Das Portal zu Leben und Werk von Ernest Hemingway

Schlagwort: Peru Seite 8 von 9

Pablos Traum hat sich erfüllt

An den Wänden des schlichten ‚Restaurant Cabo Blanco‘ erinnern Fotos an den bärtigen Besucher. Photo by W. Stock

Der Traum von Pablo Córdova, dem jungen Barkeeper im Fishing Club, ist Wirklichkeit geworden. Das eigene Gasthaus, von dem er Ernest Hemingway im April und Mai 1956 so vorgeschwärmt hat, heißt Restaurant Cabo Blanco und steht mitten im Fischerdorf direkt an der Strandpromenade. Als Barkeeper im Klubhotel hat der Peruaner dem bärtigen Gringo jeden Abend den Whiskey eingeschenkt und dem berühmten Gast irgendwann auch sein Herzen ausgebreitet und von seinen Wünschen an das Leben berichtet.

Es ist eine einfache Lokalität, ganz in weiß gehalten, mit einer offenen Terrasse zum wunderbaren Meer hin, die einen Blick über das Wasser bis hin zum Horizont gewährt. Das Restaurant mit sechs, sieben kleinen Tischen, das zum Mittag einen großartigen frischen Fisch aufträgt, wird heute von Orlando Córdova geführt, von Pablos Sohn.

In Pablos Restaurant, in dem Meeresgetier wie das Cebiche de Mero oder der Pulpo al Olivo als Spezialität angeboten wird, scheint der Geist des bärtigen Gringos allgegenwärtig. Auf zahlreichen eingerahmten Erinnerungsfotos über dem Durchgang zur Küche ist der Nobelpreisträger mit dem Peruaner Pablo Córdova zu finden, und ein jeder Besucher bestaunt die alten Bilder und sofort kommt eine lebhafte Konversation in Gang.

Als Pablo noch lebte, konnte er persönlich jedem Besucher erzählen, wie glücklich seine Tage mit diesem Ernest Hemingway gewesen waren, und Zeitungsreporter aus Lima oder Buenos Aires sind nach Cabo Blanco hochgekommen und haben seinen Anekdoten gelauscht. Doch die Geschichten aus erster Hand über die Freundschaft des amerikanischen Starautors mit dem einfachen Barkeeper aus Cabo Blanco sind mit ihm im Jahr 2014 verstummt.

Pablo, meint Ernest Hemingway

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Wo der sandige Wind die Hügel an der Küste umschlingt

Die Erinnerung an Ernest Hemingway bleibt wach in Cabo Blanco
Photo by W. Stock

Unten im Dorf scheint die Uhr irgendwie still zu stehen. Cabo Blanco geht unaufgeregt seinem Alltag nach, doch viel zu gehen und zu tun, gibt es am peruanischen Pazifik nicht. Touristen verirren sich nur ab und an, an windigen Tagen kommen die jugendlichen Surfer, doch meist bleiben die Fischer und die kleinen Händler in Cabo Blanco unter sich.

Die jungen Leute aus dem Ort haben sich aufgemacht nach Talara oder Piura oder gar nach Lima, wo es mehr Arbeit und eine bessere Bezahlung für sie gibt. Und so bestimmen die Rentner das Bild der Ortschaft, ältere Herrschaften, die in ihren Schaukelstühlen auf der Veranda ihrer kleinen Häuser den Vormittag vor sich hin wippen und den Nachmittag gleich mit.

Den Stolz der Peruaner auf ihr Dorf, diese natürliche und schlichte Würde, auch dies bemerkt man schnell in Cabo Blanco. Jeder im Ort – vom Halbwüchsigen bis zum Greis – wird dir zweierlei erzählen: Erstens, dass es in Cabo Blanco Tage gab, wo man vor der Küste den größten Fisch auf diesem Planeten fangen konnte. Und zweitens, dass der größte Schriftsteller aller Zeiten fünf Wochen seines Lebens voller Glück in Cabo Blanco verbracht hat.

