Das Portal zu Leben und Werk von Ernest Hemingway

Autor: Wolfgang Stock Seite 66 von 69

Auf Kuba war Hemingway der Mensch, der er sein wollte

Kuba, im April 1983 Photo by W. Stock

Kuba, im April 1983,  Photo by W. Stock

Die Finca Vigía auf Kuba ist in den 50er Jahren der sonnige Lebensmittelpunkt des Ernest Hemingway. Äußerlich, aber noch mehr innerlich. Er zeigt die Farm seinen Freunden,jenen aus Havanna, aber auch Kollegen und Berühmtheiten. Jean Paul Sartre, Gary Cooper, Graham Greene, sie alle kommen vorbei und genießen.

Auf Kuba sucht Ernest Hemingway Harmonie und Ruhe. Ruhe vor den vorwitzigen Literaturzirkeln seiner Heimat, Ruhe vor den aufgeblasenen Feuilletons und vor dem Geplapper seiner Fans. Und Harmonie, nun, Harmonie suchte er vor allem mit sich selbst.

Hemingway mag Finca Vigía und das Leben auf Kuba. Die Freunde empfängt er in dem lang gezogenen Esszimmer, wo ein schmaler Tisch steht. Er mag auch den hohen hellen Gartenturm, wo er in Ruhe schreiben kann.

Finca Vigía wird sein Paradies. Es ist Luxus, nicht unbedingt Protz, sondern gediegener Luxus, der das Leben angenehm werden lässt. Hemingway ist, auch das unterscheidet ihn von anderen, bar jeder materieller Not. Nicht wie viele andere Schriftsteller, oft Habenichtse und Hungerleider, und manchmal wird er auch angebettelt. Hemingway verdient mit seinen Artikeln und Büchern und mit den Verfilmungen seiner Romane soviel Geld, dass sein Konto in Millionenhöhe aufschlägt.

Aber Geld ist für ihn nicht das Ziel, what makes him tick. Geld treibt ihn nicht an. Geld ist nicht Ziel, es ist

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Karl Schranz und die Enkelin

HemingwaySchranz

Seefeld in Tirol, im September 2013
Photo by W. Stock

Dieses Tirol ist Karl Schranz-Land. Silber im Riesenslalom bei der Olympiade in Innsbruck und Seefeld im Jahr 1964, drei Mal Weltmeister. In Österreich ist dieser Karl Schranz aus Sankt Anton am Arlberg zurecht ein nationales Idol.

Beim gemütlichen Bummel durch die Fussgängerzone des herbstlichen Seefeld in Tirol fällt ein riesiges Plakat des Tourismusverbandes ins Auge. Die Prominenz aus aller Welt im Olympiadorf Seefeld. Und unter dem Schnappschuss mit dem persischen Kaisers Reza Pahlewi und Kaiserin Farah sehen wir auch Österreichs Skilegende Karl Schranz mit der Witwe von Robert Kennedy und daneben – Karl Schranz mit der „Enkelin von Ernest Hemingway“.

Die Enkelin hat übrigens auch einen Namen, sie heißt

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Nicht nur Hemingway kommt nach Acapulco

Acapulco, 1982 Photo by W. Stock

Die Bucht von Acapulco aus der Luft, 1982. Photo by W. Stock

Ernest Hemingway in Mexiko? Ja, er war dort. Anfang 1958. Aber man muss lange nach Spuren suchen, und man findet so gut wie nichts, aber zu guter Letzt hilft dann ein wenig der Zufall.

Hemingway, das ist bekannt, lebte zwanzig Jahre auf Kuba, auf Finca Vigía, seinem sonnigen Landrefugium bei San Francisco de Paula. Darüber hinaus hat der Weltenbummler Hemingway in all den Jahren lediglich zwei weitere Länder in Lateinamerika besucht. Peru und eben auch Mexiko.

