Das Portal zu Leben und Werk von Ernest Hemingway

Autor: Wolfgang Stock Seite 53 von 68

Pauline Pfeiffer – die zweite Ehe

Pauline Pfeiffer
Ernest Hemingway und Pauline Pfeiffer auf dem Hochzeitsfoto, in Paris am 10. Mai 1927; Credit Line: Ernest Hemingway Collection. John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston.

Die wohlhabende Amerikanerin Pauline Pfeiffer arbeitet Korrespondentin der Modezeitschrift Vogue in Paris, sie und ihre Schwester Virginia schmeißen in der Stadt an der Seine mit dem Geld nur so um sich. Die 30-jährige Pauline erweist sich als eine lebenshungrige, lockere Frau, die stramm auf ihr Ziel zusteuert. Und ihr Ziel heißt Ernest. Pauline lockt und ködert ihn mit allem, was einer freizügigen Frau so als Köder gegeben ist, Ernest verhält sich in solchen Situation wie immer, er zeigt sich ziemlich hilflos.

Die fesche Pauline sieht aus wie einer Ausgabe der Vogue entsprungen. Modisch, ausgefallen, ein wenig androgyn, flachbrüstig, schwarzes Haar im Kurzschnitt, knallrote Lippen. Pauline und der angehende Schriftsteller lernen sich in Paris kennen und es wird eine leidenschaftliche Affäre. Der Sex mit Pauline sei sensationell, berichtet Ernest begeistert, das Blut des jungen Journalisten gerät in Wallung. Explosiv, ungeniert und laut, sie bestimmt, wo es langgeht, sie steigt auf mich drauf und kriegt ihren Höhepunkt, als wäre es ein Gewittersturm.

Ernest Hemingway hat seiner ersten Ehe mit der patenten Hadley bereist einen Tiefschlag verpasst, er hat zuvor eine Affäre mit einer extravaganten Engländerin, Duff Twysden, in Pamplona 1924, die den hochgewachsenen Journalisten ohne Scheu ins Bett zerrt. Wie ein emotionaler Trottel wird Ernest Hemingway zwischen den Frauen hin und her gerissen. Er mag es, umgarnt zu werden, und doch fühlt er sich nicht wohl, wie er in Paris hat kein Ende, am Ende seines Lebens, schreibt. Man lügt und hasst es, es zerstört einen, und von Tag zu Tag wird es gefährlicher, aber man lebt von einem Tag zum anderen wie im Krieg.

Am 3. Februar 1926 fährt Ernest von Cherbourg auf der Mauretania nach New York zu den Buchverhandlungen. Am 17. Februar 1926 unterzeichnet Ernest seinen ersten Vertrag mit Scribner’s and Sons für die beiden Werke Torrents of Spring und The Sun Also Rises. Ab jetzt wird die Autorenkarriere des Ernest Hemingway wie eine Rakete steil und glitzernd in die Luft abgehen. Die treue Hadley, seine erste Ehefrau und große Liebe, hat recht gehabt, er wird einmal als ein gefeierter Schriftsteller dastehen.

Die Frau, die an ihn geglaubt hat, sitzt nun alleine in der gemeinsamen Wohnung in Paris und ihr Ehemann lässt keine Gelegenheit aus, sie rücksichtslos zu betrügen. Ernest kann nicht treu sein, nicht seiner Ehefrau, und ebenso wenig seiner Geliebten. Böse Zungen munkeln, dass Ernest

Loading

Den schwarzen Marlin fangen in Cabo Blanco

Ernest Hemingway mit seinem Freund Elicio Argüelles und einem prächtigen Fang am Meer vor Cabo Blanco, April 1956. Photo: Modeste von Unruh

Die massigen Berge und die aschfahle Wüste, die Cabo Blanco umzingeln, scheinen das schmale Fischerdorf geradezu ins Meer drücken zu wollen. Schroff fallen die grauen Wüstenhügel direkt ins Meer, vom Berg bis zum Wasser bleiben oft keine fünfzig Meter. Aus diesem Grund sieht man in Cabo Blanco so gut wie kein grün, wenig Palmen und kein exotisches Strauchwerk, es regnet zu wenig in diesen Breiten.