Ernest Hemingway hat seine Tage am peruanischen Pazifik über die Maßen genossen. Nach seiner Rückkehr nach Kuba widmet er in einem Artikel für die Zeitschrift LOOK vom 4. September 1956 seinem Gastland Peru eine lange Passage, die sich wie eine typische Liebeserklärung à la Hemingway liest. In Peru, wohin wir gegangen waren, um zu versuchen, für den Film einen großen Fisch aufzunehmen, war es ganz anders. Wir haben 32 Tage gefischt, von der ersten Stunde des Morgens bis zur Dämmerung, bis es schwierig wurde, zu filmen. Das Meer schien wie ein riesiger Berg mit Schnee auf dem Gipfel. Wir konnten vom Kamm der Welle hinüber schauen aufs Land, dort wo der sandige Wind die Hügel an der Küste umschlang.

Solch ein wunderbares literarisches Denkmal bekommen nicht viele Plätze auf dieser Welt als Geschenk, schon gar nicht von einem Nobelpreisträger. Seine Lobpreisung wird dem bärtigen Amerikaner von den Bewohnern Cabo Blancos nicht vergessen. Denn wenn man in diesen Tagen durch die winzige Ortschaft schlendert, kaum mehr als 500 Menschen leben heute in dem Dorf, dann merkt man an jeder Ecke und bei jedem Gespräch: Ernest Hemingway lebt! Der Mann ist im Jahr 1961 vielleicht gestorben, aber tot ist er noch lange nicht.

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Man stolpert in dem kleinen Cabo Blanco des öfteren über einen bärtigen Gringo. Auch nach sechzig Jahren noch. Photo by W. Stock

Im Gegenteil, er ist quicklebendig, lebendiger als so mancher Zeitgenosse, weil er unauslöschlich in den Herzen und in den Gedanken der Menschen weiterlebt, die ihn einst kennenlernen durften. Und deren Zuneigung und Erinnerung selbst von der nächsten Generation weitergetragen wird.

Auch über sechs Jahrzehnte nach seinem Besuch finden sich in dem kleinen Cabo Blanco noch unzählige Spuren des Nobelpreisträgers. Die Erinnerung an Ernest Hemingway

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Ernest Hemingways azurblauer Himmel über Cabo Blanco bleibt

Eine Ruine unter blauem Himmel. Der ‚Cabo Blanco Fishing Club‘ verfällt mehr und mehr.
Photo by W. Stock

Nach 14 Jahren ist die Party an der Nordküste Perus vorüber. Im März 1954 haben die Mitglieder die Eröffnung des Cabo Blanco Fishing Clubs voller Zuversicht gefeiert, im Jahr 1968 kann das exklusive Anwesen, in dem Ernest Hemingway im April und Mai 1956 fünf Wochen verbracht hat, seine Aktivitäten nicht mehr aufrecht erhalten. Mit dem Sturz des rechtschaffenen Präsidenten Fernando Belaúnde Terry durch linke Militärs im Jahr 1968 folgen zwölf dunkle Jahre für Peru.

Für Späße wie jene, die im Fishing Club veranstaltet werden, ist in den kruden revolutionären Phantasiegebilden der Militärs kein Platz vorgesehen. Die Zufahrt nach Cabo Blanco wird von der Armee bereits hinter El Alto gesperrt, der Fishing Club ist damit von der Außenwelt abgeschnitten. Im Putschmonat Oktober des Jahres 1968 stellt der Cabo Blanco Fishing Club dann auch die Aktivitäten für seine Mitglieder offiziell ein.

Heute schimmelt der Cabo Blanco Fishing Club im Süden auf der kleinen Anhöhe vor dem schönen Meer lustig vor sich hin. Das ehemals elitäre Klubhotel ist zu einem geisterhaften Gemäuer verfallen, dessen Niedergang jeden Tag unaufhörlich fortschreitet. Der Schriftzug Cabo Blanco Fishing Club über der breiten blauen Eingangspforte ist abgeblättert und nur noch schemenhaft zu erkennen. Überall bröckelt der Putz, das Glas der Fensterscheiben ist an vielen Stellen zerborsten.

