Die Fröhlichkeit ist aufgesetzt. Ernest Hemingway und Pauline Pfeiffer auf ihrem tropischen Anwesen in Key West, Florida. Credit Line: Ernest Hemingway Collection. John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston.

Die Scheidung von Hadley ist im Januar 1927 durch, im Mai wird Pauline Pfeiffer dann die zweite Ehefrau von Ernest Hemingway. Die Flitterwochen verbringt das verliebte Pärchen in Le Grau-du-Roi, in der Camargue. Pauline sei eine lebenslustige Frau mit viel Humor, eine hervorragende Journalistin, so wird sie von Kollegen beschrieben, sie habe für ihre Zeitschriften großartige Geschichten geschrieben.

Ernest Hemingway zeigt sich von der gewandten Frau hellauf begeistert. Die Hemingways kehren Paris bald den Rücken und beschließen nach der Übersiedlung in die USA, sich in Florida fest niederzulassen. Die Familie wird in Key West Wurzeln schlagen, ganz an der Spitze der Keys. Das Ehepaar, nun mit den Kindern Patrick und Gregory, wohnt ab April 1931 in einem edlen Kolonialhaus an der Whitehead Street, Nummer 907.

Das vornehme Anwesen hat Paulines Onkel Gustavus Adolphus Pfeiffer, der Bruder ihres Vaters, für die beiden gekauft. Zusammen mit Pauline lebt der Schriftsteller von 1931 bis 1939 in dem Haus von Key West. Meist verbringt die Familie dort die in Florida sonnigen Wintermonate, im Sommer geht es dann nach Europa oder oft in die Berge, nach Wyoming oder Montana, wo Ernest seiner Leidenschaft, dem Jagen, nachgehen kann.

Der Schriftsteller ist eine Größe in der Stadt, er hat einen beachtlichen Freundeskreis aufgebaut. Ernest Hemingway schreibt vormittags, nachmittags geht er mit den Freunden fischen im Golf von Florida und abends ist er zumeist im Sloppy Joe’s anzutreffen. Das Eheleben nimmt der Schriftsteller nicht ernst, die beiden Söhne kommen unter die Obhut von Kindermädchen und Zofen.

Alles in allem sind es vergnügte Tage für ihn, die Wochen und Monate in Key West. Doch ist Ernest Hemingway in jenen Jahren wirklich glücklich? Hat er seine Mitte gefunden? We have a fine house here, and the kids are all well, schreibt er in einem Brief, das Haus sei schön und die Kinder wohlauf. Als Schriftsteller hat er sich einen ordentlichen Namen gemacht, doch Freunde bemerken an ihm eine innere Getriebenheit. 

Und auch das Eheleben mit der kränklichen Pauline köchelt nur noch lau vor sich hin. Plötzlich treten Meinungsverschiedenheiten auf. In Bezug auf den Spanischen Bürgerkrieg steht die katholische Pauline auf der Seite der aufständischen Franco-Truppen, Ernest hält fest zu den linken Vertretern der Republik. Und mit einem Mal hat das Paar den Krieg am Küchentisch.

Viermal fährt Ernest nach Spanien, um über den Bürgerkrieg zu berichten. In Madrid fängt der Schriftsteller eine Affäre mit der blonden Kollegin Martha Gellhorn an. Seit der Jahreswende 1938 zu 1939 verschlechtert sich das Eheklima zwischen Ernest und Pauline mehr und mehr. Die Eheleute zanken sich heftig und brüllen sich an, die entnervte Pauline wirft ihrem Mann seinen Seitensprung mit Martha Gellhorn vor.

Mehr und mehr zieht sich Ernest zurück. Nach Europa, zu seinen Bootstouren in die Karibik oder bis tief in die Nacht zu Sloppy Joe’s, seiner Stammkneipe in Key West. Schließlich verlässt der Autor das hochherrschaftliche Haus und die Familie. Wann kommt Vati zurück?, fragen die beiden Söhne Patrick und Gregory die Mutter. Doch Vati kommt nicht mehr zurück.

Am 4. November 1940 wird die Scheidung beurkundet. Der Schriftsteller lebt zu diesem Zeitpunkt schon auf Kuba, mit seiner neuen Frau Martha Gellhorn. Pauline Pfeiffer verbringt den Rest ihres Lebens in dem Anwesen in der Whitehead Street von Key West und heiratet kein weiteres Mal. Die Liebe bleibt bei ihr, er turnt schon in anderen Gefilden umher. 

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