Tagsüber scheint die Sonne mörderisch, die brennend heiße Luft beißt sich trocken in die Lunge und wenn der Wind weht, legt sich ein feiner Staub auf die Landschaft wie ein blasses Tuch. Das wüstenhafte Klima im Norden Perus mit seinen glühenden Sonnenstrahlen und der trockenen Luft haut selbst zähe Mannsbilder um, die abends so angeknockt ins Bett fallen, als hätte der Gegner ihnen ein Bügeleisen vor den Kopf geknallt.

Auch der Nobelpreisträger kann einen Zipfel des Ruhmes erhaschen. Am Ende des Aufenthaltes in Cabo Blanco wird Ernest Hemingway schließlich vier Riesenfische – zwei Schwertfische und zwei Marline – gefangen haben. Die beiden Pez Espada sind eher klein, die beiden Marline jedoch überzeugen mit beachtlichem Gewicht. Als Trophäe lässt man den erlegten Fisch an einer Seilwinde über die Pier von Cabo Blanco hängen.

Die Statistik über Black Marlin caught by Members and Guests of the Cabo Blanco Fishing Club weist bei dem Stichwort Ernest Hemingway, Havana, Cuba aus: Zwei Fänge, 680 und 750 Pfund. Elicio Argüelles findet sich im Register des Klubs mit den Marlin-Fängen von 730 Pfund und mit einem Fang von 900 Pfund im Mai 1956 wieder. Zusätzlich zu dem Marlin von über tausend Pfund, der auf der Rekordtafel des Thousand Pound Club auftaucht.

Nach 36 Tage in Cabo Blanco verabschiedet sich 

Loading

Ernest y Fidel

Als Fidel Castro und seine bärtigen Revolutionäre in Havanna siegreich einziehen, am 2. Januar 1959, da weilt Ernest Hemingway bereits in Ketchum, im gebirgigen Norden der USA, das sein letzter Wohnsitz werden sollte. In jenen Tagen ruft die New York Times den Autor in Ketchum an und will wissen, was er denn von den Vorgängen auf Kuba halte. Doch der Autor erwähnt weder Batista noch Castro. Er sagt bloß: Dem kubanischen Volk wünsche ich das beste.

Während seines Geburtstagsfestes im Juli 1959, Ernest Hemingway weilt in Spanien, auf La Cónsula bei Málaga, da spricht ihn ein Gast auf Kuba an und will wissen, was der Nobelpreisträger von Fidel Castro hält, der da seit über einem halben Jahr auf der Tropeninsel die Fäden zieht. Der Schriftsteller antwortet ziemlich rätselhaft auf Spanisch, Ya perdí el corazón, bemerkt Ernest Hemingway leise. Mein Herz ist verloren gegangen.

Das Herz verloren. Auf Kuba, das er Anfang des Jahres verlassen hat, das meint er wohl. Aber möglicherweise ist damit sein Herz auch von dieser Welt entschwunden, weil er nach dem Auszug aus dem Paradies wie eine verlorene Seele umherirrt.

Mitte Januar 1960, die Revolutionäre um Fidel Castro und Che Guevara sind bereits ein Jahr an der Macht, besuchen die Hemingways noch einmal die Finca Vigía. Ernest Hemingway und seine Frau Mary sind stets Gegner des Batista-Regimes gewesen, doch auch den neuen Machthabern mögen sie nicht so recht über den Weg trauen. Sie fürchten, dass man ihnen die Finca Vigía fortnimmt und die Schätze ihres Lebens – wertvolle Gemälde, Manuskripte, Briefe – für immer verloren gehen.

Wenn Ernest Hemingway gefragt wird, dann

Loading

Es wird wieder Frühling werden

Auf Finca Vigía, seiner kubanischen Farm bei San Francisco de Paula, lebt Ernest Hemingway das Leben, von dem er immer geträumt hat. Hier mitten in den Tropen kann er der Mensch sein, der er immer sein wollte. Ein Schriftsteller, ein Frauenheld, ein Familienvater, ein Freund des Meeres. Und vor allem ist er ein Mensch, der mit jeder Pore merkt und spürt, dass er lebt, richtig lebt.