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Die Schrift über dem Eingang zum ‚Cabo Blanco Fishing Club‘ ist nur noch schemenhaft zu erkennen. Photo by W. Stock

Die Ruine zeigt sich halb verfallen und ist für Menschen unbewohnbar. Fließend Wasser fließt hier schon lange nicht mehr, von Elektrizität zeugen nur dem Mauerwerk entrissene Stromleitungen. Feuchtigkeit ist in die Wände und in den Boden eingedrungen, die Decke ist an vielen Stellen eingerissen und droht nun ganz herabzufallen, eine Renovierung wäre vollkommen nutzlos.

Und auch der windige Strand vor dem Klubhaus döst verlassen und menschenleer vor sich hin. Die Auffahrt zum Fishing Club, einst mystisch von Marlinflossen auf hohen Holzpfählen gesäumt, ist heute

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Hollywood am peruanischen Pazifik

Ernest Hemingway und die Film-Crew auf dem Pazifik vor Cabo Blanco, im April 1956

Im peruanischen Cabo Blanco, auf dem Pazifik, sollen im April und Mai 1956 die Außenaufnahmen für die Hollywood-Verfilmung von Der alte Mann und das Meer gedreht werden. Der Schriftsteller will diese Dreharbeiten auf dem Ozean ein wenig überwachen und zugleich eine gute Zeit verleben. Die Rechnung, sie wird nicht unbeträchtlich ausfallen, geht an Warner Bros., die Produktionsfirma, nach Los Angeles.

Die Filmaufnahmen für Der alte Mann und das Meer sind dem Schriftsteller wichtig, denn die Novelle über den Fischer Santiago hat ihm den Nobelpreis eingebracht. Der Film muss die Erwartungen erfüllen, natürlich, doch der Autor will in Peru eine Trophäe erringen, die ihm in seiner Sammlung noch fehlt. Ernest Hemingway, so hat er sich vorgenommen, will im Pazifik vor Cabo Blanco einen schwarzen Marlin fangen. 

Die Filmleute aus dem kalifornischen Hollywood sind schon Tage zuvor in aller Frühe in Cabo Blanco eingetroffen. Neben dem Produktionsleiter Allen Miner gehören zur Film-Crew William Classen, ein bekannter Grip-Aufbautechniker, die Kameraleute und Tontechniker Joseph Barry, Louis Jennings, Stuart Higgs und John Dany. Allen Miner, der den Dokumentarstreifen The Naked Sea gedreht hat, gilt als Fachmann für Filmaufnahmen auf hoher See.

Die Filmleute gehören zu jener Abteilung, die man in Hollywood Second Unit nennt. Damit ist jene schlagkräftige zweite Garnitur gemeint, die parallel zur First Unit dreht und der die besonders kniffligen Szenen aufgebrummt werden. Die First Unit weilt auf Kuba und dreht die Hauptszenen mit Spencer Tracy. Der Plan der Second Unit ist, mit drei Booten weit rauszufahren, die schwarzen Marline mit Hilfe der einheimischen Fischer im Pazifikmeer auszumachen und die wuchtigen Tiere anschließend mit den Booten einzukreisen. 

In Cabo Blanco hören die Amerikaner besonders auf den Rat von

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Ernest Hemingway und Mario Vargas Llosa

Der ‚Prix Hemingway‘ für Mario Vargas Llosa, Paris 1985

Die Parallelen zwischen diesen beiden Schriftstellern erscheinen frappant. Beide haben sehr jung als Journalist angefangen. Ernest Hemingway mit 18 Jahren im Oktober 1917 beim Kansas City Star, Mario Vargas Llosa – noch im Schulalter – in den Sommerferien 1952 bei La Crónica in Lima. Beide lebten längere Zeit in Paris, sie mögen Spanien, beide Nobelpreisträger, beide werden in ihren Ländern ikonisch bewundert.