Mexiko, den südlichen Nachbarn der USA, kannte er schon als junger Mann. In den 20er und 30er Jahren hatte er das Land bereist, Baja California, diese lang gestreckte Halbinsel im Westen. Der schmale Zipfel am Pazifik, rund um die Städte La Paz und Cabo San Lucas, ist ein Paradies für Angler und Tiefseesportler.

Und Ernest Hemingway besuchte auch Acapulco, im Jahr 1958. Acapulco, gerade Acapulco, das mag zunächst erstaunen. Denn dieses Städtchen am mexikanischen Pazifik galt, damals noch mehr als heute, als

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Grosses Glück in Finca Vigía

FincaVigiaBlog

Finca Vigía, im April 1983
Photo by W. Stock

Auf Kuba, eine halbe Autostunde von Havanna entfernt, hat Ernest Hemingway über zwanzig Jahre gelebt. Es werden für den Schriftsteller zwanzig gute Jahre.

Von 1939 bis 1960 wohnt Hemingway in der eingeschossigen Finca La Vigia, die im 19. Jahrhundert als spanische Zitadelle erbaut worden ist. In dem Nest San Francisco de Paula ist er weit weg vom oberflächlichen Leben der Intellektuellen in New York, von dem Party-Gegacker in London und dem aufgeblasenem Getue seiner Altersgenossen in den literarischen Salons von Paris.

Wenn man die Landstraße hinter San Francisco de Paula nach links abbiegt, so erhebt sich auf einem Hügel hinter dichtem Waldgestrüpp ein imposantes weißes Landhaus. Hinter dem Wald aus Caña-Bäumen und versteckt inmitten einer wilden Vegetation aus Palmen, Avocado-Bäumen, grünen Farnsträuchern und Bougainvilleen befindet sich das flache Herrenhaus mit dem aufrechten Turmbau.

Auf dieser Finca Vigía ist Ernest Hemingway weit weg vom Menschen und der Natur sehr nahe. Über die Jahre hinweg hat er einen gepflegten Zynismus entwickelt, aber er hat auch seine festen Werte. Ich empfinde eine große Zärtlichkeit und Bewunderung für die Erde und keine Spur davon für meine Generation.

Es ist Martha Gellhorn, seine dritte Ehefrau, die

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Hemingway – ein Linker oder ein Rechter?

5thcolumnErnest Hemingway ist kein politischer Schreiber. In Sachen Politik ist er eigentlich ein dummer Kerl. Politik interessiert ihn, den Anti-Intellektuellen, nur am Rande. Man muss ihn – nicht nur politisch – als Bauchmenschen bezeichnen.

Mit dem Bauch, nicht mit dem Verstand, bezieht er Position. So im Spanischen Bürgerkrieg, so bei der kubanischen Revolution. Seine Standortbestimmung ist meist intuitiv, emotional oder an Personen geknüpft. Und wehe, man steht auf der falschen Seite, von Hemingway aus gesehen, natürlich.

Wenn Hemingway in seinen Werken politisch wird, beispielsweise in seiner Sammlung The fifth column mit den Stories aus und einem Bühnenstück über den Spanischen Bürgerkrieg, dann ist das von sympathischer Ungelenkheit im Dogma und immer nur auf der persönlichen und menschlichen Ebene. Das, allerdings, muss ja nicht unbedingt verkehrt sein.

Auch wenn dieser Ernest Hemingway eher unpolitisch daher kommt, so besitzt er doch seine Grundüberzeugung. Grundwerte, die sich aus seinem Leben, seiner Erfahrung und seinem Temperament ableiten. Sein Verständnis als Schriftsteller beschreibt Hemingway 1935 in einem Brief an Iwan Kaschkin. Jeder versucht einen jetzt mit der Behauptung einzuschüchtern, wenn man nicht Kommunist werde oder einen marxistischen Standpunkt einnehme, wird man keine Freunde haben und allein sein. Ich kann jedoch kein Kommunist werden, weil ich nur an eines glaube: an die Freiheit.