Das Leben fühlt sich wunderbar an, dieses unbekümmerte Leben auf dieser heiteren Insel, die er so sehr braucht, um den Akku für seinen hochtourigen Motor aufzuladen. Er braucht die Tropen für den Körper und noch mehr für seine Seele, Kuba wird sein Garten Eden mit ewigem Sonnenschein. 

Üblicherweise durchlebt ein Mensch ja den jahreszeitlichen Kreislauf der Natur. Auf seiner Finca Vigía jedoch herrscht unentwegt Hochsommer, der Frühling findet an einem Dienstagnachmittag statt, der Herbst schickt ein paar wilde Stürme und heftige Unwetter. Der Winter bleibt ein gänzlich unbekanntes Phänomen.

Immerfort sucht Ernest Hemingway diese Sonnensphären, seine Lieblingsplätze befinden sich fast alle in den Tropen oder in warmen Gefilden. Der Schriftsteller braucht die sommerliche, wolkenlose Natur, die ihn erwärmt. Der eisige Winter fühlt sich für ihn an wie ein kleiner Tod.

Part of you died each year
when the leaves fell from the trees
and their branches were bare against
the wind and the cold, wintery light.
But you knew there would always
be the spring, as you knew the river
would flow again after it was frozen.

Ernest Hemingway kennt

Loading

Neue Hoffnung für Cabo Blanco

mit José Koechlin von Stein, Lima im März 2017;
Photo: R. Stock

Im Hafenbecken vor Cabo Blanco liegt die alte Miss Texas vor Anker, das Boot von Alfred Glassell und Ernest Hemingway. Und der alte Kahn, der Jahrzehnte in einer Werft in Talara vor sich hin moderte und später im Yachthafen von Ancón für kleinere touristische Ausfahrten genutzt wurde, erstrahlt heute in frischem Glanz. José Koechlin von Stein, der Besitzer der feinen und umweltbewussten Hotelkette Inkaterra, hat das Boot im Jahr 2013 von dem Schiffsmakler Hernán Balderrama Jabaloya erworben, nachdem das ausrangierte Boot zuvor durch verschiedene Hände gewandert war.

Zwei Jahre lange hat José Koechlin die alte Barke liebevoll restaurieren lassen und schließlich wieder in seinen ursprünglichen Heimathafen nach Cabo Blanco zurückgebracht. Norm Isaacs, ein US-Angelveteran und Moderator der TV-Sendung Big Game Fishing the World auf ESPN, kümmert sich nun als Kapitän um das frisch verjüngte Boot. Inkaterra plant in den nächsten Jahren, die Gegend um Cabo Blanco einem nachhaltigen Ökotourismus zu erschließen.

Südlich des Fishing Clubs hat der Unternehmer des Jahrgangs 1945, dessen Vorfahren aus dem Elsass und aus Wien stammen, gerade zwei Kilometer Strandgrundstücke erworben. Die Grundlage für einen konservierenden Tourismus ist gelegt, sagt José Koechlin, der sich mit schwierigen Projekten auskennt, denn er hat in Peru die beiden Werner Herzog-Filme Aguirre, der Zorn Gottes und Fitzcarraldo produziert.

Das Land, es sei im Aufbruch, biete Möglichkeiten. „Machu Picchu hat sich in Peru zur alles dominierenden Touristenattraktion entwickelt. Aber wir können in unserem Land noch weitere Qualitätsziele aufbauen. Für einen internationalen Ökotourismus bietet Cabo Blanco neben dem Meer und der Landschaft zwei wichtige Anreize. Zum einen Glassells Weltrekord im Hochseeangeln. Und vor allem: Hemingway war hier.“ Sechs Wochen war Ernest Hemingway in Cabo Blanco, im Jahr 1956, und fast jeden Tag war er auf der Miss Texas, auf dem blauen Pazifik, zu finden.