Mario Vargas Llosa, 1936 im peruanischen Arequipa geboren, in Perus weißer Stadt unter dem schneebedeckten Gipfel des Vulkans El Misti, hat sich bei Hemingway einiges abgeschaut. Spannungsbogen ziehen und das Anlegen einer Dialogführung beispielsweise,  das alles nicht eins zu eins. Vielmehr gelingt es dem Peruaner, die Techniken kreativ auf den magischen Realismus Lateinamerikas umzulegen.

Manche Kenner meinen, Mario Vargas Llosa schreibe als Journalist mindestens ebenso überzeugend wie als Romancier. Gleiches darf auch für Ernest Hemingway gelten. Guter Journalismus als Lehrklasse für gute Romane. So funktioniert das bei vielen.

Mario Vargas Llosa hat zwei, drei außergewöhnliche Romane veröffentlicht, La Casa verde und Conversación en La Catedral ganz voran, dazu unzählige herausragende Essays, jahrelang Kolumnen in Caretas und El País, der Mann, der heute in Madrid lebt, kann aus dem Stegreif eine brillante Rede halten. Vargas Llosa ist ein virtuoser Sprachtechniker, wie sich nur wenige in der modernen Weltliteratur finden lassen, er ist ein opulenter Imaginist – und ein hochsympathischer Bursche obendrein. 

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Heute pendelt Mario Vargas Llosa zwischen Lima und Madrid. Foto: Norbert Böer, 1986.

Im April 1985 hat Mario Vargas Llosa den Ritz-Paris Hemingway Award erhalten. Lange vor dem Nobelpreis, der erst im Jahr 2010 kommen sollte oder dem spanischen Cervantes Preis von 1994, vornehmlich für sein episches Werk La guerra del fin del mundo, das er 1981 veröffentlichte und das auf Deutsch Der Krieg am Ende der Welt heißt.

Vargas Llosa jedenfalls war der erste Empfänger dieses Preis, der an Papa Hemingway, Paris und das Ritz erinnern soll. Diese Preisausschreibung hätte Hemingway gefallen, der Platz an der Bar des Ritz war einer seiner Lieblingsplätze weltweit. Das Ritz ist ein großartiges Hotel, Ernest liebt die Bar dort über alles, in den späten 1920ern hat er sie entdeckt, zusammen mit Fitz, mit F. Scott Fitzgerald.

Wenn ich von einem Leben im Himmel träume nach dem Tod, dann spielt sich das immer im Pariser Ritz ab. Ich sehe dann eine wunderbare Sommernacht, ich trinke ein paar Martinis an der Bar an der Rue Cambon, dann ein wunderbares Dinner im Le Petit Jardin unter dem blühenden Kastanienbaum. Nach dem einen oder anderen Brandy gehe ich dann hoch auf mein Zimmer und schmeiße mich in eines von diesen riesigen Betten des Ritz.

Nach Herz und Habitus gilt Mario Vargas Llosa als Vertreter eines aufgeklärten, liberalen Bürgertums in Südamerika, er ist ein glühender Anhänger von Karl Popper. Ich bin gegen Heilslehren von links wie rechts. Ich glaube nicht an die absolute Lösung, sondern nur an relative.  Da fährt er auf einer Linie mit Papa Hemingway, auch wenn dieser seiner Skepsis gegenüber den Heilslehren mehr aus dem Bauch heraus formulierte. Gefreut hätte sich der bärtige Amerikaner über seinen peruanischen Preisträger im Pariser Ritz allemal.

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Den schwarzen Marlin fangen in Cabo Blanco

Ernest Hemingway mit seinem Freund Elicio Argüelles und einem prächtigen Fang am Meer vor Cabo Blanco, April 1956. Photo: Modeste von Unruh

Die massigen Berge und die aschfahle Wüste, die Cabo Blanco umzingeln, scheinen das schmale Fischerdorf geradezu ins Meer drücken zu wollen. Schroff fallen die grauen Wüstenhügel direkt ins Meer, vom Berg bis zum Wasser bleiben oft keine fünfzig Meter. Aus diesem Grund sieht man in Cabo Blanco so gut wie kein grün, wenig Palmen und kein exotisches Strauchwerk, es regnet zu wenig in diesen Breiten.