Ein Haudegen wie Hemingway kann den Freiheitsbegriff politisch

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Ernest Hemingway fängt einen 750-Pfund-Marlin

Photo by Modeste von Unruh

Marlin, Ernest Hemingway, Gregorio Fuentes
Cabo Blanco, im Mai 1956
Photo by Modeste von Unruh

Die Jagd nach dem großen Marlin wird lang und beschwerlich. Das Meer vor der Küste Nordperus ist nicht gut zu Ernest Hemingway, zunächst jedenfalls. Neun Tage fährt er hinaus auf die hohe See und abends fährt die Miss Texas mit kahlem Mast zurück in den Hafen von Cabo Blanco.

Das Meer blutet, sagen die Einheimischen in Cabo Blanco. Quadratkilometer über Quadratkilometer ist der Ozean bedeckt von einer roten Schliere aus giftigem Plankton, winzigen Organismen. Niemand kann sich so recht erklären, woher dieser rote Todes-Teppich kommt.

Bringen ihn die Flüsse aus dem Amazonas-Dschungel mit? Hängt er mit der Erdölförderung oben vor der Küste zusammen? Oder steigt er geheimnisvoll gar aus den Untiefen des Pazifik?

Das giftige Plankton jedenfalls fegt das Meer leer, denn es tötet die kleinen Fische, die wiederum die Nahrung der größeren sind. Also auch des schwarzen Marlin. An diesen Tagen jedenfalls hat sich der Schwertfisch rar gemacht.

Nach einer Flaute in den ersten Tagen fängt

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Der ewige Hemingway

DeralteMannund das MeerErnest Hemingway scheint immer noch unter uns zu sein. Menschen, die sonst selten ein Buch in die Hand nehmen, haben seine Geschichten verschlungen. Warum? Weil sie sich darin wiederfinden. Ihr Leben, ihre Träume, ihre Ängste.

Es lässt sich wohl weit und breit kein Schriftsteller aufspüren, der sich so einprägsam in den Hirnen und Herzen der Menschen verewigt hat wie dieser Ernest Hemingway aus Oak Park, Illinois.

Obwohl vom Naturell den Genüssen dieser Welt – Frauen, Promille, Boxen – nicht abgeneigt, war Hemingway Zeit seines Lebens ein fleißiger und ehrgeiziger Schreiber. Ein knappes halbes Dutzend seiner großen und kleinen Werke gehört mit zum besten, was im vorigen Jahrhundert zu Papier gebracht wurde. Unerreicht seine Erzählung Der alte Mann und das Meer, ein fast biblisches Gleichnis über die Niederlage im Sieg, eine einfache Parabel menschlicher Existenz und Begrenzung.

Der Mann ist unvergessen: Barkeeper, die ihm vor 60 Jahren Drinks gemixt haben, erinnern sich noch heute an ihn, so als sei es gestern gewesen. Photographen, die ihn porträtiert haben, schwärmen noch heute von seiner Aura. Hotels, in denen er übernachtet haben soll, werben kräftig mit ihm. Und in jede Kneipenecke, in die er gekotzt hat, hat man ihm eine Gedenkplakette angebracht.

Manchmal wird die

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Ernest Hemingways Barcelona stirbt Stück für Stück

Barcelona, im Juli 2013 Photo by W. Stock

Der Besucher findet die Bar Marsella zugesperrt und der Immobilienspekulation überlassen. Barcelona, im Juli 2013; Foto: W. Stock

Das erste Mal war ich in Mitte der 1970er Jahre in der Carrer Pau, in der Calle San Pablo wie man unter dem bigotten Diktator Francisco Franco zu sagen hatte. Auch hieß das Viertel damals noch nicht vornehm Raval, sondern anrüchig Barrio Chino, das Chinesenviertel. Hier trieben sich die Hütchenspieler herum, hierher zog es die armen Einwanderer aus dem Maghreb, hier gab es kleine dreckige Bars, die schon am Vormittag mit Besoffenen und Taugenichtsen gefüllt waren und des Nachts leuchtete das Licht im Barrio Chino sehr rot.