José Koechlin wird nicht nur irgendeine Hotelanlage bauen, sondern den gesamten Landstrich nachhaltig entwickeln. Mit einer Fauna-Observation, dem Aufbau von Flora-Kulturen und der Stärkung der lokalen Kleinwirtschaft, wie er es bei seinen anderen Anlagen in Cusco oder im Regenwald bei Madre de Dios bereits vorgemacht hat. Seine ökologische Wirtschaft möchte José Koechlin am liebsten über ein Naturreservat sichern, einem Meeresstreifen, der sich auf 141 Küstenkilometer rund um Cabo Blanco erstreckt, und Natur und Kleinfischerei unter besonderen Schutz stellt.

Auch ein Antrag bei der UNESCO, das Meer vor Cabo Blanco als Patrimonio Cultural Inmaterial de la Humanidad einzustufen, als schützenswertes Kultur- und Naturerbe der Menschheit, ist in Arbeit. Möglicherweise gelingt es mit solch ökologischen Maßnahmen, die großen Fische wieder vor die Küste von Cabo Blanco zu bringen.

„Das Meer um Cabo Blanco ist leer,“ sagt der peruanische Unternehmer betrübt, „dieses Land hat seinen Norden jahrzehntelang vernachlässigt.“ Den Vorschlag eines Naturreservates um das Meer hat José Koechlin vor einigen Monaten zusammen mit Wissenschaftler der University of Miami dem peruanischen Umweltministerium übermittelt.

José Koechlin treibt eine Vision um, die sich – so beschreibt er es selbst – in einem kurzen Satz zusammenfassen lässt. „El Viejo y el Mar“. Er möchte das Meer vom industriellen Fischfang und anderen Sünden der Vergangenheit befreien und es den einfachen und aufrechten Fischern aus Cabo Blanco zurückgeben. Und Ernest Hemingway, den José Koechlin wegen seiner humanen Sichtweise überaus verehrt, soll dabei helfen.

Loading

Ernest Hemingways letztes Haus

Das Haus der Hemingways in Ketchum, Idaho;
Photo by W. Stock, 2018.

Das abgeschiedene Landhaus ist im Nordwesten außerhalb der Stadt in einen grünen Hügel eingebettet. Die Straße besitzt keinen Namen, es ist die Verlängerung des East Canyon Run Boulevards, früher standen hier keine Gebäude, heute heißt der feine Stadtteil Warm Springs Neighborhood. Unter einem Holztorbogen, wie auf einer Ranch im ländlichen Amerika üblich, steht dann irgendwann Private Road auf einem abschreckenden Schild.

Man muss einen unbefestigten Weg steil hinauffahren bis man dann auf die Anhöhe zum ersten Haus auf dem Schotterweg kommt. Man kann das Auto im Vorhof parken und über den Hintereingang in das Hemingway House eintreten. Der Haustürschlüssel liegt bei Jenny, der Direktorin der Ketchum Community Library. Und die rückt ihn im Normalfall nicht heraus.

Das große Haus, von weitem sieht es wie aus Holz gebaut aus, ist aus massivem holzfarbenen Zement. Alles scheint hochwertig und doch kein Protz, das Anwesen ist zweckmässig und harmonisch in die raue Natur eingepasst. Der Baustil gleicht dem der Sun Valley Lodge, möglicherweise wurde es vom selben Architekten konzipiert mit dem gleichen Baumaterial.

Das Haus selbst besteht aus drei Ebenen, der Wohnebene von vielleicht 80 Quadratmetern, darüber das Obergeschoss in gleicher Höhe und einem Basement von etwa 60 Quadratmetern. Das Grundstück geht bis weit hinunter zum Big Wood River, insgesamt über drei Hektar Land, eine Meile Flussbreite gehört zum Grundstück, einem der größten in ganz Ketchum.