Tagsüber scheint die Sonne mörderisch, die brennend heiße Luft beißt sich trocken in die Lunge und wenn der Wind weht, legt sich ein feiner Staub auf die Landschaft wie ein blasses Tuch. Das wüstenhafte Klima im Norden Perus mit seinen glühenden Sonnenstrahlen und der trockenen Luft haut selbst zähe Mannsbilder um, die abends so angeknockt ins Bett fallen, als hätte der Gegner ihnen ein Bügeleisen vor den Kopf geknallt.

Auch der Nobelpreisträger kann einen Zipfel des Ruhmes erhaschen. Am Ende des Aufenthaltes in Cabo Blanco wird Ernest Hemingway schließlich vier Riesenfische – zwei Schwertfische und zwei Marline – gefangen haben. Die beiden Pez Espada sind eher klein, die beiden Marline jedoch überzeugen mit beachtlichem Gewicht. Als Trophäe lässt man den erlegten Fisch an einer Seilwinde über die Pier von Cabo Blanco hängen.

Die Statistik über Black Marlin caught by Members and Guests of the Cabo Blanco Fishing Club weist bei dem Stichwort Ernest Hemingway, Havana, Cuba aus: Zwei Fänge, 680 und 750 Pfund. Elicio Argüelles findet sich im Register des Klubs mit den Marlin-Fängen von 730 Pfund und mit einem Fang von 900 Pfund im Mai 1956 wieder. Zusätzlich zu dem Marlin von über tausend Pfund, der auf der Rekordtafel des Thousand Pound Club auftaucht.

Nach 36 Tage in Cabo Blanco verabschiedet sich 

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Neue Hoffnung für Cabo Blanco

mit José Koechlin von Stein, Lima im März 2017;
Photo: R. Stock

Im Hafenbecken vor Cabo Blanco liegt die alte Miss Texas vor Anker, das Boot von Alfred Glassell und Ernest Hemingway. Und der alte Kahn, der Jahrzehnte in einer Werft in Talara vor sich hin moderte und später im Yachthafen von Ancón für kleinere touristische Ausfahrten genutzt wurde, erstrahlt heute in frischem Glanz. José Koechlin von Stein, der Besitzer der feinen und umweltbewussten Hotelkette Inkaterra, hat das Boot im Jahr 2013 von dem Schiffsmakler Hernán Balderrama Jabaloya erworben, nachdem das ausrangierte Boot zuvor durch verschiedene Hände gewandert war.

Zwei Jahre lange hat José Koechlin die alte Barke liebevoll restaurieren lassen und schließlich wieder in seinen ursprünglichen Heimathafen nach Cabo Blanco zurückgebracht. Norm Isaacs, ein US-Angelveteran und Moderator der TV-Sendung Big Game Fishing the World auf ESPN, kümmert sich nun als Kapitän um das frisch verjüngte Boot. Inkaterra plant in den nächsten Jahren, die Gegend um Cabo Blanco einem nachhaltigen Ökotourismus zu erschließen.

Südlich des Fishing Clubs hat der Unternehmer des Jahrgangs 1945, dessen Vorfahren aus dem Elsass und aus Wien stammen, gerade zwei Kilometer Strandgrundstücke erworben. Die Grundlage für einen konservierenden Tourismus ist gelegt, sagt José Koechlin, der sich mit schwierigen Projekten auskennt, denn er hat in Peru die beiden Werner Herzog-Filme Aguirre, der Zorn Gottes und Fitzcarraldo produziert.

