Hemingway ihr mit auf den Weg.

Über zwei Wochen ist die junge Deutsche auf der Finca bei den Hemingways geblieben und sie hat in dieser Zeit erstaunliche Fotos geschossen. Eines zeigt den Schriftsteller mit dem kecken Mädchen im Fischerdorf Cojímar, einen erlegten Marlin von vielleicht 30 Kilo in der Mitte. Auf dem Ursprungsbild ist der Maat Gregorio Fuentes noch drauf, man ist gerade von einer Ausfahrt mit der Pilar zurück und hat allerdings keinen Fang gemacht. Doch in der Eisbox der Kooperative von Cojímars Fischern findet sich noch ein Exemplar, der kleine Marlin liegt dort eisgefroren seit Wochen.

Die Fotografin, die Bildfolge ist per Selbstauslöser aufgenommen, hat einen hautengen trägerlosen Badeanzug an, das sonnengebräunte Dekolleté fällt ins Auge, ebenso die hübschen Beine, das neckische Lachen, und Ernest umgreift mit der linken Hand die phallische Schwertspitze des Marlins. Ein solches Foto ist, noch heute würde man sagen, verdammt sexy, für die damalige Zeit ist es ein Knüller gewesen. Und auch Ernest Hemingway scheint in der Tat ein bisschen besäuselt, vielleicht von ihr, wohl mehr noch allerdings von den Prozenten.

Die junge Journalistin, sie ist in

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