Das Untergeschoss, das innenläufig über eine schmale Treppe mit der Diele im Wohngeschoss verbunden ist, diente 

Loading

Ernest Hemingway trifft Gabriel García Márquez

Ein junger Schreiber aus der lateinamerikanischen Boom-Generation wird Ernest Hemingway und seiner Ehefrau Mary Anfang 1957 in Paris am Boulevard St. Michel fast in die Arme laufen. Gabo erblickt, an einem Regentag, sein großes Vorbild auf der anderen Strassenseite. Doch der damals außerhalb seines Heimatlandes völlig unbekannte 29-jährige Kolumbianer Gabriel García Márquez ist zu gehemmt, um auf Ernest Hemingway zuzugehen. Und deshalb ruft er von der anderen Straßenseite ein lautes Maaaeeestro!.

Ernest Hemingway, der natürlich weiß, dass nur er mit dem Zuruf Meister gemeint sein kann, winkt mit der Hand und schreit auf Spanisch zurück: Adiooos, amigo!. So haben sich diese zwei Großmeister der Erzählung getroffen, sich kurz über die Straße etwas zugerufen und dann nie wieder gesehen.

Doch der schüchterne Kolumbianer, er ist 28 Jahre jünger als der US-Amerikaner, sollte in seinem Stil von Ernest Hemingway nachdrücklich beeinflusst werden. Sein Relato de un náufrago ist nicht vorstellbar ohne Der alte Mann und das Meer. Der vollständige Titel des Werkes lautet Bericht eines Schiffbrüchigen, der zehn Tage lang, ohne zu essen und zu trinken, auf einem Floß trieb, der zum Helden des Vaterlandes ausgerufen, von Schönheitsköniginnen geküsst, durch Werbung reich, gleich darauf durch die Regierung verwünscht und dann für immer vergessen wurde.

Der Kolumbianer García Márquez hat die kuriose Geschichte zuerst im Jahr 1955 als Erzählserie in der Tageszeitung El Espectador aus Bogotá veröffentlicht, bevor sie

Loading

Hadley Richardson – die erste Ehefrau

Ein Schatten liegt schon über der Ehe: Hadley Hemingway, John Bumby Hemingway und Ernest Hemingway in Schruns, Österreich, im Jahr 1926. Credit Line: Ernest Hemingway Collection. John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston.

Die erste Ehe schließt Ernest Hemingway im September 1921 mit Elizabeth Hadley Richardson, einer acht Jahre älteren pausbäckigen Rothaarigen aus St. Louis. Die herbe Hadley bewundert ihren Ernest, als Ehemann, als Vater und als Schreiber. Der Sohn John kommt im Oktober 1923 im kanadischen Toronto zur Welt. Mit Hadley reist der angehende Schriftsteller nach Paris, wo das Ehepaar im Quartier Latin eine spärliche Wohnung in der Rue du Cardinal Lemoine 74 bezieht.

Das Ehepaar hat nur wenig Geld, Ernest kein geregeltes Einkommen. Die Hemingways leben von einer kleinen Erbschaft, die Hadley einbringt. In Paris lernt der junge Amerikaner die Avantgarde der europäischen Künstler kennen. Picasso, Juan Gris, Jean Cocteau, Joan Miró. Der Journalist aus Chicago ist begeistert vom kulturellen Aufbruch der neuen Generation.

Doch Ernest, der mit seinem neuen puristischen Schreibstil durchaus für Aufsehen in Paris sorgt, findet keinen Verleger. Hadley tröstet ihren Mann und spricht ihm Mut zu. Seine Stories seien einzigartig, eines Tages würde sich schon ein Verleger finden, der die Geschichten druckt, und sie würden ein großartiger Erfolg werden. Und in den Buchhandlungen würde seine Portrait hängen, Ernest mit einem Lächeln und mit einer Pfeife im Mund.