Das Land, es sei im Aufbruch, biete Möglichkeiten. „Machu Picchu hat sich in Peru zur alles dominierenden Touristenattraktion entwickelt. Aber wir können in unserem Land noch weitere Qualitätsziele aufbauen. Für einen internationalen Ökotourismus bietet Cabo Blanco neben dem Meer und der Landschaft zwei wichtige Anreize. Zum einen Glassells Weltrekord im Hochseeangeln. Und vor allem: Hemingway war hier.“ Sechs Wochen war Ernest Hemingway in Cabo Blanco, im Jahr 1956, und fast jeden Tag war er auf der Miss Texas, auf dem blauen Pazifik, zu finden.

José Koechlin wird nicht nur irgendeine Hotelanlage bauen, sondern den gesamten Landstrich nachhaltig entwickeln. Mit einer Fauna-Observation, dem Aufbau von Flora-Kulturen und der Stärkung der lokalen Kleinwirtschaft, wie er es bei seinen anderen Anlagen in Cusco oder im Regenwald bei Madre de Dios bereits vorgemacht hat. Seine ökologische Wirtschaft möchte José Koechlin am liebsten über ein Naturreservat sichern, einem Meeresstreifen, der sich auf 141 Küstenkilometer rund um Cabo Blanco erstreckt, und Natur und Kleinfischerei unter besonderen Schutz stellt.

Auch ein Antrag bei der UNESCO, das Meer vor Cabo Blanco als Patrimonio Cultural Inmaterial de la Humanidad einzustufen, als schützenswertes Kultur- und Naturerbe der Menschheit, ist in Arbeit. Möglicherweise gelingt es mit solch ökologischen Maßnahmen, die großen Fische wieder vor die Küste von Cabo Blanco zu bringen.

„Das Meer um Cabo Blanco ist leer,“ sagt der peruanische Unternehmer betrübt, „dieses Land hat seinen Norden jahrzehntelang vernachlässigt.“ Den Vorschlag eines Naturreservates um das Meer hat José Koechlin vor einigen Monaten zusammen mit Wissenschaftler der University of Miami dem peruanischen Umweltministerium übermittelt.

José Koechlin treibt eine Vision um, die sich – so beschreibt er es selbst – in einem kurzen Satz zusammenfassen lässt. „El Viejo y el Mar“. Er möchte das Meer vom industriellen Fischfang und anderen Sünden der Vergangenheit befreien und es den einfachen und aufrechten Fischern aus Cabo Blanco zurückgeben. Und Ernest Hemingway, den José Koechlin wegen seiner humanen Sichtweise überaus verehrt, soll dabei helfen.

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Paris im Sturzregen

César Vallejo, der große Dichter aus Peru.

Die schöne Literatur hat es in einem prekären Land wie Peru immer schwer gehabt. Einer der größten Schriftsteller des Landes, der avantgardistische Poet César Vallejo, muss sein Leben lang um Anerkennung kämpfen. In Lima veröffentlicht er im Jahr 1919 Los Heraldos negros, einen Gedichtband voller melancholischer Poesie, von Pein und Leid getragen, vor allem aber auch von einem zornigen Hunger nach Respekt.

In dem nordperuanischen Andendorf Santiago de Chuco 1892 geboren, wird es ihm in der Heimat dann schnell politisch zu heiß und wirtschaftlich zu eng. Und so geht der junge Mann im Juli 1923 nach Frankreich. Nach Paris, in die Stadt der Liebe und des Lichts, die in den 1920er Jahre Intellektuelle aus aller Welt anzieht. Doch das Paradies wird Paris nicht, auch in der Stadt an der Seine muss sich der mittellose Vallejo als Hungerleider durchschlagen.  

In Europa hält der stolze Mestize sich mit launischen Korrespondenzen für Mundial und El Comercio mehr schlecht als recht über Wasser. Doch einerlei, Paris bleibt die große Leidenschaft und die Sehnsuchtsmetropole der lateinamerikanischen Intellektuellen jener Tage, die Stadt sei so schön, dass man dort sterben wolle:

Me moriré en París con aguacero,
un día del cual tengo ya el recuerdo.
Me moriré en París – y no me corro –
tal vez un jueves, como es hoy, de otoño.