Das Bar Marsella bildete damals so etwas wie ein trotziger Leuchtpunkt in dieser Dunkelheit aus Unrat und Triebhaftem. Nicht, dass dies eine blankgeputzte Lokalität gewesen wäre, aber merkwürdigerweise machten die Streuner und Zuhälter um diese Bar einen großen Bogen. Fast 200 Jahre hat die Bar Marsella auf dem Buckel und damals strahlte sie eine Würde und Eleganz aus, nicht gerade von außen, jedoch im Inneren, ganz tief im Inneren. Die Marsella bot sich jedenfalls an, um zu verweilen und gegen den Morast und den Gestank da draußen anzutrinken.

Die Marsella wurde über all die Jahrzehnte zum Mythos. Alle Großen waren da. Pablo Picasso, Dalí, Antoni Gaudí und natürlich auch Ernest Hemingway. Die Marsella war das Haus des Absinth, eines teuflischen Mix aus Wermutkraut Anis und Fenchel. Dieser Drink ist grün, der Alkoholpegel schießt steil nach oben, die Prozente können sich auf die 80 zubewegen, in Höhen jedenfalls, dass der Absinth in Deutschland lange verboten war.

Aber die Marsella war

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Ernest Hemingway auf hoher See

CBFCIm Morgengrauen stehen die Hemingways auf, frühstücken im Restaurant des Cabo Blanco Fishing Clubs gut und kräftig, zwei Spiegeleier, Toasts mit Butter, viel Kaffee. Und um neun Uhr geht es dann pünktlich aufs Meer, um fünf kommt man zurück in den Hafen von Cabo Blanco.

Auf Pünktlichkeit legen Mary und Ernest Hemingways viel Wert, das merken die Angestellten schnell, der Tag der Amerikaner folgt einem Uhrwerk. Mit Kip Farrrington auf der Miss Texas, dem Schiff des Clubs, tuckert Hemingway hinaus auf die wilde See. Hemingway hat die Anordnung erlassen, dass keine Presse an Bord soll, mögen doch Grace Kelly und Fürst Rainier, die gerade geheiratet haben, in den Klatschspalten stehen, er mochte das jedenfalls nicht.

Hola chico, begrüsst Hemingway jeden Morgen den Kapitän Jesús Ruiz More. Buenos dias, Don Ernesto, antwortet Jesús, denn er traut sich nicht

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Hemingway, einer von uns

Ernest Hemingway StilEs bleibt ein bemerkenswerter Umstand, dass dieser Nobelpreisträger seine Spuren hinterlassen hat und gerade auch von einfachen Menschen mit großer Passion gelesen wird. Selbst Leute, sonst keine Leseratten, kennen und schätzen ihn, erliegen der Faszination seiner Stories und Romane.

Dafür muss es Gründe geben. Ernest Hemingway beherrscht wie kein anderer Autor die Kunst des knappen Satzes. Jene schnörkellose Prosa, die sich kurz und flott erliest, jedoch in jeder Zeile auch die Muskeln spielen lässt. Diese Kühle der Sprache passt nicht nur zu Hemingways Helden, sondern drückt zugleich das Lebensgefühl vieler Generationen im Daseinskampf aus.

Hemingways Sprache ist einfach und verständlich. William Faulkner meint, leicht zänkisch, über Hemingways Wortwahl: He has never been known to use a word that might send a reader to the dictionary. Es ist nicht bekannt, dass er jemals ein Wort benutzte, das der Leser im Wörterbuch hätte nachschlagen müssen. Oha. Merkwürdiger Vorwurf.

Und so ließ Hemingways Konter

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