In dem letzten Kapitel von Paris – Ein Fest fürs Leben hat der junge Schriftsteller die beglückenden Tage in Paris und in Schruns, auf Skiurlaub, liebevoll festgehalten. Paris hat kein Ende, nennt er das Kapitel, und wenn man sich in den Text fallen lässt, spürt man das unbefangene Glück, das Ernest Hemingway und Hadley und der kleine John, Bumby genannt, im Montafon erleben. Wenn man will, kann man in Hemingways Text ‚Paris‘ auch durch den Begriff

Loading

Ernest Hemingway liebt das Sun Valley

Zum Jagen und Fischen durch die gewaltigen Berge und entlang den klaren Bächen der Rocky Mountains. Das ‚Hemingway Memorial‘ oberhalb von Ketchum;
Photo by W. Stock, 2018

Das erste Mal besucht der Schriftsteller das Sun Valley Ende der 1930er Jahre, auf Einladung von Averell Harriman, einem Politiker und Präsidenten der Union Pacific Railroad. Harrimans schlauer PR-Manager erfindet den Begriff Sun Valley als Klammer für die kleinen Orte im Tal, die bis dahin mehr recht als schlecht von der Ausbeutung der Silberminen gelebt haben. Sun Valley, diese Charakterisierung ist nicht unzutreffend, denn die Sonne scheint intensiv in Ketchum und in den Nachbarorten, kräftiger Sonnenschein in einer frischen Bergluft ohne Schwüle, ein feiner Platz für angenehmen Touristen, sommers wie winters.

Damals werden zahlreiche illustre Persönlichkeiten in die entlegene Region eingeladen, in der Absicht, sich über Prominenz wie Lucille Ball, Jane Russell oder Clark Gable landesweit ins Gespräch zu bringen. Über die Jahre entwickelt sich das Sun Valley zu einem Anziehungspunkt für kaufkräftige amerikanische Touristen. Das Wood River Valley, so heißt das Tal außerhalb der PR-Sprache, hat es auch Ernest Hemingway rasch angetan.

Das Sonnental ist sein Revier. Der Autor mag in Idaho auf die Jagd nach Wildvögeln gehen, nach Enten, Tauben oder Fasanen, im Sun Valley Gun Club kann er Tontauben schießen, er spielt mit seinem Freund Gary Cooper Tennis, in den klaren Bächen um Ketchum kann er ausgiebig Angeln und Fischen.

Als Ernest Hemingway nach dem Spanischen Bürgerkrieg das erste Mal

Loading

Inge Schönthal – die kecke Fotografin

Der alte Mann und das attraktive Mädchen

Irgendwann im Frühjahr des Jahres 1953 ist eine junge deutsche Fotojournalistin bei ihm auf Kuba aufgekreuzt, sie arbeitet für die Hamburger Zeitschrift Constanze. Die junge Frau hat sicherlich ein dutzendmal auf der Finca Vigía angerufen, er hat sie abgewimmelt oder sich verleugnen lassen, bis die Reporterin ihn dann schließlich doch selbst an die Strippe kriegt. „Dann kommen Sie zum Lunch. Ich schicke Ihnen meinen Fahrer. Und bringen Sie einen Badeanzug mit“, gibt Ernest Hemingway ihr mit auf den Weg.

Über zwei Wochen ist die junge Deutsche auf der Finca bei den Hemingways geblieben und sie hat in dieser Zeit erstaunliche Fotos geschossen. Eines zeigt den Schriftsteller mit dem kecken Mädchen im Fischerdorf Cojímar, einen erlegten Marlin von vielleicht 30 Kilo in der Mitte. Auf dem Ursprungsbild ist der Maat Gregorio Fuentes noch drauf, man ist gerade von einer Ausfahrt mit der Pilar zurück und hat allerdings keinen Fang gemacht. Doch in der Eisbox der Kooperative von Cojímars Fischern findet sich noch ein Exemplar, der kleine Marlin liegt dort eisgefroren seit Wochen.

Die Fotografin, die Bildfolge ist per Selbstauslöser aufgenommen, hat einen hautengen trägerlosen Badeanzug an, das sonnengebräunte Dekolleté fällt ins Auge, ebenso die hübschen Beine, das neckische Lachen, und Ernest umgreift mit der linken Hand die phallische Schwertspitze des Marlins. Ein solches Foto ist, noch heute würde man sagen, verdammt sexy, für die damalige Zeit ist es ein Knüller gewesen. Und auch Ernest Hemingway scheint in der Tat ein bisschen besäuselt, vielleicht von ihr, wohl mehr noch allerdings von den Prozenten.

Die junge Journalistin, sie ist in

Loading

Seite 53 von 68

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén