
Foto: W. Stock, Juni 2019
Am 19. Dezember 1924 nehmen Ernest Hemingway, seine Ehefrau Hadley Richardson und der kleine Sohn John vom Gare de l’Est den Nachtzug nach Österreich, nach dem östlichen Königreich, wie Ernest sich über das Land lustig macht. Im Vorarlberg will die junge Familie einige Wochen Winterferien machen. Als junger Journalist von Mitte Zwanzig verfügt Ernest Hemingway im mondänen Paris jedoch über nur wenig Geld.
Im Dezember 1923 hat der Amerikaner seine Stelle als Korrespondent beim Toronto Star gekündigt, um sich ganz der Schriftstellerei widmen zu können. Seitdem besitzt die Familie kein regelmäßiges Einkommen, man lebt in Paris mehr schlecht als recht von einer kleinen Erbschaft Hadleys. Um in den angesagten Skiorten der Schweiz oder Frankreichs zu urlauben, reichen die Mittel jedenfalls nicht. Ernest wählt das Montafon, weil Österreich wegen der Währungsreform und der Inflation für einen Amerikaner mit Dollars in der Tasche eine spottbillige Feriendestination darstellt.
Das Montafon ist ein knapp 40 km langes Tal in Vorarlberg nahe an Liechtenstein, es grenzt im Osten an Tirol und im Südwesten an das schweizerische Graubünden. Das Montafon reicht von der Bielerhöhe bis hinunter nach Bludenz, die höchste Erhebung ist der Piz Buin im Silvretta-Massiv. Schruns, ein kleines Dorf von damals 1.700 Bewohnern, liegt in der Mitte des Tales auf 700 Metern Höhe.
In Schruns steigen die Hemingways im Posthotel Taube in der Silvrettastraße 1 ab, einem Mittelklasse-Hotel, wo sie zwei Zimmer reserviert haben. Die Taube, direkt am zentralen Kirchplatz gelegen, wird seit Jahren von der Familie Nels geführt. Ernest Hemingway, schreibt der junge Journalist seinen Namen bei einem weiteren Besuch im März 1926 ins Gästebuch, 4 Place de la Concorde, Paris. Darunter setzt er den Namen seiner Frau, Hadley R. Hemingway. In der dritten Zeile folgt der Sohn, John Hadley Nicanor Hemingway. „Zwei Jahre, fünf Monate“, hat die Wirtsfamilie ergänzend dahinter gesetzt.
Im Hotel Taube findet sich noch immer der Stammtisch, der auch als Hemingway Ecke mit Fotos des jungen Journalisten und seiner Familie in Schruns dient. Das Gästebuch von damals, in dem sich Ernest Hemingway verewigt hat, konnte all die Jahre unbeschadet überstehen, und wenn man den Besitzer der Taube freundlich fragt, das Haus befindet sich immer noch im Besitz der Familie Nels, dann darf man auch einen Blick darauf werfen.
Die junge Familie Hemingway wird drei Monate in den Zimmern 21 und 22 logieren, in Vollpension, für
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