Die Verse schreibt César Vallejo in seinem Gedichtband Piedra negra sobre una piedra blanca. Auch wenn er mit indianischer Schwermut und französischem Fatalismus wortwörtlich dichtet, dass er in Paris

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Der Weltrekordler in Sachen Ernest Hemingway

Mario Saavedra in Lima, im März 2016;
Photo by W. Stock

Fast 60 Jahre nach den Ereignissen in Cabo Blanco gerät Mario Saavedra derart ins Schwärmen, als sei diese Begebenheit gerade vorgestern passiert. „Ernesto war ein großer Freund Spaniens und Lateinamerikas. Hemingway es bienvenido en el Perú, das habe ich in einem Artikel in El Comercio zu seiner Ankunft geschrieben.“ Hemingway ist herzlich willkommen in Peru.

In der Hauptstadt Lima lebt der Peruaner Mario Saavedra-Pinón Castillo, der in seinem 88. Lebensjahr noch wacker und gut gelaunt auf den Füssen steht, und der stets mit klarer Erinnerung ist an Ernest Hemingway. „Wir haben viel an der Bar des Fishing Clubs gesprochen, wie Freunde, das waren eigentlich keine Interviews. Es war phantastisch, dass dieser großartige Mann mich wie einen Kollegen behandelt hat“, sagt der Journalist.

Ich treffe Mario Saavedra in seiner gemütlichen Wohnung in der Calle Bolognesi in Limas schönem Stadtteil Miraflores, ein andermal verabreden wir uns im famosen Café Haití an der Plaza Kennedy. Mario Saavedra-Pinón ist ein hochrenommierter Journalist in Peru. Er hat bei El Comercio gearbeitet und dann in seinen letzten 20 Berufsjahren bei dem einflussreichen Wochenmagazin Caretas eine rasante Karriere hingelegt. Ab 1963 wird er fünf Jahre lang Secretario de Prensa de la Presidencia, der Pressechef des legendären peruanischen Präsidenten Fernando Belaúnde Terry, der noch heute von seinen Landsleuten als honoriger Politiker der Mitte Verehrung findet.

Wenn man Mario Saavedra in Lima erlebt, wie temperamentvoll er von dem Nobelpreisträger spricht, dann

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Peru in Ernest Hemingway

Ernest Hemingway mit Mario Saavedra; Talara/Peru, am 16. April 1956; Foto: Guillermo Alias

Mario Saavedra sieht sein Idol und dessen Zeit in Cabo Blanco nicht nur durch die rosarote Brille. „Hemingway hätte sich ruhig ein wenig mehr auf Peru einlassen sollen“, kritisiert der betagte Limeño im Gespräch, „er wollte jedoch nicht nach Lima oder sonst wo hin, nur der Cabo Blanco Fishing Club hat ihn interessiert, aber der Fishing Club ist nicht Peru. Und unser Pisco Sour hat ihm wohl auch nicht so gut geschmeckt, wie er immer behauptet hat“, erinnert sich der Mann des El Comercio mit leichten Zweifeln an den Verlautbarungen des Nobelpreisträgers.

Mario, der stolze Südamerikaner, hat in Sachen Ernest Hemingway und Peru eine widersprüchliche Persönlichkeit vor Augen: „Andererseits hat er mich mit ehrlicher Neugierde nach Machu Picchu gefragt, nach der Umgebung, oder wie hoch dieser wundersame Ort liegt. Auch wollte er Lima besuchen, das Nachtleben dort kennenlernen, weil er in der Nacht am intensivsten lebt.“ Jedoch nichts passierte außer Worte. „Zuerst wollte er nach Lima kommen, dann hat er es auf Oktober verschoben, weil da die Stierkampf-Saison auf der Plaza de Acho anfängt. Gekommen ist er dann aber gar nicht.“

Wobei auch Mario Saavedra zugeben muss, dass

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